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Irankenöerger Gageötatt und Mezirksanzeiger. Somitag, »kN 12. Aagast.^ Beilage z« JL187. 1888. Men: 71554 59512 96118 17601 84384 32821 102620 10486 Anzahl 655 690 855 196 Anzahl 328 223 425 80 Frankenberg Hainichen Mittweida langten. — Ihre Majestäten der König und die Kvnrgrn be gaben sich am 4. d. M. nach der in letzter Zeil vielge nannten Riddarholms-Kirche (Ritterinsel-Kirche), in der sich die schwedischen Königsgräber befinden. In der so genannten Gustavianischen Gruft ruhen seit drei Jahren auch die Gebeine des entthronten Königs Gustav IV. Adolph und seines Sohnes, des einstmaligen Kronprinzen, Prinzen Gustav von Wasa, dessen Tochter Königin Ka rola von Sachsen ist. Auf den Wunsch der Königin Karola hatte König Oskar die Erlaubnis zur Ueber- sührung der sterblichen Reste ihres Großvaters und Vaters aus der herzoglichen Familiengruft in Oldenburg, wo dieselben bis dahin beigesetzt waren, in die heimat liche Erde gegeben, damit sie an der Seite ihrer Ahnen einen dauernden Ruheplatz finden. Gerade elf Jahre waren vergangen, seit der Prinz von Wasa am 4. August 1877 im sächsischen Königsschlosse Pillnitz gestorben war, als die Königin Karola am Sarge ihres Vaters tief bewegt niederkniete. Der Grabchor war feierlich mit Wachslichtern erleuchtet und mtt Blumen geschmückt. Bei dieser Gelegenheit sei ein schöner Charakterzug des Königs Oslar erwähnt. In der Riddarholmskirche wird der Wappenschild eines jeden Seraphinenritters nach dessen Tode aufgehängt. Da alle schwedischen Prinzen Ritter dieses Oodens sind, so waren cs auch die beiden letzten Wasa. Auf deren Wappenschildern standen aber vor den Titeln „König und Kronprinz von Schweden" die Wort- ,Mre ästta" (vormaliger). Am Tage vor dem ersten Besuche der Königin Karola waren aber die Worte „Me äetta" auf Befehl des Königs entfernt worden, sodaß jetzt der Beschauer nicht mehr an das traurige Schicksal des unglücklichen Gustav IV. Adolphs und seines Sohnes erinnert wird. — Einem älteren Herrn, der am Mittwoch durch Freiberg reiste, widerfuhr ein eigenes Mißgeschick. Dem selben fiel, als er in der O.'deraner Gegend sich aus dem Wagcnfenster herauslehnte, infolge eines plötzlich über kommenden Hustens fern künstliches vollständiges Zahn- grbiß aus dem Munde h-rab auf den Bahnkörper. Die nicht geringe Verlegenheit, in welcher der Herr durch den so unerwarteten Verlust des für ihn unentbehrlichen Gegenstandes geriet, läßt sich wohl begreifen, namentlich da das Gebiß trotz genauester Nachsuchung auf der Strecke nicht wieder aufgefunden werden konnte. — Geucke-Wagners Extrazüge nach München, Chiem see, Tirol und der Schweiz gehen nächsten Mittwoch, den 1b. August, 8 Uhr 50 Min. vorm. aus Dresden und 12 Uhr 20 Min. nachm. aus Leipzig ab; man achte daher auf rechtzeiligen Anschluß. — Aus Rötha wird geschrieben: Eine in ihrer Art höchst interessante Erfindung konnte man am Sonn tag hier in Augenschein nehmen. Ein Herr aus Leipzig, welcher in unserem Nachbarorte Stöhna die Sommer monate regelmäßig verbringt, hat weder Mühe noch Kosten gescheut, einen Gedanken zu verwirklichen, welcher für Sportskreise berechtigtes Aufsehen erregen wird. Nach vielen Versuchen ist es ihm gelungen, eine Maschine her- Melien, welcher er den Namen „Wasserveloziped" ge geben hat; dieselbe bewegt sich bei der denkbar geringsten Kraftanstrengung sowohl stromauf-, wie stromabwärts und mit fast derselben Geschwindigkeit, wie