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1883 Domierstag, den 13. Dmmiet Aankcnbcrgcr Lu, Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschast Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg «F k —auf den Monat Dezember werden von uns, allen Postanstalten und Zeltungsboten angenommen. Meyer. 4! Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der Kaiser und die Kaiserin haben für einen Wohlthätigkeitsbazar in Konstantinopel zum Besten der durch das Erdbeben von Tschesme in Kleinasien Ge schädigten Summen von 6000 und 4000 M. gespendet; auch hat die Kaiserin wertvolle Porzellan- und andere Gegenstände dem Bazar zum Geschenk überreichen lassen. — Daß der Kronprinz den Papst besuchen wird, wird jetzt auch von der „Nordd. Allg. Ztg." zugegeben, die vor wenigen Tagen die erste, so großes Aufsehen erregende Nachricht von diesem Besuche dementierte. Das Blatt schreibt jetzt — nach einem heftigen Ausfälle über die Blätter, welche mit Eifer jeden Vorwand ergriffen, um Konjekturalpolitik zu treiben, während eine nur mä ßige Vertrautheit mit den Hauptgesetzen der Höflichkeit jene Mitteilung als eine falsche hätte erkennen lassen müssen —: Ganz abgesehen von persönlichen freund schaftlichen Beziehungen lag es in den ersten Anforde rungen internationaler Höflichkeit, daß unser Kronprinz, wenn er zweimal hin und zurück durch Italien reiste, dem Souverän jenes Landes einen Besuch abstattete. Nachdem der Besuch bei der Hinreise mit Rücksicht auf die Zeit und die Abredungcn mit Madrid unterblieben war, würde es für jeden, mit den Formen der Welt vertrauten Politiker unnatürlich erschienen sein, wenn dieser Besuch auf der Rückreise, bei weniger beschränkter Zeit, nicht ins Auge gefaßt worden wäre. Daß aber der Kronprinz, wenn er einmal in Rom ist, auch dem zweiten dort residierenden, mit uns in Frieden lebenden «souverän, dem Papste, einen Besuch macht, ist eine ebenso natürliche Konsequenz derselben, zwischen allen Hö fen bestehenden Regeln der Höflichkeit. Auffallend wäre es nur gewesen, wenn Se. kaiserl. und königl. Hoheit zweimal durch Italien gefahren wäre, ohne dessen König zu begrüßen; hätte er sich aber in Rom aufgehaltcni ohne dem Haupte der römischen Kirche gleichfalls seinen Besuch abzustatten, so würde man berechtigt gewesen sein, daraus zu schließen, daß zwischen dem deutschen Kaiser hause und dem Papste eine Verstimmung obwaltet. Dies ist nicht der Fall. Besondere politische Motive liegen weder für den einen noch für den anderen Besuch in der Situation des Tages. Daß man nach solchen gesucht hat, ist die Schuld eines Zeitungskorrespondenten, dem in Madrid das Gerücht von der Reise des Kronprinzen nach Rom zu Ohren gekommen war und der in seinem Mangel an Verständnis für Politik und Höflichkeit daran,, die Bemerkung geknüpft hatte, der Zweck jener Reise sei, dem Papst einen Besuch abzustatten. Charakteristisch bleibt es immerhin, daß das Irrtümliche jener Bemer kung in deutschen Journalistenkreisen nicht sofort und all gemein erkannt wurde. — Auffällig wurde die Mittei lung vom Besuche des Kronprinzen beim Papste bekannt lich durch ihr Zusammentreffen mit der Nachricht von der Begnadigung des Bischofs von Limburg. Entgegen den Erklärungen der „Norddeutschen" versichert aber der „Moniteur de Rome", das Organ des Papstes, der v. Hausen. Artliches und SiichMcs. m „Frankenberg, 12. Dezember 1883. 7 Angesichts der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage ser daraus aufmersam gemacht, daß auf unseren Staats bahnen die Tagesbillets während der Weihnachtszeit eine verlängerte Giltigkeit haben, und zwar gelten die am Montag, den 24., und Dienstag, den 25. Dezbr., ge lösten Tagesbillets bis mit Freitag, den 28. Dezbr. f Nach der jetzt erschienenen Rentabilitätsberechnung unserer Staatsbahnen für das Jahr 1882 ist auf der Linie Roßwein-Hainichen eine kleine Besserung des Güter verkehrs zu verzeichnen, auch hat sich der Personenver kehr auf der vorjährigen Höhe erhalten, dagegen hat die Unterhaltung der Bahn größere Beträge erfordert, sodaß ein Betriebszuschuß von 5307 M. notwendig wurde. Auf unserer Linie Hainichen-Niederwiesa waren die Ver hältnisse fast dieselben wie auf Hainichen-Roßwein; der Reinertrag war um 2564 M. geringer als im Vor jahre. 