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H 243 Mittwoch, den 17. Oktober. «rMnt täglich, «II Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends sür den fol ¬ genden Tag. AM vierteljährlich I M. s» Pta-, monatlich so Pfg., Llnzel-Nrn. s Pfg. vestellungm nehmen alle Poft- onstalten, Postdolen and die Ausgabe stellen de» Tage blattes an. ^ezirksa^^ A nserat« werd« 1 «it » Pfg. für « gespaltene S-rxa»» teile berechnet. Kleinster Inserat» betrag ro Pfg. komplizierte und t»- btllartsch« Inserat» , «ach besondere« , Tarif. Inseraten - Annah«, Pir die jeweilig? kldend-Nummer tU vormittag» io Uh« Amtsblatt der König!. Ämtshauptmannschast Flöha, des König!. Ämtsgerichts und -es Stadtrais M Frankenberg. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die mit einem so großen Aufwand von Reklame an- gekündigte Erwiderungsschrift des sattsam gekennzeichneten englischen Arztes Mackenzie, welche am Montag mittag gleichzeitig in Leipzig und Berlin zur Ausgabe gelangen örtliches «nd Sächsisches, , « - s..». 16. Oktober 1888. ., / " dem jetzt stattfindenden Eintreffen der Rekruten dürste es für Mele von Interesse sein, mit den Bestim- wlingen über du Portofre,heittn der an Soldaten gerich. teten Postsendungen näher vertraut zu werden. Diese Vorschriften sind zum Nachteil der Betreffenden größten- teils nur wenigen bekannt. Die in Reih und Glied sie- httiden Soldaten bis zum Feldwebel oder Wachtmeister einschließlich auswärts, sowie auch diejenigen Sekondc- leutnaiils, welche zwar mit dem Leutnantscharakter be- liehen worden sind, aber nicht in den mit dieser Stellung verbundenen Militärbezügcn stehen, genießen für ihre Person innerhalb des deutschen ReichspostzebieteS, sowie im Verkehr zwischen dem deutschen Reichspostgebut einer- seiis und Bayern und Württemberg andererseits folgende Portovergünstigungen: l) Für gewöhnliche Briefe an die Soldaten kommt, insofern diese Briefe als „Soldaten- brief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" bezeichnet sind und das Gewicht von 60 8 nicht übersteigen, Porto nicht in Ansatz. 2) Für die an Soldaten gerichteten Postanweisungen auf Beträge bis zu 15 M. beträgt das Porto nur 10 Pf., ohne Unterschied auf die Entfernung. 3) Für die an Soldaten gerichteten Pakete ohne Wert angabe bis zum Gewicht von 3 KZ einschließlich kommt «in ermäßigtes Porto von 20 Pf. ohne Unterschied der Entfernung zur Anwendung, das für unfrankierte Soldaten- jukete ohne Wertangabe bis zum Gewicht von 3 KZ nicht zur Erhebung gelangt. Die unter 2 bezeichneten Postanweisungen, sowie die Begleitadressen zu den unter 3 erwähnten Paketen müssen ebenfalls mit dem Ver merke: „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Em- psängerS" versehen sein, und zwar muß dieser Vermerk in den sür die Aufschrift bestimmten Raum geschrieben werden. An Stelle des schriftlichen Vermerks können auch sog. „Soldatenbriefmarken", wie solche in der Druckerei dieses Tageblattes zu haben sind, mit dieser Bezeichnung aufgeklcbt werden. Beurlaubte Militärs und einjährig Freiwillige haben keinen Anspruch auf Portovergünstigung. — Im Vorjahre sind auf den sächsischen Eisenbahnen von 26^ Millionen Reisenden im ganzen nur zwei zu Schaden gekommen, somit kam auf 13 Millionen Reisende nur ein Verletzter. Durch eigene Schuld verunglückte ein einziger Reisender tödlich. Selbstredend ist die Zahl ter Verunglückungen unter den Beamten und Arbeitern eine weit größere. Sie beläuft sich auf 38, wovon 27 getötet und 11 beschädigt wurden. Im Verhältnis zum Verkehr sind diese Ziffern ebenfalls mäßige. Sind ja im Jahre 1886 21 Personen in Sachsen allein vom Blitze erschlagen worden, und ungleich größere Ziffern würde man erhalten, wenn man die auf der Straße sich ereignenden Unfälle zusammenzählte. — Innerhalb des Königreichs Sachsen sind für den Monat September d. I. 12 auf Gebäude gefallene Blitzschläge (4 zündende und 8 kalte) zu verzeichnen ge wesen. Dieselben verteilten sich auf die amtShauptmann- schastlichen Bezirke von Bautzen mit 3, von Kamenz mit 2, von Freiberg, Großenhain, Meißen, Grimma, Auerbach, Chemnitz und Plauen mit