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Sächsische Staatszeitung : 30.04.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192904302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19290430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19290430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-04
- Tag 1929-04-30
-
Monat
1929-04
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 30.04.1929
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Vitt« 2 zu ^r. 100 VHhstsch« VtaaßHMW- Dienstag, so. April iy»v s»«»enß<tzalle»« Lt«h«i» »er öärgeHtchen «rbeit»- gemeinschast l« Fr«ge gestellt und der Kamps zwischen Vie» und den Ländern, der Gegensatz der verschiedenen berusspändtschen Interessen tn der chrtftlichsoziaien Partei, die vielen persönlichen Eifersüchteleien und nicht zuletzt noch die Einfluß- nahine gewisser außerparlamentarischer Kreise, die in der Heimwehrbewegung einen Stützpunkt sür ihre besonderen Wünsche gesunden haben, das alles vereinigte sich schließlich zu einem Bild jämmerlicher und trostloser Verwirrung. In der Geschichte der österreichischen Poiiiik jedoch wird dies« Krise bestimmt kein Ehrenblatt bilden . . . Aber nun ist man endlich doch so wett, daß sich jemand gefunden hat, dessen Kandidatur alS BundeSkanzler von Oileiretch einige Aussicht auf Erfolg verspricht. Er heißt Ernst Streeruwitz und galt bisher eigentlich als der Vertreter der Industrie, die ihm sein Mandat bei den vorletzten National- «alswahle» von der christlichsozialen Partei einfach in aller Form abkauste und bar bezahlte Tas klingt wie ein bcher Scherz, ist aber doch buch stäblich wahr und seinerzeit auch in einer Inter pellation im Parlament auSgeführt worden. Die industriellen Organisationen hatten sich verpflichtet, einen Betrag von mehreren Milliarden sür den christ lichsozialen Wahlfonds unter der Bedingung zu spenden, daß etl che von ihnen präsentierte Persönlich keilen alS ihre VertrauenSteute an sicherer Stelle der chrifllichsozialenKanvivatenlifle ausgenommen werden. So kam Ernst Streeruwitz zu einem chrtstlicksozialen Mandat, obwohl er ganz sicher niemals chrifllichsozialer Politiker war und vorher vielleicht nicht einmal das chrtstlichsoziale Parteiprogramm gelesen hatte Stree ruwitz, der aus einer uralten sudetendeuischen Adelt- familie stammt, war in der Vorkriegszeit öster reichischer GeiieralstabSosfizier gewesen, hatte dann krankheitshalber quittiert und sich nach etlichen Studienjahren an der Wiener technischen Hochschule als Leiter großer Jndustrieunternehinungen betätig» So fand er dann auch jene Beziehungen zu den WirtschaftSkreijen, denen er später sein Manda« verdankte. Er ist also nicht als der Parteipolitiker in den Rationalrat gekommen und l>at sich eigent lich auch bis heute niemals als solcher gefühlt Das ist sein größter, aber sicherlich nicht sein einziger Vorzug. Der Mann versteht wirtschaftlich zu denken, er kennt alle Nöte der Wirtschaft und er hat die Erfahrungen, die ihm ein sicheres Urteil erlauben. Er steht so auch bestimmt weit über dem Durchschnitt des bloßen Parteidogmatikers und er weiß zudem das gesprochene Wort ebenso zu meistern wie das geschriebene. Er ist ein kluger und schlagfertiger Debütier, dem man immer gerne zuhört, ein ebenso gewandter Publizist, dessengeistreiche Einfälle interessieren und der mit seinen sicheren Argumentationen auch überzeugen kann. Ernst Streeruwitz soll also Bundeskanzler