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Irankenöerger Hageötatt und Mezirksanzeiger. Sonntag, den 1. Juli. Beilage zu 151. örtliches und SSchfifcheS. Frankenberg, 30. Juni 1888. f Das alljährlich stattfindende Gendarmerie-Dienst schießen der Amtshauptmannschaften Flöha, Marienberg und Annaberg wurde auch dieses Jahr wie üblich in Flöha abgehalten und erschossen sich die für den Gen- darmeriebezirk Flöha ausgesetzten 3 Prämien die Herren Liebscher-Schellenberg (1. Prämie), Meyer-Waldkirchen (2. Prämie) und Nestmann-Frankenberg (3. Prämie). 1" Von befreundeter Hand, welche unsern Lesern zum öftern schon genealogische Mitteilungen durch das „Tage blatt" geboten hat, geht uns auch heute ein recht zeit gemäßer Beitrag zu, den wir gern zur Kenntnis bringen: Kaiser Wilhelm II., geb. 1859, ist gegenwärtig der jüngste aller regierenden deutschen Bundesfürsten. Er wird dies aber auch jedenfalls lange Zeit bleiben, denn von sämtlichen deutschen Thronfolgern sind nur 4 jünger als er, nämlich die Erbgroßherzöge von Hessen (geb. 1868) und von Mecklenburg-Schwerin (geb. 1882) und die Erbprinzen von Waldeck (geb. 1865) und Reuß ä. L. (geb. 1878). — Der Generalquartiermeister Graf v. Waldersee steht der Kaiserfamilie nahe. Nämlich der Großvater der Kaiserin Augusta Viktoria, Herzog Chri stian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg halte einen Bruder namens Friedrich, dem der Kaiser von Oesterreich 1864 den Titel eines Fürsten v. Noer verlieh, dessen Witwe Marie Esther, Tochter des Ren tiers David Lee in New-Jork, geb. 1838, ist jetzt die Gemahlin des Grafen Waldersee. — Auch die sächsischen Reichstagsabgeordneten haben im Hinblick auf die hohen Verdienste, welche Sc. Maje stät unser König sich neuerdings wieder um Kaiser und Reich erworben, das lebhafte Bedürfnis empfunden, ihrem König und Herrn aus dieser Veranlassung ihre Ehr furcht, Anhänglichkeit und Dankbarkeit auszusprechen, doch mußten sie mit Rücksicht auf die kurze Zeit des Aufent haltes Seiner Malestät in Berlin daraus verzichten, um eine Audienz zu bitten. Sie haben daher ihre Gefühle in einer schriftlichen Adresse ausgesprochen, welche mit Len Unterschriften sämtlicher 23 sächsischer ReichStagsab- geordneten schon am Dienstag an Las kgl. HauSmini- slerium zu Dresden abgegangen ist. — Im Jahre 1887 haben unsere sächsischen Staats waldungen, welche zur Zeit eine Gesamtfläche von 172472 Hektar (gegen 172451 Hektar im Jahre 1886) ein- nehmen, allein 817895 Festmeter Derbholz (gegen 780874 Festmeter im Vorjahre) geschlagen und ein- Mehlich des Restes aus den Beständen des letzten Jahres 818334 Festmeter vertaufl. Die Gesamtein nahmen aus der Waldwirtschaft beliefen sich auf 11,250119 Mark, wovon allein 10,959075 Mark aus verkauftem Holze stammen. Dieser Einnahme steht eine Ausgabe von 3,717058 Mark gegenüber, sodaß ein Reinertrag von 7,533060 Mark verbleibt. Während im Jahre 1887 der durchschnittliche Erlös pro Festmeter sich auf 13,39 Mark belief, hatte er im Vorjahre 13,75 Mark betragen. — Der Wert des Waldbestandes wurde im Jahre 1886 auf 299,645400 Mark, im Jahre 1887 dagegen auf 300,394400 Mar! geschätzt. Es würde sich sonach bei Berechnung des obenerwähnten Reingewinnes eine Verzinsung von 2,51 Prozent (gegen 2,42 Prozent im Jahre 1886) ergeben. Aus den Pflanzstätten der sächsischen Staatsforften wurden im Jahre 1887 noch 26297 Stück Pflanzen an Privatwaldoesitzer abgegeben. Wenn bei dem niedrigen Diskont Ler Wald noch über 2) Prozent Zinsen ergiebt, so ist gewiß gut gewirt schaftet