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H 197 Freitag, den 24. August. «rankcnbcrgcr SagM»,, > -L<- ^ezrrKsaE^ Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends fllr den fol genden Tag. Preis vierteljährlich l M. so M., monatlich so Pfg., Einzel-Nrn. s Psg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postbeten und die Ausgabe stellen dell Tage blattes an. »litserat« W«L« - mit , M. für dt gespalten« N-qm»- »etl« derechnet, illetnster Inserate» - - betrag ss Pfg. »omplijierteundtao »«ll-rtschk JnserM- < ngch besondere» Tarif. tzerseraten-Annah»; für di« I-nxiltg- Abend-Nummer »L vormittag» l» Uhr ÄmtMa» der Äönigl. Ämtshmptmannschast Mha, des Lönigl. Äml-gericht- und des Stadirais M Frankenberg. «in englisches Urteil Wer »ie deutsche Marine. Noch niemals hat Deutschland eine so imposante Seemacht entfaltet, als gelegentlich der Nordlandsfahrt Kaller Wilhelms, welcher ja auch der Weiterentwickeluna unserer Manne das wärmste Interesse entgegenbringt Deutschlands FlotteII Die deutsche Flagge weht jetzt in allen Meeren, die Trikolore mit dem Reichsadler zeigt in den fernsten Ländern, daß Deutschland kein geographi scher Begriff mehr, sondern ein starkes einiges Reich ist, das sich durch nichts daran hindern läßt, den ihm ge bührenden Platz rn der Welt einzunehmen. Es giebt heule keinen Hanmbal Fischer mehr, der die deutsche Flotte unter den Hammer bringen dürfte I Seit jenem trüben Tage hat das deutsche Bolk, dessen Angehörige in allen Winkeln des Erdballs wohnen, mit Sehnsucht des Tages geharrt, wo wieder eine deutsch.' Flagge dem deutschen Namen Ansehen und Geltung verleihen würde. Der Tag ist gekommen, heute verfügen wir über eine Marine, welche, wenn sie auch numerisch noch hinter den Kriegsflotten der älteren Seemächte zurücksteht, so doch sich sehen lassen kann und qualitativ manche übertrifft. Die NocdlanLsfahrt Kaiser Wilhelms hat dem Aus lände diese Thatsache wieder recht deutlich vor die Augen gerückt, und wie es scheint, nicht gerade zur besonderen Freude desselben. Namentlich ist es England, dessen Blicke nicht mit Wohlgefallen die Entwickelung Deutsch lands als Seemacht verfolgen. Die stammverwandten Insulaner leiden seit zwei Jahrhunderten an der fixen Idee, daß die See Englands unbestrittenes Eigentum sei, daß es allein berechtigt sei, die Wogen zu beherrschen. — Zwar sind ihm zuerst in Frankreich, dann in Ruß land leistungsfäh ge Konkurrenten erwachsen, aber über diese vermochte cs immer noch ein unbestreitbares Ueber- gewicht geltend zu machen, nachdem aber Italien und namentlich Deutschland ebenfalls als Bcwcrver um die Herrschaft zur See auf dem Plane erschienen sind, hat sich dies geändert, eine koalierte Flotte wäre j tzt ein recht respektabler Gegner für John Lull und das macht ihm doch recht viel Unbehagen. Ganz besonders aber ist ihm die deutsche Seemacht unbequem, welch; bereits jetzt schon in der Lage ist, der deutsche,» überseeischen Ko lonialpolitik einen kräftigen Rückhalt zu geben. Alle diese Erwägungen hat die Nordlandsfahrt Kai ser Wilhelms, welcher man in England von Anfang an mit sehr gemischten Empfindungen gegenüberstand, aufs neue in Fluß gebracht. Interessant »st in dieser Be> znhung eme Aeußerung der „Morning Post", welche sich über die Bedeutung der deutschen Marine ausspricht, die Deutschland selbst noch vielfach unterschätzt wird. Mit welchen Gefühlen man dieser Entwickelung gegenübersteht, läßt der Artikel ebenfalls deutlich erkennen, denn er macht m freundnachbarlicher Weise Rußland auf die Gefahren der neuen Seemacht aufmerksam. So bemerkt das zi tierte Blatt: Kaiser Alexander III. müsse bei dem Anblick der Defilierung der acht deutschen Panzerschiffe schmerz- l»ch d,e Veränderungen empfunden haben, die in der Zeit e»ngetreten sind, seit Kaiser Nikolaus mit allem Nachdruck verhinderte, daß Deutschland eine eiste Macht im Balti- scheu Meere werde. Heutzutage stattete der deutsche Kaiser dem Zaren einen Besuch ab, nicht nur als Gleicher zur See, sondern in vieler Beziehung als Stärkerer: „Die russischen Staatsmänner haben das Anwachsen der deutschen Seemacht eifersüchtig beobachtet, nicht