von Öster reich werden und man hat beritt, ihn und sein künfiigeS Kabinett mich schon zu klassifizieren: Er ist der Mann der Wirtschaft und die neue Regierung wird also ganz auf diese Wirtschaftlich keit eingestellt werden, auf die man leider Gottes nun schon so viele Jahre lang ganz vergessen hatte. Jetzt erinnert inan sich auf einmal wieder, daß das Problem der österreichischen Politik, wenn überhaupt, so doch nur von der wirtschaftlichen Seite aus gelöst werden kann. Tie Erkenntnis mag spät kommen, aber daß sie überhaupt kommt, ist schon ein Fortschritt, und so hat der neue Bundeskanzler, noch bevor er es eigentlich ist, eine mehr als gute Presse, und selbst die sozial- demokratische Opposition kann an ihm sachlich eigentlich nicht- aussetzen. Die Walst der neuen Regierung wird am 2. Mai im Nationalrat erfolgen, und an diesem Tag wird seit dein Rücktritt TelP«» genau «in voller Monat vergangen sein. Daß tn der gleichen Sitzung vr. Seipel einen längeren Urkaud erbitten wird, sei al« Pikante« Detail zur Geschichte dieser längstenRegierungSkrife, die die österreichische Republik bisher hatte, noch besonders erwähnt. Ter christlich- soziale Parteichef wird sich auf einige Monate von der Politik zurückziehen nnd er will sich vorläuslg mit der Rolle de« bloßen Zuseher« begnügen. Der künftige Kanzler wird in den wenigen Tagen bi« zu seiner Wahl noch ein tüchtiges Stück Arbeit zu leisten haben. Er muß zuerst innerhalb seiner eigenen Partei, der er nun einmal angehört, Ordnung machen und die Gegensätze au-gleiche^ die -wischen den Föderalisten der Länder und den mehr zentralistisch eingestellten Wiener Abgeord neten, zwischen den Verfechtern einer reinen Agrarpolitik und den Jndustrievertretern so weite Abstände geschaffen haben. Er muß aber dann auch noch das so sehr gelockerte Gefüge mit den beiden andern Koalition-Parteien, den öroßdcutschen und dem Lanvbund wiederherstellen und deren endlose Forderungsprogramme auf jenes Matz zurückjchranben das unter den heutigen Verhält nissen überhaupt erfüllbar ist. Und schließlich bleibt ihm als letzte und schwerste Aufgabe eine gewisse Vereinbarung mit der sozialdemokratische« Opposition über die großen sachlichen Fragen deS TageS. Tie Arbeit ist nicht gering, aber sie wird gelingen Schon deshalb, weil die Verhandlung-- Müdigkeit nach diesen vier trostlosen Wochen auch jene nachgiebiger machen dürfte, die sich bisher noch immer auf den Justamentstandpunkt gestellt halten und weil doch auch diese Krise einmal ihr Ende finden muß. Dem reine» Partei- Politiker vr. Seipel wird also der reine Wirt- schasispolitiker Streeruwitz folge». Dee. Unter schied ist augenfällig genug. Go augenfällig, daß er fast schon zu einer Prophezeiung reizen könnte. Der Parteipolitiker ist an den Wirt- schaftlichen Problemen gescheitert und er mußte zvrücktreten, als überhaupt nicht mehr die Möglich keit bestand, auch noch über sachliche Fragen zu sprechen. Hier wird der Mann der Wirtschaft sicher besser am Platz sein und mehr Erfolg haben. Aber für ihn besteht wieder die Gefahr, daß er früher oder späler in den Zugängen der Politik die Führung verlieren wird. Hoffentlich erst dann, bi- er der Wirtschaft so viel geholfen haben wird, als dies in dem Österreich von heute eben mög lich sein kann. Richard Wilh. Poliska Wahl -es österreichischen Vittides- taozlers am Donnerstag. Wien, 26. April. An der endgültigen Wahl von Streeruwitz zum Bundeskanzler wird