worden. — Dem kgl. Ministerium des Innern ist vor eini gen Tagen seitens der sächsischen Flachsspinner eine um fangreiche Denkschrift überreicht worden, in welcher die von den sächsischen Handelskammern in ablehnendem Sinne über die von den deutfchen Flachsspinnern gestell ten Anträge auf Zollerhöhung erstatteten Gutachten in sehr eingehender Weise kritisiert werden. Das bezügliche Schriftstück, welches mit umfassenden statistischen Ueber- sichten und anderen erläuternden Berechnungen versehen sein und die im Januar von den Spinnern überreichte Denkschrift von verschiedenen neuen Gesichtspunkten aus ergänzen soll, ist, wie es heißt, auch dem Bundesrat übereicht worden. — Die unangenehme Erfahrung, daß die sogenann ten schwedischen Sicherheitszündhölzer unter Umständen recht gefährlich werden können, mußte am Mittwoch früh ein Reisender in der Vorhalle des Bahnhofes zu Frei berg machen. Beim Anstreichen eines Hölzchens an der Schachtel explodierte deren gesamter Inhalt unter lautem Knall und verbrannte die innere Handfläche die ses Herrn derartig, daß sich die Haut in großen Stücken loslöste, sodaß derselbe von der Weiterreise Abstand neh men und sich sofort in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Nach einem Berichte aus der Lommatzscher Pflege haben die durchdringenden Regengüsse der letzten Tage wahrhaft Wunder gethan. Der Roggen zwar war bereits so weit in der Entwickelung vorgeschritten, daß ein weiteres Wachsen des Halmes nicht mehr zu erwar ten stand, derselbe wird also wesentlich kürzer bleiben als voriges Jahr; jedoch ist das Sommergetreide, sowie der Weizen in den letzten Tagen- außerordentlich gewach sen und berechtigt zu den besten Hoffnungen. Auch das Futter, besonders der Klee, hat sich noch besser entwickelt, als man erwarten dürfte. Alle Hackfrüchte, namentlich die Kartoffeln, haben einen vorzüglichen Stand. Die Kirschen bleiben in ihrer Reife mindestens um 8 Tage zurück. — Auf einer Wiese unweit der Waldschenke von Weinböhla kam vor einigen Tagen ein feister Reh bock auf ein mit Heuwenden beschäftigtes 11 jähriges Mädchen los, warf es nieder und richtete es mit den Hörnern fürchterlich zu. Die rechte Hand ist durch und durch gestoßen, auch wurden die Oberschenkel mehrfach verletzt. Einem in der Nähe mit Grashauen beschäf tigten Wirtschaftsbesitzer aus Weinböhla ist es zu danken, daß das Mädchen dem wütenden Tiere nicht ganz zum Opfer gefallen ist. Auf das Angstgeschrei eilte derselbe nach der Unglücksstelle, allein der Rehbock wich nicht, bis der Wirtschaftsbesitzer eine Stange zu Hilfe nahm, wor auf der Rehbock endlich langsamen Schrittes in den Wald hineinging. Wenn auch das Mädchen nicht lebens gefährlich verletzt worden ist, so wird dasselbe doch längere Zeit an den erhaltenen Wunden zu leiden haben. — Ein recht bedauernswerter Unglücksfall ereignete sich am Donnerstag nachmittag in Schöneck. Die für eine dortige Ziegeleianlage im Bau befindliche, schon bis zu 33 Meter Höhe fertiggestellte Dampfcsse brach, wohl infolge eines heftigen Gewittersturmes, zusammen und begrub die bereits mit der Ausmauerung des Essen kranzes beschäftigten beiden Maürer, ca. 20 Meter weit vom Essenfuße niederstürzend, unter ihren Trümmern. Die Verunglückten, von denen der eine lebensgefährlich, der andere minder schwer verletzt ist, sind aus Chemnitz und befinden sich vorläufig bei ihrem Quartierwirte in ärztlicher Behandlung; ein dritter kam mit einer leichten Verwundung davon. Die Abtragung der bis auf den Sockel geborstenen Dampfesse