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2M. ' Mittwoch, de» 29. August. erscheint täglich, m» Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends siir den fol genden Tag. Preis vierteljährlich l M. so Pf«., monatlich so Pfg., Linsel-Nrn. S Pfg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Posthorn und die Ausgabe stellen des Tage blatte» an. Tagch/„,,N AMA »ülarisch» gitl«Ü§ »>4 besondere« r->q. Anltsblatt -er Lönigl. Amtshauptmannschast Flöha, des Königl. Amtsgerichts und des Ltadtrats ;n Frankenberg. 14. öffentliche Sitzung -es Sta-tveror-netencollegiumS Donnerstag, -en 30. August 1888, Aveuvs 6 «hr im Rathhanssaale. 1) Mitthellungen. 2) Berichterstattung und Justificirung a., der Armenkasse; Referent Herr St.-V. Lohr. d., „ Krankenhauskasse; o., „ Anleihe- und Schuldentilgungskasse; „ Ueberstcht, den aus Anleihemitteln zu be- streitenden Aufwand betreffend; Referent Herr St.-V. Schwenke. o., der FriedhofSkaffe; j k, „ Feu-rlöschkasse; I 8-, „ PensionSkasse; ) Referent Herr St.-B. Zeidler. !t , „ Dienstbotetilrankenkasse; 1 i, „ Realschulkasse; ' k, „ Stadthauptkasse; Referent Herr Pönitz. Die Herren Stadtverordneten werden ersucht, den Haushaltplan für 1888 mtt- zubringen. - > i Rechtsanwalt Priber, Vorsteher der Stadtverordneten. AI Itz n 44 44 a» 44» 4» L auf den Monat September werden von V V HH HH Hp HHH Hp H»1 N »ns, allen Postanstatten und den ZeitungS- boten angenommen. LxpviUtlo» So« s« Kaiser Wilhelm II, in Dresden. Seit den unvergeßlichen Tagen, an welchen die fach- fische Landeshauptstadt die Freude hatte, den Hochselizen Heldenkaiser Wilhelm l. als Gast in ihren Mauern begrüßen zu dürfen, Hal Dresden nicht wieder so allge- mein und lief aus dem Volke heraus empfundene, erhe bende Zeichen aufrichtiger und treuer Liebe und Anhäng lichkeit für Kaiser und Reich gesehen, w e am gestrigen Montag, wo cs gatt, den jugendlichen Enkel des großen Kaisers zum ersten Male selbst als kaiserlichen Herrn zu begrüßen. Alle Stadtteile halten sich in ein festliches Kleid gehüllt, auch jene, die nach Lage der Verhältnisse nicht das Glück genießen konnten, den Kaiser durch ihre Siraßen ziehen zu sehen. Ueberall begegnete man reich mit Flaggen, Ranken, Kränzen und Teppichen geschmück- tm Häusern, freudig erregten Gesichtern. Von den Tür men der Kirchen, von den Masten der Dampfer und Schleppschiffe wehten zur Feier des Tages wallende Flaggen und Wimpeln in den Reichs-, Landes- und Stadlfarben. Auch viele» Landesfarben anderer deutschen Smaten, wie Preußens, Bayerns rc., sowie den Fahnen der dortigen Gefandlschrften und Konsulate begegnete man Hoben Ler deutschen Flagge. Alle hervorragenderen Re staurants zeigten reichen Schmuck; die Geschäftsleute hatten ihre Schaufenster in sinniger Weise, meist mit den Büsten des Kaisers und unseres Königs, geschmückt. Den schönsten Anblick boten selbstverständlich jene Stra ßen, welche der Kaiser zu passieren halte. Hunderte von Slraßenguirlanden fanden sich hier angebracht, Tausende von Fahnen, Flaggen, Wimpeln, Kränzen, Draperien, Teppichen und sonstigen Zicrslücken schmückeen die Haupt straßen, welche an einzelnen Stellen wundervolle per spektivische Ausblicke gewährten. Vormittags ^10 Uhr fanden sich die Innungen, Vereine uns Schulen mit Fahnen und Standarten auf ihren Sammelplätzen ein, von wo aus sie sich nach den Straßen, welche der kai serliche Wagenzuz berührte, begaben, um dort Kette zu bilden. Bereits von 10 Uhr an entwickelte sich auf dem Berliner Bahnhof ein ungemein farbenprächtiges Bild. Gegen j11 Uhr traf die 1. Kompanie des Leibgrenadier- regimenlS Nr. 100 ein und nahm auf dem von Militär- mannschaflen adgesperrten Platze gegenüber dem Eingang zu dem Bahnhofe Aufstellung. Unmittelbar