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H 199. Somitaa, den 26. AuM. 1888. Ka«k-"bcrM Sagcd/»,, Aezirksa^^ Lrschttnt täglich, mit Ausnahme der Eom- undMtage, abends für den sol- gcndcn Tag. Preis vierteljährlich I M. so Pf«., monatlich so Pfg., Llnjel-Nrn. s Pfg. lvesleUungcn nehmen alle Post- anftalten, Postbnlen und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Mit « Pfg. für M , gespaltene N-q,«»! . / geile berechnet. H «etnster Inserat« »-trag»»«,- Loulplijiertemcht» H bellartsche Inserats «ach desondere« ' . si Tarif. Inseraten-Lmuch« ' für di« seweiligg «Lend-Nunnner NS vormittag» lo tthr, Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg führende Verbindungsweg der Leipzig-Dresdner und der Chemnitz - Riesaer Linie erhält noch eine besondere Be dachung. — Von recht ernsten Folgen ist kürzlich ein ursprüng lich an und für sich harmloser Scherz für einen Zimmer gesellen aus Plag mitz begleitet gewesen. Derselbe arbeitete im Juni mit mehreren Gesellen zusammen in einer Tischlerwerkstätte in Kleinzschocher und es neckten sich die Gesellen gegenseitig öfters; so z. B. steckte einer derselben dem Zimmergesellen einen toten Sperling in die Tasche, oder auch Speisereste fand dieser mehrmals in seinen Kleidern. Er hatte nun einen Tischlergcscllen im Verdacht, und da er sich auf irgend eine Weise an diesem rächen wollte, so nagelte er ihm seinen Werkzeug kasten zu. Der andere revanchierte sich, indem er Glei ches mit Gleichem vergalt, nämlich nun seinerseits nach dem Frühstück des Zimmergescllen Werkzeugkasten zu nagelte. Herüber entstand Zankerei, in deren Verlauf der Zimmergeselle den Tischler am Kragen packte, ihn gegen den in der Werkstatt stehenden Ofen drängte und ihn dreimal mit einem eisernen Vorlegeschloß derart auf den Kopf schlug, daß der Getroffene eine nicht unbedeu tende heftig blutende Wunde erhielt. Diese unüberlegte That zog dem Zimmergesellen eine Anklage wegen ge fährlicher Körperverletzung zu und hatte er sich demge mäß vor Gericht zu verantworten. Der Gerichtshof (Kerienstraftammer zu Leipzig) sah das eiserne Vorlege schloß, welches ziemlich groß und schwer war, als ge fährliches Werkzeug im Sinne von 8 223a des R.-Str.- Ges.-B. an und verurteilte in seiner Sitzung vom 14. d. den Angeklagten wegen gefährlicher Körperverlttzung zu 4 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten des Verfahrens. — In Reudnitz bei Leipzig fiel am Dienstag kurz nach 3 Uhr aus dem offenen Fenster eines Hauses der Kohlgartenstiaße ein Jahre altes Kind in den Vorgarten herab. Dem Kinde wurde, da der Sturz aus dem vierten Stockwerk herab erfolgte, der Schädel völlig zertrümmert und das Kind blieb infolgedessen auf der Stelle tot. — Das auch von uns mehrfach erwähnte Projekt der Erbauung eines Theaters in Annaberg gelangte in der gestern stattgefuudencn Sitzung des dortigen Stadtverordnetenkollegiums, an welches cine von 800 Annabergcr Einwohnern unterschriebene Petition um Ge währung einer Bcitragsleistung von 35000 M. zum Theater bau gerichtet war, zur Beratung. Rach lebhafter längerer Aussprache wurde seilens der Stadtverordneten versammlung genehmigt, daß die Stadt zur Errichtung des Theaters 35000 M. gewährt, wodurch, da die Mit glieder des Theatervcreins 86400 M. aus eigenen Mitteln aufbringen wollen, die Ausführung des Baues gesichert ist. — Reitzenhain. In der Nacht zum Sonnabend brannte die dem Mühlenbesitzer Ramm gehörige Schneide mühle, sowie das mehrere Hundert Schritt entfernt lie gende vollständig massive Wohnhaus der Oberförsterei ab, während dazwischen liegende 3 zum Teil weich ge- deckte Scheunen erhalten blieben. Der starke Wind, welcher Flugfeuer in das geöffnete Bodenfenster der Oberförsterei trieb, war die Ursache der Ausbreitung des gefräßigen Elementes. — Das Spielen mit Schießgewehren hat wieder ein Opfer gefordert. Am 18. d. M. nachmittags ging der 10 jährige Sohn des Schafmeisters März aus Pusch witz nach