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' H 200. LR», Ämtsgerichts^ und des Stadtrats M Frankenberg gehende -rgaffe. LrMnt täglich, ml, MSnahm« der Sonn-und Festtage, abends sstr den fol ¬ genden Tag. Preis vierteljährlich I M. so Pf«., monatlich so Pfg., Linzel-Nrn. d Pfg. vestellungen nehmen alle Post anstallen, Postbeten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. St ürlich h's bungs- leiseu, irpen, so daß 75 K, UZ'. Arg. Wi rauge- ihne, u. «Ml- Örtliches und Sächsisches. u. » t ^"kenb erg, 27. August 1888. f Der gestrige 75. Jahrestag von Körners Tod ist erfreulicherweise auch in Frankenberg nicht ohne eine, wenn auch bescheidene Feier vorübergegangen. Nachdem bereits am Sonnabend abend das Körnerkreuz von pri vater Seite Blumenschmuck erhalten hatte, zog gestern, Sonntag, früh gegen 7 Uhr eine kleine Anzahl dem hie- figen Männergesangverein angehörige Sänger hinaus zum Körnerkreuz, um an dieser Stelle die Feier des Gedenktages durch Gesang, sowie eine von einem Teil nehmer gehaltene kurze, der Weihe des Tages entspre- chende Rede und Anbringung eines Kranzes mit Schleife am kölnerkreuze zu begehen. Unter diesen Sängern befand sich noch eine Anzahl Herren, welche bereits vor 25 Jahren an der Feier des Körnerfestes bei der Harras- eiche zu Lichtenwalde teilgenommen hatten. -f Am gestrigen Sonntag fand di« diesjährige Gau turnfahrt des Mulden-Zschopauthaler Turngaues unter Begünstigung vom prächtigsten Wetter statt, und diesem Umstande war es zuzuschreiben, daß die Teilnahme fast aller Gauvereine eine sehr große war und wohl gegen 700 Turner dem Endziele der Turnfahrt, dem „Grünen Haus", zwischen Hainichen und Döbeln gelegen, zusteuerten. Die hiesigen Turner (mit einer Beteiligung von 35 Vereinsmitgliedern und 75 Turnschülern) marschierten früh nach 6 Uhr von der Turnhalle ab, nahmen ihren Weg durch den Rassauer Wald und erreichten gegen j 12 Uhr das „Grüne Haus". Nach der bis 2 Uhr dauernden Mittagspause, während welcher der Gauturnrat und die Kampf-Preisrichter Sitzungen abhielten, erfolgte die Auf stellung zum allgemeinen Freiüvungsturnen. Nach einer Ansprache des GauvertreterS Herrn E. Thallwitz-Döbeln, in welcher derselbe die Turngenosten bewillkommnete, Wünsche für bestes Gelingen der heutigen Turnarbeit aussprach, ferner den Anwesenden ein Begrüßungsschreiben des Kreisvertreters Bier-Dresden mitteilte, wurden die Freiübungen unter Leitung des Herrn GauturnwartS Fischer-Mittweida von ca. 400 Turnern vorgeführt, und fand die exakte Ausführung allseitige Anerkennung. Hieran schloß sich ein Wett-FreiübungSturnen der ein zelnen Vereine, welches von den zahlreichen Zuschauern mit Interesse verfolgt wurde; die hierüber abgegebenen Wir machen die Abgabenpflichtigen hierdurch unter Bezugnahme auf 8 71 des obgedachten Regulativs noch besonders aufmerksam. Frankenberg, am 24. August 1888. St.-Rath. »r. Kaeubler, Brgrmstr. MU", Wg"fik ÄS «eftxrlten« Korpi» t«U« tmchmt. Ultvister Inserate» - »«trag i» Pf» > avnchlij lerte imt t»> - ' Äll-rqcht Jus««« , «4 LtsvnderM , Tarif. . Inserat«-AmchW für di« j-wrili« Ad«nd^rum»rer «I pormitt«»« to Wk. Beurteilungen waren günstige. Mit den Turnspielen der einzelnen Gaubezirke erreichte der turnerische Teil des Tages sein Ende und wurde noch kurze Zeit in Ge selligkeit verbracht, bis gegen 6 Uhr die Mehrzahl der Turner zum Heimmarsch aufbrach und sich nach allen Himmelsrichtungen hin zerstreute. Befriedigt über den Berlauf des Tages kehrten die Turner heim. (Die Frankenberger langten nach jll Uhr wieder hier an.) War doch die diesjährige Turnfahrt gegen die früheren insofern zweckentsprechender, als dieselbe nicht nur eine bloße Zusammenkunft sein sollte, sondern auch mit einem FreiübungSturnen verbunden war, welches Zeugnis davon ablegen sollte, wie dasselbe an der heimischen Turnstätte betrieben wird. Deshalb hatte auch die gestrige Gau turnfahrt in dieser eigenartigen Arrangierung einen großen turnerischen Wert, welcher wohl bald auch in den übrigen sächsischen Turngauen anerkannt werden dürfte. Wie aus den verschiedensten Gegenden gemeldet wird, ist dieses Jahr eine besonders gesegnete Obsternte zu