wird sich notig machen und nicht ohne Gefahr für die damit Beschäftigten sein. — Die Gutachten, welche von zwei gelehrten Sach verständigen in der Angelegenheit Les Wassereinbruchs in die Kohlenwerke von Dux-Qssegg abgegeben sind, gehen vollständig auseinander. Oberbergrat Professor Waa gen erklärt sich gegen die Eindämmung der Einbruchsstelle und verlangt, daß die Kohlenwcrke zu Gunsten der Tep- litzer Heilquellen außer Betrieb bleiben. Professor v. Rziha, Rektor der technischen Hochschule in Wien, ist der Ansicht, daß der Wassereinbruch nicht „höherer Gewalt" zuzuschreiben sei, Laß vielmehr die Werkbcsitzcr für die entstandenen Folgen haftbar seien, da sic nicht in ge nügender Weise für die thunliche Verhinderung des Ein bruches gesorgt hätten. Er schlägt vor, an der Ein- bruchsstelle einen Schacht von 2,50 Meter niederzu bringen und gleichzeitig mit einer 1000pferdigen Wasser haltungsanlage das Wasser aus den Schächten so lange zu pumpen, bis die Einbruchsstclle freigelegt sei. Diese soll dann mit einem Wasserschloß, d. i. einer wasser dichten und durchbruchssichcren Uwmauerung, umgeben werden, sodaß das aus der Durchbruchsstelle fließende Wasser in dem anzulegenden Schachte sich zu einer Wassersäule staut, welche die Heilquell-Wassersäule in Teplitz im Gleichgewichte, also Len Heilquellspicgcl auf der nötigen Höhe erhält. — Zu dem kürzlich in Gefell abgehaltencn Jo- hanniSmarkte hatte sich auch die Ehefrau eines Em« wohners aus Mißlareuth mit ihrer zweijährigen Tochter zu Besuch eingefunden. Das Mädchen ging mit anderen Kindern auf den Markt, um, nach Kindergewohnheit, die erhaltenen Marktpfennige an den Mann zu bringen. Nach Jener Zurückkunft sah die Mutter mit Entsetzen, daß die Lippen des Kindes ganz plötzlich anschwollen und dasselbe sehr unwohl wurde. Man erkannte in allen Anzeichen eine Vergiftung, holte sogleich den Arzt, wel cher Gegenmittel mit Erfolg anordnete. Es wird ver mutet, daß das von dem Kinde genossene Zuckergebackene mit vergifteter Farbe bedeckt gewesen sei, weiß aber nicht, wo die Kinder die Leckerei gekauft haben. Die Ueberreste sollen grau ausgesehen haben; daß aber die Sache ernst war, geht auch daraus hervor, daß das Kleidchen des Kindes an den Stellen, wo eS mit diesem Zuckerge- 1888. z I backenen in Berührung gekommen war, Brandfleck« 1 aufwies. Tine Untersuchung ist eingeleitet. Vermischtes. * Ein Unfall eigener Art ereignete sich in Lägerdorf I bei Itzehoe. Eine Frau wurde in der Nacht im Bette i von einer Kreuzotter gebissen. Das Bein schwoll gleich I bedeutend an, doch glückte es dem Arzte, durch Gegen- i mittel die Gefahr zu beseitigen. Am Tage vorher war Ä neues Stroh ins Bett gebracht und ist so die Ueberstede- H lung der Schlange in die Schlafstelle erklärlich. A * Amtlichen Meldungen au die Triester Seebehörde 1 zufolge beginnt die Cholera in Asien wieder bedrohliche« 1 Umfang anzunehmen. In Kaschmir erkrankten zwischen I dem 25. April und 25. Mai 941 Personen, von welche« I 412 starben. Englische Meldungen berichte», daß in den i drei ersten Tagen dieses Monats in Kaschmir 385 Eho- l lerafälle, worunter 176 tödliche, vorkamen. Den Mel- l düngen an die Triester Seebehörde gemäß ist auch in I Kattywar die Cholera epidemisch ausgetreten. In Assam s verlangt die Epidemie so viele Opfer, daß die Regierung s die Auswanderung der Kulis in die Theeplantagen voll- 1 ständig verbot, da dieselben unterwegs zu Hunderten 1 umkamen. Auch in Ahmedabad tritt die Cholera in bedrohlichem Grade auf ; es erkrankten innerhalb dreier