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184. Donnerstag, den 9. August. 1888. Erschein! täglich, mit Ausnahme der Sonn-und Jesttage, abends für den fol genden Tag, PieiS vierteljährlich 1 M. d» Pfg„ monatlich so Pfg„ Einzel-Nrn, sPfg, Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postbelen und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Inserat« werd«« mit » Wg. für dSr gespaltene k-rpu»^ geile berechnet. tlletnster Inserat«« betrag 20 Pfg. Komplizierte uns t« tellartsch« Inserate «ach besonder«« Laris. - Inseraten - tlnnahi», sür die jeweilige «bend-Nummer bE bormtttag» io UhL Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschast Flöha, -es König!. Amtsgerichts un- -es Sta-trats M Frankenberg >- Der Nath. »r Kaeubier, Brgrmstr. U. Bekanntmachung. Grundsteuerbeitröge auf den S. Termin dreses JahreS sind m,t S Pfennigen von jeder Steuereinheit spätestens bis zum 15. August dieses Jahres an die Skadtsteuereinn^hme abzuführen. Frankenberg, am 30. Juli 1888. Obitvernachtnng vetr. Die Obstnutzung, welche aufden ^^l'schen Straßen der Distrikte der beiden Frankenberger »Misst raßenmeister ansteht, ^ollabtheckuWswes unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen Segen so fortige baare Bezahlung öffentlich an den Meistbietenden verpachtet werden. Chemnitz und Flöha, am 4. August 188». -nuk. Königl. Straßen- u. Wasserbauinspection Chemnitz- Komgl. BauvmvMrei Floha. Lehmann. örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 8. August 1888. 7 Durch die nunmehr erfolgte Einführung der obli gatorischen Trichinenschau in Sachsen macht sich die Aus. Mung, bez, Prüfung einer größeren Anzahl hierzu ge eigneter Persönlichkeiten notwendig. Das diesbezügliche von der königlichen Kommission für das Beterinärwesen erlassene Regulativ für die Untcrrichlskurse in der mi kroskopischen Fleischbeschau an der Tierarzneischule zu Dresden (vom 25. Februar 1879) besagt folgendes: „Die UMerrichtSkucs- sür mikroskopische Fleischbeschau finden, j- nach BediirsniS, sür gewöhnlich während der Monaie August und Sepnmber und während der lllägigen Weihnachtsferien statt. Sie bestehen in einem theoretischen Unterrichte über da« Mikroskop, über Trichinen, Finnen rc., und in praktischer Unterweisung und Uebung in der mikroskopischen Fleischuntersuchung. Die Dauer jtdes einzelnen Kursus ist aus 8 Tage berechnet. Zur Teilnahme an dein Kursus wird jeder zagelassen, der die gewöhnuche Elementar- b.ldung besitzt und gesunde Augen hat. Wer an dem Kursus tnlnehmen will, hat sich dazu schrisilich bei der Direktion der Ticr- aizneischule auzumelden. Der Anmeldung ist ein glaubwürdiger Ausweis über die Person des sich Anmeldenden beizusügen. Jeder Teilnehmer an dem Unterrichtslursus must im Besitze eines sür den Kursus brauchbaren Mikrostopes sei,,. Für die Beschaffung eines solchen Instrumentes wird derjenige Lehrer an der Tierarznei- schule, unter dessen Aussicht der UnlerrichtSkursu« abgehalten wird, jdem, der sich deshalb vor Beginn des Kursus rechtzeitig an ihn wendet, beirälig sein. Am Ende des Kursus findet e,ne Prüsung der Unterrichteten durch den betrefsenden Lehrer der Tierarzneischule statt. Denjenigen, welche die Prüfung Mit Erfolg bestanden haben, wird vin der Kommission sür das Beterinärwesen in dec Direktion der Tierarzneischule ein Zeugnis über ihre Befähigung zur mikro skopischen Fleischbeschau ausgestellt. Jeder Teilnehmer am Kursus hu vor Beginn des Unterrichts den Betrag von 15 M., sowie sür die Prüsung vor Beginn derselben 5 M. zu entrichten. Wieder erstattung der genannten Beträge findet in dem Falle, daß die Prüsung mit Ersolg nicht bestanden wird, nicht statt. Diejenigen Personen, welche im Gebrauche des Mikroskop:« bereits unterrichtet, in d,r mikroskopischen Fleischbeschau geübt sind und sich nur be- huss der Erlangung eines Zeugnisses der gedachten Art der Prü fung unterwerfen wollen, haben sich bei der Direktion der Tierarznei- jchnlt um di- Zulassung zu dieser Prüfung schriftlich, unter