zu beiden Seiten des Einganges halten die Spitzen der Behörden Stellung genommen. Im Empfangszimmer hatten sich u. a. die Staatsminister General Graf v. Fabrice, v. Nostitz-Wallwitz, vr. v. Gerber, vr. v. Abeken und Frhr. v. Könneritz, der kaiserl. Oberpostdirektor Halle, Polizei präsident Schwauß und Kammerherr v. Burgk eingefun- den. Um zu Uhr trafen dec Generalfeldmarschall Prinz Georg in Begleitung seines Adjutanten Rittmeister v. Carlowitz Hartitzsch, sowie die Prinzen Friedrich August Md Johann Georg ein. Von lebhaften Hochrufen be grüßt, erschien kurz darauf König Albert in der Uniform seines preußischen Dcagonerregim-nts. Punkt 11 Uhr 3 Minuten fuhr der fahrplanmäßige Eppreßzug von Berlin in die Bahnhofshalle ein. Nach- dem der Zug signalisiert war, betraten der König, Pnnz Georg, die Prinzen Friedrich August und Johann Georg, d-r preußische Gesandte Graf Dönhoff, die StaatSmim- ster und die Generalität die mit Eichenlaubguirlanden, Blattpflanzengruppen und Birkenbäumchen geschmückte Bahnhofshalle. Der kaiserliche Salonwagen hielt un mittelbar vor dem Königszimmer am Perron. Der Kaiser stand am Fenster des Salonwagens und wurde seitens der auf dem Perron anwesenden Herren mit ju belnden Hochrufen empfangen. Der Kaiser verließ den Wagen und schritt auf den König zu, küßte denselben innig unter herzlichem Händedruck und begrüßte alsdann auch die Prinzen, die Staatsminister und den preußi-- scheu Gesandten. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften begaben sich sodann durch das Königszimmer auf den Platz vor dem Bahnhof. Beim Anblick des Kaisers brach das Publikum in brausende Hochrufe aus. Als der Kaiser auf den Platz herausgetreten war, nahte sich demselben Oberbürgermeister ttr. Stübel, begleitet von Bürgermeister Bönisch und Stadtverordnetenvor steher Geh. Hofcat Ackermann, und richtete an ihn eine Ansprache, in welcher er aussprach: „Unsere Herzen sind von hoher Heller Freude erfüllt und schlagen mit .Jubel Ew. Majestät entgegen, sind wir doch die getreuen Un- terthanen «r. Majestät des Königs Albert, unseres ge liebten Landesherr», welchen die Welt kennt als Ew. Majestät treuesten Bundesgenossen, als Ew. Majestät treuesten Freund. Je bewährter aber die sächsische Treue, umso gewisser darf ich auch sagen, daß wir Sachsen uns von keinem anderen deutschen Stamme den Rang streitig machen lassen in der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich. Zu Ew. Majestät wollen wir stchm in guten und in bösen Tagen, das gelobe ich im Namen der Stadt Dresden und in diesem Sinne rufe ich: Hoch lebe Se. Maj stät der deutsche Kaiser!" Mit Begeisterung wurde dieser Ruf von den Anwesenden ausgenommen, während die Kapelle des Leibgrenadierregiments unter Musikoirek- tor Ehrlich das „Heil dir im Siegerkranz" anstimmte. Der Kaiser dankte dem Oberbürgermeister für die freund liche Begrüßung, die ihm dargebracht worden; die Treue der Sachsen zu Kaiser und Reich sei eine Thatsache, die sich längst bekannt gemacht habe. Er selbst kenne dieselbe aus eigener Erfahrung; sie sei besonders schön zum Aus druck gekommen, als die Stadt Dresden seinem kaiser lichen Großvater bei dcss n letztem Hiersein einen so herzlichen Empfang bereitet habe, un5 freue er sich daher nun umso mehr, diese Stadt persönlich kennen zu lernen. Hierauf nahm Kaiser Wilhelm die militärische Meldung entgegen und begab sich sodann in Begleitung des Kö nigs zu der am Empfangsflügel der Ehrenkompanie auf gestellten Generalität, an deren Spitze Generalfeldmar schall Prinz Georg stand, um Höchstdemselben einen kost- baren FeldmarschallSstab zu überreichen. Sodann schritt der Kaiser die Front der Ehrenkom panie ab, welche unter klingendem Spiel in Parademarsch vor dem Kaiser