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H 63. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und des Stadtrats M Frankenberg Das Reglement für die Beisetzung des Kaisers eine Eskadron Eröffnet wird Srlchttnt täglich, mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends für den fol- ,enden Tag. Preis vierteljährlich I M. so PI«.. inanatlich SO Pfg., rmzei-Nr». S Psg. veltcLungen nehmen, alle Post- anstalten, Postbatcu und die Ausgabe stellen des Tagc- dlattes an. Der Rath. «»vuklvi-, Bürgermeister. «esttaltol« «ochnll» tetle derech nat. Neinst« Inserats» betrag ro Psg. «oinstliiierteuntt»- »ellarisch« Jnsssi» , «ach »«sand««« Tarif. Inseraten. »Much«« für »le s-weilisZ «bend-lltumm« tiS om. Bekanntmachung. m. Wie überall im Lande, so wird auch in nnserer Kirche am Tage der Beisetzung der irdischen Hüne MAeMt des Kaisers Wilhelm und zwar mors«», H»vi»ü8 « UIl»r ein Trauergottesdienst N.Uten werden. Es geziemt sich aber, datz die tiefschmerzliche Trauer, mit welcher d-r H^mgang unseres A^^-SEebten Kaisers ein jedes deutsche Herz erfüllt, insbesondere während dieses Gottesdienstes, in we^ dankbaren Herzen Ihn segnen und von Ihm Abschied nehmen wollen, sich auch nach Außen runv hegen daher den Wunsch, datz während des Trauergottesdienstes die Verkaufslädm geschloffen um» alle störenden Werttagsverrichtungen unterlassen Werder», und sind überzeugt, datz der patriotische Sinn un serer Bürgerschaft diesen Wunsch gern und willig erfüllen wird. Frankenberg, den 15. März 1888. Die Leichenfeier findet Freitag mittag 12 Uhr statt, und beginnt mit dem Trauergottesdienst im Dome. Zwischen 11 und 12 Uhr wird dreimal nut allen Glocken der Stadt geläutet. Beim er sten Zeichen nehmen alle Großwürdenträger und die Schloßchargen um den Sarg Aufstellung. Hinter das vom Kopfende des Sarges rechts be legene Taburett mit der Krone tritt Oberst-Käm merer Graf Stolberg-Wernigerode, hinter das links befindliche Taburett mit dem Reichszepter Minister v. Puttkamer, hinter das Taburett mit dem Reichsschwert der Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf, hinter das Taburett mit dem Reichsinsiegel Justizminister v. Friedberg, hinter das Taburett mit der Kette des Schwarzen Adler ordens Minister vr. Lucius, hinter das Taburett mit dem Kurhut Minister v. Bötticher, hinter das Taburett mit dem Kurschwert treten die Mi nister v. Goßler und v. Scholz. Diese Tabu- retts umgeben den Sarg. Am Kopfende des Sar ges nimmt der kommandierende General des Gardekorps v. Pape Aufstellung mit mehreren Generaladjutanten. Die Generalität und die fremden Militärdeputationen ordnen sich auf den Stufen vor dem Altäre. Die eingeladenen hohen Beamten, die Parlamentspräsidien rc. nehmen im unteren Raume der Kirche Platz, die fürstlichen Herrschaften vor dem Altar und in den Seiten logen. Ihre Majestät die Kaiserin-Mutter Au gusta wird bei dem Leichenbegängnis nicht zuge gen sein. Der Trauergottesdienst wird vom Hofprediger vr. Kögel unter Assistenz der Dom- geistlichkett abgehalten. Während der Geistliche den Segen über die sterbliche Hülle des Kaisers spricht, giebt die Infanterie vorgeschriebene drei Salven ab. Nach Einsegnung der allerhöchsten Leiche wird der Sarg von 12 Obersten unter Bortritt von Kammerherren und der die Reichs- insignen tragenden Staatsminister auf den Leichen wagen getragen. 