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^lben Wege erreicht werden, indem den Dispositionen her deutschen Diplomatie die erworbenen Stellungen ge wahrt bleiben. Ich halte dafür, daß im vorliegenden Falle dre Verwirklichung des Heiratsplanes der Prin zessin Viktoria und des Prinzen Alexander von Batten berg unserer Politik eine der letzten Positionen verlieren lassen würde, die in einem gegebenen Zeitpunkte den stärksten Interessen des Kaiserreichs dienen sollen. Wenn Ew. Majestät nach Kenntnisnahme dieser Denkschrift und der sie ergänzenden Mitteilungen noch dem Heiratsplane geneigt sein sollten, dann würde ich Erv. Majestät bitten, gütigst zu ermessen, ob es mir noch möglich wäre, meine Mitwirkung einer Politik zu leihen, in welcher ich 25 Jahre hindurch die Rolle gespielt habe, deren Wichtigkeit und Folgerichtigkeit Ew. Majestät öffentlich anzuerkennen geruht haben. Ich habe, Sire, die Ehre, zu sein Ew. Majestät treuester und ergebenster Unterthan Fürst v. Bismarck." Dies ist die genaue Uebersctzung aus dem französischen Text, der hier und da sehr ungelenk ist, als ob eine Uebersctzung aus de« Deutschen oder Eng lischen vorliege. Die „Köln. Ztg." bringt dazu folgende Zeilen: „Wir haben das Schriftstück im Wortlaut vor uns und gestehen nach sorgfältiger Durchsicht desselben, daß es fast geeignet ist, uns von de« schlechten Glauben, den wir bisher von den Veröffentlichungen der Madame Adam hatten, in diesem Falle wenigstens zurückzubringen. Das Schriftstück enthält auch nicht eine einzige Druck zeile, aus welcher die Falschheit desselben bewiesen, oder auch nur mit Sicherheit vermutet werden könnte. Wir find allerdings in Preußen an eine so völlige Wahrung der Staatsgeheimnisse gewöhnt, daß wir selbst den stärk sten inneren Gründen für die Echtheit eines geheimen Aktenstückes unseren Unglauben entgegensetzen würden; allein die Regierung des Kaisers Friedrich vollzog sich unter so eigentümlichen äußeren Verhältnissen, die haupt sächlich in der Krankheit des Herrschers lagen, daß man nicht unbedingt die Möglichkeit verneinen kann, daß von dem Aktenstücke mehr Personen Kenntnis erhielten, als die, für welche es bestimmt war." Örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 4. August 1888. Der fünfte August, der Geburtstag Ihrer Majestät der allverchrten Königin Karola, kehrt wieder ins Land. Fern vom Sachsenlande weilt die Königin mit ihrem Gemahl, dem ritterlichen König Albert. Hohe politische Missionen mögen cs sein, welche letzteren in die nordischen Staaten Europas riefen, die Königin folgte ihrem Gemahl — und nach den Tagen, in welchen der König dem deutschen Kaiser an den Höfen Dänemarks und Schwedens den Pfad geebnet hatte, folgte eine Reihe von Tagen — und sie ist noch im Gange in denen unser Königspaar in bürgerlicher Behaglichkeit Land und Leute der skandinavischen Staaten schauet. Wohl mögen eigene Gefühle unsere Königin beschlichen haben in dem Augenblick, da sie — zum ersten Male überhaupt — den schwedischen Grund und Boden betreten hat war doch das Haus Wasa dereinst das berufene Regen- , tenhaus Schwedens, bis vor 80 Jahren der Großvater unserer Königin dem Throne für sich und seine Nach- kommen auf immer entsagen mußte. Doch, wie die Zeit vieles schließlich in anderem Lichte erscheinen läßt, so kann und darf das Sachsenland nicht klagen ob des Wandels der Geschicke, der an Fürsten- höfen, wie in den Kreisen der Bürger ja gleiche Erschei nungen zu Tage bringt. Aus der Stille des Schlosses zu Morawetz führte unser König im Jahre 1853 seine Gemahlin dem Sach senlande zu und das Land empfing dadurch eine Prin zessin und spätere Königin, auf welche wir mit vollem Recht stolz sein können! Ist doch unsere verehrte Köni gin eine rechte Landesmutter, die in Ausübung aller Frauentugenden ein leuchtendes Beispiel ist. Gar oft gab eS Gelegenheit, darauf hinzuweisen, wie die