ein Veloziped auf der Fahrstraße. Den ca E Stunden langen Strom lauf der Pleiße von Stöhna nach Rötha hat besagter Herr in 10—12 Minuten zurückgelegt. Das Wasser- veloziped har eine ungefähre Länge von 3z Metern. Die Stelle der Räder versehen hier zwei gleichlange luftdichte Behälter aus Zink, welche die Form eines so genannten Grönländers habe», auf diesem ruht querüber em einfacher Holzkasten, welcher der Wasserfläche zu offen ist und in welchem, soweit sich die Maschine beurteilen ueß, einige UebertragungS- resp. Schaufelräder mit Keltenubertragung nach der Tretvorrichtung sich befanden. Auf dem Kasten selbst befindet sich ein bequemer Sitz Artliches und Sächsisches. Frankenberg, 11. August 1888. 7 Im Monat Juni d. I. betrug nach der amt lichen Uebersicht der GeschäftSumsatz bei folgenden Spar- Einzahlungen Betrag in Rückzahlungen ' Betrag in Oederan — Die 207 Kassen des Landes ergaben im genannten Mo nat 104065 Einzahlungen mit 9,526937 Mark, während 8,959499 Marl in 56414 Posten zur Rückzahlung ge- mit der Vorrichtung zum Steuern und Treten der Ma schine. Dieselbe konnte nach jeder beliebigen Richtung gelenkt und augenblicklich angehalten werden, macht den Fahrenden weder naß, noch verursacht irgend welches Geräusch. Eine Gefahr des Umkippens ist vollständig ausgeschlossen. Jetzt arbeitet der Erfinder an der Her stellung eines doppelsitzigen Wasservelozipedes. — Nach dem Handelskammerbericht konnte das Jahr 1886 als ein für die Perlmutterfabrikation zu Avorf zu friedenstellendes bezeichnet werden; im Jahre 1887 war ein noch viel erheblicherer Aufschwung zu verzeichnen. Durch viele Neuheiten in Nippesartikeln, welche gegen wärtig eine Spezialität der größten Adorfer Perlmutter fabrik sind, wurde ein wesentlich höherer Umsatz erzielt als im Vorjahre. Der Bahnversand dieser Fabrik stei- gerte sich gegen das Vorjahr von 15300 auf 16 300 Kilogramm, wozu noch 1384 Postpakete kamen. — Wie früher waren die Hauptabsatzländer Nordamerika und Eng- land. Im Jahre 1887 wurden auch mit der Türkei sehr belangreiche Verbindungen angeknüpft, welche sich immer mehr auszudehnen scheinen. Ebenso begannen auch Grossisten des Inlandes sich für die Avorfer Perl- mutterartikel zu interessieren. — Dagegen berichtete die andere größere Firma dieser Branche in Adorf, daß die auswärtigen Absatzgebiete durch die hohen Eingangszölle sehr beschränkt seien und auch durch die neueren Vor schriften der englischen Gesetzgebung über Bezeichnung der Waren die Perlmutterindustrie geschädigt werde. — Anläßlich des „achtenreichen" 8. August wurde von einigen Blättern behauptet, seit Christi Geburt schrieben wir am 8. August 1888 erst zum 2. Male ein Datum, in welchem 5 Achten vorkämen. Als 1. Mal ist dabei wahrscheinlich der 8. August 888 gedacht. Dies ist ein Irrtum, denn auch am 18. und am 28. August desselben Jahres schrieb man 5 Achten. — Aus Greiz wird über eine erstaunliche Leistung einer Brieftaube folgendes berichtet: Ein dortiger Brief- taubenzüchler verkaufte Tauben, die noch nie Touren ge flogen hatten, nach Tönnig in Schleswig-Holstein, unge fähr in der Höhe von Helgoland und rund 600 km — 80 Meilen von Greiz entfernt gelegen, also weit genug, um die Frage „Wer weiß, ob wir uns Wiedersehen" auf tauchen zu lassen. Und doch hat cs eine Taube fertig gebracht, den weiten Weg nach dem im Thale versteckten Greiz zurückzufinden. An dieser ungeheuren Leistung scheitert alle Theorie, welche die Befähigung dieser Rasse zu