Tage (17. bis 20. Mai) 245 Personen, von welchen 109 starben. In Bombay erkrankten zwischen dem 24. April und 15. Mai 31 Personen, in Kalkutta 413, in Madras zwischen dem 20. April und 11. Mai 103 Per- i sonen, in Rangun zwischen dem 13. April und 11. Mai 1 12 Personen. * Fürst Ferdinand von Bulgarien ist ein passionier ter Ornithologe und als solcher auch korrespondierendes Mitglied des Londoner Ornithologischen Vereins. In der stillen Beschaulichkeit, in welcher dem Prinzen das f Leben in Wien verfloß, pflegte er auch pünktlich über neue Entdeckungen auf diesem Gebiete zu referieren; seit sich der Prinz aber in Bulgarien aufhält, scheint er diese h Pflicht vernachlässigt zu haben, und man wandte sich da- i her vor kurzem mit einem vorwurfsvollen Schreiben an ihn, worin der Fürst dringend ersucht wird, baldmög lichst ein Referat über die in Bulgarien vorkommendea Vogelarten einzusenden. Der Fürst entschuldigte sich in ! einem Telegramme wegen seines langen Schweigens und 1 versprach, in den Sommermonaten jede freie Stunde den i Beobachtungen für die Londoner Ornithologen zu widmen - und den Bericht dann sofort abzusenden. Mitteilungen des Königlichen Standesamtes Frankenberg auf di« Zeit vom 22. bi» 28. Juni 1888. L) Angemeldete Geburtösällc 6, und zwar: 4 «n., 2 Mädch. L) Angcmeldete Sterbefälle 7, und zwar: 2 männl., 5 weibl. 6) Ehcausgcbotc 5, und zwar zwischen: Färberciarb. «arl Max Worm und Anna Bertha Kirchner h. — Bäcker Ernst Bruno Quaas und Christiane Marie Lehnert h. — Weber Hermann Max Schramm und Marie Helene Geier h. — Bürgerschullehrer Friedrich Hermann Richter und Amalie Hed wig Schweitzer h. — Kutscher Otto Paul Wange h. und Ida Franziska Bernhardt in Dittersdorf. . D) Eheschließungen b, und zwar zwischen: Fabrikarb. Ernst Otto Löser und Anna Marie Schrambke h — Amtsgerichtskontrolleur und Gerichtsvollzieher Wilhelm Iuliu- Grützner und Auguste Marie gesch. Beyer geb. Kurth h. — Weber- mstr. Ernst Eduard Reinhardt und Johanne Wilhelmine verw. Wünsch geb. Rudolph h. — Posamentier Eduard Paul Merkel und Amalie Luise Delling h. — Marklhelser Ernst Richard Neide und Anna Bertha Uhlemann h. Frankenberger Kirchennachrichtea. Am 5. Sonntag nach TrinitatiS werden kirchlich aufgeboten: Karl Otto Grohmann, Kaufmann in Hannover, weil. Karl Gottlieb Grohmanns, Kaufmanns in Leipzig, hinter!, ehel. 2. Sohn, und Anna Körner h., weil. Christian Friedrich Körners, kgl. Försters in Kössern b. Grimma, hinterl. ehel. 2. Tochter. Karl Wilhelm Sicker, Handarb, in Mühlbach, Johann Gottlieb Heinrich Sickers, Wntschastöbes. in Neukirch b. Königs brück, «Hel. alt. Sohn, und Anna Maric Schäbitzer in Mühl bach, Christian Friedrich SchäbitzcrS, Tuchmachers in Hainichen, ehel. ält. Tochter. Otto Paul Wange, Kutscher h., Karl Wilhelm Wange«, Handarb, in Riechberg, ehel. Sohn, und Ida Franziska Bern hardt, Heinrich August Bernhardis, HauSbes. in Dittersdorf, ehel. s Tochter. 1 Karl Max Worm, FLrbereiarb. h., Karl August Worms, B. u. Webcrmftrö. h., ehel. jüngst. Sohn, und Anna Bertha Kirchner h., Fr. Rosalie Bertha verw. Schlott geb. Kirchner in Freiberg, Tochter. Ernst Bruno Quaas, Bäcker h., weil. Friedrich Wilhelm Quaas', ans. B. u. BäckcrmstrS. h., hinterl. 2. Sohn 2. Ehe, und Ehristiane Marie Lehnert, weil. Friedrich Bernhard Lehnert», B. n. Webermstrs. h., hinterl. ehel. ält. Tochter. Sachseuburger Äirchennachrichteu. 5. Sonntag «ach Trinitatis Früh 8 Uhr: Predigtvorlesung. — Borm. 10j Uhr: Predigtvorlesung für die AnstaltSgemeinde. — Nachm. 2z Uhr: MisfionSstunde.