edle Königin die Kranken- und Armenpflege sich zum besonderen Gebiet ihres Wirkens gemacht und wie sie Organisationen angebahnt hat, in welchen die Freiwillig- keit sich zum Helfen vereint, um desto sicherer und nach drücklicher die Kreise der Hilfsbedürftigen zu treffen. Am morgenden Sonntage wird das allezeit zu seinem angestammten Hause getreue Sachsenoolk mit Liebe und Verehrung aufs neue der Landesmutter Glück- und Se genswünsche zurufen und aus aller Sachsen Herzen wird besonders der eine Wunsch zum Himmel aufsteigen: ^Röge die edle Königin mit recht gestärkter Gesundheit Hrem hohen Gemahl von der nordischen Reise heim- und möge Ihr an des Königs Seite noch eine recht lange Reihe von Jahren ungetrübten Glückes beschieden sein. Gott gebe dazu seinen Segen! f- Auch in diesem Jahre richtete das Direktorium des sächsischen Hauptmissionsvereins an die Geistlichen des Landes unter Hinweis auf die vom hohen Landeskon sistorium erteilte Erlaubnis die Aufforderung, morgen, am 10. Sonntage nach Trinitatis, welcher nach altlirch- lichcm Herkommen dem Gedächtnis der Zerstörung Jeru salems gewidmet ist, eine Sammlung zum Besten der Mission unter Israel zu veranstalten. In den letzten Jahren hat die Judcnmission namentlich durch die Bemühungen des Judenmissionars Faber, der mehrfache ausgedehnte Reise«, so im vorigen Jahre durch die Karpathcnländer, durch Russischpolen und die Ostseeprovinzen, zu diesem Zwecke unternommen hat, einen sichtlichen Aufschwung genommen. Die von Professor vr. Delitzsch m Leipzig verfaßte hebräische Uebersetzung des neuen Testaments, welche vor gerade 51 Jahren begonnen und vor 11 Jahren vollendet worden ist, hat in mehr als 60000 Abdrücken die weiteste Verbreitung gefunden und namentlich im Osten Europas, ja bis nach Sibirien hinein, eine tief gehende Bewegung hervorgerufen. Da diejenigen Juden, welche dem Christentum näher zu treten geneigt sind, vielfach zu leiden haben, so wurde beschlossen, in den öst lichen Ländern Stationen zu begründen, welche ein Zufluchtsort und Sammelpunkt für Bekehrungswillige werden soll. Dies ist nunmehr geschehen in Czernowitz (Bukowina), sowie in Oneschli bei Kiew (Ackerbau-Kolo nien). — Für den Dienst der Judenmission bereiten sich zur Zeit in dem Leipziger 1n8titutum fuckaieuw fünf Kandidaten der Theologie vor. — Unser Königspaar traf am Donnerstag nachmit tag in Drontheim ein und besuchte die dortige Dom- klrche. Abends fand im Hotel Britannia ein kleines Diner statt. — Vom Landgericht Chemnitz ist kürzlich ein Handarbeiter aus Rochlitz zu 3 Monaten Gefängnis ver urteilt worden. Er hatte, als er am 1. Pfingstfeiertage 1888 das Grab seiner Kinder auf dem Friedhof zu Roch litz besuchte, von einem auf einem Nachbargrabe stehen den Rosenstocke mehrere Zweige abgebrochen, um dieselben auf das Grab seiner Kinder zu pflanzen und zu sehen, ob nicht doch der eine oder andere der Zweige Wurzel fassen werde. Er machte sich dadurch des einfachen Diebstahls schuldig, wegen dessen ihm, da derselbe als ein im Rückfälle verübter sich darstellte, die oben erwähnte empfindliche Strafe zuteil wurde. Dieselbe ist noch die niedrigste, welche das Gesetz zuläßt. — Dresdner Blätter melden: Der Dresdner Aerztevercin hat über die Mängel des Krankenkassen gesetzes eine Denkschrift ausgearvcitet, welche den Ver handlungen des diesjährigen AerztetagcS über diesen Ge genstand zu Grunde gelegt werden soll. An erster Stelle wird verlangt, daß lediglich geprüften Aerzten und nicht auch Kurpfuschern das Recht zugestanden werden solle, Kossenmitgliedcr ärztlich zu behandeln. Dementsprechend solle als Regel gelten, daß Zeugnisse für die Kasse nur von geprüften Aerzten ausgestellt werden dürfen. In Chemnitz seien nämlich auch sogenannte Naturärzte an gestellt, ohne daß die Aufsichtsbehörden der Kassen da wider Einspruch erhoben hätten. Weiterhin wollen die Aerzte genauer, als es jetzt