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Erscheint tödlich, mit «»Snahme d« Ponn- undgesttagr, «bc»dr sür d-n sol- gendcn Tag. Preis vierteljährlich t M. d» Pfg., monatlich 50 Pfg-, «injel-Nrn. s Pfg. Bestellungen aichmen all« Post- anstalicn. Postbrien «ind die Ausgabe- jtellen der Tage- dlattei an. Jnseratpi.rliWchM stx die jeweilig Ndenh^kummer ddö dormtM» »MW > «ach destmdere« jp Tarif. eo Amtsblatt der Ämügl. Ämtshauplmmmschaft Flöha, des Äönigl. Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frangenberg. Frankenvergs Sedaufeier 1888. Oft schon ist davon die Rede gewesen, daß sich die Scbanfeier überlebt habe, daß sie zwecklos, ja sogar ae« -jährlich sei, weil sie unsere Feinde stets aufs neue reize. Der Sedantag hat sich aber trotz aller Gegenströmungen bisher als Natwnalfesttag erhalten und wird sicher auch in Zukunft ein solcher bleiben, weil für das deutsche Volk ein Tag zum Bedürfnis geworden ist, an dem es sich eins fühlt im Norden und Süden, im Osten und Westen, an dem allerwärtS in deutschen Gauen die großen Thaten des glorreichen Krieges aufgefrischt werden, ohne uns des Chauvinismus schuldig zu machen. Daß auch in Frankenberg dieser deutschnationale Festtag zum Bedürf, nis geworden ist, zeigte die überaus zahlreiche freudige Teilnahme unserer Einwohnerschaft an dem patriotischen Volksfeste, welches am gestrigen Tage als Sedanfeier abgehalten worden ist. Der Vorabend des Festtages bot von denen früherer Jahre wenig Abweichungen. Nach 6 Uhr abends erhoben die Kirchglocken ihre eherne Stimme, weithin kündend, daß der kommende Tag ein hoher Festtag der Gemeinde sei. Gegen 7 Uhr wurde die an der Bürgerschule angebrachte Gedenktafel der im 70er Feldzuge gebliebenen Söhne unserer Stadt der Sammelpunkt eines zahlreichen Publikums, welches dem Aklus der Schmückung dieser Tafel beizuwohnen beabsich- tigte. Um 7 Uhr rückten, die Mitglieder des hiesigen Militärvereins und der Deutschen Kriegervereins, denen sich zahlreich Mitglieder der hiesigen städtischen Korpo rationen angeschlossen hatten, unter den Klängen eines Trauermarsches vor die Gedenktafel. Nachdem an der selben, welche wie alljährlich bereits im Laufe des Nach mittags privaten Blumenschmuck erhalten hatte, ein Kranz befestigt worden war, wies Herr Lehrer Seltmann in einer Ansprache auf die Bedeutung des SedantageS hin, die Verdienste der 1870^71 im Kampfe fürs Vaterland Gefallenen hervorhebend und die Pflicht der Zeitgenossen und der Nachwelt, ihnen ein ehrendes Gedenken zu be- wahren, betonend. Hierauf erfolgte der Trauersalut und mit der von dem Musikchor gespielten Sachsenhymne schloß die schlichte Feier. Der AnVmch des Festtages wurde unserer Einwohnerschaft früh 6 Uhr durch musika- Wen Weckruf bemerklich gemacht, welcher in 2 Abtei lungen von dem Verein „Concertina" und dem Stadt musikchor, welchem letzteren sich das hiesige Knaben- trommlerchor angeschlossen hatte, ausgeführt wurde. Für die meisten Häuser war dieser Umzug gleichzeitig das Signal, den äußerlichen Festschmuck anzulegen, uüd bald wehten in der frischen Morgenluft Flagge an Flagge, der Stadt einen überaus festlichen Anstrich verleihend. Erhöht wurde derselbe durch die reiche dem nationalen Tage entsprechende Zier, welche viele Schaufenster onge- legt hatten. Fast durchgängig waren Büsten unseres Königs Albert, sowie Kaiser Wilhelms ausgestellt, in dekorativer Umgebung, welche die sächsischen Farben zum Ausdruck brachte. Der Festgottesdienst war recht zahlreich besucht. Auch in diesem Jahre hatten der Deutsche Kriegerverein und der Militärverein sich zum gemeinsamen Kirchgänge vereinigt, welcher vom Platze zwischen Schule und Kirche aus erfolgte, nachdem sie vorher in ihren Vereinslokalen sich gesammelt und gestellt hatten. Das Thema, welches sich Herr ArchidiakonuS Helbig zur Festpredigt gewählt hatte, entsprach voll dem bedeutungsvollen Tage. ES handelte von dem Denkstein, welchen Samuel (l. Samuelis 7, 7—13) anläßlich-des von d-n Israeliten über die Philister errungenen