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Sächsische Slaalszeüung den Freistaat Sachsen Staatsan?etger für Ankündigungen: Die 32 nun breite Grundzeit« oder deren Raum 35 Pf, di« 88 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7a Pf., unter Ein. gesandt 1RM. Ermäßigung auf Geschäft-anzeigen, Familiennachrichten und Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag« 10 Uhr. Erscheint Werktag« nachmittag» mit dem Datum de« Lrscheinung«tage». Bezug»pr»t«: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschüfttstell« Rr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574, Postscheckkonto Dre«deu Rr. 2486. — Etadtgirokonto Dre«den Rr. 140, Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, BerlaufSltste von Holz Pflanzen auf den StaatSsorstrevieren. LerantwortNch für die Redaktion: Hauptfchrifileiter Karl Bethke in Rähnitz-Hellerau. Dresden, Freitag, ^S. Februar Nr. LS 1929 Oanzig-Ausstettung -es Deutschen Auslan-institutes in Dresden. Diese Wanderausstellung hat den Zweck, das deutsche Tanz>g den Herzen der Deutschen näher- zubringen, Antwort zu geben aus die Frage, welche Bedeutung die Freie Stadt Danzig für das deuische Vollsium, für die große deutiche Kultur- gememschaft hat. ES tsi dies — wie vr Heinrich Sahm, der Senat-Präsident der Freien Stadt Danzig, betont — eine Gegenwartsfrage des ge samten Deutschtum-, die «IS solche überparteilich und überkonseisionell betrachtet werden muß, die eine eingehende Kenntnis der gesamten Voll»- gemeimchafi verlangt. Hierzu soll in wirkiamer und greifbarer Weise die Danzig-Ausstellung dienen, sie zeigt bas alte Danzig aus großer Zeit und seine engen Beziehungen zum deutschen Ritter- orden und zur Hansa, sie zeigt aber auch die Gegenwart mit ihren vielen brennenden Problemen, die Danzig so oft in den Mittelpunkt osteuropäischer Politik gestellt haben, und sie zeigt schließlich, aus Vergangenheit und Gegenwart heraus entwickelt, den Zulunsiswillen der Beoölkeiung diejrs Frei staates. Diesen ZukunstSwillen bringt die Bevol- kerung auf die einfache und nicht mißverständliche Formel: „Wir wollen deutsch bleiben, wie unsere Baier waren." Wir fühlen un« schicksaltverbunden mit dem deutschen Volke und kennen die ungeheure Ber- antwoitung, die auf uns lastet. Ties« Veraut- Wortung zu tragen, wird den Danzigern leichter, wenn sie wissen, daß das ganze deutsche Volk hinter i -nen steht. Eröffnungsfeier. Vor einer grasen Schar geladener Gäste wurde heute vormittag die Danzig-Ausstellung eröffnet. Vertreten waren die Sächsische Staatsregierung durch sämtliche Minister, an der Spitze Minister präsident Heldt, die staatlichen und städtischen Behörden, sowie d e Wehrmacht, Handel, Industrie, Bankwelt. Generalkonsul vr. k. o. Wanner- Stuttgart, der Präsident deS Deutschen Ausland- Instituts Cluitgait, begrüßte den Ministerpräsi- deinen, die Senatsmitglieder der Freien Stadl Danzig und die übrigen Gäste und führte dann aus: Wir wollen den Blick nicht rückwärts richten in dieser Stunde, sondern vorwärts schauen und das sesthalien, was uns nach dem ewigen Rechte der Naiur gehört: bas VolkSlum mit seinen ver- bindenven Kräften und die Sprache mit ihrer zauberhaften Gewalt aus unsere Herzen und Sinne Danzig kündet wohl am besten unsere Ausstellung, es ist deutsch in seinen Gassen und Winkeln, deutsch in seinem BollStum und allen Lebenkäußerungen dieses Volks- tumS von der alten stolzen Hansezeit bis aus unsere Tage, und es ist veunch in der Muttersprache von nahezu 97 Prozent seiner Bewohner. Das gibt uns em Recht, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken und zu sagen: ES wird auch deutsch sein, wenn wir nur seiner nicht vergessen, es wird deutsch bleiben, wenn wir im Reiche ihm die Treue halten. Staatsgrenzen find wandelbar, die Liebe und die Treue des gesamten Bolkstums in seiner Einheit und