8 Stabsoffiziere führen die 8 Pferde des Leichenwagens, 4 Ritter des Schwar zen Adlerordens halten die Zipfel des Leichen tuches, 12 Generale tragen den Baldachin über dem Sarge. Der Trauerzug bei dem Leichen- Gardehusaren (Regimentsmusik), 2 Eskadrons Gardedragoner, 3 Eskadrons Gardeulanen, 1 Eskadron Garde du Corps (Regimentsmusik), 1 Eskadron Gardekürassiere, 6 Bataillone Infan terie mit 3 Regimentskapellen von den verschiedenen Garderegimentern, je eine Kompanie vom Königs- Grenadierregiment (2. Westpreußisches) Nr. 7, vom Lehr-Jnsanteriebataillon und von der Unter offizierschule m Potsdam, 12 Geschütze und eine Abteilung des Regimentes Garde du Corps. So dann erscheinen Hoffuriere, Marschälle, die Reichs insignien, getragen von den Ministern, die könig lichen Hofchargen. Es folgt der königliche Leichen wagen mit seiner oben schon erwähnten Beglei tung. Unmittelbar hinter dem Sarge wird das Leibpferd geführt. Begleitet von zwei General adjutanten trägt der General der Infanterie v. Pape das Reichspanier. Hinter diesem schreiten Se. Majestät der Kaiser und König Friedrich HI., umgeben von den Königen von Sachsen, von Belgien und von Rumänien. Sodann der Kron prinz Wilhelm, Prinz Heinrich und die zur Trauerfeier erschienenen fürstlichen Herrschaften, die Abgesandten der fremden Fürsten, oie General adjutanten, Generale L la suito und Flügeladju- tanten, die Gefolge der fürstlichen Herrschaften, der Reichskanzler, Gras Moltke, der Statthalter von Elsaß-Lotbringen, oie Ritter vom Schwarzen Adlerorden, die Generalität, die Präsidien oer Parlamente, die Reichs- und Landesbehörden, Provinzialbehörden, Vertreter der Stadt Berlin, Deputationen rc. Der Zug wird durch 2 Ba taillone Infanterie geschlossen. Vom Dome bis zur Sieges-Allee nehmen zu beiden Seiten des Weges Innungen, Kriegervereine und andere Kor porationen Aufstellung. — Der Reichskanzler dürfte durch sein Leiden übrigens verhindert sein, an der Feier teilzunehmen. Bis zur Sieges-Allee geht der Trauerzug zu Fuß, alsdann werden die Wagen bestiegen zur Fahrt nach dem Mausoleum in Charlottenburg. Der Kondukt der Leiche dorthin wird nur vom Regiment der Garde du Korps begleitet, während die Trauerwagen dem Leichenwagen voranfahren. Mit der Schmückung der Trauerstratze ist bereits begonnen worden. Die Akademie hat dem leitenden Architektenverein den großen Par terresaal des Akademiegebäudes eingeräumt, hier ist ein großes Materialiendepot errichtet. Un ausgesetzt fahren hier Wagen mit schwarzen Stof fen vor, von denen allein für 46000 Mark ge- vraucht werden. 150 Arbeiter und die städtische Straßenreinigung arbeiten aus allen Kräften an der Reinigung des Trauerweges von Schnee und Eis. An verschiedenen Linden sind hohe KokS- haufen aufgerichtet, um Koksöfen füllen zu kön nen, welche zum Auftauen des Erdbodens behufs Ermöglichung der nötigen Erdarbeiten dienen sollen. Das Auftauen oes hart gefrorenen Bo dens verursacht überhaupt große Arbeit. 12 der bedeutendsten Architekten Berlins haben die Trauer- ausschnlückung übernommen. Besonders würdig wird sich das Brandenburger Thor ausnehmen. Das ganze Thor wird schwarz verhängt uns mit Palmen und dergleichen geschmückt werden. Auf dem Pariser Platze werden 8 Tribünen für Zu schauer erbaut. Besondere Vorbereitungen werden auch am Kreuzpunkt der Friedrichstraße getroffen; hier wird sich baldachinartig ein 17 Meter hoher, viereckiger, nach oben sich verjüngender Aufbau erheben, der mit einer Kaiserbüste gekrönt werden soll. Gegenüber dem Palais wird das Denkmal Friedrichs des Großen den Stützpunkt für eine großartige Trauerdekoration bilden. Bezüglich Ausschmückung der amtlichen Gebäude stehen die Beschlüsse noch aus. Von den Privatgebäu den sind die meisten bereits schwarz dekoriert Am Luisenplatz in Charlottenburg angekommen, macht der Leichenkondukt einen kurzen Halt, die Hofchargen verlassen die Wagen und Zehen zu Fuß dem Leichenwagen voran. Die kaiserliche Familie und fürstlichen Herrschaften erwarten den Kondukt vor dem Mausoleum, woselbst die Bei setzung des f Kaisers Wilhelm alsdann stattfindet. Am Mausoleum ist die Leibkompanie des 1. Garde regiments z. Fuß aufgestellt. Sobald der Se gen über die Allerhöchste Leiche gesprochen Wird, giebt die Artillerie einen Trauersalut von 101 Schuß ab.