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^- 207. welche fich am Festzuge ir ihre Mühe and Ruf- gien, welche in wichtigen Angelegenheiten bisher dort stets geherrscht hat. Erfüllt vom besten Geist des Ge meinsinns, frei von Egoismus und Parteiintereffensüch- telei seien diejenigen, welche durch das vertrauen der Bürgerschaft jeweilig bestimmt werden, mit den berufene» Leitern und Beamten de- städtischen Gemeinwesens zum Wohle Frankenbergs zu arbeiten. Dann wird sich in. reichstem Maße unser Festwunsch erfüllen: ES blühe, wachse und gedeihe unser Frankenberg nach innen und außen! lässigen U-bung jeder Bürgertugend, welche eine Stadt nur irgendwie fördern kann, und wünschte ein gesegnetes Arbeiten der städtischen Kollegien in den neuen Räumen. Herr Stadtverordnetenvorsteher A. Böttger forderte dringend zur Pflege des Friedens und der Eintracht in der Gemeinde, wie des Vertrauens der Bürgerschaft ge genüber der Gemeindebehörde auf. Herr Sup. Lr. Körner erhob das Wort zum Gebet, auf daß das neue Haus eine Stätte guten Rats, reiflicher Erwägung treuer Ver waltung, wachsamer Fürsorge und edlen Wetteifers in allem Guten werde ; Gottes Segen möge auf dem Hause ruhen. Herr Amtshauptmann v. Sandersleben gab sei ner Freude Ausdruck, daß die Rathausweihe die erste Veranlassung sei, die ihn amtlich in seine liebe Vater stadt rufe, und versicherte, für Frankenbergs Wohl zu arbeiten, wo es nur möglich sei. Dem Weiheakt schloß sich eine kurze Festsitzung des Stadtrats und eine solche der Stadtverordneten an. Beide Kollegien beschlossen einstimmig, dem damaligen altbewährten Ratsregistrator Herrn Vogelsang, der seit 50 Jahren Bürger der Stadl war, wie dem Maurer meister Herrn I. G. Barthel, der in seinem 54jährigen Bürgerstand dem Stadtrat ein getreulicher Mitarbeiter im Baufache gewesen war, das Ehrenbürgerrecht zu ver leihen. Weiter wurden mehrere GehaUsfragen in glatter Weise erledigt. Am Nachmittag jenes 4. September fand eine Festtafel im Roß statt, später hielt die Feuerwehr Parade auf dem Markt ab und abends war das Rathaus illuminiert, die Rathausuhr wurde zum ersten Male erleuchtet; die Gas- cffekte auf den Kandelabern spendeten ihr Licht und alle Häuser des Marktes hatten sich in Lichterglanz geworfen; so bildete der Markt einen Sammelpunkt der über den erreichten Fortschritt erfreuten Bürgerschaft. — * * * 25 Jahre sind verflossen, w-Ichr Wandlungen hat inzwischen unser liebes Frankenberg durchleben können! Schon im Rathause selbst! Man glaubte, das statt liche Haus könne auf alle Ew gkeit hinaus ausreichen, selbst mit der Amtswohnung des jeweiligen Bürgermei sters. Die Räumlichkeiten, welche anfänglich hierzu dien ten, sind seit dem Tode des Herrn Bürgermeister Meltzer anderweit als ExpeditionSlokale in Anspruch genommen. Das Parterre, das früher die Post und, nach dem Hofe zu gelegen, die „Hcybtenschenke" beherbergen konnte, birgt nur noch einen „Ratskeller" in sich — auf wie lange «och? ist vielleicht auch Frage der Zeit. Die Vermal- tungsgeschäfte der Stadt haben sich in ganz überraschen der Weise ausgedehnt und verlangen erweiterte Räume. Die wöchentlich einmal Montags von 2 — 4 Uhr früher gehaltenen Expeditionsstunden der Sparkasse ha ben ein eigenes ständig für dies Institut allein arbeiten- des Personal von 3 Beamten erheischt. Heute kommt auch ein Einsammler mit immer freundlichem Wort „Wenn'S Ihnen nicht gleich paßt, komm' ich wieder" nicht durch, um von Haus zu Haus die Abgaben einzuholen; eine große Steuerstube, in welcher fast fortwährend -7-77?