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H195 Mittwoch, den 22. August. r-e«. Änitsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Mha, -es König!. Amtsgerichts nnd -es Sta-trats ;u Frankenberg. e, Mst rsss. i. b°I 2 Z05Ii. ta» .. 12.S b b b zust 1888. ttner hörigen. s 1 «scheint Mich, mit «»«nähme de« Sonn- nnd Festtage, abend« sllr den sol- grndcii Lag. Preis vierteljährlich I M. «0 Pi«., monatlich «0 Pfg., Sinjti-Nrn. «Pfg. vesiellungcn nehmen alle Post anstalten, Postboten nnd die Ausgabe stellen de« Lage- dlatle« an. 88. ck - N sioli: 61-, 6. KixriZ, .888. der Liebe en Kran!- ! Begräb- n Gitlin, roßmutter »erzlichsten man in Paris, daher die haushohe Wut gegen Italien und den den Franzosen fatalen Staatsmann, der Frank reich mit einer Million Soldaten auf den Fersen sitzt, und es hindert, sich zu rühren. Und endlich muß man in Paris zugestehen, daß Crispi doch ein weit klarerer Kopf ist, als alle französischen Diplomaten. Er hat das Rechte erfaßt, während die französische Diplomatie heute noch im Blindekuhspiel umhertappt. Das Verhältnis zwischen Italien und Frankreich ist mindestens ebenso gespannt, wie das zwischen Frankreich und Deutschland. Die frühere intime Freundschaft ist radikal zu Ende, und die französischen Intrigen in Mas- sauah, über welche sich Crispi in seinen verschiedenen diplomatischen Rundschreiben heftig beschwerte, zeigen nur zu deutlich, daß man in Paris nicht mehr vermag, seinen Aerger zu verbergen. Auch in diesem Zanke hat freilich die französische Regierung den kürzeren gezogen, alle Mächte haben Italien recht gegeben. Ob der Er werb von Massauah für Jlalun vorteilhaft oder nach teilig ist, geht uns zunächst nichts an, denn wir haben die Kosten nicht zu zahlen, und die italienische Bündnis- fähigkeit wird durch diese Affaire nicht beeinträchtigt. Italien hat eine sehr starke Armee und eine vortreffliche Flotte, und das deutsche Reich würde mit der südlichen Macht sicher kein Schutz- und Trutzbündnis abgeschlossen haben, wenn st- in militärischer Beziehung nicht lei stungsfähig wäre, nicht ihre Rolle in dem Bündnis aus- zufüllen vermöchte. Herr Crispi ist gerade so wie Fürst Bismarck ein leidenschaftsloser und besonnener Politiker, der alle Kleinig keiten dem großen Ziele unterordnet, sein Vaterland mächtig stil! bends 8 Uhr her'- Re, cheS ErM »v IHK, tgesclle. Francesco Crispi, der leitende italienische Staatsmann und bewährte Freund Deutschlands, stattet dem Reichskanzler Fürsten Bismarck in Friedrichsruh jetzt wieder seinen Besuch ab. Herr Crispi hat den Vorzug, der Mann zu sein, welcher au genblicklich von allen Franzosen ohne Ausnahme am bit tersten gehaßt wird, und hätte ihn der Pariser Mob zwischen seinen Fingern, lebendig würde der italienische Ministerpräsident jedenfalls nicht davonkommen. Die Franzosen sind furchtbar wütend auf den Fürsten Bis- marck, den sie als den wahren Urheber aller 1870s7l und seitdem erlittenen Demütigungen ansehen; aber eS giebt doch auch Momente, in welchen die Abneigung et was mildere Form annimmt. Aber von Crispi wird niemals im anderen, als dem Tone unversöhnlichster Er bitterung gesprochen, mit ihm ist kein Friede und keine Freundschaft möglich. Alle die Streitereien, welche im letzten Jahre zwischen Italien und Frankreich sich ab spielten, sind nur der Widerschein dieses grimmigen Has- ses, man will keine Freundschaft und gütlichen Ausgleich. Des Pudels Kern ist ganz einfach: In Paris hat man zu seinem heillosen Schreck erkannt, daß Italien in LriSpi einen Staatsmann besitzt, der nicht nur energisch genug ist, für sein Land genau denselben Rang wie für Frank- reich zu erlangen, sondern sich auch, und das ist die Hauptsache, gar nicht scheut, dem großen Nachbarreiche die