nicht mehr gezweifelt, zumal auch von feiten des Landbundes kein Wider- stand mehr zu erwarten ist. Die Wahl im Ratio- nalrat wird Donnerstag vorgenvmmen werden Die übrige Ministerliste steht nahezu fest, da man in christlichsozialen Kreisen anscheinend entschlossen ist, an Stelle von vr. Kienbeck vr. Mtttelberger zum Jinanzminister zu machen. Neu besetzt wird das LandwirtschastSministerium, und zwar durch den Präsidenten des ReichSbauernbundes Födermayr. Verbesserung -er Mrl am Londoner und pariser Sevisemnarlt. London gegen die französische Hetze. London, 2«. April, Die Mo«tagS»orgä»ge am Londoner Devise«, markt sind trotz der verhältnismäßig -«ringen Schwankungen gegenüber de« letzten amtlichen Rotiernngr« sür die Einstellung d»S Londoner FinanzmartteS bezeichnend. Die Mark erholte sich ans 20,48^, während zn gleicher Zett der französische Franke«, die italienische Lire nnd der belgische Belga anf 124,14 bzw. 92,S8 nnd S494V, znrückgingen. Latsächlich ist, Wie sich immer deuilicher zeigt, der Londoner Geldmarkt nicht nur nicht gewillt, der sranzösische« Hrtze gegen die dentsche «ähnmg nachz«gebr«, son. drrn es läßt sich im Grgryttil mehr und mehr «in sii»D«»tichtn»v»ii«sttA«« »i»llntz übertret-nagen der französischen Beschuldigung fest, stellen. In Londoner Finanz- und politischen Kreisen hält man selbstverständlich nach wie vor eine Endregelung der KriegSentichädtgungSsrage für sehr erwünscht, ««erkannt werden die bedauer lichen Folge« ei«er Nichteinigung aber eS ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß sich die Londoner Etth auch bei einem Scheitern der Pariser Besprechungen zu irgendwelche« «aß. «ahme« hergrbe« wird, die allei« die Schädi- gu»g Deutschlands zum Ziele haben. Die Politik der «eichSbank in den letzte« KriseMagen Hai t« Loudon keineswegs de« Eindruck gemacht, den die Pariser Presst der Wrltgern suggerieren möchte. Am G«g«tttil sind alle bisherigen Schritte und die bestimmte Haltung der Reichsbant, wie auch der sührenden Berliner Großbanken durch weg günstig ausgenommen worden. In der KriegsentschädigungSfrage selbst ist am «ontag auch in London wieder eine optimistischere Rot« srstznflellen. Die Schwankungen «rr«tchr« hier allerdings wed«r nach der negativen, noch nach N«, p»ht>lv«u s«it< HU» irg«uvw<lch« «xtremen «»-maße. Paris, 30. April. Der ReichsmarkkurS, der bei den Pariser Notierungen vom Freitag und Sonnabend um 2 Punkte nachgelassen hatte, wurde am Montag an der ossiziellen Börse mit 606,25 notiert, also zum früheren Kursstand. polnische Setze gegen Deutschland. Kattowitz, 29. April. Der Bund ehemaliger Hallersoldaten veran staltete gestern im Kattowitzer Stadttheater eine Festoersammlung, der auch der Woiwode vr. Grazyn beiwohnte. Tie Hauptansprache wurde vom Kattowitzer Divisionskommandeur General Zajac gehalten. Tarin wurden die Deutschen als die uralten Feinde Polens bezeichnet, deren An- sprüche auf Oberschlesien nur durch die nationale und politische Einigung der oberjchlesischen Polen zurückgewiesen werden könnten. Man solle des halb endlich aufhören, die „Einheit" deS polnischen Volkes in Oberschlesien „zu zerschlagen". Gleich zeitig aber wurd« ei« verfammlung, st, Korfanty sür die Beibehaltung und Ausgestaltung der schlesische« Selbstverwaltung etntrat, auf ver-. langen der Partei der ehemaligen Aufständischen polizeilich aufgelöst, ein bezeichnender Bewei-, wie e» mit der „Einheit" der schlesischen Polen ausfieht. Sie