je 1. Im gleichen Monat des JahreS 1886 betrug die Zahl der Blitz- schlüge auf Gebäude 31, im Jahre 1887 dagegen 14. — Ueber eine Begegnung, die ein Leipziger Bürger «it dem internationalen Gauner Gregory Ostrowsky, dessen Verurteilung wir in unserer letzten Sonntags nummer meldeten, gehabt hat, weiß das „Leipz. Tagebl." folgendes zu erzählen: Im Juli 1880 fuhr ein hiesiger Fabrikant von Reval nach St. Petersburg, wobei er den Schlafwagen benutzte. In demselben Koupee befand sich ein junger, elegant gekleideter Mann, welcher sich sehr schweigsam verhielt und, da auch der Leipziger keine Notiz von ihm nahm, ruhig einschlief. Am Morgen be merkte dieser, daß sein Reisekollege verschwunden war, und mit ihm die gefüllte Brieftasche des Leipzigers, die 2000 M. in russischen Scheinen enthielt. Der Bestohlene erstattete in St. Petersburg der Polizei sofort nach seiner Ankunft Anzeige von dem Verlust und gab eine nähere Beschreibung des betreffenden Mannes, denn nur dieser konnte ihn bestohlen haben. Allerdings verhielt sich die Petersburger Polizei merkwürdig kühl zu dieser Sache und erklärte, vorläufig nichts thun zu können. Glück- licherweise gelang cs dem Fabrikanten, den Gauner 2 Tage nachher wieder auf der Eisenbahn zu treffen. Er veranlaßte natürlich seine sofortige Festnahme. Nun konnte er sich aber das Benehmen der russiichen Polizei beamten erst recht nicht enträtseln. Hatte man ihn 2 Tage vorher kühl behandelt, so war dies nun wieder der Fall, hingegen kam man dem Diebe höflich entgegen, ja, der Kommissar gab demselben sogar Feuer, damit er sich seine Zigarette anzünden könne. Und dies noch obendrein, nachdem die Brieftasche bei ihm gefunden worden war. In dieser fand sich noch die gesamte Summe unversehrt vor. Gleichzeitig förderte die Untersuchung noch eine Brieftasche zu Tage, welche einem Herrn tags vorher ebenfalls im Schlafwagen auf der Bahn gestohlen worden war und worüber eine Anzeige vorlag. Ja, man wollte den Gauner nicht einmal m Haft behalten, und geschah dies erst auf energisches Drängen des Bestohlenen. Das Geld blieb in den Händen der Polizei. Im Jahre 1882 ist Ostrowsky, als welcher sich der Gauner ent puppte, entsprungen, und nach russischem Gesetz kann der Fabrikant sein G.ld nur innerhalb 9 Jahren wiederer langen. Die nöligen Schritte hierfür find bei der Ber liner Kriminalpolizei bereits gethan. — Wie bedeutend Mit dem Wachsen einer Stadt der Wert des Grund und Bodens gestiegen ist, erhellt aus der Thalsache, daß die Firma Bäßler u. Bomnitz in Neustadt bei Leipzig, die Besitzerin eines der größten Sägewerke Deutschlands, für ihr außerordentlich um fangreiches Terrain s. Z. so viel Pfennige per Ouadral- elle gezahlt hat, wie dieselbe beim Verkauf jetzt Mark kostet. Mit kommenden Ostern wird die genannte Fabrik nach Borsdorf verlegt, wodurch von neuem zu einem ganzen «Stadtviertel Platz geschaffen wird. — Der im September in Zittau verstorbene Fabrikbesitzer Willmer hat zum Besten einer Arbeiter pensionskasse zwei Vermächtnisse von zusammen 66000 M. ausgesetzt, deren Verwaltung das städtische Stiftungsamt übernimmt. — Schon seit längerer Zeit hat die Thatsache, daß der aus der Rinderfinne stammende Bandwurm bei Menschen sehr häufig vorkomml, wogegen Finnen in den Rindern sehr selten gefunden werden, die Berliner städtische Flcischschau veranlaßt, dem Vorhandensein von Finnen bei Rindern ein ganz besonderes Augenmerk zu- zuwenden und nach den Stellen zu suchen, wo sich die Finnen am häufigsten einnisten. Die fortgesetzten Beobachtungen haben nun ergeben, daß als solche der innere Kaumuskel zu betrachten ist. Seitdem dies fest gestellt ist, wird, wie die „Allg. Fleischerztg." mittcilt, bei sämtlichen geschlachteten Rindern die gedachte Muskel auf Finnen untersucht. Auf Grund dieser Untersuchungen find im September im Zcntral-Schlachthof in Berlin nicht weniger als 12 Rinder als zur menschlichen Nahrung ungeeignet beanstandet worden. — Unfülle undVergehen. Vor einigen Tagen wurde der 79 Jahre alte Handarbeiter Götze auf Bernsdorfer Flur tot aufgefundeu. Derselbe hatte sich am 8. Oktober vormittags aus seiner