Geschlossenheit aber sind unwandel bar und ewig. Und wir sind stolz darauf, daß wir dieses Zu- sammengehörigkeiiSgesühl über alle Nöte hinweg gerettet haben. Wenn wir sür unser heiliges Recht kämpsen und mit unseiem ganzen Sein und unserem starken Wollen eintreten, gestützt auf die gewaltigen Leistungen unseres Volte- und seiner geistigen und wirtschaftlichen Pioniere in der Ge schichte aller Länder und Zeiten, so hat das nicht» mit politischen Aspirationen, nichts mit Jrredenta oder Pangermani-mus oder sonstigen Schlagworten zu tun, die nur von jenen gebraucht werden, die bas Geistige, daS Sittliche, daS Moralische nicht er kennen wollen, we>l es ihnen gegen ihre eigenen politischen Ansichten geht Mit diesen Worten ist der Charakter der Arbeit des Deutschen Ausland Instituts umrissen. Wir erfüllen wissenschaftliche und praktische Arbeiten Wir tragen die Unter lagen in emsiger Forscherarbeit zusammen, die ein Volkstum braucht, um seine Geschichte einmal von höherer Warte als nur von der deS Staat«- geschehens aus zu schreiben, um seinen Organis mus und dessen Leben und Werden zu verstehen. Wir wollen m praktischer Arbeit unsere Landsleute draußen in aller Welt stützen und unterstützen und diejenigen beraten, die eigener Wille oder bittere Not neuerdings außer Lande treibt. Denn was im Aus land von unserer Kultur absinkt, was der deut schen Kultur verloren geht, das ist in den weitaus meisten Fällen noch lange kein Gewinn für das fremde Volkstum und seine Kultur sondern das Versinken und Verschwimmen zur wesenlosen Masse. Was aber bewußt deutsch bleibt, was an deutscher Kultur und deutscher Lebensform festhält, das wird auch fremden Staaten und Volkwirtschaften nützen und sie fördern. Der Redner sprach hierauf dem Ministerpräsidenten Heldt und Ober bürgermeister vr. Blüher den Dank sür die ver ständnisvolle Unterstützung aus und gab dem Wunsche Ausdruck, daß alle Kreise und Schichten des Volles in einen geistigen Zusammenhang mit dieser Ausstellung gebracht würden. Mögen, so schloß der Redner, in jedem, der die Ausstellung mit aufnahmefähigem Herzen durchwandert, Gottfried Kellers Worte nachklingen: Du kennst die besten Bande, die Altes b.nven neu, bleib' treu dem Vatcrlande, so bleibst dir selber treu. Oberbürgermeister vr. Blüher gab seiner Freude Ausdruck, die Vertreter des Deutschen Auslaodi stitutes und des Freistaates Danzig in Dresden begrüßen zu dürfen. Die Ziele des Instituts, so sührte der Redner dann aus, finden bei uns volles Verständnis und reges Interesse Wir wissen uns mit Ihnen einig, in der Erkenntnis der Pflicht, die die geschichtliche Entwicklung der letzten Jahre uns gegenüber den Ausländsdeutschen auferlegt l>a». Wenn heute die Deutschen Danzigs ohne Unterschied der Partei, oes Glaubens und des Standes, sich zusammen- gesund n haben, um an der Hand dieser Aus stellung uns ein Bild von der Geschichte DanzigS, seiner Bedeutung uni seinem Werte für daS deu sche Volt aber auch von seiner Notlage in kräftigen Strichen und in warmen Tönen zu zeichnen, so werden Sie dafür offene Augen und offene Herzen finden und de innigen Gefühle stammesbrüverlicher Zusammengehörigkeit stärken und nähren. Möge die Aufnahme, die Sie und die Ausstellung in Deutschland finden, in Ihnen und allen Danziger Deuislen das tröstliche Be- wußlsein und die Überzeugung kräftigen und festigen, daß das deutsche Volk sein Danzig schätzt und liebt, und daß es seine Notlage versteht und bereit ist, ihm zu helfen. Senatsvizepräsident Gehl-Danzig erwiderte die Grüße deS Oberbürgermeisters und gab der Überzeugung Ausdruck, daß die Ausstellung auch im Sachsenlande wohl ausgenommen und dazu beitragen werde, richtige Anschauungen und zuverlässige Kenntnisse über Danzig in seiner Geschichte und in seinen heutigen staatlichen, wirt schaftlichen und kulturellen Lebensbedingungen zu verbriefen. Danzig