Zurückziehung französischer Kredite aus Deutschlan-. «erli», ss. «pril. F« «in«« Bries an die „D. R. Z" «rtläri der Letter der Pariser Börse d«ö »«ulsch-sra«. zöstsch«« Stndienkomilees vi«»»t, daß nach seinen Informationen im Gegtnfatz zu der Beröfsent. ltchnng der „D. A. Z." weder die Regierung, noch die Bank von Frankreich die Anordnung gegeben hätten, in Deutfchland untrrgebrachte französische Kredite -»rückzuziehe«. Demgegeu. über stellt die „D. «. Z." «och einmal ausdrück- lich fest, daß den deutsche« Fchhaben, franzö- stfcher Kredite in der Dat bei deren Zurück, zieh«»- von de« bettefs»«de« französisch«« Kreditgebern mitgrteilt worden ist, daß die Zu rückziehung in Berfolg einer allgemeinen Weisung erfolge. Fnzwtsihe« hab« allerdings t» Patts ei« anderer Wind zu wehr« br-»n«e«. Das f«l aber erst geichehe«, «achdem die dortigen Stelle« erk«i«t hätte», daß ihr Vorstoß völlig wirkungslos verpuffen «ud n«r ihnen selbst zum Schade« gereiche« müsse. Oberleutnant Schutz und -as Geständnis Fahlbuschs. Vonmterfuchung wegen Mordes «nd wegen Anstiftung zum Morde. Durch Beschluß vom 18. April d. I. hat die Strafkammer in Landsberg a. W. ihren den Oberleutnant a. D. Schulz wegen Anstiftung zur Ermordung de» Unteroffiziers Brauer außer Verfolgung setzenden Beschluß vom 27. November 1936 aufgehoben, da neue Tatsachen und Be weismittel beigebracht seien, die zur Zeit jenes Beschlusse- unbekannt gewesen und die geeignet seien, eine Verurteilung de- Schulz wegen Anstiftung zum.Morde zu be- gründen: nämlich das qualifizierte Geständnis des Fahlbusch, der den Schulz der Anstiftung be schuldige. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mit- teilt, hat der Untersuchungsrichter in Landsberg a. W. darauf durch Beschluß vom 22. April 1929 die Voruntersuchung gegen Fahlbusch wegen Mm de- an Brauer, gegen Schulz wegen An stiftung zu diesem Morde eröffnet. Diese Strafsache ist durch übereinstimmenden Bejchiust der Strafkammern deS Landgerichts in Landsberg a. W. und des Landgerichts IH in Berlin gemäß § 13, Abs. 2 der Strafprozeßord- nung mit den beim Landgericht III bereits an hängigen Strafverfahren gegen Reim (Tötung Legners) und gegen Fuhrmann und Ge nossen (Tötung WilmS) verbunden worden. Wegen Seschimpsnng der Republik verurteilt. Kassel, 29. April. Das hiesige Große Schöffengericht verurteilte heute den Fabrikbesitzer a. D. vr. Max Wildgrube aus Dresden auf Grund des § 8 Absatz 1 des RepublikjchutzgefetzeS zu einer Geldstrafe vor« 1000 M. an Stelle einer an sich verwirkten Strafe von einem Monat Gefängnis, vr. Wildgrubc para-entosetaguug -erZahnärzte. Die Bayrische Landeskammer sür Zahnärzte, die Kurverwaltung Bad Tölz und die Arbeits gemeinschaft für Paradentoseforschung veranstalten in der Zeit vom 9. bi- 12. Mai in Bad Tölz eine wissenschaftliche Sondertagung. Anlaß hierzu bieten die schweren GesundheitSschädigungen durch daS gehäufte Auftreten deS Zahnbettfchwundes (Paradentose), einer Erkrankung, die in den letzte» Jahren die Aufmerksamkeit der Zahnärzte und Ärzte, wie der sozialen Versicherungsträger und aller anderen fozialhhgienisch interessierten Kreise in zunehmendem Maße beansprucht. Die kli nischen Erfahrungen haben gezeigt, daß zwischen der Paradentose und gewissen Störungen der Schilddrüse, der Keimdrüsen und anderer hormo nalen Dysfunktionen ursächliche Zusammenhänge bestehen. Neben der örtlichen Bel-andlung treten daher auch mehr und mehr solche