Sieges aufrichtete, also die Darstellung eines Vorganges, die bei den gegenwärtigen Bestrebungen unserer Zschopaustadt, in ihren Mauern einen Denkstein an den großen Sieg im Jahre 1870 aufzustellen, sympathisch berühren muß. Der H-rr Prediger führte aus: Unser Nationalfest bilde ein Denkmal mit der Inschrift: Bis hierher hat uns der Herr geholfen: So wird es 1. zum Ebenezer, d. h. Fels der Hilfe, 2. zum Mizpah, d. h. Fels der Warte, 3. zum Sen, d. h. Fels der Höhe. Das Mittagskonzert, welches von unserem wackeren Etavtmusikchor von j12 bis j l Uhr auf dem Marktplatze abgehalten wurde, fand viele Zuhörer, die trotz des eingctretenen leichten Regens wacker aushielten. Ein großer Teil der Zuhörer hatte sich allerdings in den am Marktplatz befindlichen Re staurationen niedergelassen, um dem musikalischen Genuß einen leiblichen beizufügen und bei der inneren Befeuch tung der weniger erquicklichen äußeren Nässe zu ent gehen. Der Festzug bildete selbstverständlich ein Hauptpück des Tages. Als Ausgangspunkt war Benedix' Lokal bestimmt worden, nach welchem von 2 Uhr ab die verschiedenen Innungen, Vereine rc. von ihren speziellen Sammelplätzen aus in bereits wohlgeordneten Zügen sich begaben. Eröffnet wurde der überaus stattliche Festzug, in welchem 12 Fahnen mitgeführt wurden, durch Herrn Brandmeister Teichmann und einem Führer der freiwilligen Feuer- wehr, sowie 10 Mann Feuerwehr in Paradeuniform. Darauf folgte das Knabentrommlerchor, das Stadtmusit- chor, die Scheibenschützen, die Vogelschützen, das Fest komitee, das Ratskollegium, das Stadtverordnetenkollegium, die Ehrengäste, die Bäckerinnung, die Weberinnung, Kochs Musikchor, der Militärverein, der Kriegerverein, der Sängerbund, die Schuhmacherinnung, die Fleijcherinnung, der Verein Concertina (Mvsikchor), der Turnverein und als Schluß ein Zug Feuerwehr. Begleitet von einer zahlreichen Menschenmenge bewegte sich der Zug durch Chemnitzer Straße, Markt, Schloßstraße, Gartenstraße, Schcffelstraße nach der Schützenwiese, woselbst er sich auflöste. Der Festplatz war schon von weitem kenmuq durq eine Menge Flaggen und Fahnen, die mit ihren bunten Farben freundlich von der Zeltstadt herübergrüßten, denn eine solche war binnen wenigen Tagen auf der Schützenwiese entstanden. In kurzer Zeit nahm dieselbe das vollendete Gepräge eines echten und rechten Volksfestes an, dem sich alt und jung mit voller Lust hingab. Anerkennenswert ist die Opfer- Willigkeit, mit der alles Mögliche aufgeboten worden war, den Besuchern des Festplatzes ein harmloses Vergnügen zu bereiten, welches des Humors nicht entbehrte. Dank bar sei hier besonders der jungen Damen gedacht, welche ihre Mithilfe in bereitwilliger Weise zum Gelingen des Festes zur Verfügung gestellt hatten. Dieselben wurden vor Beginn des Festes vom Herrn Fischer durch seine Geschirre nach dem Festplatz abgeholt. Ebenso hatten die Herren, sämtlich freiwillige Helfer, ihr Bestes gethan. Was boten da nur die Schaubuden, welche hinsichtlich der Reichhaltigkeit ihrer Sehenswürdigkeiten an die besten Tage der Schützenfeste erinnerten. Der uns zur Ver fügung stehende Raum verbietet hier speziell auf all das Gebotene einzugehen, nur einzelnes läßt sich hervorheben, und dabei thut die Wahl weh, denn alles war gut. Begleite un» der Leser auf einem ungebundenen Gange der Kreuz und Quer durch die Buden: In die Klänge des Konzertes, welches von 4—5 Uhr das Stadtmusik chor auf dem Festplatze abhielt, mischten sich, je mehr wir uns dem letzteren näherten, Töne, die teils ihre Abstammung vom Leierkasten nicht verleugnen konnten, teils unwiderlegbar an Menageriebuden rc. erinnerten. Nachdem wir die Ehrenpforte, welche mit den Bildnissen des Königs Albert, der Kaiser Wilhelm und Friedrich, sowie des Reichskanzlers Fürst Bismarck geziert war und uns „Willkommen" hieß, passiert hatten, lud die Schmidtsche Konditorei mit anmutiger Bedienung zu einem Besuche ein. Dicht daneben barg eine Bude die „Königin der Nacht", als welche sich ein auSgestopfteS Exemplar