1" Aus Plauen i. V. kommt die erfreuliche Mit teilung, daß jetzt die Weißwarenfabrikation flott geht. In einzelnen Geschäften wird über die gewöhnliche Ar beitszeit hinaus gearbeitet, weil die Aufträge für das Weihnachtsfest noch ausgeführt werden sollen. Ebenso macht sich in den Maschinenstickereien ein flotter Ge schäftsgang bemerkbar. Möchten wir dbch auch bald in der erfreulichen Lage sein, von dem Haupternährungs zweige unserer Bevölkerung, der Weberei, ein Gleiches berichten zu können! — Dem Oberforstmeister Fleck in Zschopau ist das Ritterkreuz 1. Klasse vom Verdienstorden verliehen worden. — Ueber den Verb'.eib des Mörders, welcher am 2. d. in Chemnitz auf offener Straße einem Dienst mädchen den Hals bis auf den Wirbelknochen durch schnitten hat, ist noch nichts ermittelt. Für die Ange hörigen des Mädchens ist dies eine große Beunruhigung, da der Mörder brieflich vor der That gevroht hat, er werde, nachdem er sich an dem Mädchen für die Ab weisung blutig gerächt, ebenso an deren Vater sich rächen. — Dem Landtage ist von der Regierung ein sehr umfänglicher Gesetzentwurf (198 Paragraphen) zugegan gen, welcher die Zwangsversteigerung und die Zwangs verwaltung unbeweglicher Sachen betrifft. Die ausführ lichen Motive weisen besonders darauf hin, daß ein umfassendes Gesetz über das Verfahren bei der Zwangs versteigerung von Immobilien in Sachsen fehlt und sich dies Verfahren nun nach Bestimmungen richtete, welche sich in einer größeren Anzahl zum Teil älterer Gesetze zerstreut finden. — Eine hochherzige Handlung ist von dem unlängst in Dresden verstorbenen vormaligen Stadtrat Büttner zu berichten, welcher der Stadtgemeinde Altenberg 17 000 M. und den Landgemeinden Zinnwald, Georgen feld und Hirschsprung 2000 M., bez. 1500 und 1000 Mark für Armcnzwecke gestiftet hat. Von der für Altenberg überlassenen Summe erhält die hinterlassene Witwe H der Zinsen, die Stadtgemeinde für Armen unterstützung Nach dem Ableben der Witwe fällt deren Zinsenanteil auch an die Stadtgemeinde und hat dann eine noch zu bestimmende Verwendung für milde Zwecke Platz zu greifen. — Die den Umbau des Zeughauses für das Staats archiv und die naturhistorischen Sammlungen betreffende Vorlage der Staatsregierung findet dem Vernehmen des „Dr. Anz." nach in den Kreisen der Landtagsabgeord neten ebensowenig wie in« den Kreisen der Dresdner Architekten sympathische Aufnahme. Von letzterer Seite Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Antrag des Stadtraths zu Fran kenberg den zum Sachverständigen für die Untersuchung des Petroleums auf seine Ent- flammbarkelt für den dasigen Stadtbezirk ernannten Apotheker Herrn Benjamin Georg Friedrich Hahn daselbst bestätigt, was hierum zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Zwickau, am 4. December 1883. Königliche Kreishauptmannschaft. Inserate «erd« ' mit s Pf», für HP gespaltene Korpi» - geile berechnet. Kleinster Inserat«» betrag ia Pfz. Komplizierte und ta bellarische Inserat« »ach besondere« Laris. Inseraten- Annaha» für di« sesetl^ «detid-Mnaoter AS vormittag» to Uhr. Donnerstag, den 20. Deeember findet von Vormittags 9 Uhr an öffentliche Bezirksausschustfitzung im hiesigen Verhandlungssaale statt; Tagesordnung ist im Canzleigebäude angeschlagen. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 8. December 1883. »IN Forker-Schnbaner. wird ein Projekt befürwortet, nach welchem das Zeughaus ohne wesentliche bauliche Veränderungen für einen hoch wichtigen städtischen Zweck nutzbar gemacht 'werden könnte, und zwar für die Errichtung einer den Handel mit Lebensmitteln zentralisierenden Halle, wobei man dar auf verweist, daß die Zentralisation und die davon ab hängige behördliche Regelung des Marktverkehrs den Konsumenten so große Vorteile bringt, daß dadurch die Kosten der Markthallenerrichtung reichlich ausgewogen werden. Da Dresden sich auf die Dauer der Befrie digung dieses großstädtischen Bedürnisses gar nicht entziehen kann, wird auch vom Rate die Frage erörtert, ob das selbe nicht in zweckmäßiger Weise im Zeughause sich er füllen ließe, um eventuell für letzteres der Staatsregierung ein Kaufanerbieten zu machen. Eine für den Zweck günstigere Lage dürfte sich dazu in der Stadt kaum finden lassen. — Das kgl. Ministerium des Innern hat sich ver anlaßt gesehen, die mit Rücksicht auf den vor einiger Zeit fühlbar gewordenen Mangel an pharmazeutisch gebildetem Hilfspersonal gestattete Verwendung von in dieser Weise nicht gebildetem Hilfspersonal in den Apotheken zum bloßen Handverkäufe wieder aufzuheben, nachdem dagegen nicht ohne weiteres von der Hand zu weisende prinzipielle Bedenken laut geworden und auch der Mangel an phar mazeutisch gebildetem Hilfspersonal gegenwärtig wieder wesentlich abgenommen hat. — Viele Teilnahme erweckt in Leipzig der in gestriger Nacht nach kurzer Krankheit erfolgte Tod des 43 Jahre alten Regicrungsrates Kohlscyütter, der bei der dasigen Kreishauptmannschaft angestellt war und als königlicher Kommissar für die Angelegenheiten der „Leip ziger Zeitung" (als Nachfolger des Geh. Rats v. Witz leben) funktionierte und sich als solcher seiner Aufgabe auf diesem Gebiete der Presse, entsprechend seiner vor züglichen Begabung mit ebensoviel Eifer als Erfolg widmete. — Die bisher dem Landtagsabgeordneten Dietze ge hörige Gutsherrschaft Pomsen bei Grimma nebst den dazu gehörigen Gütern Großpösna, Lauterbach und Vor werken, eine der umfangreichsten im Königreich Sachsen, ist in den Besitz eines Herrn Weiß in Leipzig für den Preis von ca. 3 Mill. M. übergegangen. — Auf jeder größeren Station unserer Eisenbahn linien hört man seit einigen Tagen kurz nach dem Still stand eines jeden Wagens eifriges Klopfen an den Rädern. Für dieselben ist die eingetretene Kälte ein großer Feind, indem durch den schroffen Temperatur wechsel sehr leicht Schienen- und Radreifenbrüche ent stehen. Die Kontrolle ist angesichts dieser Thatsache verdoppelt worden. Um aber weiter die untersuchenden Beamten zur größten Gewissenhaftigkeit anzuspornen, hat die Verwaltung Geldprämien ausgesetzt, die denselben gegeben werden, sobald sie einen Defekt an dem Be triebsmaterial entdecken. — Einen traurigen Ausgang hat ein Wortwechsel genommen, der zwischen 2 am Freitag abend in die Herberge zu Trebsen eingewanderten Fremden, einem Scharfrichter aus Neisse und einem Maler aus Russisch- Polen, entstanden war. Nachdem der Scharfrichter dem Maler eine Ohrfeige gegeben, ergriff letzterer die auf dem Tische stehende Streichhölzchenbüchse und 2 Schnaps gläser und warf sie seinem Kameraden an den Kopf, traf ihn aber so unglücklich an die Schläfen, daß er eine stark blutende Wunde erhielt und zu Boden stürzte. Noch in der folgenden Nacht starb der Verletzte, der Thäter aber wurde zur Hast gebracht. — Einen qualvollen Tod hat in voriger Woche ein LxpvSttl»» «Ivn Vaxvvlstt««. 12 Jahre altes Mädchen in Langenberg bei Gera dadurch gefunden, daß es morgens beim Auslöschen einer an der Decke hängenden Lampe, die dabei explodierte, bedeutende Brandwunden erlitt, denen es nach einigen Tagen unter unsäglichen Schmerzen erlag. Das Unglück geschah in Abwesenheit der Eltern, sodaß das unglück liche Kind, dessen Kleider plötzlich aufflammten, nach Hilfe auf die Straße eilte, woselbst Hinzukommende ihm die Kleider vom Leibe rissen. 288 Erscheint täglich, Mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, »bends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. bv Psg., monatlich so Pfg., Einzel-Nrn. sPfg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen de« Tage blattes an.