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§ im Vatikan statt. 9 1 j 2 Mes Söhn- Erde über« für die viel« liebevoller ranken, tober 1888. Litern icharias Flegel. Z Lrjchllnt ILgNch, mil Ausnahme der Eonn- und Festtage, abmdS für den sol» gendcn Tag. Preis vierteljährlich I M. bd Pt«., monatlich so Pfg., Sinzcl-Nrn. b Pfg. iScstcllnngcn nehmen alle Post- anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. n Gott uil« n H Jahren !n Freunden ligen. ctober 1888. ad Frau m. 60 „ 67.," 17„, «tag, al« i an beiden n stärk ¬ sten das mächtige Königsschloß, auf dessen Turm sich stolz die deutsche Flagge im Winde bauschte. Tausende und aber Tausende von Fremden waren von nah und fern herbeigccilt, Zeugen des glänzenden Schauspieles zu sein. Der Bürgermeister von Rom forderte in einer besonderen Proklamation zur würdigen Begrüßung des kaiserlichen Gastes auf. Etwas ganz Besonderes ist bei der Aus stattung der Feststraße in Fontainen geleistet. Auf dem Bahnhofsplatze, in der Via nazionale schießen mächtige Wasserstrahlen in die Höhe. Riesige Tribünen in den italienischen und deutschen Farben waren an verschiedenen Stellen der Einzugsstraßs errichtet, und bis auf den letz ten Platz besetzt. Das Wetter war befriedigend. Alle Blätter heißen den Kaiser in den wärmsten Begrüßungs artikeln willkommen. Die Stimmung ist Kaiser Wilhelm außerordentlich günstig. Es herrscht kolossales Leben und Treiben in den Straßen. Einen malerischen Anblick ge währt in den Einzugsstraß m der Ausputz der Fenster und Balkons mit reichen Teppichen; ein prächtiger Da menflor z-igt sich an den Fenstern, auch auf den Dächern haben Neugierige ein Plätzchen gesucht und gefunden. Der Ministerpräsident Crispi wurde lebhaft von der Volksmenge begrüßt, als er sich auf den Bahnhof begab. Auf demselben fanden sich weiter ein die Prinzen des italienischen Königshauses, der junge Kronprinz Viktor Emanuel, Herzog Amadeus von Aosta, der vormalige König von -Spanien, Herzog Thomas von Genua, der mit einer bayerische» Prinzessin vermählt ist; den Schluß bildete der König Humbert in großer Uniform mit den preußischen Orden, vom Volke mit donnernden Ovationen begrüßt. Kaiser Wilhelm stand bereits am Fenster, als der Extrazug in die Halle einlief. Die Erregung der freudigen Erwartung lag in seinen Zügen. Unter der üblichen Begrüßung hielt der Zug. König Humbert schritt auf den Wagen zu, aber Kaiser Wilhelm kam ihm bereits entgegen und begrüßte den verbündeten Mo narchen, der Kaiser Friedrich seinen besten Freund ge nannt, mit außerordentlicher Herzlichkeit. Kaiser Wil helm begrüßte darauf die Prinzen, während König Hum bert den Prinzen Heinrich bewillkommnete; dann erfolgte die Vorstellung der Gefolge (Graf Bismarck erhielt einen huldvollen Händedruck des Königs) und die Begrüßung des Kaisers durch die Vertreter der Stadt Rom, für welche der Monarch in freundlichen Worten seinen Dank aussprach. Der liebenswürdige italienische König gab seiner Genugthuung über den Besuch wiederholt lauten Ausdruck, unterhielt sich auch lebhaft mit der Begleitung des Kaisers. Hierauf erfolgte die Fahrt zum Quirinal- palast. Ohrbetäubcnd waren die enthusiastischen Ova tionen, welche den Herrschern