labe allzu oft erfahren müssen, daß die Unkenntnis über die so komplizierte Dan ziger Frage dem kleinen Freistaat Nachteile ge bracht und daS Verständnis sür seine Bedürfnisse und Sorgen erschwert habe. Danzig habe es durch seine Aufklärungsarbeit zwar erreicht, da» maßgebende Kreise die wesentlichen Merkmale des Danziger Problems erkannt haben, und daß nicht bloß der Rat der Völker, sondern auch die verantwortlichen Stellen der Republik Polen es erkannt haben, daß Danzigs Charakter deutsch sei. Die sächsische Be völkerung ist nicht bloß auf das Getriebe der modernen wirtschaftlichen Arbeit eingestellt, sondern sie hat durch viele muslergüllige Einrichtungen be wiesen, daß sie auch den hohen Wert des kultu rellen Schaffens zu würdigen weiß. Darum werden die Sachsen auch Verständnis für unsere Kultur arbeit gewinnen und aus der Danzig - Ausstellung unsere Schwierigkeiten ebenso wie unsere Absichten und Ziele erkennen. Möge die Ausstellung, so schloß der Redner, das Bewußtsein von der Ver bundenheit und kulturellen Gemeinschaft Danzigs niit den Stammesgenossen im Reiche zum Segen sür beide Teile stärken und vertiefen. Zum Schluß nahm Ministerpräsident Heldt da? Wort: ES ist mir eine besondere Freude, die AuS- stellung Danzig bei ihrer Wanderung durch die deutschen Städte auch in der sächsischen Landes hauptstadt begrüßen zu können. Die Ausstellung soll überall im deutschen Volke Kenntnis vom deutschen Danzig und dem deutschen Osten ver breiten und eS brennend vor Augen führen, daß hier deutsches VolkStum um seine Er haltung ringt und daß dieses VolkStum der besonderen Liebe und Fürsorge aller Deutschen bedarf und auch wert ist. Daß der Aus stellung voller Erfolg beschicken sein möge, ist mein herzlichster Wunsch, indem ich sie hiermit für eröffnet erkläre. Sie Kommunen gegen die beab sichtigte Steuerbenachteiligvng. Berlin. 14 Februar Ler vo,staub deS Deutschen Ltäbtrtag«» hat eiue Ent chließuug gefaßt, tu der er seine äußerste Beunruhigung darüber ausspricht, daß die Reich«, regierung beabsichtige zur Deckung de» Fehl, betrage» im Re'chöhaushalt de» Rechnung», jähre» 1»W dte Überweisungen an die Länder und Gemeinden au» dem Aufkommen der Reich», steuern um 12« MU. R«. zu kürzen. Diese Maßnahme de» «eiche» werde sich aus die Finanz, gedaruug der Gemeinden in drückendste, Weise au», wirken, da die krtseuhafte Lage de» Arbeit-marNe» den Gemeinde» in Gestalt der Wohlfahrts, erwerbslosen eine neue schwere Last gebrach, habe. Sie «»»»» »»twendigrrwrkse z» einer stärkeren Anspannung der Realsteuern führen. Sollte die vorgesehene Kürzung der Anteile der Länder und Gemeinden Da,fache wcrden, so hieße da» nicht» andere», al» da» Defizit de» Reiche» auf Koste» der soziale» Aufgaben der Erziehung und Bildung drs d,ätschen Volk«» zu decken. Dabei lehnt brr Vorstand de» bentjchen Städtetagr» mit größtem Nachdruck den Gedanken ab. die Belastung der öffentlichen Gemeinde- betriebe mit öffentlich«« Abgaben durch Hera», ziehuug zu de» Realsteuen» noch weiter zu er höh.». Sie Arbeiten der Sach- versiändigen-ünterausschüffe der Läuderkonferenz. Wie au- parlamentarischen -reise» über die Arbeiten der Sachberständigen-Unterausschüsse der Läuderkonferenz verlautet, lieg, bereits ein Gut- achten des Ausschusses sür OrganisaltonSfragen vor das in den Grundlinien einheitlich von den Sach- verständigen Preußens, SachsenS, Hamburgs und Württemberg» ausgestellt worden ist. ES fehlen nur noch die offiziellen Unterschriften, die in einigen Tagen zu erwarten sind, so daß dann Näheres über da? Cxpojö ge>agt werden kann Auch der andere Unterausschuß, der sich mit den ZustänsigkeitSfragen zu beschäftigen hat, dürste sein Gutachten bald fert'ggestellt haben. ES wird damit gerechnet, daß im Lause des Monat- Mär, die gemeinsame Sitzung beider Unterausschüsse zur Entgegennahme der Sachverfländlgenoorschläge