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H 223. irschelnt tüzltch, «U Ausnahme der kann-und Festtage, «kn» sllr den fol ¬ genden Lag. Preis vierteljährlich l M. so Pfg. monatlich so Pfg., «iniel-Nrn. dPfg. vestellungen nehmen alle Post- «asiolten, Postbrkn und die AuSgabe- stellen des rage- blatteS an. Sonntag, den 23. September ÄezLrksa^^ «^Ntz. für M «eftMene «orpa«» geil« derechaet, «letnster Inserate» »«trag i» Mg. «etnplttlrrtemldt»». tellartsch« Jns«M » «ach btsoud««» , Laris. Inserate». Iliia-HE PK di- fewetlt«, «end-srummer W »ormtttag» iä Nh«^ u. 1. Miltheilungen. 2. Bericht über die Echulkassen- und Stiftungskassen-Rechnungen vom Jahre 1887, Referent Herr Barthel. 3. Bericht über die Sladthauplkassen - Rechnung mit Anhängen vom Jahre 1887, Referent Herr Pönitz. 4. Nachvsrwilligung von 243 M. für Wiederinstandsetzung des eingestürzten Leichen- Bekanntmachung. Der Termin der Einkommensteuer ist am 30. September dieses Jahres Mg und pünktlich an unsere Stadlsteuereinnahme zu berichtigen. Frankenberg, am 14. Seplember 1888. Der Rath. - »r Kaeubler, Brgrmstr. Hallendaches. 5. Beschluß des Stadtraihs über Verwendung der Zinsen auS den Ueberschüfsen der v. Schönberg'ichsn Stiftungsgelder. 6. Dankschreiben des Albertvereins für Beihilfe zu den Unterhaltungskosten einer Albertinerin. 7. Anschaffung von 8 neuen Slurm'schen Ventilationsöfen im neuen Schulanbau und Verwilligung von 1100 M. dazu. 8. Anlegung der Neichsstraße. Rechtsanwalt Priber, Vorsteher der Stadtverordneten. Bekanntmachung. L lS^der dundesrätbli^^m H"ren Vertreter von Cigacrenfabriken, welche gemäß 9-M°i 1888 um Dispensation °?n LAch- nachluch« „.Um, D-z-m»« »888 Frankenberg, am 21. Seplember 1888. Der Nath. Dr Kaeubler, Brgrmstr. Me. 13. öffeutliche Sitzung -es Sta-tveror-neteneollegiumS Montag, den 24. September 1888, Abends 6 Ahr im Rathhanssaale. laßesorönaazt Lie Entstehung des deutschen Reiches. (Aus Kager Friedrichs Kriegstagebuch.) Es ist bekannt, daß es 187O>71 erst nach vielen Mühen gelang, das Zustandekommen des deutschen Rei- As zu sichern. Aber mcht bekannt ist, daß brr erste Ulheber der Reichsidee der spätere Kaiser Friedrich, Kronprinz Friedrich Wilhelm, war, und daß dieser zu erst sogar König Wilhelm (I,) und Fürst Bismarck gegen sich hatte. Es geht dies aus dem eben veröffmtlrchten KkieMgebuche des Kronprinzen hervor, weiches den edlen Fürsten in seiner ganzen erhabenen Größe zeigt. Nach der Schlacht bei Wörth schrieb der Kronprinz: „Unser Hauptgedanke ist, wie man nach erkämpftem Fne- den den freisinnigen Ausbau Deutschlands weiterführe. Jh hibe das Vorgefühl, daß mit diesem Kriege em Auhepunkt im Schlachtenschlagen und Blutvergießen ein- treten muß. . . Die Mitwirkung der Süddeutschen hat den Kilt für die verschiedenartigen Truppen gegeben. Die Folgen werden von ungeheurer Tragweite sein, wenn wir den ernsten Willen hegen wollen, einen solch» n Augen blick nicht ungenützt vorüber gehen zu lassen. Ich bleibe drbei, daß wir unmöglich nach erlangtem Frieden uns wit der bloßen Anbahnung neuer Bestrebungen im deut- sch-n Sinne begnügen können, vielmehr verpflichtet sind, Lim deutschen Volk« etwas Ganzes, Greifbares zu bieten md man hierfür das Lisen der deutschen Kabinette schmie- den muß, so lange es noch warm ist." Selbst beim Siege von Sedan wurde der Kaiseridee noch wenig ge dacht. Am 3. September berichtet der Kronprinz über eine Unterredung mit Bismarck: „Der Kaiserisee