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188ü -! 138 in Gnaden beschieden. Heute früh lagen folgende Nachrichten aus Friedrichskron vor: Wir lassen den Wortlaut des Extrablattes folgen, durch welches wir das traurige Ereignis heute, Freitag, von nachmittags ^3 U an so weit als möglich zu verbreiten suchten: > ' «rM-u tilgltq, «it «I»NL»M« da «mm< und grsttäg«, lbmd» sür d« f»l< jmdmrog. s«t» vkrttlMMch l «. »0 Pf«.. , IMIsUtch d» Vf»., «iljü-Rni. »Pf». vkMungtN F Rhmoi alle Pof' -nftaNm, Psstbc^n -nd die «u»g^bt- Men de» Lage- dlatte» <m. ßer Besorgnis erfüllen muß, unseren Herzen die tiefste Trauer einflößt. Am Mittwoch SMabend trat hoch gradige« Fieber ein und stieg bi« über 40 Grad. Der Kaiser hatte infolgedessen eine recht schlechte Nacht, auch am Donnerstag vormittag hielt das Fieber an, die Klüfte sind infolgedessen sehr gesunken. Die Kaiserin war von 4 Uhr früh bei ihrem Gemahl, später erschienen der Kronprinz und die Kronprinzessin, Prinz Heinrich ist au« Erdmannsdorf tingetroffen, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Meiningen kamen au« Berlin. Justizminister vr. Friedberg war seit dem frühen Mor- g»n im Schloß, mittags trafen der Reichskanzler Fürst Bismarck, der Oberstallmeister v. Rauch, der russische und englische Botschafter, der Oberhofmarschall Fürst Radolin, der General v. «lbedyll u. a. ein. Gegen Mittag hatte da« Fieber de« Kaisers etwa« nachgelassen, das Gesamtbefinden sich etwa» gehoben, allein leider ist nur wenig auf diese Scheinbesserung zu vertrauen, die übrigen« den größeren Teil de« Tage- anhielt. Die Kaiserin Augusta, sowie alle nicht in Berlin anwesenden Mitglieder der kaiserlichen Familie sind von dem äußerst kritischen Zustand de« Kaiser« benachrichtigt, der sich, aller Wahrscheinlichkeitnach, au« einer Lungenentzündung herleitet. Au« Schloß Friedrichskron lauten die Nachrichten seit der Nacht zum Donnerstag recht betrübend. E« läßt sich nicht leugnen, daß jetzt eine direkte Gefahr für das Leben des teuren Kranken besteht. Die Aerzte ver öffentlichten am Donnerstag vormittag recht ernste Bülle- tm«: „Der Zustand Sr. Majestät de« Kaiser« und Kö nig« hat sich seit dem gestrigen Abend wesentlich ver schlimmert. Die Kräfte sind im Sinken. Mackenzie, v. Wegner, «raufe, Hovell, Lehden, Senator, Bardeleben." Auf diesen Schlag konnte niemand gefaßt sein. Am Dienstag war allerdings konstatiert, daß, lasten wir alle medizinischen Umschreibungen beiseite, die Speiseröhre wa dem Vrundlrtdm stark in Mitleidenschaft gezogen ist, aber die SrnSHÄNg erfolgte doch durch den einge- führten Gummischlaüch ohne jede Störung. Am Miet- woch fühlte sich der Kaiser verhältnismäßig wohl, weder der Besuch de« König« von Schweden, noch dir Konferenz mit dem Fürsten Bismarck schien ihn angestrengt zu ha- bm, am Abend genoß er sogar etwas Hühnerfleisch und die «erste erachteten nicht einmal eine allgemeine Kon- snltation für nötig. Da« Leben de« Kaiser« schien noch auf Monate hinaus unbedingt gesichert. Dann aber erfolgte in der Nacht der Umschwung, der uns mit gro- «etz-alte-« Kor brro-M. NVWKr S-ferM ktrag » psi» ; ooNpltjiertrms'di Ull-rssch« Ins««« > «ach d«s«ch«M. r-rtf. güsa-tm-AmahM