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Frankenberger Tageblatt und Kezirksanzeiger Tounabend, den 3V. Juni. Beilage zu 15« 1888. Sener»! irzu freund- eines. VW8S 35 K. r ») 12.11 1 r tb ts.k, Haubold. :n Eriune- n Kameraden it ihren lieben lull, Abends warte recht den. Auswär- willkommen! wähl, idtmusikchor, enzüchter- erein. rntag, de» Nachmittag m Gasthof hlreiches Er- Vorstand. Vermischtes. * König Humbert von Italien wurde bei den Uni- versitätsfeierlichkeiten in Bologna von einem übrigens schnell vorübergehenden Unwohlsein befallen. Ein römi sches Blatt widmet diesem Unfälle folgende launige Zeilen: „Der König hat im August 1887 bei wahrhaft tropischer Hitze 9 Stunden in den Heiden von Rubiera den Manövern beigewohnt und hat diese Strapaze er tragen; allein es war von der menschlichen Natur zu viel verlangt, jene Sintflut von italienischen und latei nischen Reden anzuhören, denen er in seiner Stellung seine Aufmerksamkeit leihen mußte. Später mußte der König im Hofe des Erzgymnasiums viele Stunden hin durch die fürchterlich gelehrten Abhandlungen über die Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter anhören, der Transformation des römischen Rechtes in das ka nonische und moderne Recht beiwohnen, eine griechische und eine englische Rede anhören, die Dänen italienisch und die Italiener lateinisch sprechen hören und schließlich noch eine Festkantale über sich ergehen lassen. Humbert widerstand noch immer. Später aber, als nach einer zweiten Kantate das Sprachengewirr von neuem anftng und vor den Augen des Königs das Phantom des rö mischen Rechtes von neuem aufstieg und der Danksagun gen und Lerleihung von Doktortiteln kein Ende werden wollte, da forderte die Natur ihr Recht, man sah den König erbleichen und fast hinsinken." * Die Mutter des Fürsten Ferdinand von Bulgarien fungierte in den letzten Tagen in Sofia 12mal als Patin und hat, entgegen ihrer sonstigen Sparsamkeit, kostbare Geschenke gemacht. Die Mutter des Fürsten weiß recht gut, daß man die Männer durch die Frauen erobert und daß die letzteren wieder nichts so sehr rührt, als Güte ihren Kindern gegenüber. Die 12 kleinen Clementinen haben nicht nur das traditionelle silberne Eßbesteck bekommen, sondern auch den kompletten Taufan zug, je ein Sparkassenbuch mit hübscher Einlage und das Portrait des Fürsten Ferdinand in kostbarem Rahmen. * In Rom findet demnächst eine große Rosenaus stellung statt, und der Gärtner des Papstes suchte beim heiligen Vater um eine Audienz nach, um die Erlaubnis zu erbeten, Rosen aus den Gärten des Vatikans auS- stcllen zu dürfen. Der Papst überdachte die Sache eine Weile, dann meinte er: „Mein lieber Sohn, ich finde es angczeigt, Dir diese Erlaubnis zu verweigern, denn wir würden zweifellos einen Preis bekommen. Das ober möchte in so manchem Herzen anderer Aussteller Gefühle des Neides gegen uns erwecken, was ich auf jeden Fall vermeiden will. Begnüge Dich mit der dank baren Anerkennung, die ich Dir bei jedem Spaziergange in den Gärten zuteil werden lasse." * In der unweit Paris gelegenen kleinen Stadt Montmorency fand am 15. Juni die Eröffnung einer großartigen Ausstellung von Damenhüten statt. Die selbe ist von allen größeren Pariser Firmen beschickt und enthält wahre Wunderwerke. Am Tage der Eröffnung fand auch die Preisverteilung statt. Als Preisrichterin nen fungierten 12 Damen der Pariser Gesellschaft und 12 Künstlerinnen. Die goldene Medaille erhielt ein Hut aus weißem Tüll mit einer Krämpe aus weißen lll