einer Eule nebst einer kunstvoll zusammengesetzten Wun- derblume darstellte. Im Karolasalon thronten die wackeren Musikanten, welche später daselbst Tanzlustigen aufspielten. Als Gegenstück leuchtete uns schrägüber das Schild des „Albertsalon" entgegen, in welchem aber nur demGambrinus und nicht der Terpsichore gehuldigt wurde, k gefunden waren und daher wohl noch vom Durchzug der Israeliten durch besagtes Gewässer herrührten. Auch die vampe des Diogenes, mit ?n" Insular-Raritäten. Museums hervor. Als Seiten- stück der Lampe wurde hier das Faß des Diogenes pro duziert, bei dessen Anblick man aber zu der Ueberzeugung kam daß Diogenes ein Kautschukmann ersten Ranges gewesen sein muß, um dieses Tönnchen bewohnen zu können. Erwähnenswert ist noch der Wechsel im mensch- Ilchen Leben, Schillers Handschuh, Erziehungsanstalt für junge Mädchen, der fliegende Holländer rc. Auch dw „fremden Völker" erfreuten sich regen Zuspruchs, waren doch die nach Art echter Schaubuden außen angebrachten bunten Darstellungen zu grauSlich-schön, als daß man - am Eingänge zu solchen „Wunderbarkchkeiten" hätte vorübergehen können. Der Schokoladen-Automat machte anscheinend gute Geschäfte, und die daneben befindlichen Kaffeestuben, zu welchen man zwei Möbelwagen einge richtet hatte, litten ebenfalls nicht Mangel an Gästen. In der Weißbierschenke herrschte ununterbrochen Nach suche nach Sitzgelegenheit, und die Befürchtung, daß das zwar schöne aber sonnenlose Vetter den Besuch beeinträch tigen werde, erfüllte sich erfreulicherweise nicht. Wer der An sicht war, zum Sedanfeste müsse geschossen werden, der konnte seinem Gelüste vollauf Genüge leisten an einer Schießbude, in welcher die mannigfaltigsten Gegenstände ein bequemes Ziel boten. Kurz, ein reiches Feld der Vergnügungen stand dem Publikum der Festwiese z» Gebote, welches von denselben auch den ausgedehnteste!» Gebrauch machte und sich durchaus nicht spröde gegen die Anerbietungen der reizenden Los- und Blumenvet- käuferinnen, sowie der als Postboten fungierenden Knabe» zeigte. Letztere sollen sehr strammen Dienst gehabt haben, da die Nachfrage nach den Postkarten mit der Denkmal«? abbildung eine so rege gewesen ist, daß dieselben aus verkauft wurden, sicher zur großen Genugthuung der Herren, welche sich der Leitung der „Feldpost" unter zogen hatten. Nicht unerwähnt mögen zum Schluß die Glücksradbuden bleiben, um welche sich immer eine schau- und gewinnlustige Menge sammelte. „Hier wird schauder haft gewann'!" und „Hier giebt es keine Nieten!" Diese mehrfach an diesen Buden sichtbaren Inschriften reizten unwiderstehlich zur Abnahme der Lose, denn eine solche Gelegenheit, dem Glücke die Hand zu bieten, kam gewiß nicht wieder. Eine neue Abwechselung gaben um 6 Uhr die turnerischen Volksübungen, welche lebhaften Beifall fanden. — Einen willkommenen Ruheort bot un» da- konditoreizelt von Fuchs, in welchem uns Erfrischungen von schöner Hand kredenzt wurden. Dann statteten wir dem Panoptikum einen Besuch ab, sahen Kaiser Wilhelm, Bismarck und Napoleon einträchtiglich an einem Tisch sitzen und neben ihnen den in der neueren Zeit so un heilvoll bekannt gewordenen Mackenzie stehen. Im zoo logischen Museum war Gelegenheit geboten, die natur wissenschaftlichen Kenntnisse aufzufrischen, und nähme» wir es nicht Übel, manchem bekannten Tiere zu begegnen. Den Gipfelpunkt der Schaustellungen bildete daS Denkmals - Modell, das in einem stattlich dekorierten Zell untergebracht war. Es herrschte über die edle Form und die künstlerische Darstellung der das Denkmal bildenden Figuren nur eine Stimme der Anerkennung. Herr Bildhauer Wein hold in Dresden, aus der Nachbarstadt Mittweida stammend, ein Schüler des berühmten Professors Schilling, ist der Künstler, dem die Idee und die spätere Ausführung des würdigen Denkmals zu dankenist. Da das zu beschaffende Denkmal der Mittelpunkt des Festes, oder richtiger die Ursache des so ausgedehnten Volks- W m darauf näher kingegangen. DaS Modell seiner Ausführung 6 Meter Höhe