Wohnung in Bernsdorf entfernt und soll nach dem gerichtlichen Befund deö Leichnams erfroren sein. — Ain 11. d. in den Morgenstunden ist der 52 Jahre alte Nadlermeistcr und Hausbesitzer Mühlbach in Königsbrück, anscheinend in trunkenem Zustande den Heimweg verfehlend, über die Brückenbrüstung zum Pulsnitzmühlgraben gestürzt und hat das Genick gebrockten. Der selbe hinterläßt Fran und 3 unmündige Kinder. — In Dürr hennersdorf stürzte abends in der Dunkelheit ein 64jühriger Arbeiter in den Doribach und ertrank. — . Berlin wurde diese- sollte, ist konfisziert word^ und seine Aerzte" Werk Mackenzies ,,Fr Zmittages polizeilich be- noch im Laufe des g-l r u . Sortimentsbuchhandlung, schlagnahmt. D'° ^ Berlin übernommen, hatte be- welche den Vertrieb s Ausfertigung hergerichtet, auch reits alle Bestellungen M » die Beschlagnahme 2000 Ek-mplare Hon av^ Exemplare konfisziert erfolgte. Z" L"M 't hat das Gericht in Mühlheim wordcn. Wie verlaulel, ^»ajeMSbeleidigung und an- die Beschlagnahme weg-« MN, ^f Grund dieses derer BeletdMNgen au g IP Staatsanwalt in „stm. M-W. Duisburg die Beschlagnay e blikation der genauen Gründe w'ro , u ßer Teil d-r deutsche» eine Ehrenpflicht betrachtet,^ die Reklame- tramm-7chärÄ keinerlei Interesse entgegen- trommel charakteristerr Buches, durch da» zubrlngen und sich dem 2 si ch » kam cs denn, v I H dazu hergab, den Verlag lunaen von Namen uno xmng v » der deutschen Ausgabe zu übernehmen, bis die Firma Adolf Spaarmann in Styrum «m Rheinland, eine Buch Handlung, welche daS absonderlichste litterarische Zeug, namentlich auch „Jndianergeschi^ ihrer Verlagsthätigkeit gemacht hat, Mackenzies Arbeit übernahm. Zu den vielen bitteren Erfahrungen, welche die genannte Verlagsfirma im Laufe der Zelt durchv-r- unglückte Unternehmungen schon machen mußte ge ellt fich nun ein sicher ganz unermeßlicher Schaden, der durch die oben vollzogene Konfiskation ihr bereitet wird. Es ist eben ein gefährliches Spiel, wenn jemand durch anti- nationale Schmähschriften glaubt, Geld verdienen zu können — das reine Spiel vu buvZuok Glückt da» Unternehmen, dann lassen sich die Judasgroschen leicht und reichlich ernten, — schlägt's fehl, kann eS Existenzen, kosten! Ob Mackenzie seinem Verleger, welcher die U-bernahme des Buchs durch den Grundsatz „Man muß beide Teile sprechen lassen" ein Mäntelchen umhäng« wollte, den Schaden deckt, dürfte bei der geldliebend« Natur Mackenzies schr zweifelhaft sein! — Als der Kaiser am Sonntag die Kapelle in der deutschen Botschaft betrat, reichte er dem Geistlichen, Lie. Rönnecke, die Hand und nahm mit dem Prinzen Hein rich und dem Botschafter Grafen Solms vor dem Altar Platz. Der Predigt lag der Text: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln" zu Grunde. Von der Botschaft begab sich der Kaiser nach dem Pantheon, in welchem König Viktor Emanuel begraben liegt. Dort angekommen, nahm der Kaiser den für das Grab de» König« bestimmten Lorbeerkranz selbst vom Wagen und trug ihn in die Kirche. Bei der Niederlegung deS Kran zes waren die Veteranen behilflich, welche am Grabe die Totenwache halten. Der Kranz des Kaisers war mit goldenen Früchten und breitem Bande in den deutsch« Farben geziert. Die hohen Besucher und ihr Gefolge schrieben sich in das in der Kirche ausliegende Fremden buch ein. Im Laufe des Nachmittags entlud sich ein heftiges Gewitter mit starkem Regenguß über der Stadt. Nachdem der Regen nachgelassen, besuchten die beiden Monarchen noch die Billa Borghese und nahmen dann die Meldungen der in Rom anwesenden Generale ent gegen. Dem Abendfest auf dem Kapitol vom Sonnabend abend wohnte auch der Reichstagsabgeordnete Graf Doug las bei. Der Kaiser begrüßte den Grafen sehr freund- lich. Am Montag herrschte wieder recht schlechte» Wetter. Die für den Vormittag geplante Fahrt nach Tivolt wurde deshalb aufgegeben, wie schon am Abend zuvor die geplante große Beleuchtung des Forums* hatte abge« ^ werden mü s^, DerKaiser nahm deshalb mehrere Sehenswürdigkeiten der Stadt selbst in Augenschein, Crisvi bMt^ein? /"eilte Audienzen. Ministerpräsident Herbert Msmaick! Unterredung mit dem Grases