Heilmaßnahmen in den Vordergrund, welche den gesamten Stoffwechsel günstig beeinflussen. Innerhalb der hier bestehen den BehandlungSmöglichkeite« dürsten die klima tischen und balneologischen Heilsaktorcn zur Be- kämpfuug der Paradenlose in Zukunft stärker als bisher herangezogen werden. Tie einschlägigen Fragen sollen auf der Tagung, sür die das be kannte oberbayrische Jodbad Tölz besonders ge eignet erscheint, einer eingehenden Prüfung unter zogen werden. Man darf dieser Tölzer Para- denioselagung weit über die zahnärztlichen Kreise hinaus mit Interesse entgegensetzen. DaS wissenschaftliche Programm enthält u. a. Vorträge von Prof. vr. Blum-Frantsurt a. M. üb«r .Hormcnale Eigenschaften deS BluteS und ihre therapeutische Verwerlbarkeit bei Epithel- körper- und Schilddiüsenstörungen", Prof. vr. Litron-Berlin über .Die Rolle der Schilddrüse bei Paradentose und ihre Jodbehandlung", Prof. vr. Kionka-Jena über .Die pharmakologischen Grund lagen der Jodtherapie", Pros. vr. Kranz-München Über .Tie Beziehungen de- Endokrin» zum Zahn- ergan", Prof. vr. LooS-Franlfur» «. M. über .Tie Paradentose als medizinisches Problem", Prof. vr. Strauß-Berlin über „Balneologische und klimatologisch« Beeinflussung des Stoffwechsels mit besonderer Berücksichtigung der Paradentose", vr. Weski-Berlin über „Orxanuw ckentsls und Para dentose". Ferner sind Demonstrationen am Patienten über Stoffwechseluntersuchungen durch Kurarzt vr. Probst-Tölz, über daS Dunlop- vcrfaäten durch vr. Weinmann-Wien u. a. m. vorgesehen. Sächsischer Kunsivereia zu Sre--en. Neuere Kunstwerke aus Dresdner Privatbesitz. 2. Daß der Dresdner Impressionismus in dieser Ausstellung sehr reich vertreten ist, ist leicht be- greislich, wenn man daran denkt, daß ein großer Teil der Sammler die Grundlagen zu ihrem Be sitz sich geschaffen hat, als der Impressionismus in Blüte stand. Gotthardt Kuehl, der dieser Malweise in Dresden den Boden bereitete, er schemt un Katalog mit nicht wenigrr al» l5 Nummern, und eS befinden sich hierbei einige seiner be deutendste» Albeile», z. B. di« prachtvolle „August uS- blücke" vom Jahre 1896, die Fabrikbesitzer Mar- jinger sein eigen nennt und weiter der „Hof der alten Apolheke in Pirna" (Kaufmann Arthur Host) oder „Der gelbe Salon" (Direktor HanS Gerfiler), da» „Kircheninnere in Salzburg" (Wirk- ltcher Geheimer Rat vr. Schelcher) und der „Hof in Danzig" vom Jahre 1900 (Kaufmann E«rt Rhode). Die SugufluSbrücke hat der groß« Meister der Farbe im Laufe der Jahre in dutzendsacher Abwandlung gemalt, denn da» malerisch« Motiv dieser Brücke, di« er alltäglich von seinem Lka- demieatelier sah, reizte ihn immer wieder zu neuer Niederschrift. Daß auf den „späten" Brücken die Rom ine die Schilderung beherrscht, darf nicht vrrwundern; es gab eine Zrii, in der sie die „große Mode" für den Kunpsammler wurden. Wer einen Kuehl besitzen wollte, wollle eine „Augustus- brücke" von ihm, und so mußte er sie malen Aber diese Augustusbrücke aus dem Jahre 1896 ist eine seiner „frühen" Brücken; als er sie malte, war er eben erst nach Dresden gekommen, und er malte sie mit dem ganzen Enthusiasmus seiner wundervollen Lumirustik. Von seinen Lieblings schülern sei der früh verstorbene Arthur Bendrat genannt, sicherlich derjenige Maler des Kuehl- Kreises, der ihm künstlerisch am meiste« wahlver wandt war. vr. Steiner-Blasewitz besitzt von ihm daS Farbstistbild „Marienkirche in Danzig". Fritz Beckert und Ferdinand