defilierte. Nachdem damit das prächtige Militärische Schauspiel beendet war, bestiegen der Kaiser und der König den Hofgalawagen, um die Fahrt durch die Stadt anzutceten. In diesem Momente ertönten die Glocken der Kirchen der R-sidenz, wie ein elektrischer Funke pflanzte sich die Nachricht von dem Erscheinen des kaiserlichen Kriegsherrn von Mund zu Mund der Tausende, welche die Straßen und Plätze umrahmten, in brausenden Schallwellen durchzitterten die nicht enden wollenden Hoch- und Hurrarufe die Luft, Tausende zarter Hände begrüßten den geliebten Kaiser von den Balkons und Fenstern mit Tücherschwenken oder auch kleinen Blumenspenden. Die Fahrt des Kaisers durch Dresden glich einem wahren Triumphzuge. Der Kaiser beschloß seine Fahrt durch die Residenz mit einem Besuche der Kaserne des 2. Grenadierregimems Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 101, woselbst cr, geleitet von Köniz Albert, um LI2 Uhr einttaf. Das Regiment präsentierte beim Einfahren der Maje stäten, gleichzeitig ließ die Musik den alten bekannten Fahnenmarsch des Regiments ertönen. Die Tambour« schlugen ein, die Fahnen senkten sich und ein 3facheS salvenartig dröhnendes Hurra tönte dem verehrten Re- gimentschcf -von den Lippen der Mannschaften als Will- kommensgruß entgegen. Sehr langsam und genau prü fend schritt der kaiserliche Herr, neben dem Könige ge hend, die Fronten der Bataillone hinab, jedes einzrme Bataillon mit einem freudig erwiderten „Guten Tag, Grenadiere!" grüßend. Hierauf formierte sich daS Re giment zum Vorbeimarsch erst in Kompaniefronten mit angefaßlem Gewehr und aufgepflanztem Bajonett, sodann in Regimentskolonnen mit Gewehrüber. Nach dem Vor beimärsche versammelte der Kaiser dir Offiziere des Re giments vor der Front, um ihnen seine Befriedigung über das Aussehen und die Haltung des Regiments, zugleich aber auch seine Freude auszudrücken, durch den König Albert als Chef an die Spitze des Regiment- gestellt worden zu sein, welches den Namen seines glor- rnchen Großvaters Kaiser Wilhelms I. fett über 20 Jahren trage und zu Höchstdessen ruhmreichem Gedenken für ewige Zeiten tragen werde. Sodann begab sich Se. kaiserliche Majestät zu den Truppen, um dieselben zu begrüßen, und nahm dann die Einladung zu einem im Kasino des Offizierkorps bereiteten Frühstücke huldreichst an. Die Ankunft des Kaisers und des Königs in Pillnitz erfolgte um 2 Uhr 20 Min. Die Einfahrt fand durch die soz:n. Maille nach dem Bergpalais statt, woselbst abzesticgen wurde und die Königin Karola, sowie Prin zessin Mathilde den hohen Gast begrüßten. Die Auf fahrt bot ein überaus glänzendes Bild dar. Nach der Begrüßung konferierten der Kaiser, König Albert und Königin Karola allein in den Gemächern des Kaisers. Gegen -t Uhr begaben sich sämtliche Herrschaften nach dem sogen. Mittelpalais, woselbst im großen Saale die Tafel stattfand. Um 6 Uhr 55 Min. erfolgte von Pillnitz die Fahrt nach Bahnhof Niedersedlitz. Der König hatte wiederum mit dem Kaiser zusammen in einem Wagen Platz ge nommen, um den hohen Gast bis zum Bahnhof zu be gleiten. Auch die Familie des Prinzen Georg, mit Aus nahme der Prinzessin Mathilde, verabschiedete sich erst am Bahnhof. Von Niedersedlitz fuhr der Kaiser mittelst Sonderzuges 7 Uhr 14 Min. nach Dresden und setzte von da die Reise nach Berlin fort. Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 28. August 1888. f In der gestern abend stattgefundenen Sitzung de- Festkomitees für das am Sedantage abzuhaltende Volks fest, zu welcher auch die Mitglieder des großen Denk malskomitees eingeladen waren, teilte Herr Bürger meister vr. Kaeubler mit, daß der bis jetzt angesammelte Fonds für das Denkmal 5600—5700 Mark betrage. Von den eingereichten Entwürfen zum Denkmal ist der