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^varm für die Ratsvorlage eingetreten waren und den Gegenantrag auf einen Barzuschuß von nur 300 M. jährlich bekämpft hatten, wurde die letztere schließlich an- — Am Donnerstag vormittag von 9 Uhr an fand in Dresden nach zweijähriger Pause die bereits er wähnte Verbrennung eingelöster sächsischer Staatspapiere und ZinSscheine in größerem Umfange statt. 73 Mil lionen Mark verschwanden auf Nimmerwiedersehen in den Flamme«, und zwar 60,090501 Mark 22 Pfennig« Staatspapiere samt Zubehör und eingelösten ZinSscheinen.' Hierzu kamen 9,164500 Mark in Staatsschuldbuchfor- derungen umgewandelte Staatspapiere, 3798 Stück Greiz- Brunner Eisenbahnaktien im Betrage von 1,139400 Mark und 8467 Stück Gößnitz-Geraer Eisenbahnaktien im Betrage von 2,540100 Mark, die gegen 3 Prozent Rentenschuldverschreibungen eingetauscht worden waren. Nach sechsstündigem Brande war das Vernichtungswerk beendet, und nur ein Häuflein Asche zeugte von der ein stigen Millionenmacht. — In einer Herberge zu Leipzig wurde ein Hand lungsgehilfe aufgegriffen, welcher in Magdeburg beim Jägerbataillon gestanden und von dort desertiert war. Nachdem der Flüchtling Magdeburg verlassen und glück lich den Boden Frankreichs erreicht hatte, ließ er sich so fort für die französische Fremdenlegion anwerben, deser tierte aber auch hier wieder und trieb sich, als er sich fremde Ausweispapiere verschafft hatte, unter falschem Namen u. a. auch in Deutschland wieder herum. Man brachte den Mann nach der Militärwache. — Die Paßzwangsmaßregeln gegen Frankreich haken in neuester Zeit wieder das öffentliche Interesse für die Vorgänge in den Reichslanden in bedeutendem Maße wachgerufen, und so wird dem in nicht ferner Zeit in Leipzig vor dem Reichsgericht sich abspielenden Landes verratsprozeß gegen einige Bewohner des Elsaß eine er heblichere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Der Ter min, wann die Verhandlung stattfindet, wird jetzt mit Recht streng geheim gehalten, bis die öffentliche Kund gebung am Brette des Reichsgerichts erscheint. Es sei lediglich der Vollständigkeit der Mitteilungen wegen er wähnt, daß vermutlich noch vor den Ferien die Verhand lungen beginnen und zu Ende geführt werden dürften. Darüber besteht indessen nicht der geringste Zweifel, daß die beregten Verhandlungen vor dem Reichsgericht wie derum auch die strengsten Maßregeln rechtfertigen wer den, welche im Grenzverkchr der Reichslande getroffen worden find. — Wie unterm 1. Juni aus Straßburg berichtet wird, werden die des Landesverrats Angeklagten, Instrumentenmacher Streisguth und Apotheker Girard, auf Beschluß des Reichsgerichts außer Verfolgung gesetzt. Der Eisenbahnbeamte Dietz, dessen Ehefrau und der Färbermeister Appel bleiben dagegen in Untersuchungshaft. — In den erzgebirgischen Waldungen herrscht gegen wärtig reges Leben. Der lange und außerordentlich schneereiche Winter verhinderte auf lange Zeit die Abfuhr des geschlagenen Holzes. Die Vorräte der Holzschlei fereien und Bretmühlen sind daher gänzlich erschöpft und es wird geraume Zeit vergehen, ehe man wieder die mächtigen Schleif- und Bretklötzerhaufen aufgestapelt sehen wird. Die zahlreichen Fuhrwerksbefitzer im oberen Ge birge hatten bei der mangelnden Beschäftigung für ihre Geschirre einen ungünstigen Winter zu bestehen. — Erst jetzt kann man den bedeutenden Schaden übersehen, wel chen der Wind- und Schneebruch in den Wäldern an- gerichtet hat. Der Schneebruch in der Gegend von Hammerbrücke erstreckt sich nicht nur auf Hunderte, son dern auf viele Tausende von Bäumen, welche in wirrem Durcheinander einen rraurig-grcßartigen Anblick bieten. Unter vielen dieser Bäume, sowie in der Grube beim Schneckenstein fanden sich am 24. Mai noch Massen von Schnee. Die Aufräumungsarbeiten sind noch lange nicht beendet, da der Schnee einen früheren Anfang unmöglich machte und zur Zeit die Arbeitskräfte mit den notwen digen Feldarbeiten beschäftigt find. Voraussichtlich