Bei bringung eine« glaubwürdigen Ausweises über ihre Person, zu bewerchn, woraus sie schristlich zur Prüfung einberufen werden. Für die Prüfung haben sie vor Beginn derselben 10 M. zu enl- richten." Aus vorstehendem Regulativ geht also hervor, daß die zur Ausübung der Trichinenschau notwendigen Kennt nisse nicht unbedingt in einem Kursus an der Tierarz- neischule, sondern auch anderwärts erworben werden kön nen. Nur die Prüfung hat nach der Verordnung vom 21. Juli v. I. an der Tierarzneischule zu erfolgen. Mit dem Unterricht in der Trichinenschau beschäftigt sich eine größere Anzahl Aerzte, in unserer Pflege die Herren Polizeitierarzt Schurig-Frankenberg, sowie die Schlacht- Hoftierärzte Misselwitz und Schaller-Chemnitz. 's Nicht oft und nachdrücklich genug können Eltern oder mit der Beaufsichtigung von Kindern betraute Per sonen ermahnt werden, ihre Pflegebefohlenen von Bau gerüsten fern zu halten. Am allerwenigsten aber ist cs geboten und schicklich, der mit der Bauaufsicht beauftrag ten oder hierzu verpflichteten Person gegenüber, wie leider häufig geschieht, die W.'gwnsung der Kinder von gefahr- drohenden Plätzen zu rügen oder gar den Glauben er wecken zu wollen, die Kinder müßten in derartigen Fällen nur dem Gebote ihrer Eltern oder Angehörigen Folge leisten, da diese den entstehenden Schaden zu tragen hätten. Wolle man doch ja bedenken, daß das Reichs- haftpflichtgesetz auch die mangelnde Bauaussichlführung bestraft, falls einem Kinde auf einem Bau Nachteil oder Schaden zuzefügt wird. Erwägt man ferner, daß bei den auf Bauten vorkommenden Unglücksfällen bei der Untersuchung sich meist herausstellt, daß Fahrlässigkeit und eigene Schuld die Veranlassung waren, so ist cs gewiß dringend zu wünschen, daß durch derlei Unfälle nicht noch andere, beim Bau Unbeteiligte und namentlich unverständige Kinder in Gefahr kommen. — Am heutigen Tage, dem 8. August, begeht Prinz Georg, Generalfeldmarschall und Kommandierender des 12. (kgl. sächsischen) Armeekorps, seinen 56. Geburtstag. Seine direkte Anteilnahme an den Kämpf,n der Sachsen in den Jahren 1866 und I870s71, sowie seine hohe Stellung, welche er in der deutschen und speziell in der sächsischen Armee cinnimmt, nicht minder seine rege Be teiligung als Mitglied der ersten Kammer an den Werken des Friedens und den auf das Wohl Sachsens gerich ¬ teten Bestrebungen sichern ihm, dem Bruder unseres Königs, wie an diesem Tage auch für künftige Zeiten ein chrenreichcs Gedenken. — Der Kronprinz Victor Emanuel von Italien ist gestern, Dienstag, abend zum Besuche am sächsischen Hofe in Dresden angekommen. _ . . — Von Chemnitz aus wird am Sonntag, den 19. August d. I., eine groß- Sonderfahrt stattfinden. Die Arbeiter der dortigen Werkstätten der StaatSbahn werden an diesem Tage mit ihren Angehörigen in Stärke von etwa 4000 Personen in ausschließlich für dieselben bestimmten 3 bis 4 So Verzügen nach Dresden zum Besuche der Sehens- Würdigkeiten der Residenz fahren. Die kgl. General- direkrion hak diesen ihren Arbeitern den außerordentlich billigen Fahrpreis von 1 Mark für die Hin- und Rück- fahrt zugebilligt. In Dresden sind den Teilnehmern an dieser Fahrt sämtliche Museen, sowie der Zoologische Garten u. s. w. frei bez. zu bedeutend ermäßigten Ein trittspreisen geöffnet. — Der am Sonntag nachmittag in Chemnitz herrschende Sturm hat mehrfachen Schaden angcrichtet. Unter anderem brachte er ein aus dem Schloßteiche fah rendes Segelboot zum Kentern, die in demselben sitzen den drei Personen wurden glücklicherweise gerettet. — Im angrenzenden Orte Kappel warf der Sturm das bereits über 4 Stock hohe Turmgerüst des dortigen Kirchenbaues um, wobei eine Menge Balken und Hölzer zerbrochen wurden. Verletzt wurde niemand. — Aus Dresden wird unter« 5. August geschrie ben: Das heute seit der ersten Morgenstunde ganz un erwartet schnell eingetretene Sommer-Hochwasser, welches nach und nach, seit 2 Uhr nachts sehr plötzlich, von 80 Zentimetern unter Null bis heute mittag auf 144 Zen