n so über- n der Zu- , werde ich r Bewir- ILg"! lbends 8 Uhr Tagesord- a Aller noth- torstand. Schwachheit ife heute Vor ig unser guter r, der Weber Fischer, Lebensjahre, der Bitte um nzeigen. Sonntag, den ron der Be- ab. Juni 1888. Vater > Fischer, Angehörigen. Rosen, dessen Skizze der berühmte Maler Munkacsy ent worfen hatte. Die Ausstellung blieb zum Glück nur wenige Tage geöffnet, sonst hätte die verhältnismäßig kleine Stadt die zuströmenden Gäste kaum fassen können. Die Ausstellung war nämlich schon am Eröffnungstage von 21000 Frauen besucht. * Fahrende Extrablatthändler! Die allerneueste Er scheinung auf dem Gebiete des sich täglich mehr erwei ternden VelozipcdeverkehrS in Berlin dürfte der „flie gende" resp. „fahrende" Extrablattverkäufer sein, wie er sich Mittwoch nachmittag den Passanten der Wilhelm straße darbot. Vor sich einen mit der weithin lesbaren Inschrift „Das neueste Extrablatt" versehenen Kasten auf das Dreirad geschnallt, auf dem Rücken eine gleiche Tafel tragend, durchfuhr er, seine gedruckte Ware (die Thronrede zur Eröffnung des preußischen Landtages) trotz der schon von weitem sichtbaren Reklame laut ausschrei- end, langsamen Tempos die Straße, stets pfeilgeschwind von dannen eilend, wenn sich keine Käufer zeigten, oder ein Konkurrent in einiger Entfernung vor ihm sichtbar wurde. Hatte er diesen überholt, so fing er zum Aerger des Besiegten und „zu Fuße kämpfenden" Gegners sein Ausrufgeschrei von neuem an und der findige Verkäufer dürfte daher wohl noch so manches Samenkorn des Nei des in die Herzen der hinter ihm hertrabenden Kollegen gesäet haben, da es ihm infolge seiner geschickten Reklame wirklich in sehr kurzer Zeit gelang, sein „Allerneuestes" bis aus das letzte Blatt an den Mann zu bringen. * Ein ehrsamer Wiener Schneider hatte viel unter dem Vorurteil zu leiden, das manche Kunden seinen in geschäftsmäßige Umschläge eingeschlossenen Rechnungen entgegenbrachten. Offenbar wanderten die meisten un gelesen in den Papierkorb. Da mußte also besserer Rat geschafft werden. Der durch die Not schlau gewordene Kleiderkünstler ließ zierliche kleine Umschläge in Rosa anfertigen und jeden mit irgend einem schmachtenden Sinnbilde, einem Vergißmeinnicht, einer Taube, einer Nachtigall verzieren, obendrein wurden dann diese zarten Hüllen mit feinen Parfüms durchsättigt; als das besorgt war, wurde das prosaische Ding von Rechnung hinein geschoben, die Adresse von eigens dazu bestellter zarter Frauenhand daraufgeschrieben, und fort ging das heim tückische Billetdoux ins Haus des Schuldners, der das duftige Briefchen an sich riß, es glückselig eröffnete und — durch die Enttäuschung mit doppeltem Nachdruck an seine Sünden gemahnt wurde. * Die vergessenen Nieten. Eine überaus komische Szene erregte am Sonntag nachmittag unter den Be suchern eines großen Vergnügungslokals auf dem Gesund brunnen in Berlin große Heiterkeit. Dort hatte ein Kunst- und Handelsgärtner eine Blumenverlosungshalle errichtet. Gegen 7 Uhr nun bemerkten die Bekannten des sonst sehr ruhigen und behäbigen Mannes an diesem eine große nervöse Aufregung. Derselbe durchlief die Gänge des Gartens und musterte sehr eingehend alle Tische. Zum Erstaunen der Beobachter sahen diese jetzt, daß in dem weiten, großen Raum auf allen Tischen eine reichliche Blumenflora prangte, und wahrhaft herrliche Fuchsien und Hortensien allenthalben vor den glücklichen Gewinnern umherstanden. Als der Mann jetzt eine dicke Dame mit einem prächtigen Rosentopf, der sonst wohl