ist, gesetzlich bestimmen lassen, wer in eine Ortskrankenkasse ausgenommen werden solle und wer nicht. Jetzt könne ein jeder Lohnarbeiter, wie hoch auch immer sein Lohn sein möge, selbst ein Hand werksmeister mit nicht unbeträchtlichem Einkommen frei willig einer Ortskasse beitreten. Er verschaffe sich da durch für den Krankheitsfall ärztliche Hilfe zu dem ge ringsten Preise, der eigentlich von den Aerzten nur un bemittelten Arbeitern zugestanden werde. Aus diesem Umstande erwachse aber den Aerzten eine Einbuße an ihrem Einkommen, zumal an solchen Ortschaften, wo nur ein einziger Arzt die Praxis ausübe. — Bon dem kgl. Schwurgericht zu Dresden wurde am gestrigen Freitag der ursprünglich des Raub mordes an dem 67 jährigen Gärtner Lippsch dringend verdächtige, aber nur wegen Körperverletzung mit töd lichem Erfolg angeklagte Gärtnergehilfe Karl Nitzschke nur wegen Diebstahls einer goldenen Uhr zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, im übrigen aber freigesprochen. — Aus Döbeln wird geschrieben: Ein mit Fähn chen und Kränzen geschmückter Möbelwagen brachte am Dienstag die ersten Sachen aus der bisherigen Regi mentskammer nach den neuen Kasernen und steht seit dieser Zeit nunmehr auch daselbst bereits ein Posten, ein sogenanntes Pikett. Nur noch wenige Wochen wird es währen, bis die äußerlich bereits vollständig hergestellten und nun auch im Innern ihrer Vollendung immer mehr entgegen gehenden, zur Aufnahme unserer Garnison be stimmten imposanten Gebäude übergeben und von unseren beiden Bataillonen bezogen werden. — In Lichtenstein stürzte am Dienstag früh gegen 8 Uhr der sogenannte Trockenschuppen einer Zie gelei, in welchem 8 Personen beschäftigt waren, plötzlich zusammen und begrub 3 davon. Schnell herbeigeeilter ! Hilfe gelang es zwar bald, die Rettung zu bewerkstelligen, I NM. z 2 Robert EiM! den telegraphisch benachrichtigt, antworteten auf demselben k Schrei! Mehrer o Zukunft zu bessern. werden gesucht Tagesgeschichte Deutsches Reich. > hört, wenn deutschen Leh cs nach dies industriefam nach Absterb, also nach er Teil der w in den Hän! scheu Nation wenig oder Wanderung zuarbeiten, man damal winncn, mit jammen Hang neuerdings erörtern, ar auswandernd Sus Grund Personen, w wollen, die weigert werd auf diese V Heimat nach Ministeriums lern mitgetci jährigen Söh lande zubrin gründeten A: nigcn Tagen nähme wird Interesse dk! die Ausgewm siüher, verhi einwirken, an derndcn von In mehreren worden, um deutsche Natic zu bedauern, vor einem I — Deu stellunz der l des Auswärti und 1886 na worden sind, schrittweisen in unbekannte aufgesührten den Gebirgsst erstieg, dann viel über den Punkt hinausk mrun zurück. <oM u — In Dermbach in Thüringen hat es am Sonn tag Mittag so geschneit, daß ver Schnee eine halbe Stunde später noch einen halben Zoll hoch auf den Dächern lag l Mitten im „heißen" Sommer Schneefall und eine ge heizte Stube! Afi. Offerten hped. dieses i °>>rd gesucht. ditscs «l. — Folgendes ungewöhnliche Vorkommnis berichtet ZfM das „Geraer Tagebl.": Als an einem der jüngst ver- gezogen wurden. Die übrigen Pensonen entkamen durch das rechtzeitige Bemerken eines knisternden Geräusches. — Die„Sächs. Landesztg." schreibt: Der allgemeine deutsche Handwerkertag findet in diesem Jahre bekannt lich in München in den Tagen vom 12. bis 16. August statt. Die gesetzgeberischen Erfolge, welche die Hand werkerbewegung schon errungen hat, haben cs bereits ermöglicht, andere anerkannte Organisationen zu schaffen, die Jnnungsverbände, in welche jetzt das Schwergewicht der Reorganisationsbestrebungen verlegt ist. Indessen liegt die Hauptaufgabe derselben in dem Ausbau der Innungen nach Maßgabe der bestehenden Gesche. Die Agitation für weitere Forderungen des Handwerkerstan des bleibt den allgemeinen Versammlungen überlassen, und da aus diesem Gebiete noch mancherlei Wünsche ihrer Erfüllung harrcn, so