Dröschkau. Zwischen Arbersee und Dröschkau Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 25. August 1888. f Die von den Truppenteilen als untauglich abgc- wiesenen Einjährig-Freiwilligen haben sich nach der neuen Wehrordnung unter Vorlegung des Berechtigungsscheines, auf welchem die Gründe der Abweisung vermerkt sind, innerhalb 4 Wochen bei dem Zivilvorsitzenden der Ersatz- Kommission ihres Aufenthaltsortes zu melden. Da diese Meldung vielfach unterblieben ist und hierdurch für die Ersatzbehörden bei der Kon'rolle Schwierigkeiten und Weiterungen entstanden sind, so sollen jetzt in allen Fällen die Berechtigungsscheine seitens der Truppenteile nicht mehr den Inhabern selbst, sondern den betreffenden Zivilvorsitzenden der Ersatz-Kommissionen behufs Aus händigung an die Inhaber übermittelt werden. Die letzteren haben bei Abnahme der Berechtigungsscheine ihren dauernden Aufenthaltsort anzugeben, mindestens zu erklären, wo sie innerhalb der nächsten 4 Wochen solchen zu nehmen gedenken. — Nach einem Bericht des „CH. Tagcbl." entgleiste gestern, Freitag, nachmittags aus der Bahnstrecke Chem nitz - Borna - Leipzig zwischen Bahrmühle und Chemnitz Ler um 11 Uhr 30 Min. von Leipzig abgehende, um 2 Uhr 2 Min. in Chemnitz fällige Personenzug. Der Tender und die 8 Wagen des Zuges sollen 70—80 m auf den Schwellen gefahren sein, während die Lokomotive auf den Schienen blieb. Schon neigten sich die Wagen zum Fallen, ein großer Teil der Milfahrenden sprang aus den Wagen heraus, da gelang cs glücklicherweise dem Lokomotivführer, den Zug zum Stehen zu bringen. Von der Station Chemnitz wurde sofort ein Extrazug nach der Unfallstelle abgelaffen; derselbe brachte ungefähr 50 Personen Hilssmannschaften dorthin und holte die Passagiere des verunglückten Zuges, von denen glücklicher weise keiner eine nennenswerte Verletzung erlitten hat, nach Chemnitz. Der Zug, welcher um 3 Uhr 10 Min. nach Leipzig abzugehen hat, mußte ausfallen; die nach Leipzig reisenden Personen wurden über Gößnitz und Döbeln befördert. — Aus Dresden wird vom Freitag geschrieben: Heute vormittag 11 Uhr 10 Min. traf der italienische Ministerpräsident Crispi auf seiner Reise von Leipzig nach Karlsbad auf dem Böhmischen Bahnhof hier ein. Obwohl eine genaue Zeit seiner Ankunft hier nicht be kannt war, hatte sich doch ziemlich viel Publikum in der Bahnhofshalle eingefunden. Sowohl bei der Ankunft als bei der Abfahrt brachte das zahlreich versammelte Publikum auf den Ministerpräsidenten enthusiastische Hoch rufe aus, welche der Minister von seinem Salonwagen aus durch freundliche Grüße erwiderte. In Begleitung des Ministers befanden sich ein SektionSchef, ein Sekre tär des italienischen Auswärtigen Amtes und sein Privat sekretär. Der Minister sandte von hier aus ein Tele gramm an den Reichskanzler Fürsten Bismarck, indem er seine Grüße an den Fürsten beim Verlassen des deut schen Gebiets übermittelte. Herr Crispi ist trotz seiner 69 Jahre noch äußerst rüstig; von seiner brünetten Hautfarbe heben sich die weißen Haupthaare und der weiße Schnurrbart sehr charakteristisch ab. — Am Döbelner Hanptbahnhofs ist man gegen wärtig mit der Ueberdachung des Perrons beschäftigt, wozu vom letzten Landtage die Mittel verwillrgt wurden. Das durch eine Eisenkonstruktion getragene, aus ver zinntem Wellblech hergestellte Dach umschließt das Bahn hofsgebäude in Hufeisenform. Der durch die Halle schloß sich ihm der vierzehn Jahre alte Sohn des Zehnt- ners Schreiber aus Dröschkau an, welcher eine Pistole auf seinem Rücken befestigt trug. Beide Knaben unter hielten sich nun von der Pistole und fanden an der weit hin vernehmbaren Detonation derselben ihr Vergnügen. Diese Pistole wurde abermals geladen und mit 18 Schrotkörnern versehen. März hatte eben da- Zünd hütchen aufgesetzt, da entfuhr ihm der mit der Hand fest gehaltene Hahn, der Schuß krachte und die volle Ladung drang dem vor ihm sitzenden, nichts ahnenden Wilhelm Schreiber