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FimikrillltM Tageblatt M Kezirbsaazeiger. Dienstag, den 3. Juli. Beilage zu ISS. 1888. Sächsisches. Frankenberg, 2. Juli 1888. — I» der katholischen Presse wird Klage darüber ge- fährt, daß die beiden katholischen Fürsten, der Prinz- regent von Bayern und der König Albert von Sachsen, dem evangelischen Gottesdienst vor der Reichstagseröff- mmg und nicht dem katholischen in der Hedwigskirche beigewohnt haben. Es wird mitgeteilt, daß der Prinz- eegcnl die Entscheidung über dies? Frage dem König Albert von Sachsen überließ. Dieser entschied sich für die Beiwohnung des evangelischen Gottesdienstes in der Schloßkapclle an der Seite des Kaisers. Mitglieder des preußischen Königshauses haben ja auch schon oft genug katholischen Gottesdiensten beigewohnt. — Ein junger Mann aus Sch weit ershain siel vor ungefähr 8 Tagen einem schweren Unglücksfall zum Opfer. Abends auf dem Nachhausewege begriffen, stieß derselbe dermaßen an eine an einem Wegerande lang angebrachte Stange, daß ihm die Spitze derselben in den Unterleib drang unv er an den erhaltenen schweren Ver letzungen Mitte voriger Woche verstarb. — Im Bahneinschnitt bei Muldenhütten stürzte M Donnerstag nachmittag in der zweiten Stunde ein vermutlich durch den Regen unterwaschener Felsblock von nikhreren Zentnern Gewicht auf das Gleis herab, als gerade ein nach Freiberg zu verkehrender Güterzuz passieren sollte. Obwohl der dort stationierte Wärter dem mit zwei Maschinen bespannten, mit voller Kraft daherbrauscnden Zuge sofort das Haltezeichen gab, war eS doch nicht möglich, letzteren rechtzeitig zum Stillstand zu bringen. Die Maschinen erfaßten den Felsblock und schleuderten ihn mit solcher Gewalt zur Seite, daß er vollständig zermalmt wurde. Der Unfall, welcher leicht unabsehbare Folgen haben konnte, hatte glücklicherweise nur einige, allerdings nicht unbedeutende Beschädigungen der Maschinen verursacht, die der Weiterfahct jedoch kein Hindernis boten. — Das „Leipz. Tgbl." berichtet unterm 25. Juni: Nus uns vorgelegten Originalbriefcn erhellt die ,nter- tssanle Thalsache, daß der erste Militär-Attache bei der französischen Botschaft in Berlin sich mehrmals mit recht dringlich abgefaßten Schreiben an die hiesige Firma Cyr. Sulzmann, William Lösch Nachfolger, gewendet hat, um mgehende Beschreibungen über einen Dampfkochapparat «halten, den die gedachte Firma auf der Ausstellnng flr Volks- und Truppenernährung in Leipzig im Januar Rizen Jahres ausgestellt hatte, ein Apparat, welcher ivsolge seiner Leistungsfähigkeit bei den Fachleuten die Me Anerkennung fand und mit der goldenen Medaille «gezeichnet wurde. Die Bemühungen des französischen Aitärbevollmächtigten, welcher ausdrücklich bemerkt, er Enschs die betreffenden Mitteilungen, um sie seiner Re- Sierung zugehen zu lassen, sind, wie wir weiter melden >Mn, ohne Erfolg geblieben. - Beim Versetzen einer Stubenwand wurde am 26. Juni in einem Gute in Schneppendorf bei Mau eine Summe Geld in Gold- und Silber- Enzen, in drei Frauenstrümpfe verpackt, aufgefunden. Dich aus dem 18. Jahrhundert stammenden Münzen Ben einen Wert von etwa 10000 Mark haben. Es wird vermutet, daß die Summe von dem betreffenden Besitzer 1813 versteckt aufbewahrt worden ist und der selbe plötzlich gestorben sei. 1813 soll der Oct Schnep pendorf mit Militärdurchmärschen und sonst noch be drängt worden sein. ES ist dies schon der zweite Fall, daß dort Geld, in älteren Münzen bestehend, gefunden wurde. — Wie begründet die so oft an Eltern gerichtete ernste Mahnung ist, ihre kleinen Kinder während des Tages nicht unbeaufsichtigt zu lassen oder gar cinzuschlic- ßen, sowie denselben auch die Streichhölzchen nicht zu gängig zu machen, beweist wieder ein am 25. v. M. zu Altenberg vorgekommener Fall, welcher nach dem Willen der Vorsehung jedoch glücklicher ablanfen sollte, als dies jüngst in Pirna der Fall gewesen, wo, wie wir mitteiltcn, 2 Kinder in dem selbst verursachten Brande umkamen. Ja der Mühlenstraße des vorgenannten Städtchens hatte die Ehefrau eines Bergarbeiters ihre beiden kleinen Kinder auf kurze Zeit eingeschlosscn und war auf den Kirchhof gegangen. In Abwesenheit der Mutter haben nun die Kinder mit Streichhölzchen ge spielt und das Bettstroh in der Kammer entzündet. Die Nachbarn wurden auf den hervordringenden Rauch jedoch aufmerksam, öffneten das Haus, löschten den ent standenen Brand und retteten die Kinder gerade noch rechtzeitig. — Ein Hochstapler ist am 27. v. M. in Bautzen aufgetreten, der sich für einen Arzt aus Oesterreich aus- gegeben und erzählt hat, daß er mit seiner Familie aus den holländischen Kolonieen zurückkehre und nach Berlin zu Verwandten fahren wolle; da ihm aber angeblich das Geld auSgeganzen sei, so Hal er die Bautzner Kollege» um Darlehen angegangen. Gleichzeitig hat er sich dort nach den Verhältnissen von Löbau, Zittau und anderen sächsischen Städten erkundigt. Es ist also nicht unwahr scheinlich, daß es in der Absicht dieses Herrn gelegen hat, auch dort eine Gastrolle auf Kosten allzu gutmütiger Menschenfreunde zu geben. — Bon Hundefreunden ist bei Einführung der Hunde steuer vielfach befürchtet worden, daß dieselbe zur Folge haben werde, die Zahl der Hunde übermäßig zu beschrän ken oder wenigstens eine weitere Zunahme derselben zu verhindern. Ein derartiges Ergevnis ist in unserem Sachsen durch die jetzige Hundesteuer aber nicht erreicht worben. Soviel sich aus der Zahl der auszegebenen Hundesteuermarken ermitteln ließ, betrug im Jahre 1882 die Zahl der Hunde in unserem etwa 3 Millionen Ein wohner zählenven Lande 89869, stieg aber seitdem von Jahr zu Jahr und überschritt schon 1886 die Zahl 100000, da 100242 Hunde versteuert wurden. Trotz dieser starken Vermehrung der Hunde ist die Zahl der selben bei uns doch immer noch etwas geringer als in Bayern, wo auf 5^ Millionen Einwohner im Jahre 1884 Nicht weniger als 203205 Hunde kamen. — Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß Schul kinder in Gemeinschaft ihrer Lehrer bei Ausflügen auf den Eisenbahnen Fahrpreisermäßigung haben, wenn das Gesuch 2—3 Tage vorher angemeldet wird; 3 Kinder finden dann auf ein Billet Beförderung. Die Lehrer nehmen dann für ihre Person an der Vergünstigung teil. Im Gesuch müssen die Schulklassen, das Alter der Schü-