wurde kaum gedacht ; ich merkte, daß er ihr zugethan sei, und nahm mich in acht, nicht zu drängen, obwohl ich überzeugt bin, daß es dahin kommen muß." Von Paris betritt der Kronprinz die Prunkgemächer von Versailles, und sein erster Gedanke ist, daß gerade hier die Wiederher stellung von Kaiser und Reich gefeiert werden müsse. Am 30. September redet er den König Wilhelm auf die Kaiserfrage an: „Er betrachtet sie als gar nicht in Aussicht stehend, beruft sich auf Dubois-Reymonds Aeuße- rung, der Imperialismus liege zu Boden, sodaß es in Zukunft in Deutschland nur einen König von Preußen, Herzog der Deutschen, geben könne. Ich zeige dagegen, daß die drei Könige uns nötigen, den Supremat durch den Kaiser zu ergreifen, daß die tausendjährige Kaiser- und KönigSkrone nichts mit dem modernen Imperialis mus zu thun habe. Schließlich wird sein Widerspruch schwächer." Am 9. Oktober faßt auch Bismarck die Kaiserfrage ins Auge und sagt dem Kronprinzen, er habe 1866 ge- fehlt, sie gleichgiltig behandelt zu Haden; „er habe nicht geglaubt, baß das Verlangen im deutsch n Volke nach der Kaiserkrone so mächtig sei, als cs sich jetzt heraus stelle, und besorgt nur die Entfaltung großen Hofglanzes, worüber ich ihn beruhige". Der Großherzoz von Wei mar will zwar eine alle Deutschen einigende Verfassung, aber der Kronpnnz dringt darauf, daß Deutschland zu nächst der monarchischen Spitze bedürfte. Der später stattgehabte Fürstenkongreß in Versailles ist ebenfalls seinem Haupte entsprungen. Aber daß der Kronprinz energischer war, als alle Staatsmänner, das ergiebt seine Auffassung, daß man die süddeutschen Staaten zum Ein tritt in das deutsche Reich unzweifelhaft veranlassen könne, auch wenn dieselben Widerstand leisteten, denn er be hauptete, „daß wir uns unserer Macht gar wohl bewußt sind, folglich in dem gegenwärtigen weltgeschichtlichen Augenblicke Da-, was wir ernstlich wollen, auch zweifel los können. Nur, Gott sei eS geklagt, fragt eS sich, was wir wollen uud wer jetzt ernstlich will .... ES ist gar keine Gefahr, treten wir fest und gebietend auf, so werden Sie sehen, daß ich recht hatte, zu behaupten, Sie seien sich Ihrer Macht noch gar nicht genügend be wußt." Und als dennoch Bismarck bedenklich bleibt, er widert der Kronprinz, er, der die Zukunft repräsentiere, könne solches Zaudern nicht gleichgiltig ansehen. LS kam bei dieser Gelegenheit zu einer sehr scharfen Aus einandersetzung zwischen dem Kronprinzen und dem lei tenden Staatsmanne, wobei Bismarck die freien «euße- rungen des Kronprinzen nachteilig nannte und die Meinung aussprach, der Thronfolger dürfe dergleichen Ansichten überhaupt nicht äußern. „Ich verwahrte mich sofort auf Wie lange währt ein Traum? Es spricht die höchste Wahrscheinlichkeit dafür, ja Er- schung und Selbstbeobachtung bestätigen cS geradezu, LH Traumbegebenheiten in Wirklichkeit nur von sekun- Lm-, höchstens minutenlanger Dauer sind. Die TSu- Gng besteht darin, daß die betreffenden Erlebnisse in Wirklichkeit so lange dauern würden und wir nunmehr ^e im wachen Leben gemachten Erfahrungen in das Traumleben mit hinübernehmen. Vr. F. Scholz berichtet AS seinen Erfahrungen folgendes: „Nach schweren kör- Hrlichen Ermüdungen und einem geistig wie gemütlich fihr anstrengendem Tage begab ich mich, nachdem ich noch die Uhr aufgezogen und auf das Nachttischchcn gelegt hüte, zur Ruhe und schlief bei noch brennender Lampe sofort ein. Alsbald befand ich mich auf hoher