in den Hals. Beide Knaben sprangen er schreckt auf. März eilte nach Puschwitz und Schreiber wankte nach Dröschkau zu. Nachdem Schreiber vielleicht mehrere Hundert Schritte zurückgelegt hatte, brach er zusammen. Bald darauf fand ihn der Arbeiter.Winkler tot auf dem Wege liegend. Da der Thatbestand durch das Amtsgericht Belgern bereits festgestellt worden ist, wird sich die Staatsanwaltschaft nunmehr weiter mit diesem betrübenden Falle zu beschäftigen haben. Die Eltern, welche den Knaben verloren, sind umsomehr zu bedauern, da sie in diesem Jahre bereits zwei Kinder durch den Tod einbüßten. — Daß Streiks eine zweischneidige Waffe sind, wird ' von der Mehrzahl der Arbeiter wohl unklar geahnt, ' aber nicht verstandesmäßig eingesehen. Und doch fehlt cs nicht an Beispielen, welche den Arbeitern die Augen öffnen könnten, wenn sie nicht vorzögen, den agitatorischen Lügen der sozialdemokratischen Hetzer Glauben zu schen ken. Aber das gewerbsmäßige Agitatorentum kann der Streikinstitution als eines trefflichen Mittels zur Ver hetzung der Massen und zur Schürung des Klaffenhaffes nicht entraten. Käme es den Arbeitern erst zum Be-' wußtsein, daß jeder Streik, auch wenn er den denkbar günstigsten Verlauf nimmt, den materiellen Interessen ihres Standes unwiederbringlichen Schaden zufügt, — die herrschende Streiklust würde höchst wahrscheinlich alsbald in ihr Gegenteil umschlagen. Wir stützen uns hierbei u. a. auf eine unlängst in England veröffentlichte Strcikstatiftik, für den Zeitraum von 1870 bis 1880. Während dieser Jahre griffen in Großbritannien und Irland nicht weniger denn 2450 Arbeitseinstellungen Platz, davon viele großen und größten Stils. Von 114 derselben war es möglich, einen verläßlichen Kostenanschlag herzustellen; darnach verschlangen diese 114 Streits den gcw ß ansehnlichen Betrag von fünf Millionen Pfund Sterling, gleich 100 Millionen Mark. Man braucht j kein besonderer Rechenkünstler zu sein, um an der Hand dieser Ziffern den Kostenpunkt der übrigen 2000 und s etlichen Hundert Streiks annähernd zu bewerten. Und s dabei blechen die moralischen Folgen, die Unsummen von s Elend, Verarmung, ruinierter Existenzen, von zerstörten s Arbeitswerten, zu Grunde gerichteten Industrien, die i Vergiftung des Verhältnisses mit den Arbeitgebern rc. > noch gänzlich außer Ansatz. Wäre der Streik eine wirk lich brauchbare Waffe für den Arbeiter, so müßte Jr- j lands Hauptstadt Dublin ein wahres ArbeiterparadteS sein, denn nirgends ist mehr, allgemeiner und, nota dsue, , erfolgreicher gestreikt worden, als gerade dort. Was für einen Anblick ab.r bietet Dublin in Wahrheit? Sämt liche von altersher daselbst betriebenen Gewerbszweige j find zu Grunde gerichtet, die Flanell-, Seiden-, Handschuh und Woüenmanusakturen haben das Feld geräumt, die Arbeiter haben alle möglichen „Freiheiten" erkämpft und stehen nun da, ungestört durch die „Tyrannei" der Ma schinen oder des Kapitals, aber ausnahmslos Sklaven , der Armut in ihrer abschreckendsten Gestalt. Wie e» * .p . < Freiwillige Versteigerung. Gottlob BeyerS in Gersdorf gehörige Wirth- dem Gärtnergute Fol. 10 des Grund- und Hypothekenbuchs für ^^dor, m°"^?000 Mark, und den Feld- bez. Waldgrundstücken Fol. 34 und Fol. 43 des Grund- und Hypothekenbuchs für Neudörfchen bei Frankenberg, diese beiden gewürdert zusammen auf 3000 Mark, soll freiwilligerweise cke» U. Ä. öl. 10 Uhr BororlttooS an hiesiger Amtsstelle versteigert werden, und zwar ohne alles Inventar. Näheres über diese Grundstücke und die Versteigerungsbedingungen ist aus den Anschlägen an hiesigem Nmtsbrete und in den Gasthöfen zu Gersdorf und Neudörfchen zu ersehen. Hainichen, am 17. August 1888. Königliches Amtsgericht. Feine. Nach deutschen und österreichischen Bädern, Sommerfrischen rc. liefern wir das - Tageblatt in allabendlich 7 Uhr hier abgehenden Kreuzbandsendungen und berechnen j wir dafür insgesamt 40 Pf. für die volle Woche. LttcpvSItt«»» Sv» VoxodLstt«,.