-" > Mittwoch, dm .->. September. Steuerzahler weilen, will zu gewissen Tagen und Stun den kaum ausreichen! Die Stadtkassenführung, Stande-- § amt, Bauamt, Polizeikxpedition — — kurzum aller 1 macht erhöhte Ansprüche an Arbeitskraft und Raum. ' ES ist aber auch unser Frankenberg nicht mehr da» Frankenberg von 1863 geblieben. Welchen Aufschwung hat unsere W-bindustrie genommen l Daß immer mehr intelligente Industrielle von dm einfacheren Webwarm zu komplizierteren Artikeln übergingen, welche mitunter ge radezu eine Art „Kunstw.-berei" erfordern, haben wir . oft erwähnt. Welche Dimensionen hat die Zigarren- ? fabrikation eingenommen! Sie ist zu gewissen Zeiten ior - stände gewesen, vorübergehende Stockungen in der We berei auszugleichen und Brot ins Hau- zu schaffen, wo sonst Mangel gewesen wäre. Freilich konnte die Indu- , strie erst weiter blühen, seitdem wir inzwischen die Eisen bahn erhalten haben. Jeden Zentner Rohmaterial, jedm , Wagen Kohlen, jeden Zentner fertiger Ware von und nach Oberlichtenau zu frachten, wie die- bis 1869 er« forderlich war, hätte uns nicht vorwärts gebracht.-- W Welche ansehnlichen Beschlüsse zur Erweiterung der H Stadt, zur Verbesserung und Verschönerung der Straßen,' zur Förderung der Jugendbildung, zur Hebung der Wohl- ' fahrt unserer Stadt, zur Milderung aller unausbleib lichen Notstände sind seit 25 Jahren im Ratszimmer und im Stadtverordnetensaale gefaßt worden! Inserate wertM-r>« «u » M- für o espaktene K-chal- o teile berechn««,'^ Mewster betrag U Komplizierte »«Larische JnseraHW l «ach »esimder«» M» Lach. 'M Inseraten-»mach«» s für di« feWeM^, Ä Abend-Nummer N» l vormittag» Ws, I Am 4. September 1863, also heute vor 25 Jahren (am Konstitutionstage), beging unsere Stadt einen Ehrentag kommunaler Art: das neue Rathaus wurde geweiht. Viele Kämpfe gab es zu überwinden, ehe damals der Beschluß zuwege kam, das Friedrichsche Haus am Markt anzukaufen und umzubauen, dagegen das alte baufällig gewordene Rat haus (jetziges Seidelei-Grundstück) zum Abbruch zu ver kaufen. Zwischen Stadtrat und Stadtverordnetenkolle gium, die in dieser Angelegenheit viele Beratungen hat ten, kam es zu D fferenzpunllen, welche durch die kgl. Krcisdircklion zu Zwickau erst entschieden wurden, nach dem die Stadtverordneten u. a. in zwei Sitzung'» sich mit 12 zu 12 Stimmen der RatSoorlage entg-gengestellt hatten. So wurde damals, zu einer Zeit, da Frankenberg etwa 8000 Einwohner zählte, und da von diesen 4800 Thaler (gegen 93000 M. jetzt!) Kommunalabgaben auf zubringen waren — es war aber auch bei weitem nicht verhältnismäßig die jetzige Steuerkraft vorhanden! — die Entschließung über die Rathausbaufrage durch da« ganze Jahr 1861 und die erste Hälfte des Jahres 1862 durchgeichleppt. Das Friedrichsche Haus hatte im An kauf, welcher am 5. Dezember 1860 abgeschlossen wurde, 8250 Thaler gekostet, der Umbau (dies war der Haupt punkt der Differenzen) wurde schließlich als nicht über 8000 Thaler kosten dürfend bewilligt.