See an Bord eines mir bekannten Schiffes. Ich war wieder Wz und stand im Ausguck. Ich hörte das Meer rau schen und goldene Lichtwolken umwogten mich. Wie lange 'ch so gestanden, weiß ich nicht; aber es war eine un- Eche Zeit. Da ändert sich die Szene. Ich war am iande und meine längst verstorbenen Eltern kamen, mich so begrüßen; sie führten mich zur Kirche, wo lauter Drzelwn erklang. Ich freute mich, wunderte mich aber i» gleicher Zeit, dort meine Frau und Kinder zu sehen. Der Geistliche bestieg die Kanzel und predigte; aber ,ch lonnie nichts verstehen, da die Orgel immer noch gespielt wurde. Ich fahre nun meinen Sohn an der Hand, um mit ihm den Kirchturm zu besteigen; aber wiederum ver wandelte sich die Szene. Statt neben meinem Sohne stand ich neben einem mir früher bekannten, in Wirklich keit längst verstorbenen Offizier. Ich bin als Militär arzt beim Manöver und wundere mich eben darüber, daß unser Major ein so jugendliches Aussehen ha, al- ganz in meiner Nähe unvermutet eine Kanone abgefeuert wird. Erschrocken fuhr ich in die Höhe, wache auf und merke, daß der vermeintliche Kanonenschuß seine Ursache in Lem O ffnen der Schlafstubenthüre, durch die jemand «ingetreten, findet. Wahre Ewigkeiten hatte ich in dem Traume durchlebt; aber als ich auf der Uhr nachsah, war seit dem Einschlafen nicht mehr als — eine Minute vergangen, viel kürzere Zeit, als man zum bloßen Er zählen braucht." So wenig Merkwürdiges dieser sonst sehr gewöhnliche Traum zeigt, so giebt er doch ein vor zügliches Beispiet ab für den hohen Grad von Täuschun gen, denen Träume bezüglich ihrer Zeitdauer unterliegen. Auch find Beobachtungen, aus denen sich ebenfalls die außerordentliche Kürze der Zeit ergiebt, innerhalb deren ein Traum im Gehirn des Schlafenden sich abspielt, wieder- holt gemacht worden. Napoleon I., der bei der Explo- fion der Höllenmaschine im Wagen schlief, durchlebte in dem unendlich kleinen Zeitraum zwischen der Wahrneh- mung des Knalles und dem Erwachen den Uebergang über den Tagliamento und die Kanonade der Oesterrei cher und erwachte mit dem Ausrufe: „Wir sind unter miniert!" Ebenso wie im Traume, hat man auch bei außerordentlichen Vorgängen, so z. B. in Fällen von dringender Lebensgefahr, beobachtet, daß die seelischen Proz sse mit ungewöhnlicher Schnelligkeit sich abspieleo. Bon einer Dame, die dem Ertrinken nahe war, wird berichtet, daß sie nach ihrer eigenen Mitteilung in dem Zeiträume von 2 Minuten ihre ganze Vergangenheit notch einmal durchlebte, wobei die unbedeutendsten Details sich vor ihrer Phantasie ausbreiteten. Scholz nimmt an, daß in Augenbl-cken großer Lebensgefahr das Seelenleben sich gewissermaßen konzentriert und eine große Fülle un- b> w^ßter Vorstellungen sich plötzlich an die Oberfläche drängen'; andererseits dürste eine Erklärung für die außer ordentliche Scknelligkeit, mit der die verschiedenen Vor stellungen im Traume auf einander folgen, wohl in dem Umstande zu suchen sein, daß mit der Ausschaltung ge- Wisser Nervenzentren (Ganglinien), wie sie allem An scheine nach im Traume statlfindet, die Bahn, welche der Nervenstrom im Gehirn zurückzulegen hat, eine so viel kürzere und der zu überwindende Widerstand ein so viel geringerer ist, als im wachen Zustande, wo jene Sang- linien, in welchen die höheren seelischen Thätigkeiten sich abspielen, als ebensoviele, die Fortleitung des Nerven stromes verzögernde Zwischenstationen in dem Gehirn apparat eingefügt sind.