erwarten und namentlich wird cs in reicher Fülle Birnen geben, sodaß von diesen gesunden Früchten viel verzehrt werden wird. Mit Rücksicht darauf dürfte es angebracht sein, auf folgende bisher zu wenig beobachtete Thatsache, die schon manche Krankheit herbcigesührt hat, aufmerksam zu machen. An den Birnen und Aepfeln bemerkt man oft rauhe, schwarze Flecken, die beim Ge nüsse des Obstes meist ganz unbeachtet bleiben. Wissen schaftliche Untersuchungen haben aber mit Bestimmtheit ergebe», daß diese Flecken Pilzwucherungen sind, welche sehr nachteilig auf die Verdauungsorgane wirken. Es empfiehlt sich daher, Obst nur geschält zu genießen, weil eine untgegesscne Schale auch schon allein im stände ist, bei schwachem Magen das bekannte schmerzhafte Drücken zu erzeugen. — Heller Jubel herrscht seit Sonnabend in der säch sischen Residenz, wurde es doch an diesem Tag zur Ge wißheit, daß der Kaiser Dresden besuchen würde. Nach den vorher bekannt gewordenen Dispositionen traf der Kaiser heute, Montag, vormittags 11 Uhr auf dem Berliner Bahnhof in Dresden ein und fuhr durch die Schäfer-, Wettiner-, Wilsdruffer-, König-Johann-, Ama lien- und Marschallstraße, über die Albertbrücke nach Neustadt, und von da durch die kurfürstenstraße, Bautzner- und Forststraße nach den Kasernen seines Regimentes den genannten Straßen haben, da es bei der kürze der Zeit nicht möglich war, größere Vorbereitungen für den Empfang und zur Begrüßung des Kaisers zu treffen, sämtliche Militärvereine, alle Innungen, die verschiedenen gewerblichen Vereine, die Studierenden der verschiedenen höheren Schulen rc., die Knaben und Mädchen der Ober klassen aller Volksschulen, die sämtlichen Sängervereine, sowie eine Menge sonstiger Vereinigungen der verschiß densten Art Spalier gebildet, durch die überaus zahl- reich vertretenen Fahnen und Emblemen ein buntes reiz- volles Bild gewährend. Nach den Aeußeruoge« der Dresdner Lokalblätter zu urteilen, dürfte es em Tag begeisterter nationaler Kundgebungen geworden sein und selbst der seit heute morgen eingetretene leichte Sprüh regen kaum im stände gewesen sein, dieselben zu beein trächtigen. Das amtliche „Dr. I." begrüßt in seiner Sonnabendnummer die Nachricht von dem Kommen des Kaisers mit folgenden warmempfundenen Worten; „Di« Kunde, daß Se. Maj-M der Kaiser am nächsten Montag Ihren Majestäten dem König und der Königin Allerhöchstseinen Besuch abstatten wird, hat in aller Sachsen Herzen freudigen Stolz erregt. Wird doch nun unser Land dem neuen Kaiser zujubeln können, der seit dem Tagt, da er den Thron bestiegen, durch seine Thaten und Worte die Liebe und Verehrung aller deutschen Stämme sich errungen hat mit unwiderstehlicher Gewalt! Bor allem aber erfüllt unsere Herzen mit höchster Freude über den kaiserlichen Besuch die Thatsache, daß derselbe un» ein neues be redtes Zeugnis giebt für die Festigkeit und Innigkeit de» Bande», welches den Kaiser mit unserem erlauchten Königshause verknüpft. Mit aufrichtiger Senugthuung haben wir Sachsen bei den ernsten und gewichtigen Ereigniss u der letzten Monate, in Potsdam an Kaiser Friedrichs Bahre und im KönigSschlofse zu Berlin, unseren erhabenen König an der Seite de» Kaiser» stehen sehen. Durch seinen Besuch aber zeigt un» Kaiser Wilhelm, daß er die kgl. Treue und Freundschaft freudig erwidert. Das ist die erhebende Bedeutung de» bevorstehenden Festtage». Mit welchen Gefühlen unser Land den Kaiser begrüßt, da» bedarf nach den glänzenden Beweisen, welche Sachsen von feiner Kaiser- und König»trrue ab gelegt hat, keiner Ausführung. Wie Sachsens Bevölkerung vor wenigen Jahren dem Heldenkaiser Wilhelm I. zujubelte, so bringt sie auch dem Enkel, in dessen kraftvoller Hand heute da» Zepter de» Reiches ruht, freudige» Vertrauen, wahre Liebe entgegen. Und so wird der Tag, an welchem der Kaiser al« Gast unsere» König» im Sachsenlande weilt, sür un» Veranlassung sein, so innig und freudig wie nur je vorher zu bitten: Gott segne Kaiser und Reich, König und Vaterland!" Eine interessante Erinnerung an andere „Kaisertage" bietet der „Dr. Anz." in folgender Notiz: „Morgen, v» krampf, ,, Ber- bensei», gen ßä- h. Ve il Leib, ^ben bei und