bloß weil dadurch d:e maritime Unterordnung der Großmacht, die bis jetzt mehr als ein I ihrhundert lang die erste in die sen Gewässern gewesen ist, von ihnen bitter empfunden werden muß, sondern auch weil diese Thatsache von den deutschen Ostsceprovinzen, die man sich entfremdet hat, wahrgenommen werden muß und auf deren Zukunft gc- wß einmal einen mächtigen Einfluß üben kann — und dann auch, weil doch einmal das „Fenster" wieder ge schloffen werden könnte, das sich Peter der Große mit so unendlichen Opfern geöffnet hat, um nach Europa zu schauen." Weiter heißt es nach dem Hinweis auf die maritime Schwäche Deutschlands noch im Jahre 1870: „Heute hat Deutschland 27 Panzerschiffe verschiedener Größe 9 Fregatten, 8 Korvetten, 5 andere Kreuzer, 5 Kanonenboote, 5 Rapidaoisos, 11 Dienstschiffe und 31 andere, zusam men 101 Fahrzeuge mit 5I9Kmoncn, 182000Tonnen Gehalt und 16581 Mann. Rußland hat zwar in seiner Ostseeflotle 31 Panzer, aber 13 sind niederbordige Mo nitors, aus der Zeit des amerikanischen Krieges stam mend, zwei Breitseikschiffe, „Kreml" und „Netronjmenj r", datieren aus derselben Zeil, und die vier „Admirale" stammen aus dem Jahre 1868, sodaß 19 Schiff- der Flotte ganz veraltet und höchstens zur Hafenvertsidigung zu verwenden sind. Es sind also 12 Panzerschiffe ganz kriegstüchtig, und wenn man diese mit den 27 deutschen Panzern vergleicht, so erkennt man dies Zurückstehen der russischen Ostseeflotle und kann getrost sagen, daß allein die deutsche Flotte vor Kronstadt eine Macht rcpräsen- ti rle, die bedeutend stärker ist als j ne, welche die Russen von ihren baltischen Hafen aus ins Meer schicken können. Da« «st aber von umso größerer Bedeutung, als ja In dE-n M>-- Würde i bt zwischen Rußland und Deutschlandein Krieg ausbrechen so wäre Deutschland in der Lage, den finni- scheu Busen von Sweaborg bis Kronstadt so vollständig lu blockieren, wie es die Franzosen und Engländer ver einigt im Krimkrieg thaten." s Wir möchten hierzu noch bemerken, daß noch ein Um stand von den Herren Engländern übersehen »st, welcher das Bild der deutschen Seemacht in ein noch günstigeres z Licht stellt. Wir meinen die Rekrutierung. Wir haben selbst vor der englischen Marine ein so ausgiebiges Re serve- und Seewehrsystem voraus, daß bei einer Mobil machung aller Bedarf an Mannschaften reichlich gedeckt werden kann. Bei dem lebhaften Interesse aber, welche« Kaiser Wilhelm der Entwickelung der Marine entgegen bringt, dürfen wir erwarten, daß dieselbe im Einklang mit den wirtschaftlichen Interessen und der maritimen Machtstellung unseres Vaterlandes sich ferner vollziehen werde, auch wenn man jenseits des Kanals noch sauerer dazu sieht. Charakteristisch für die Mißgunst, Mit wel cher man in England unsere Seemacht betrachtet, ist der Schluß des Artikels des zitierten Blattes, welches seinen Beklemmungen mit der Mahnung an englische Staats- männer Ausdruck verleiht, die Thatsache des seemänm- z sch-n U-b-rgewichts Deutschlands in der Ostsee wohl ins - Auge zu fassen. Je mehr sich Rußland im Norden von Europa abzedrängt sehe, umso mehr werde es sich seinen Weg im Bosporus und im Mittelwege zu bahnen su chen. Deutschland aber werde, wenn es finde, daß seine Rivalität in der Ostsee in St. Petersburg eine zu starke Opposition Hervorrufe, Rußland natürlich in diplomati scher Weise freiere Hand lassen im Schwarzen Meere. Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 23. August 1888. f Eine in unserer Stadt und Umgebung sicher nur angenehme Ueberraschunz hervorrufende Kunde bringen wir heute: „Triebel-Schlegel wird am 6. September hier eintrcff.nl" So viele Male nun diese beliebte Schau spiel-Gesellschaft Frankenberg auch schön besuchte, immer war sie gut und jedesmal war sie besser geworden. Daß es auch diesmal so sein wird, steht fest; der verwöhnte Geschmack der Leipziger — die Herr Dirigent Triebel bei seiner jetzigen Anwesenheit dort mit seinen per sönlichen Leistungen wie auch mit seinem Ensemble voll befriedigt — sorgt schon dafür, daß ein stetiges Fort- Ueber das Lachen. Das echte befreiende Lachen muß aus dem eigenen Innern kommen. Daß man auch durch Ansteckung