timeter über Null stieg, ist auch bei uns Veranlassung zu sehr beträchtlichen Schäden geworden. In Laubegaft riß die Flut drei, angeblich dem Schneidemühlenbesitzer Spalteholz gehörige Brahmen — der Volksmund nennt dieselben Flösse — los, welche auf ihrer führerlosen Thalfahrt vieles Unheil anrichteten. Ein den Schiffs eignern Gebrüder Naumann gehöriger Kahn wurde von Vom Kampf ums deutsche Vaterland. (Fortsetzung ans Nr. 182.) XXV Dem alternden Napoleon III. war es zumeist darum zu thun, seiner Dynastie in Frankreich festen Grund und eine sichere Wurzel zu verschaffen. Aus diesem Grunds und zu diesem Zwecke hatte er noch in den letzten Taaen des Dezember 1869 das Haupt der ge mäßigten "Partei beauftragt, ein Ministerium seiner Partei zu bilden und am 2. Januar 1870 trat Ollivier an die Spitze der Geschäfte. Dieser neue Leiter der französischen Regierung war der einzige von den her vorragenden Vertretern der Opposition, der cs gewagt hatte, kaiserlich zu werden und der gleichzeitig versuchte, seinen freisinnigen Grundsätzen getreu zu bleiben, der nunmehr aber auch das Wagnis durchzuführen über nahm, in Frankreich dem liberalen Imperialismus Fleisch und Blut zu verleihen. .Seit Jahren hatte Ollivier zu beweisen gesucht, daß die Freiheit und das Kaiserreich durchaus vereinbare Prinzipien seien; seit Jahren hatte der ehrgeizige Mann umsonst gepredigt und nichts ge erntet, als daß er von seiner Partei als Abtrünniger gerichtet wurde. Als sitz' Ollivier die Regierung übernahm, waren die Verhältnisse ihm keineswegs besonders günstig; die Partei der Linken betrachtete ihn immer noch als Re negaten; dem Bürgertum war er zu radikal und die kaiserlichen Mamelluken sahen mit Hohn und Ingrimm auf ihn. Trotzdem schien es anfänglich, als wolle das Regiment des eitlen und von unendlichem Selbstvertrauen erfüllten Ollivier in Frankreich fegen Fuß fassen; der durch seine maßlose Vergeudung bekannte Seinepräfekt Haußmann wurde gestürzt; cs ward eine Reform der Gemeindeverwaltung vorbereitet, auch wurden die noch bestehenden drakonischen Sicherheilsgesetzs aus den Jah ren 1851 und 1858 außer Kraft gesetzt; ja, am 21. März beauftragte Napoleon durch einen Bries seinen ersten Minister, Vorschläge zu machen, durch welche die Reformen zu einem alle Teile befriedigenden Abschlusse gelangen konnten, und es gedachte der Kaiser, auf diese Weise die „Krönung des Gebäudes" vorzunehmen. Der am 28. März zur Vorlage gelangende Entwurf zeigte klar, daß es Napoleon mit der Beschränkung des persönlichen Regimentes niemals ernstlich gemeint und daß er die parlamentarische Negierung wohl nur im Interesse seines Sohnes geschaffen. Napoleon konnte sich nicht verschweigen, daß sein Tod leicht früher ein- i treten könne, als die geistige Mündigkeit seines Thron erben, und er wußte sehr wohl, daß nur eine Art par lamentarischer Negierung die Möglichkeit bietet, auch eine unbedeutende Persönlichkeit als Träger der Krone zuzulassen. Im Hintergründe schlummerte freilich die Hoffnung, daß der Thronerbe einstmals nur so lange ein Vertreter des parlamentarischen Regimentes bleiben werde, bis er die Knabenjahre hinter sich habe. Um nun dem Sohne die spätere Einlenkung in die Bahnen der napoleonischen Dynastie zu erleichtern, ließ Napo leon die Krönung seines Gebäudes jetzt darin bestehen, daß er zwar dem Senate einen Anteil an der Gesetz gebung zugestand, daß er aber bei jeder Verfassungs- Veränderung die Meinung des ganzen Volkes durch eine allgemeine Abstimmung einzuholen bestimmte. Das Ple biszit, dieser Widerspruch eines aufrichtigen Parlamen tarismus, war dazu bestimmt, dem Sohne des Kaisers einst die Möglichkeit zu geben, durch eine neue Volks abstimmung den Parlamentarismus wieder über den Hausen zu werfen, wie der Vater es mit der Republik gethan. Alles handelte sich nur darum, Maßregeln zu treffen, daß die Zeit der Unmündigkeit des Thronerben gut überstanden werde; daß ein Staatsstreich gegen die neue Verfassung mit Hilfe des Plebiszit leicht durchzu-