wird manches Jahr vergehen können, ehe man wieder am Pfingstfeste den Schnee in Straßengräben finden wird, wie es in diesem Jahre der Fall war. — Die Baum blüte ist im mittleren Gebirge vorüber; sie war eine so prächtige, wie viele Jahre nicht ; auch die Beeren sträucher in den Wäldern haben sehr reich geblüht, sodaß, wenn nicht störende Verhältnisse eintreten, auf eine gün stige Obst- und Beerenernte zu rechnen ist. Die Feld arbeiten haben auch im oberen Erzgebirge ihr Ende ge funden; dieselben nahmen bei der schönen Witterung diesmal eine kurze Zeit in Anspruch. In der Nacht vom 27. zum 28. Mai hat der Frost einigen Schaden in den Gärten ongerichtet. — Ein 5 Jahre alter Knabe kam in Thalheim bei Stollberg am vergangenen Sonnabend vormittag so unglücklich mit dem Kopf in eine große Wäschemangel, daß die Kopfhaut fast vollständig losgequetscht wurde und eine Gehirnerschütterung die Folge war, eine Ver letzung, an welcher der bedauernswerte Knabe nach 24 qualvollen Stunden verstarb. — In Sachen des Konkurses der Firma Hüffer in Crimmitschau fand am Donnerstag vor dem dor nigen kgl. Amtsgerichte Termin statt wegen Beschlvßfas« genommen. . 'u — Am X9 sung über die Wahl des Konkursverwalter», sowie wegen Bestellung eine» SläubigerauSschuffe». Nach Schätzung des Konkursverwalters liegen etwa 153000 M. in der Moste, denen etwa 2,136000 M. Passiva gegenüber stehen. . Ueber die Firma Heinr. Hüffer in Lodz ist der Konkurs nicht eröffnet worben ; man sucht sich mit den dortigen Gläubigern außergerichtlich abzufinden und da durch der Crimmitschauer Masse noch etwa 100000 Ru bel zuzuführen. — Eine selbständige Abteilung der deutschen Kolo nialgesellschaft hat sich kürzlich in Au e mit vorläufig 25 Mitgliedern gegründet. Vorsitzender ist Hüttenmei ster Edelmann von Niederpfannenstiel. Zuvor hatte der Generalsekretär der deutschen Kolonialgesellstaft, vr. Bokemeier aus Berlin, einen sehr beifällig aufgenom- mcnen Vortrag über Bedeutung und Aufgaben der Ge sellschaft gehalten. — Während eines am Abend des 29. Mai über Salzenforst bei Bautzen hinziehenden Gewitters schlug der Blitz in ein Wohnhaus und zündete, sodaß das Ge bäude nebst angebauter Scheune in Asche gelegt wurde. Leider konnte von dem unversicherten Mobiliar nur we nig gerettet werden. Ungefähr 10 Minuten nach dem ersten Schlage fuhr ein Blitzstrahl in die Scheune einer Gutsbesitzerin, zündete ebenfalls, und auch dieses Gebäude wurde samt den darin b-findlichen Vorräten, zirka 200 Ztr. Kartoffeln und 200 Schock Stroh, wie den land wirtschaftlichen Maschinen ein Raub der Flammen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Zum ersten Male seit dem Begräbnis feines Va ters, Kaiser Wilhelms, hat Kaiser Friedrich am Donners tag nachmittag das Mausoleum im Charlottenburger Park besucht. Schon mehrfach hatte der Kaiser den in nigen Wunsch geäußert, wenn auch nur wenige Augen blicke, am Sarge seines Vaters weilen zu können. Die Aerzte hatten diesem Wunsche immer wieder die Erfül lung versagen müssen. Nunmehr durfte der Kaiser dem Drange seines Herzens nachgeben. Kurz nach der Rück kehr von der gewohnten Ausfahrt betrat er, nur von seinem Leibjäger begleitet, die geweihte Stätte und ver weilte wohl 15 Minuten im Gebet am Sarge seines Vaters. Stille Wehmut lag auf seinem Antlitz, als er wieder ins Freie trat. Vor der Spazierfahrt hatte der Kaiser auch den Fürsten Bismarck in längerer Audienz empfangen. — Der Kaiser hat bestimmt, daß alljährlich nach Maßgabe der vorhandenen Mittel bei der Infanterie, den Unteroffizierschulen, sowie bei den Jägern und Schützen ein Preisschießen der Offiziere und ein Preis schießen der Unteroffiziere (Oberjäger) stattsinden soll. Auf Grund der Schießergebn sse erhalten die besten Schützen unter den Offizieren und die besten Schützen unter den Unteroffizieren (Oberjägern) Preise, welche mit einer entsprechenden Bezeichnung und dem Namen des Belichenen zu versehen sind. Die Preise bestehen für Offiziere aus einem