dargcbracht wurden. Nach der Ankunft im Quirinal wurde der Kaiser vom großen Hofdiensl zu den fürstlichen Damen geleitet. Königin Margherita war umgeben von ihrer Mutter und den jungen Herzoginnen von Genua und Aosta. Die letztere, eine bonapartistische Prinzessin (Tochter Jerome Napo leons) ist bekanntlich erst seit wenigen Wochen vermählt. Die Königin begrüßte den hohen Gast mit warmer Herz lichkeit; es fiel überhaupt bei allem Zeremoniell die steife Etikette fort. Heute, Freitag, mittag fand der Besuch blichst ein Haase. Lara« - i LMUMS NM SUKMMSs Frankenberg, 12. Oktober 1888. 7 Am 24. v. M. fand unter zahlreichster Teilnahme das 50jährige Berufsjabiläum des Herrn meä. prakt. Ramm in Eppendorf statt. Die Zahl der Aufmerksam keiten, welche dem verdienten, 75 Jahre alten Jubilar in jeder Form erwiesen wurden, war eine sehr große. Im Namen der Landesmedizinalbehörde sprach Herr Bezirksarzl I)r. Fickert-Frankenberg dem Jubilar Glück- wünsche aus, außerdem waren die Vertreter der Gemeinde Eppendorf und der umliegenden Ortschaften anwesend. Als eine anläßlich des Jubiläums erfolgte Auszeichnung ist auch das Ritterkreuz II. Klasse zum Albrechtsorden zu betrachten, welches von Sr. Maj. dem König Albert Herrn Ramm verliehen und letzterem am vergangenen mnitz i 10.80 pr. 50 k 10.-- - - - 8.55- - - 8.— - - - 8.50- -- 9.75 - - - 6.50 ° - - - 8.80 - - - - 7.60 - - - - 9.25 > - - . 7.- - - - 4.20 - - - 3.10 - - - 2.80- - - 2.60 - 1 - Inserat« werd« 1 mit « Pfg. für gespaltene «arpi» teil« berechnet. kleinster Inserat«» -betrag so Pfg. kompliziertem»»» »ell-risth« Inserat» j «ach besondere« - Tarif. Inseraten-Ann-chE für die jeweilig Wend-Nummer big vormittag» 10 Uche, Sonntag durch Herrn Amtshauptmann vr. v. Gehe unter entsprechender Feierlichkeit überreicht worden ist. — König Albert wird morgen, Sonnabend, mit dem um 8 Uhr 14 Min. in Dresden ankommenden Kurier zug wieder zurückkehren und sich nach Strehlen begeben. Die Abwesenheit des Königs war bis zum 18. d. M. in Aussicht genommen, weil Se. Majestät einer Ein ladung des Grobherzogs von Toscana folgen wollte; wegen der inzwischen erfolgten Erkrankung des Groß herzogs mußte indes hiervon abgesehen werden. Inder Zeil vom 22. bis mit 27. Oktober beabsichtigt der König ,n Wermsdorf Jagden abzuhalten. — Es ist eine bekannte und ausgemachte Thatsache, daß eine arge Gesetzesunkenntnis noch in vielen Kreisen herrscht und mancher der rächenden Justiz in die Hände fällt durch eine strafwürdige Handlung, die er bei seiner Unbekanntschaft mit den Fußangeln des Gesetzes für völ lig harmlos hielt. Man kann deshalb nicht dringend genug einen Erfolg der Bestrebungen wünschen, welche die Gesetzeskunde zu einem obligatorischen Unterrichtsge genstand in der Volks- und Bürgerschule zu machen suchen. Besonders ist man vielfach auf dem Lande recht wenig vertraut mit dem „Du sollst" oder „Du sollst nicht" des Gesetzes, was schließlich bei unserer Ueberpro- duktion an gesetzgeberischen Maßregeln kaum Verwunde rung erregen kann. Im Chemnitzer Landgerichtsbezirk stand dieser Tage ein Arbeiter und seine Tochter unter der schweren Anklage der „Fälschung einer amtlichen Ur kunde" vor der Strafkammer. Derselbe war