für dk j«w<t0tz Ubend-RnmNEk MI »ormwa»» u UV Die „Boss. Ztg." berichtet: „Am Morgen noch konnte der hohe Kranke seine Tochter, die Prinzessin Sophie, die ihren Geburtstag begeht, mit seinen Glück wünschen erfreuen, die letzten wohl, welche die Tochter von dem geliebten Vater empfing. Die künstliche Er nährung hat noch stattgefunden. Die geistigen Kräfte sind klar, wenn auch nicht so rege, wie bisher." Schloß Friedrichskron war, soweit nicht abgesperrt, von zahlreichen Teilnehmenden umgeben, die bange der neuesten Nachrichten harrten. In unmittelbarer Nähe de« Schlosse« herrschte die tiefste Stille. Von der Zinne der KommunS wehten preußische und deutsche Fahnen: e« war der 18. Geburtstag der Prinzessin Sophie, der zweitjüngsten Tochter des «aiserpaare«. Welch' unend- sich trauriger Tag! An sämtliche europäischen Höfe, au alle fürstliche« Verwandten wurde telegraphisch jede Stunde ein Rapport gegeben. Die Großherzogin von Baden wurde in der Nacht zum Freitag erwartet. Der Prinz von Wale» ge- dachte Donnerstag abend von London abzureisen. Die' königlichen Theater sind bis auf wettere« geschlosten. ' W-iure Nachrichten unter „Aus Schloß Friedrichskron». - Sonnabend, den 16. Juni, Nachdem heute mittag halb 2 Uhr ein Telegramm hier einging, welches vo Berlin vormittags 11 Uhr meldet: daß der Kaiser im leichten Schlummer liegt, nu zeitweise noch Zeichen von Bewußtsein giebt, aber keinen Schmerz empfindet und Puls und Atmung sehr schwach find, trifft 2 Uhr die erschütternde Nachrichk ein, daß Se. Majeftiit der Kaiser Friedrich heute vormittag 11 Wr 15 Minuten sauft entschlafen ist. — Eine selige Ruhe sei dem schwer geprüften Dulder vom Himmel Ämt-blott Amtshmplmaimschrst MH», de- Liimgl. Amtsgerichts md de« Aadtrals ^mkeuberg. Äcnsev Friedrich 1A. Juni 1888^ L Nicht »ie «oft der Iah« hat ihn UW V°ndem»as»-u0ch- an der Spitze »es Reichs r« sehen, »andern tiUNfche schwere Krankheit hat ihn, »er "N männliche Kra^ war, in langwierigem Siechtum aus diesem Leben hinweggerafft! - - im vollsten MKkr- Friedrichs Regierung auch keine lange gewesen, so hat er sich doch die Liebe des Volkes ^^t Znes rabttei»-^" Er hat als Kronprinz sich unvergleichlichen Waffenrnhm erworben, er hat Uen* deutsch. sich als Pfleger trefflicher, häuslicher Tugenden und als Vorbild eines er hat aber auch trotz seiner glänzenden Heldenlansbahn zur Genüge bekundet, datz ihm o «eg des Leedens höher steht, als der Gewinn des Krieges! bi . Gleich zwei Sternen werden die Namen Wilhelm I. und Friedrich HI. den Deutschen durch alle Zerren m durch leuchten und ihr Glanz wird nie erbleichen! . ..Dem neuen Kaiser, als welcher der bisherige Kronprinz Wilhelm (geb. 27. Januar 1859) s-inemAauchtw«ai !Ae" wird, gebe Gott Krast und Stärke, das neue Regiment im Sinne seiner beiden nun seligen Vorgänger M < führen. Die bewährten Berater, welche diesen bisher zur Seite standen, werden anch dem Kaiser Wilhelm^ bleiben und «ns darf darnm um die Zukunft des Vaterlandes nicht bangen! Unsere — des deutschen Voltes vM« ist es nun, dem nenen Herrscher mrbedittgtes Vertrauen entgegen zu bringen! Gott schütze uud segne Kaiser und Reich jetzt-und allezeit!