Degen (Säbel), für Unteroffi ziere «Oberjäger) aus einer Taschenuhr. Jedes Armee korps erhält bis auf weiteres alljährlich 2 Preise: 1 für den besten Schützen unter den Infanterie-Offizieren und 1 für den besten Schützen unter den Infanterie - Unter offizieren. Der Inspektion der Jnfanterieschulen, sowie der Jäger und Schützen werden ebenfalls bis auf wei teres alljährlich je 2 Preise zur Verfügung gestellt. Das Preisschießen hat in den Monaten Juli oder August auf den Schießständen stattzufinden. — Außerordentlich bedeutsame Entscheidungen stehen am kaiserlichen Hofe bevor. Es wird allgemein bestä tigt, daß Kaiser Friedrich an den preußischen Minister des Innern, Herrn v. Puttkamer, ein Schreiben gerichtet hat, in welchem er mit ganz besonderem Nachdruck be tont, daß die Freiheit der Wahlen sorgfältig aufrecht erhalten und gewahrt werden muß. Der Minister hat in Beantwortung des Erlasses dem Kaiser eine Darle gung unterbreitet, in welcher er sein Verhalten bei den Wahlen auSeinandersetzt. Dagegen soll es noch nicht sicher sein, daß Kaiser Friedrich den bekannten national liberal-konservativen Gesctzcntwurf, betreffend die Ver längerung der Legislaturperioden in Preußen, unterzeichnet hat. Der Kaiser kann jeder Zeit die Ablehnung des Entwurfes, der auch die stillschweigende Zustimmung des Ministeriums gefunden, aussprechen, wenn die darin be antragte Aenderung seiner Ueberzeugung nicht entspricht, und natürlich würde dann bezüglich der Dauer der Legis laturperioden alles beim Alten bleiben. Fraglich wäre es aber, ob eine so deutliche Meinungsverschiedenheit zwischen dem Kaiser und seinem Ministerium nicht eine Krisis Hervorrufen würde. Die „Kreuzztg." bemerkt da sehr treffend: „Das Gesetz, betreffend die Verlängerung der Legislaturperioden, ist das Produkt einer unter Zu stimmung des Staatsministeriums unternommenen Kar tellaktion; erhält dasselbe die allerhöchste Sanktion nicht, so ergeben sich die politischen Konsequenzen von selbst; keine Bemäntelung kann daran etwas ändern." Man kann also mit gerechtfertigter großer Spannung der kaiserlichen Entscheidung entgegensehen, denn eine preu- - Obs Am vis Eine schl nerstag Abc iFunerkosten Gutsbesitzer swird für 1! -häuslicher A mielhen gesu lebhaftes 1 erklärt, do sicht HSttee ausgezeichn leidigen, sich diesen l gende Sbsi ein benachl thut, die i unsere Zell wir behalt sprechenden daß eine se Ein - wird für sofl der Z können dauei Bau Straße ve» ! Finder wir! dition dss. ! ! Em schtt laufen. ( I ßische Ministerkrisi» würde zuletzt immer auf da»M I zurückwirken, wenn auch der Reichskanzler aus dieser j,, gelegenheit für seine Person keine KabinettSfrage ma^ zu wollen scheint. Die „Nordd. Nllg. Ztg." veröffeiM, alle diese umlaufenden Nachrichten zur „Orientier»,» ihrer Leser". Bon anderer Seite wird dazu Meld«. Kaiser Friedrich hat, wie mit großer Bestimmtheit lalltet, den Gesetzentwurf, betreffend die Verlängert!» der preußischen Legislaturperioden, thatfächlich vollzogen die Publikation aber nachträglich untersagt und da» b» kannte Schreiben an Herrn v. Puttkamer gerichtet. Der Rücktritt des Ministers scheint nur noch eine Frag« he, Zeit zu sein. Fürst Bismarck verhält sich anscheinend neutral. Freitag nachmittag im Ministerrat dürste Ne, stimmtereS beschlossen worden sein. — Das Amtssprachengesetz in den polnischen Land,-, teilen wird gegenwärtig auch auf die Wegzeiger und On- schaftstafeln auf dem Lande angewendet; so z.B. erschien in diesen Tagen ein Gendarm bei der Dominialverwal, tung von Taczanow und erklärte dort: gemäß der Sh. gierungsverfügung habe ihn der Landrat des Kreis» Pieschen beauftragt, anzubefehlen, daß die Aufschriften auf den Wegzeigern und Ortstafeln nur in deutscher, nicht mehr, wie bisher, in deutscher und polnischer Sprache angegeben werden sollen. Oesterreich - Ungar». — Die „Köln. Ztg." giebt eine Darlegung der Ler. hältnisfe, wie sie sich unter dem jetzigen Ministerium io Oesterreich gestaltet haben. Zwölf Jahre hindurch (1867 bis 1878) verwaltete in Oesterreich eine deutsche Pa» tciregierung, und seit 8 Jahren ist ein Ministerium am Ruder, welches sich auf die nichtdeutschen Volksstämm stützt. Es leben in Oesterreich 8 Millionen Deutsche, daneben 5,2 Millionen Tschecho-Slawen, 2 Milliomo Südslawen (Slowenen und Serbo-Kroaten). Zwischm den Deutschen und Slawen bestehen entschiedene natio nale Interessengegensätze, die Deutschen sind den Tscheche in jeder Hinsicht überlegen, sie können indes ein dämm- des Uebergewicht nicht erlangen, weil ausschlaggebend 3,2 Millionen Polen in Galizicn (2,8 Millionen Rutemo daselbst sind leider politisch fast ganz unterdrückt worden) hinzutreten, indem sic ohne Rücksicht auf irgendwelche slawische Gemeinschaft zu grinsten ihrer galizisch-pol- Nischen Sonderabsichtcn hin- und herschwanken und za jeder Regierung halten, wenn ihnen dieselbe Vorteile ver heißt. Nicht im Einzelnen, aber doch im Ganzen zeigen auch die Volksvertretungen — die gegenwärtige wie die früheren — die nämlichen Verhältnisse, auch dort ent- fcheiden zwischen Deutschen und Tschechen als Zünglein an der Wage die Polen, allerdings in Verbindung mit dem Großgrundbesitz. Da diese beiden ausschlaggebenden Gruppen von jeder Regierung beeinflußt und gewonnen werden können, so vermag in der Volksvertretung schließ lich stets die jeweilige Regierung das Heft in der Hand zu behalten, vorausgesetzt, daß sie klug, ehrlich und für sorglich verwaltet und sich bei allen Parteien und Natio nalitäten Achtung und Vertrauen zu erwerben weiß. Zn solcher höheren Stellung hat es bisher keine der Regie rungen des neuen Oesterreich gebracht. Die deutsch liberal« Regierung stand von vornherein nicht über dm Parteien und Nationalitäten, sie stützte sich auf die deut sche Nationalität und infolge orientalischer Einflüße auch auf diese nur insoweit, als sie liberal war. DoS jetzige Bersöhnungsministerium Taaffe stand von Anfang an auf schwankendem Grunde; cs entbehrte bestimmter Grundsätze, es wollte eben nur versöhnen. Dabei litt es unter dem Umstande, daß es unmittelbar auf eine deutsch-liberale Parteiregierung folgte und benötigt war, einseitig vorzugehen, die bis dahin bevorzugten Deutschen zurückzusetzen, ohne doch zugleich infolge seiner Bersöh- nungSabsichten die Nichtdeutschen ganz befriedigen zu können. So erklärt es sich, daß all« Parteien und alle Nationalitäten mit dem Ministerium Taaffe unzufrieden sind, obwohl allseitig zugegeben werden muß, daß es im allgemeinen guten Willen bekundete. Leider hat sich da neben das Finanzministerium in unzulänglichen Händen befunden. Dort sind denn auch die Ursachen jener Ge fahren für das Gesamtministerium zu suchen, welche nach der Ansicht mancher Beobachter unmittelbar bevorstehen. Frankreich. — Nachdem am Donnerstag durch eine Anfrage de« Opportunisten Gerville-Reache in der französischen Kam mer das Ventil für die starke Dampfspannung des hef' tig erregten nationalen Empfindens geöffnet worden ist, dürfte die Ruhe wohl bald zurückkehren, denn daß man sich ob der Rede Tiszas mit Oesterreich-Ungarn im Enste erzürnen sollte, wünscht kein verständiger Mensch in Frank- reich. Serville fragte bei Goblet an, welche Nachrichten er zur Vernichtung des schlechten Eindruckes erhalten habe. Der Minister des Auswärtigen, Goblet, antwor tete, die Regierung teile die öffentliche Erregung, mdM müsse dieselbe nicht übertrieben werden. Der Beschluß, 1889 eine Ausstellung zu veranstalten, könne verschiedene Einwürfe bei Völkern Hervorrufen, die vergessen hätten, daß das Jahr 1789 bloß Ideen der Befreiung und M- rechtigkeit hervorgerufen habe. Er habe den Botschafter, in Wtcn, Dccrais, beauftragt, den Grafen Kalnoky we gen der Rede Tiszas anzugehen; dieser aber habe kündigt an, I vom 30. 2 England ni W finden da« W ! Logis sind 3 v Auskunft L bergerstraße ! In e. lebh mir Bahnst. Gut, ^i. 1 Pl. am IZtallg., mit 25,000 A !v. 60 z Bri, L. wird ein G Zu erfahren Einer sucht Bern Ei« im Alter vw sofortigen A