bei N Pf. Ibares > Hebe» muten, r'sodeu kmerr- Sp6t m a t'löbn Amtsblatt der Lönigl. ÄmtshMptmmnschast MH«, des Bekanntmachung, ».LdLLUL'UWWL Zwei Urkunden. Erzählung aus demLeben einerkaiserstochter. Es war am 16. April des Jahres 1770. Vor der kaiserlichen Hofburg zu Wien wogte eine ungeheuere Menschenmenge auf und nieder, sichtlich bewegt von Neu gierde und freudiger Teilnahme an einem Ereignisse, das sich droben in der Kaiserburg abspielte. Galakutschen in großer Zahl brachten reichgekleidete Herren und Damen jeden Alters zu dem Hauptportale, unter dessen Bogen deutsche und ungarische Wachen in ehrfurchtsvoller Stel lung harrten, während die große Treppe, die zu den kai serlichen Gemächern hinaufführte, von den hohen Beamten des Hofes der Kaiserin Maria Theresia besetzt war. Oben in den prächtigen Sälen, in etnem Meer von Licht und Juwelenstrahlen, wogte schon eine glänzende Gesell schaft, bestehend aus den höchsten Kreisen des Reiches. Eben hatte die sechste Stunde geschlagen, als mit schnau benden Raffen eine besonders kostbare Equipage vor dem Portale anfuhr. In überaus reichem rotsamtnen Hof- kleide, die Agraffen der Kniehosen, die Schuhschnallen und knöpfe des Rockes, wie der Degen in Brillanten erstrahlend, so entstieg dem Wagen ein Kavalier, welchen die Offiziere alsbald mit tiefer, äußerst zeremonieller Verbeugung hinauf in den Empfangssaal geleitete». „Se. Exzellenz der Herr Marquis de Durfourt, r m v, sind »edition Gesandter Sr. Allerheiligsten Majestät des Königs Lud wigs XV. von Frankreich!" tönte es durch den Saal, an dcssn entgegengesetzter Thüre im gleichen Augenblicke der Ruf des Herolds erscholl: „Ihre Majestät die Kai serin Königin! Der Kaiser!" Maria Theresia, gestützt auf den Arm ihres Sohnes Joseph II., erschien, gefolgt von der ganzen kaiserlichen Familie. Einen Augenblick trat tiefe Stille ein, sodann vernahm man eine französische Ansprache des Gesandten und hierauf eine kürzere Antwort der Kaiserin, welche sich sodann seitlich wandte, um die Hand eines jungen Mädchens zu ergreifen, welches sie hierauf dem Marquis de Durfourt zuführte. Das Mädchen war auffallend bleich und erregt. Der Gesandte überreichte ihm ein kleines, in Brillanten ge faßtes Bild, worauf jene einige kurze Dankesworte stam melte und sodann das Bild an der Brust befestigte. Es war das Porträt eines Jünglings von höchstens 17 Jahren, dasjenige des Kronprinzen Ludwig von Frank- reich, und die Empfängerin, welcher der Marquis jetzt noch ein Schreiben überreichte, war Maria Antonie, Erz- Herzogin von Oesterreich, die an diesem Abende dem künf- tigcn französischen Könige verlobt werden sollte. Das Antlitz der Kaiserin strahlte vor Entzücken, daß es ihr nach langen und schwierigen Unterhandlungen endlich ge lungen war, ihrer kaum 15jährigen Tochter den Thron des damals mächtigsten Landes Europas zu sichern. Lin freudiges Murmeln durchlief auch die ganze hohe Ver sammlung und allenthalben flüsterte man sich einander zu von der glanzvollen Zukunft, welcher diese Lieblings tochter der Kaiserin entgegengehe. Die Prinzessin hatte sich endlich etwas gefaßt, aber nur mit Mühe vermochte. < sie dem Sturm in ihrem Herzen zu gebieten und dank baren Blickes folgte sie ihrem Bruder Joseph, welcher es in gutmütiger Weise verstand, die Zeremonie abju- kürzen und bald die Schwester aus dem Saale geleitete. Abends war große Festlichkeit bei Hofe; in den Thea tern fanden Festaufführungen statt, ganz Wien illumi nierte und schwamm in Jubel und in Freude. — Am folgenden Tage unterzeichnete Marie Antoinette vor ver sammeltem Hofe den Verzicht auf jede Hinterlassenschaft ihrer Eltern und, die Hand auf dem Evangelium, gelobte sie, daß fortan sie Frankreich als ihr Heimatland er kennen werde, — Frankreich, wo es eine Marquise Pompadour, eine Gräfin Dubary gegeben, Paris, wo das glänzende Laster alltäglich neue Orgien feierte und wo Jammer und Not des Volkes ins Maßlose gesteigert waren! Drei Tage nachher fand in der Hofkirche die feier liche Trauung durch Prokuration statt. In Jubeltönen brauste die Orgel, in Weihrauchwolken gehüllt standen am Altäre die Kardinäle und Bischöfe des Reiches, ihnen