AlterS- vormund für ein jetzt heiratsfähiges Mädchen. Dasselbe hatte einen Geliebten, mit dem es sich ehelich verbinden wollte. Hierzu bedurfte es der vormundschaftlichen Ein willigung. Um dieselbe zu beschaffen, begab er sich in das Amtsgericht zu Stollberg und hier wurde ihm von dem Obervormund der die Einwilligung enthaltende Schein ausgestellt. In demselben war als Verlobter des Mündels der Name „Seidel" genannt. Als nun der Arbeiter mit dem Scheine nach Hause kam, bemerkte er, daß er sich im Namen des Bräutigams seines Mün dels geirrt hatte, denn derselbe heißt nicht „Setdel", sondern „Seifert". Um sich nun einen nochmaligen Weg in das Amtsgericht zu ersparen, so beschloß er, den Na men eigenmächtig umzuändern und sofort ließ er diese Aenderung durch seine Tochter vornehmen. Die Fäl schung wurde aber bei der Ingebrauchnahme des Scheines bemerkt und nun wurden die Schuldigen zur kriminal- rechtlichen Verantwortung gezogen. Sie gaben zwar in ganz glaubhafter Weise an, daß sie mit der Fälschung nichts Böses beabsichtigt, sich dabei gar nichts gedacht haben, allein dies konnte sie vor Strafe nicht schützen. Sie wurden zu je einem Tag Gefängnis verurteilt. — Der „Freib. Anz." schreibt: Bon zuständiger Seite wird uns mitgetcilt, daß die in letzter Zeit hier und auswärts verbreiteten Nachrichten über den in Frei berg herrschenden Trinkwassermangel sehr übertrieben sind. Wenn nach diesen Nachrichten nur noch der Kreuz brunnen Wasser geben sollte, so ist dem gegenüber fest- zustellen, daß von den gegenwärtig vorhandenen 45 Trinkwasserdruckständern seit einiger Zeit 19 kein Wasser geben, während das Wasser in 26 Druckständern ohne wesentliche Veränderung läuft. Fast ganz versagt haben die von der sog. Fischbornleilung gespeisten Druckständer. Diese Leitung befindet sich schon seit längerer Zeit in sehr schlechtem Zustand? und hat schon seit Jahren im Hochsommer kein Wasser mehr geliefert. Früher hat man, um den Mangel zu verdecken, die Fischbornleitung mit der Brauchwasserleitung zeitwillig in Verbindung gebracht; hierdurch erhielt die Bahnhofsvorstadt zwar Wasser in die Druckständer, aber kein Trinkwasser, son- I der« Röschenwasser. Diese Verbindung zwischen Brauch- ! Wasserleitung und der Fischbornleitung ist seit zwei Jah ren beseitigt, weil man eine derartige Täuschung des > Publikums nicht für richtig und die Unbequemlichkeit, j gutes Trinkwasser weit holen zu müssen, immer noch für besser hielt, als das Trinken von Röschen- und Teich wasser. Ucber die Neuherstellung der Fischbornleitung ' haben feiten des Wass-rbauausschusses unter Zuziehung I Kaiser Wilhelm in Italien. h°. wliitV eingezogen. Seit langen, langen Ä in Rom Vr Ä? wieder ein deutscher Kai- dem alten Reiche stets und ständig nur Unheil gebracht hatte. Tausende von Deut- schen liegen auf den Schlachtfeldern Italiens begraben, Erfahrung konnte die deutschen Kaiser des Mittelalters von dem schönen südlichen Lande fcrn- halten, wohin es sie wie mit Zaubergewalt zog. Auch du größten der deutschen Kaiser von Karl dem Franken an, wie Otto I., Friedrich Barbarossa, Friedrich II., ha ben nach Italien gestrebt und weniger darauf geachtet, daheim ihre Herrschaft sicher zu stellen. Die