staUsinden kann. Unmoralische Gteuerverteilung. Tie Kraftfahrzeugsteuer wird beim Reich durch einen Schlüssel verteilt, der zur schwersten Be nachteiligung unseres Landes sührt. Nicht etwa, daß daS örtliche Auskommen zum Maßstab für die Verteilung genommen wird, sondern man hat diese Verteilung zu je einem Viertel nach der Be- oölkerungszahl und dem örtlichen Auskommen und zur Hälste nach dem Gebietsumfang der jeweiligen Länder verteilt, über die geradezu groteske Wirkung dieses Schlüssel» hat die sächsische Re gierung eine Lenkjchrift ausgearbeilet, die zahlen mäßig die Unhaltbarkeit des geltenden Verteilungs schlüssels nachwetst. Die durch die Kraftfahrzeuge verursachte Ab nutzung hängt selbstverständlich in weitestgehendem Maße von der Tonnenkilometerleistung ab. Diese ist aber keineswegs proportional der Gebielsgröße eines Landes. Wenn Bayern, trotzdem es rund fünfmal so groß ist wie Lachsen, eine Donnenktlometer. letstung aujweist, die nur um rund rin Drittel größer tsi wie die Donnenkilometerleistung Lachsen», so ist es unberechtigt, daß Bayer« gleichwohl von der Hälfte der Kraftfahrzeug, steuer infolge der Bcrteilung der Kraftfahrzeug, steuer zur Hälste nach dem Gebietsumfang eine« rund jünjmal so große» Anteil wie Lachse» er» hält. Ebenso ist es unberechtigt, daß Aürttem. berg. obgleich seine Donurnktlometerletsiung nur knapp sünf Achtel derjenigen Lachsen» beträgt und kleiner ist wie die Donnenkilometerleistung von Baden, von der Hälfte der Kraftsahrz.ug. steuer nach Maßgabe des Gebietsumfangs einen nm saft ein Drittel höheren Anteil als Lachse» und al» Baden erhält. Am deutlichsten tritt aber die fachliche Unzulänglichkeit der Gevi.ts. größe als BerleilungSmaßstab zutage wenn man sich vergegenwärtigt, daß Mecktenburg-Lchwerm mit einer Donnenkilometerleistung von nur rund ein m Achtel derjenigen Sachsens, mit nur knapp der Hälste der TlraßenlSnge Sachiens und mit nur reichlich ein Viertel der Donnenbklastung der Straßen Sachsens gleichwohl von der Hälfte der Sraftfahrzeugstkner nach Maßgabe des Gebiets, umsanges einen geradezu gleich hohen Anteil wie Lachsen erhält. Von erheblicher Bedeutung für den Umfang der Abnutzung der Straßen in den einzelnen Ländern durch die Kraftfahrzeuge ist naturgemäß die Zahl dieser Kraftfahrzeuge, die nur zu ost zur Größe des Landes in gar keinem Verhältnisse steht. Sachsen weist z. B. 1928 104 282 Kraft fahrzeuge auf, während das fünfmal größere Bayern nur 10500 Kraftfahrzeuge mehr besitzt. Mecklenburg, daS genau so groß wie Sachsen ist, hat dagegen nur 21633 Kraftfahrzeuge. Diese Beispiele beweisen schon zur Genüge, wie wenig der Gebietsumsang eines Lande- zum Maßstab für die Verteilung der Kraftsahrzeugstruer genommen werden kann. Wie grotesk die Auswirkung diese« Schlüssels gegenüber Aufkommen und Verteilung ist, darüber gibt die nachstehende Tabelle für da« Jahr 1927 Aufschluß: Land Auf- kommen V.H Ber- tetiung V.H Unterschied RM. RM. RM. Preußen . 80 262 192 57,78 91 228 140 «0,83 965 648 Bayern , . iS 437 428 10,52 20 535 773 13,69 -l- 4 0S3 351 Sachsen , . 17382143 11,13 9 59» 2U7 1L8 — 781287« Württemb. 7 465 218 4,78 6 462 437 4,31 — I 002 775 Baven . . . S S73 SOO 4,21 5 377 886 3,59 — I 19« 014 Thüringen S 676 687 2,35 3 724 786 2,48 480»» Hessen . . . 2 910 885 1,86 2 738 652 1,-3 — 17» 233 Hamburg . 4 989 584 3,20 1 956 287 1,30 — 3V332V7 Me-tt.- Schwer. . l 163 275 0,74 2 781103 1,86 -s- 1 62» 828 Sachsen hat also 17 382143 M. aufgebracht, erhält aber von dieier Summe nur 7 812 876 M. Wie die Summen verteilt werden, ersieht man daraus, daß da» sünfmal größere Bayern zwar 944 721M weniger wie Sachsen an Krastfahrzeug- steuer aufgebracht ha», dafür aber 10966506 M. mehr al» diese« erhält. Bayern selbst bat nur 16 Mill. M. aufgebracht, bekommt aber 20 Mill. M., also 4 Millionen mehr. Der Anteil Sachsen« fleht