*) Heutzutage werden, wenn ähnliche Forderungen heran« treten, deren Dringlichkeit klar vorliegt (oergl. Kranken hausbau!), die Beschlüsse in wenig Deputation-- und einer Stadtverordnetensitzung erledigt. — Die Fassa- denzeichnung zum neuen Rathaus lieferte der damalige Easinspektor Herr Stadtrat Koritzky, während der Umbau dem damals erst neu zugezogenen Baumeister jetzigen Stadtrat Herrn Hanitzsch übertragen wurde. Daß der Ankauf und Neubau de- Rathauses wirklich „dringlich" war, bewies der Umstand, daß im alten Rathaus sich beim Abbruch das Balkenwerk als weit abgefault heraus« strllte! Am 4. September 1863 waren endlich mit der Weihe d-S Rathauses die alten Diff-renzpunkte endgiltiz besei tigt. Der Weiheakt bestano in vier Festansprachen: Mcr Bürgermeister Meltzer, den Wunsch „für ein blühend Merland, an dem sich das Herz stärken und erfreuen Mn", in den Vordergrund stellend, mahnte zur unab- M *) ES sand sich während de» Bane« aber ein« au« dem andern, der Umbau der Hintergebäude bereitete ansehnliche M-n, und so hat schließlich da« Rathaus mit allem Zubehör, M Aansgeld, einen Gesanukostenanswand von 2b 000 Thalern Mursacht. Amtsblatt der Lönigt. Ämtshauptmannschost Mha, der Lömgl, Ämtrgcrichts und des Ä-dtrat- M /«dendcrz. j VÄer" —auch deren Zeitungsboten, auswärts sämtliche Bureaus und Filialstellen der Annoncenexpeditionen: Invalides Rudolf Mosse - i —Daube L Ko. rc. außerdem in Auerswald- Hr Gastwirt Anton Richter (im Erbgericht), in Niederwiesa Hr- Mater.alware.,Händler Tittmann. Srschetnt tätlich, — mU «»»nähme der . W . »FraNk-nderM Tag^ vestellungen AM» . nehmen alle Post- Malten, Posthorn and die Ausgabe- Men de» Tage- * E- w Der Schulbau, der ArmenhauSaukauf, der Kranken hausbau, die Gasanstaltserweiterung, die Schöpfung de» neuen Friedhofes, die Ausdehnung de- Straßenbeleuch- tungSnetzeS, die verbesserte WafferzuführungS- und Be- schleusungSanlagen, die wesentlich besser gewordenen Straßen und Wege u. s. w. . . Dies alles hat gründ liche und gewissenhafte Beschlußfassungen erfordert und das fertige Werk läßt nicht erkennen, welche Mühen darum gewesen sind. Gefallen sind gewisse beengende räumliche Grenzen, welch; früher unserer Stadt ein Wachstum nach außen kaum zuließen. Heute streckt sich und dehnt sich die Stadt und aus schmucken Straßen kommt man hinaus in die gleichfalls durch Anlagen anmutiger ge machte freie Natur — auch hier tritt man mehr den» früher auf städtischem Grund und Boden, denn durchs Ankauf von Fluren ist das Gemeindeeigentum um die^ Innenstadt herum stetig gewachsen! Für solche unsere Gemeinde fördernde Arbeit möge auch in dem mit hcute beginnenden neuen 25jährigen Zeitraum unser Rathaus die rechte Stätte sein! Bon Segen für unsere Stadt sei auch für alle Zukunft di- gleiche erfreuliche Einmütigkeit unter den städtischen Kolle den wärmste« und lebhaftesten Lank auN uns unmöglich, jedem Einzelnen entsprechend hatten, nicht minder die geehrten Corporationen, Vereine, Innungen «. f. w., w m dettLölii^ unsere Lotterie mit Geschenken so freundlsth bedacht haben, werden für --r . . «^f*»"digen und e^ Genugthuung finden, wesentlichen Antheil an der Herstellung eines DenkmaleS zu habe«, gereicht und als ein bleibendes Zeuanist patriotische»?,Sinnes auch die späteren t Geschlechter gemahnen soll, allezeit in treuer Liebe znm Vaterland zu stehen. * Frankenberg, den 4. September 1888. Das Cvmitv für das Kriegers und Siegesdeukmal. Brgrmstr. Idr Kaeubler, Vors.