Romsahr ten waren das Unglück des alten Reiches, aus ihnen er wuchs die Schwächung und Zersplitterung seiner Macht. Heute ist das anders; das deutsche Reich ist mit dem geeinten Königreich Jialien eng verbündet, und um dem alliierten Könige die Freundeshand zum Gruße zu bieten, ist Kaiser Wilhelm II. über die Alpen gezogen; als Freund des Königs und des Landes haben ihn auch die Italiener mit Enthusiasmus empfangen. Die Zeiten, in welchen Deutschland in Italien selbst Interessen zu ver treten hatte, sind vorüber. Aus dem bunten italienischen , Staatenbündel ist ein Einheitsstaat, eine Großmacht ge worden, und wir hüten uns wohl, daran zu rütteln. Wäre es doch unser eigener Schaden, würde und müßte die deutsch-italienische Bundesfreundschaft doch dann mit einem Male ihr Ende erreicht haben, und diese Bundes- sreundschaft ist für uns sehr wertvoll. Italiens militärische Macht ist wohl von Gegnern des Staates bespöttelt und herabgesetzt worden, indessen mit Unrecht. Man läßt bei solcher Kritik außer acht, wie di: Verhältnisse vor 25 Jahren lagen und wie sie heute liegen. Es ist richtig, daß Erzherzog Albrecht von Oesterreich die ihm weit überlegene italienische Armee 1866 bei Cullozza ganz empfindlich aufs Haupt geschla gen hat, aber man muß daran denken, daß sich eine schlagfertige, kriegsbereite Armee nicht in paar Jahren bilden läßt, und Italien hatte 1866 noch ein sehr un vollkommenes Armcewesen. Seitdem hat sich aber alles bedeutend geändert; der Staat hat zu Wasser und zu Lande bedeutende Anstrengungen gemacht, seine Groß- Machtstellung kräftig zu stützen, und heute haben wir eine italienische Armee und Marine, mit der sehr gerech net werden muß. Der Wortlaut des deutsch-italienischen Bündnisses ist nicht bekannt; daß er sich auf die Vertei digung gegen Frankreich in einem von diesem begonnenen Kriege richtet, ist natürlich selbstverständlich. Und das weiß man auch in Paris, weiß, daß Frankreich, wenn es heute einen Krieg begönne, ganz anders noch geschla gen werden würde, als 1870^71. Der Minister Goblet hat ja neulich erst gesagt, wenn Frankreich jetzt einen auswärtigen Krieg begönne, würde cs denselben unter sehr ungünstigen Verhältnissen führen müssen. Am Donnerstag nachmittag begrüßte der Kayer den König von Italien auf dem Perron des Zentralbahnhofes von Rom. Auf allen größeren italienischen Stationen wurde der hohe Gast mit Hellem Enthusiasmus begrüßt, so in Pontcbba, Udrne, Bologna, Pistoja und Florenz, vielfach waren während der Fahrt am Mittwoch abend auf den zur Seite der Bahn liegenden Bergen Freudcn- feucr angezündet. Rom hatte zu Ehren des Kaiser- besuchcs das glänzendste Festkleid angelegt. Namentlich die Straßen, durch welche der Einzug erfolgte, die Via nazrale, Via del Quirinale, waren prachtvoll dekoriert. Die rotweißgrünen italienischen Fahnen waren mit deutschen Flaggen untermischt. Ein mächtiger Baldachin spannte sich auf dem Bahnhofsplatze aus, der mit Blumen und Blattgewächsen wunderbar ausgestattet war. Und so ging cs hin bis zum Quirinalpalaste, jeder Platz be sonderer Weise geschmückt, und am meisten und würdig- Ganz neu! L»U? wlf Kneisel, rchlegel. erlaubt ührung n Ist ich stets rfreute, am zu L