erklären versucht, denn auf welche Weise eine Taube, die noch nicht aus Greiz hinausgckommen war, es mög lich machen konnte, von einer so großen Entfernung aus ihre Heimat wiederzufinden, weder rechts, noch links ab zuweichen, das ist und bleibt ein Rätsel. Vermischtes. * Der bekannte Geschichtsschreiber Georg Weber ist in Heidelberg gestorben. Weber war am 10. Februar 1808 zu Bergzabern in der Pfalz geboren. Am be kanntesten von seinen Werken ist seine „Allgemeine Welt geschichte", sein „Lehrbuch der Weltgeschichte" und seine „Geschichte der deutschen Litteratur". * Aus Genua wurde kürzlich ein Vorfall gemeldet, der alle Grundzüge eines Verbrechens und Schauer romans enthält. Zwei mit schrecklichen Wunden bedeckte Leichen wurden dort aus dem Meere aufgefifcht. Ein schwerer Stein am Halse hatte sie in der Tiefe gehalten. Anfangs glaubte man, es müßte zwischen den beiden ein Kampf stattgefunden haben. Die angestellten Unter suchungen führten indessen, wie der „Köln. Ztz." ge schrieben wird, zu einem anderen Ergebnis. Es stellte sich heraus, daß der eine der zweifellos Ermordeten ein Franzose war, der vor kurzem aus dem Gefängnis ent lassen wurde. Auch der andere, ein Italiener, war den Behörden bekannt, da er wegen Unterschleifs eine drei jährige Kerkerstrafe abgesessen hatte und neuerdings wegen Diebstahls verfolgt wurde. Beide Verbrecher gehörten einem in Marseille gebildeten Bunde französischer und italienischer Diebe an, hatten für Rechnung dieses Ver bandes an einem großen Diebstahle teilgenommen, aber bei Teilung der Beute die Satzungen der Genossenschaft zum eigenen Vorteil außer Acht gelassen. Um sich der Rache ihrer Genossen zu entzieh:», begaben sich die beiden nach Genua. Jetzt hat sich herausgestellt, daß die Genossen der Marseiller Verbrecherbande die Spur der Entronnenen entdeckt und ihnen die Mörder auf die Ferse gesandt hatten. Die letzteren sind in den Händen der Gerichte und der That geständig. * Durch sein Kind gerettet wurde am Dienstag nach ¬ mittag der Dachdecker Robert Heinemann in Berlin. Derselbe war auf einem Neubau der Großen Friedrich straße beschäftigt, als zur Vesperstunde der 11jährige Sohn desselben auf dem Bau erschien, um dem Vater Kaffee zu bringen. H. war mit seiner Arbeit noch nicht zu Ende und rief seinen Sohn zu sich auf das Dach. Mit einem Strick um den Leib, dessen eines Ende an dem Schornstein befestigt war, begab sich H. nach dem Dachrand, um an der Gosse weiter zu arbeiten. Wäh rend der Knabe die Eßwaren auspackte, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß der Strick sich plötzlich von dem Schornstein losgelöst und der Vater dadurch im Ab rutschen über die Dachkante begriffen war. Das Kind sprang schnell hinzu und es gelang ihm, den Strick noch rechtzeitig zu erfassen und so den Sturz des Dachdecker» zu verhindern. Während dieser sich mit einer Hand krampfhaft am Dachrand festhielt, der Körper jedoch in der freien Luft schwebte, schrie der Knabe aus Leibes kräften um Hilfe. Ein Maurer, der sich in der vierten Klage befand, eilte schnell zu Hilfe und zog mit dem Knaben den Dachdecker wieder herauf. Rührend war der Dank des Vaters, welcher fortwährend sein Kind herzte und küßte, ohne dessen schnelle Hilfe er in die Tiefe gestürzt wäre. * Auf der Strecke Libau-RomenSk wurde dieser Tage der in voller Fahrt befindliche Personenzug auf einmal angehallen und zwar so plötzlich und so heftig, daß viele der Passagiere von ihren Sitzen fielen und sich