Rolle zu entreißen, welche es bisher im Mittelmeer gespielt. Das deutsch-italienische Bündnis zeigt, was Frankreich im Falle einer Niederlage zu erwarten hat; es wird zu gunsten Italiens degradiert. Das weiß „ bö „ „ — u ,, 66,jz tt 00,zz Aufruf un die Versöhner, die Mnen nnd Jungfrauen Frankenbergs. dieser Summe soll unter Anderem auch i« den ersten Tage« des Septembers -.I. eine Berloosuug verschiedener brauchbarer Gegenstände stattsinden und sind dar» schon Loose in Vertrieb genommen worden. A^U^etteffenden Lotterie eine recht grotze AusdehM somit sür das Denkmal einen bedeutenden Zuschutz ermöglichen zu namentlich aber an die Frauen und Jungfrauen Frankenbergs, die gewitz wünschen, zur Errichtung eines würdigen Monuments auch mit beigetragen zu haben, mit Geschenken das beschlossene Werk fördern zu helfe«. EA, insbesondere Gabe«, chergestellt durch der Hände Fleitz, werden dankend entgegengenoulme«. , Dankbarkeit sür die in dem glorreichen Kriege 187H71 gefallenen Söhne Frankenbergs, errichtet znm Andenken an die langst ersehnte Etnbeit Deutschlands und an unsern ruhmreiche« ersten Kaiser Wilhelm, soll unsere Vaterstadt «nd seine Bewohner ehre« nnd dazu beizutragen, sollte sich jeder Frankenberger, jede Frankeubergerin verpflichtet fühle«. - -». ^77., bitte« nochmals, das Werk mit frischen, fröhliche« Herzen und offenen Händen zn unterstützen und zur Abgabe der Gescheute die bereits früher bekannt gemachten Sammelstellen zu benutzen. Das Comitee für das Krieger- nnd Siegesdenkmal zu machen, ihm eine gesicherte Friedensära zu schaffen. Ahe CriSpi besitzt auch die Energie Fürst Bismarcks, davon hat er in dem letzten Jahre wiederholt Beweise gegeben. Die beiden Staatsmänner werden in ihren Konferenzen sicherlich zu dem Resultate kommen, daß kein direkter Anlaß vorliegt, einen Friedensbruch zu fürchten, und daß das beiderseitige Bündnis trefflich sich bewährt hat. Sicher wird auch die bulgarische Angelegenheit, welche Italien lebhaft interessiert, in den Kreis der Erörte rungen hineingezogen, und vielleicht ist es nicht ausge schlossen, daß das Terrain für weitere Schritte gebahnt wird. Fürst Bismarck wird ja auch noch mit dem österreichischen Minister Grafen kalnoky eine Besprechung haben, und zuletzt wird Kaiser Wilhelm II. mit dem! Grafen Herbert Bismarck nach Wien und Rom reisen. . Gelegenheit zum Erwägen und Ueberlegen ist also reich lich vorhanden und man würde auch leicht zu Resultaten im Einvernehmen mit Rußland kommen, wenn die pan slawistische Garde mit ihren unheilvollen Einflüsterungen in Petersburg nicht wäre, die Europa schon mehr un ruhige Stunden verschafft hat, als die Revancheleute in Paris. Es ist ein wahre- Glück, daß die leitende« Staatsmänner der FriedenSmächte leidenschaftslose Leute sind und nicht Hitzköpfe, sonst wäre schon alles drunter und drüber gegangen. Das feste Einvernehmen der verbündeten Staaten, die enge Freundschaft ihrer Fürste« und deren Ratgeber sichert uns den Frieden und wir wollen nur wünschen, Fürst Bismarck möge seinem Gast, dem ersten Minister des verbündeten StaateS, beim Abschied dieselben Worte sagen, wie im vorigen Jahre: „Wir haben uns um den Frieden wohl verdient gemacht.', haben. Ich habe tagelang, wochenlang gesucht, Arbeit zu erhalten, es war umsonst. Ehrlich und rechtschaffen wollte ich bleiben: so konnte ich nichts als Hungers ster ben. Für mich wäre es nicht so schwer gewesen: wenn man zwei Tage gehungert hat, spürt man's nicht mehr, der Tod kommt, wie ich glaube, leicht heran. . . Aber mein Kind, mein armes Kind! ... Ich mußte Ar beit haben. Zuletzt fand ich Arbeit als Ausnäherin in einer Damenkonfektion. Ich hatte täglich von früh 6 Uhr bis nachts 12 Uhr, auch bis 1 oder 2 Uhr zu ar beiten." „Und was