ist die Mission der Handwerker tage noch nickt vollendet und cs sind deren Verhandlun gen und Beschlüsse für den Handwerkerstand von Wich tigkeit. In München nehmen die Vorbereitungen zu dem deutschen Handwerkertage immer größeren Umfang und Bedeutung an. Die energische Thätigkeit hierfür wird besonders hervorgerufen durch die jetzt schon aus allen Teilen Deutschlands, sogar aus Elsaß-Lothringen in Aussicht gestellte Beteiligung, wie auch durch die für diese Tage allenthalben eingestellten Extra- und Sonder züge mit 50 Proz. Fahrtaxermäßigung, welche eine große Zahl von selbständigen Handwerkern und deren Freunde hierhcrbringen werden. In Würdigung dieser Verhält nisse hat auch die Stadtgemeinde München für die Si tzungen des deutschen Handwerkertags den ehrwürdigen alten Rathaussaal mit seinem in letzter Zeit renovierten reichen Schmucke zur Verfügung gestellt; auch ist die Abhaltung einer Begrüßungsfeier im schönen Hackerbräu saale, sowie eines großartigen KellerfcsteS zu Ehren der Delegierten in Aussicht genommen. — Gleichzeitig fin det der bayerische Handwerkertag, der 2. bayerische Schuhmacher- und der 3. bayerische Konditorenvereins tag statt. — Nach einer Entscheidung des Reichsversicherungs- amtes kann eine Frau nicht als die Arbeiterin ihres Mannes und ebenso nicht ein Mann als der Arbeiter seiner Frau auf dem Gebiete des Unfallversicherungs-' gesetzes angesehen werden. Das auf die ungeteilte Le- i bensgemeinschaft gerichtete Verhältnis der Ehegatten, untereinander kann nicht durch besondere Abmachungen j alteriert werden. Die im Interesse des Mannes be- : schäftigte Frau oder der im Interesse der Frau beschäf- - tigte Mann ist daher an sich nicht versicherungspflichtig. - rW. k: -W? gangenen Tage ein Geraer Landbriefträger auf seinem Erforschung gi Wege nach Ernsee die im Walde gelegene Schlucht „die §bm Gouvernc Kerbe" passierte, trat plötzlich ein etwa 17jähriges Mäd- Tätigkeit auf habe er sie von sich fortgeschafft, nachdem er ihr, um sie ?x Mf unkenntlich zu machen, das Haar abgeschnitten habe. erhält^ sofort d Sie habe sich dann in der Gegend von Weimar und L-M Eisenberg in den Wäldern aufgehalten und sei dann in die Gegend von Gera gekommen, sich nur von Beeren nährend. Der Beamte machte Anzeige, die Eltern wur- ». M Wege, und am vergangenen Montag nahm der Vater werden bei g seine verloren gewesene Tochter in Empfang. Das ZZM /— Wiedersehen soll ergreifend gewesen sein und die bedau- ernswerte Tochter voll tiefer Reue gelobt haben, sich in " Prinzen, einen kräftigen und wohlgestalteten Knaben, küßte der Kaiser wiederholt in tiefster Bewegung. E — Elsaß-Lothringen. In gewissen Kreisen der einheimischen Bevölkerung der Reichslande, so schreibt man von dort, gilt es immer noch gewissermaßen als zum guten Ton gehörig, die Söhne auf Grund von _ 1 Entlassungsurkunden, welche vor erreichtem 17. Lebens- Ml jahre verlangt werden, nach Frankreich auswandern und dort erziehen zu lassen. In einzelnen Gegenden Elsaß- o Ein nücht JI! wobei leider ein Mann tot und 2 schwer verletzt hervor-F^derung^i angesehen, chen in verwahrlostem Zustande aus dem Walde auf den ^-W^eS und d Beamten zu und bat denselben unter Nennung ihres MM bei sein, Namens, er möge ihren in Berka an der Ilm wohn- Kamerung haften Eltern davon Nachricht geben, daß sie sich hier L^DWniSmäßig befinde. Sie sei vor etwa 2 Monaten von ihrem Lieb- im B Haber, einem verheirateten Manne, veranlaßt worden, Sie ist, abgesc das elterliche Haus heimlich zu verlassen. Anfangs habe Mmeter bein sie ihr Liebhaber versteckt gehalten, sodaß die Nachfor- MU schungen ihrer Eltern ohne Erfolg geblieben seien. Später — Mo 6 MU — Das Wiedersehen des KaiscrpaareS war nach einer _—. _ Schilderung aus Hofkreisen ein überaus herzliches. Kaiser , Wilhelm begab sich sofort zu seiner Gemahlin und blieb ° ' über eine Stunde allein mit ihr. Den neugeborenen ——