verletzten. Als die Reisenden erschrecke aus den Fenstern schauten, bot sich ihren Augen eine sehr komische Szene dar. Der Maschinist, sein Gehilfe und der Heizer prügelten sich gegenseitig am Bahndamm durch. Sie hatten erst der Flasche tüchtig zugesprochen, sich dann gezankt und dar auf einander zu schlagen begonnen. Da ihnen aber der Platz auf der Lokomotive zu eng war, so hielten sie den Zug ohne weitereS^an, um den Kampf bequemer auSzu- sechten. Nachdem sie sich die Köpfe blutig geschlagen und dadurch etwas ernüchtert waren, sprangen sie rasch auf tue Maschine und ließen den Zug weiterdampfen. Mitteilungen üöer Höst- und Kartenöau. Die Zeit, in welcher der Gärtner für seine Kohlpflanzen in größter Sorge ist und fleißig Jagd auf die Raupen machen muß, steht vor der Thür. Viele Mittel sind dagegen angewandt, um den Raupenfraß zu verhindern, doch bis jetzt noch kein« mit durch greifendem Erfolg. Sollte daher nachstehendes einfache und billige Mittel, welche- wir einem landwirtschaftlichen Blatte entnehmen, auch nur einige Gärtner zum Versuche anregen und dies- ihre Erfahrungen darüber bekannt machen, so wäre der Zweck dieser Zeiten erreicht. Da« Mittel besteht in dem Dazwischenlegen ge schwefelter Lappen zwischen die Kohlpflanzen und. wird wie solgt angewendet: Man nimmt eine Tonne mit nur einem Boden, packt in dieselbe viele alte wollene und leinene Lumpen hinein (ungesähr E voll), befestigt solche, damit sie beim Umwenden nicht aus der Tonne sallen können, durch einige Stäbe, stecke dann in einem kleinen flachen Kessel Schwesel an und stülpt die Tonne darüber. Nachdem man 12 Stunden lang das Faß hat über dem Schwefel stehen lassen, verteilt man die Lappen zwischen den Kohl aus etwa 6 Schritte Entfernung. Der Erfolg soll sein, daß sich auf den Kohlfeldern lein Schmetterling sehen läßt und der Kohl selbst im Oktober noch unberührt vom Raupenfraß auf dem Felde steh'- Kleinere Lokalnachrichten. Im II. Vierteljahr d. I. kamen durch die hiesige Schutzmann schaft 42 Personen in die Ratssronfeste zur Haft, und zwar fallen aus Monat April 14; wegen Betteln« 9, groben Unfug« 3, Be- amtenbeleidigung I und Majestätsbeleidigung I; auf Monat Mai 13; wegen Bettelns 6, Skandal l, steckbrieflicher Verfolgung 1, Diebstahl 2, Nichtbefolgung polizeilicher Anordnung l, Trunkenheit 1 und Skandal, Beamtenbeleidignng und Widerstand gegen die Staatsgewalt 1; aus Monat Juni IS; wegen Betteln« 9, Vagie- ren«, Bettelns, Diebstahls und EisenbahnfrevelS 2, nächtlicher Ruhestörung l, Trunkenheit I, Diebstahls 1, Di-bstahlSv-rdacht, Betteln» und Vagieren« 1. Die in der Sladtfronseste beherbergten Bettler und Vagabunden wurden zu ihrem Mißvergnügen mit mehreren Tagen Zwangsa beit bestraft. — — .> > - > - Mitteilungen des Königlichen Standesamtes Frankenberg aus die Zeit vom 3. bis S. August 1888. L) Angemeldete (tzcburtsfällc 8, und zwar: 3 Kn., S Mädch. L) Angemeldete StcrbcMe s, und zwar: 2 männl., 3 weibl. 6) Eheaufgebote 1, und zwar zwischen: Weber Otto Rudolph Bretschneider h. und Amalie Ernestine verw. Kuhn geb Horn in Oberwiesa. v) Eheschließungen l, und zwar zwischen: Geschirrsührer Ernst August Schreiber und Frieda Hedwig Fröhlich h. Frankenberger Kirchennachrichten. 11. Sonntux ouoh Irlo1t«Us. Früh 7 Uhr: Beichte und Kommunion; Herr Archidiak. Helbig. — Früh ZA Uhr: Predigttext: Röm. 14, 17—19; Herr Diak. Ehmer. — RachM. 1 Uhr: Predigttext: Apostelgesch. 9, 19—38; Herr Archidiak. Helbig. Wvchenamt: Herr Diak. Ehmer.