verdienten Sie denn da?" fragte eifrig der Staatsanwalt. „Wenn es hoch kam, 60 Pf. im Tag; meisten» nur 50 und 45", erwiderte die Frau ruhig. AIS man die- mit dem Ausdrucke des Unglaubens aufzunehmen schien, fügte sie hinzu: „Ich kann Ihnen die Adresse des. Ge schäftes geben; übrigens kann jede der hundert Arbei terinnen dasselbe bezeugen." Eine Pause entstand. Richter und Schöffen blickten nur einander an. Ein Schöffe sagte zum andern leise: „Ob da nicht der Herr des Geschäftes eher hierher gehörte, statt seine Arbei- . terin?" Auf einen Wink des Richter- fuhr die Frau fort: „Von diesen 50 bis 60 Pfennigen täglich mußte ich Miete, Essen, Licht und Kleidung bezahlen; außer dem mußte ich auch noch den Faden vom Geschäft selbst. hemnttz dis 10.— pr.Ni ° 9.55- .. - 7.40- -- - 7.20- ° 7.40- -- . K.S0 - -- - 7.25 - - - - 9.2b - -< - 7.- - -- - 4.20 - -< - 3.10 - -> - 3.- - -- > - 2.S0 - 1' dtvnlkhr in st sln, doch w« i man nur l dir Ewart n billiger °uj< ter. Weizen r alt« 17S !r175bi« US « 198 n« Kilo netto I ) bez., i» bez. u. Br., a . Fest. Gerß! Uterware IU ü 1000 Kilo n bez. >i. Br, Br. Mai« cher, rumünis .. u. Br. 'Ras , 24S biz tto looo 12i- ito ohne Fax iritus vr.10 ieuert 70er 3 inell. ihr an der Schulter lag. Bittend sah sie den Vor sitzenden des Gerichts an, indem sie nach der Anklage bank schaute. „Setzen Sie sich", sagte dieser; die Frau that es mit dankendem Ausdruck in den jammervollen Zügen. Der Vorsitzende schlug die Akten auf. „Sie sind Frau Luise Elbers?" „Ja, Herr Präsident." „Sie sind angeklagt, am Abend des letzten Mittwoch in ein Caf6 gegangen zu sein und dort den Rentner Neumann angebettelt zu haben. Was sagen Sie nun dazu?" „Ich habe den Herrn nicht gekannt." „Sie gestehen also ein, gebettelt zu haben?" „Ja" Die Frau öffnete die Augen weit, ein paar Thränen liefen ihr über die Wangen; sie ließ den Kopf sinken. „Es hilft mir ja doch nichts", flüsterte sie. „Fassen Sie Mut", sagte der Präsident fast gütiger, als sein Richteramt gefordert hätte; „teilen Sie dem Gericht mit, was Sie zu der Gesetzesübertretung ver anlaßt hat; es kann Ihnen doch vielleicht nützen." Die Frau begann, ohne aufzublicken: „Mein Mann hat seit einem halben Jahre mich verlassen, und ich mußte für zwei Kinder sorgen. Mein älteres Kind ist gestorben, — es ist verhungert, und da-, welches ich hier habe, wird auch nicht lange mehr zu leiden Eine Mutter. Soziales Nachtstück aus der Gegenwart. Wenn der ganze gewaltige R-klameapparat unserer Zeit viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs sowohl als auch deS Luxus zu einem unverhältnismäßig nie deren Preis ausschreit und damit das Publikum zum Kaufe veranlaßt, so denkt wohl kaum auch nur einer dieser „billig" Kaufenden daran, wie und auf wessen Kosten die Schundpreise — und die Schundwaren zu stände kommen, von denen sie sich anlocken lassen. Es ist bekannt genug, daß 95 Prozent der Groß- konfeklionäre (d. h. Erzeuger von Damenkletdungsstücken) in Großstädten nicht nur wahre Hungerlöhne zahlen, sondern daß auch gar häufig die weibliche Ehre ihrer Lohnsklavinnen Gefahr läuft, in ruchlosester Weise an gelastet zu werden. Das Schöffengericht der 98. Abteilung in Berlin war jüngst versammelt; eine Reihe von Angeklagten halte man schon verhandelt; eS ging dem Ende zu. Da führte man eine Frau vor. Sie mochte vielleicht 30 Jahre zählen; ihre Kleider waren anständig und reinlich, ihr Gesicht aber blaß und abgezehrt. Der Hunger sah ihr aus allen Zügen. Müde schleppte sie sich herein, ein kleine- Kind auf dem Arm, da-, in den totähnlichen Schlaf der völligen Entkräftung versunken, «tt » Psg. fttr m gespaltene «eile derechaet. «kleinster Inserat«» »«trag es Pfg. Inserat« , nach resander« Lartf. Inseraten - sik die I vormittag« w