zum Lachen gebracht wird, hat wohl jeder schon an sich er fahren. Die Pariser Claqueurs von Profession (bezahlte Beifallsklatschcr im Theater) wissen das, und wenn ein neues Lustspiel gegeben wird, dem ein großer Erfolg bereitet werden soll, so verteilen sie vor allem eine An zahl Gehilfen im Theater, die auf Kommando zu lachen haben. Das reißt auch gewöhnlich die übrigen Zuschauer mi! fort. Man lacht ost mit Lachenden, ohne recht zu wissen, warum. Wer möchte auch allein bei ernsten Mienen bleiben, wenn alles um ihn lacht? Der Mensch lacht überhaupt selten, wenn er allein ist und der Ver nunft Gehör geben kann. Und wen berührte cs nicht im Innersten, wenn er jemand so recht herzlich lachen hört? Manche haben in dieser Beziehung ein recht benei denswertes Talent. So erzählt man von dem bedeu tenden Dichter Ludwig Tieck, daß er ein wahrer Meister im Lachen gewesen sei, und wenn es bei seinen Vorlesun gen Gelegenheit dazu gab, soll die Art, wie er gelacht, von geradezu unwiderstehlicher Wirkung auf das Audi torium gewesen sein. Schauspieler beneideten ihn darum, und der berühmte Charakterspieler Döring ging emge- standenermaßen nur deshalb zu Tieck, um ihn lachen zu hören. Freilich weiß man auch von gegenteiligen Beispielen, von Leuten, die das Lachen ganz oder doch fast ganz ver lernt hatten. König Philipp II. soll nur zweimal in seinem Leben gelacht haben, einmal bei einer ebenso künstlich wie grausam hcroorgebrachten Katzenmusik, das andere Mal vor Freud.-, als er die Nachricht von der Pariser Bluthochzett empfing. Ebenso wird von seinem Feldherr« Alba behauptet, daß der düstere Ernst aus seinen Mienen nie gewichen sei, und von Karl XII. be richtet man, er habe nur einmal gelacht, und dies habe ein altes, einfältiges Bauernweib dadurch zuwege ge bracht, daß es nach der Ueberreichung einer Bittschrift vor dem Könige stehen blieb, und denselben unverwandt qnblickte, obwohl der Monarch sich bereits von ihr abge- wendet hatte. „Was wollt Ihr noch?" fragte Karl XII. barsch, als er dies bemerkte. „Es geht ein Gerede", sagte die Frau in ihrer Naivetät, „Ew. Majestät hätten noch nie gelacht. Von einem so gnädigen und erhabenen Herrn kann ich das gar nicht glauben. . . Bitte, bitte, Majestät, lachen Sie einmal, damit ich die Leute Lügen strafen kann!" — Und der König wurde von diesem seltsamen Verlangen in der That so komisch berührt, daß er in ein heiteres Gelächter ausbrach. . . . Auch Cromwell und Napoleon Bonaparte sollen cs nie über ein flüchtiges Lächeln gebracht haben, und darüber wird sich gewiß niemand wundern, während Friedrich der Große sehr gern und häufig lachte. Während der Regierung König Heinrichs III. von England erhielt jeder, der Sr. Majestät ein Lächeln ab gewann, einen Kronthaler; ja unter der Herrschaft Edu ard IV. wurde die Erregung der Heiterkeit des königlichen Herrn sogar mit vier Kronthalern honoriert. Die Hof- Haltungsrechnungen von damals führen diesen Posten öf ters auf. So findet sich für das Jahr 1477 die Nota: „Während des Aufenthaltes Sr. Majestät zu Wollmir an den Jägerburschen Maris, welcher bei der Jagd vor dem Könige ritt und öfters vom Pferde herunterpurzelte, worüber der König herzlich lachte, acht Kronen verab reicht." . . . Wie verschieden kann das Lachen seinl Welch' eine Stufenleiter von dem Lachen aus vollem Halse, jenen Purzelbäumen des inneren Wohlbehagens, bis zu dem Lächeln unter Thränen: vom „Hohngelächter der Hölle" bis zu jenem wahren herzlichen Lachen, das jedem echten Lustspieldichter zur Richtschnur dienen soll l Es hat Leute gegeben, die sich das Lachen zum Studium ihres Lebens gemacht haben. Im Jahre 1662 verkündete ein italie nischer Astrolog, der Abbö Damaseno, in einer beson deren Broschüre das welterschütternde Ereignis, daß er aus der Art des Lachens das Temperament eines Men schen zu erkennen vermöge. Ihm zufolge lacht der Me- lancholische hi, hi, hi, der Cholerische ha, ha, ha, der Sanguinische ho, ho, ho, der Phlegmatische he, he, he. Welch' ein Scharfsinn I Ein anderer Lachgelehrter klassi- filiert die Sache so: „Der Freimütige läßt beim Lachen den Selbstlaut a ertönen, der Phlegmatiker tz und i,