Dorfch, ebenfalls Maler der Kuehl-Schule, die ihm besonders nahe- gestanden haben, sind mit je zwei Werken an der Ausstellung beteiligt; der erstere mit zwei In terieur- au- An-bach, das ihm künstlerisch sehr ans Herz gewachsen ist, denn das eine „Aus AnSbach" (Besitzerin Frau Olga Prieß) stammt au» dem Jahre 1907, während das andere „Rokokosaal im Schlosse zu AnSbach" (ungenannter Besitzer) elf Jahre später (1918) gemalt wurde. Bon Ferdinand Dorsch sieht man eine schöne „Atelierszen«" (Prof, vr, weck, Müller-Rhein) und die koloristisch so wirkungsvolle „Rote Dame" (Architekt HanS Vasak) vom Jahre 1925. Auch Eduard Köruer, Hans Nadler und August Wilckens waren Kuehljchüler. Körner ist mit einem kleinen Ge mälde von starker Intimität .Besenecke" (Kaufmann Arthur Haft), der ernste und schwere HanS Nadier mit den beiden schönen Schilderungen.Kirchgang" und „Sammelplatz zum Kinderfest" (Frau Olga Prieß) und WilckenS mit dem Gemälde „Jungen am Meer" (Fabrikbesitzer Eduard Merzinger) und einem „DamenbildniS" (vr. Steiner) vertreten. Zu derselben Zeit wie Kuehl lehrten Karl Bantzer und Lugen Bracht a« unserer Aka demie. Der erstere gehört mtt Robert Sterl sogar zu den frühesten Dresdnern Freilichtmalern Der schöne „HochzeilSzug" Bantzer» (Besitzer Eduard Merzinger) ist ein charaktervolle» Beispiel für die warmblütige ScbilderungSkunst dieses Meister» der Farbe; daneben ist er noch mit einer Früharbeit „Willing-Hausen" (1889) vertreten. Eugen Bracht erscheint seltsamerweise nur einmal, und zwar mit einer Spätarbeit, der „ParNandschast" vom Jahre 1920, die der schon wiederholt genannte anonyme Kunstsammler besitzt; dagegen ist Robeit Sterl mit sünf Arbeiten an der Ausstellung beteiligt, bei denen sich das prachtvolle Bildnis unseres Stadt- oberhauplS vr. Blüher vom Jahre 1925, der auch Besitzer des Kunstwerks ist. und eine der berühmten Schuchstudien „Schuch dirigierend" (vom Jahre 1912), die Kaufmann Hermann Müller besitzt, be findet. Dieser Kunstsammler ist auch Besitzer eines der Wolgabilder Sterls, deS Aquarells „An der Wolga" (vom Jahre 1912). Der ausgezeichnete Tiermaler Emanuel Hegenbarth, der für die Entwicklung deS Dresdner Impressionismus auch bedeutungsvoll geworden ist, erscheint ebenfalls fünfmal im Katalog, u. a. mit dem .Gespann mit Schimmel" vom Jahre 1916 (Besitzer Stadtra» Viktor Braune), und weiter mit den Gemälde» .Kühe auf der Alm" (Besitzer Prof. vr. weck. Müller-Rhein) und „Rehe" vom Jahre 1918 (Be- sitzen» Frau Olga Prieß). Im Zusammenhänge mit ihm mag auf eine Arbeit de- Münchner Tier maler- Heinrich v. Zügel ,Jm Wasser" vom Jahre 1907 (Besitzer vr. William Bretschneider) verwiesen sein, des Schwiegervater- Hegenbarth-, der zugleich sein Lehrer war. E- ist ganz unmöglich, alle in dieser Ausstel lung vertretenen Maler, die sich um die eben ge nannten Meister gruppieren und teiM-ise ihr« Schüler waren, im Rahmen räumlich begrenzter ZeitungSbesprechungen betrachten zu wollen; alle, die durch ihre Begabung au- der große« Masse der Malenden hervortrete», habe» ihre Freunde ge sunden und schmücken die Häuser der Dre-vner Kunst freunde. Nur aus die Nennung von drei von ihnen darj nicht verzichtet «-erden; das sind Otto Guß mann, Ludwig vHofmann und Otto Heitner. Sie gehören alle drei schon nicht mehr unmittelbar in vi« Bezirke deS Impressionismus, wenn sie au» ihm «uch hervorgegangen sind. Jeder von ihn«,
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