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blatt berichtet, die Kinder des daselbst gebornen Tischlers Hönig, welcher vor 2 Jahren mit Frau und Kindern nach Südamerika auswanderte. Hier ist nun vor einiger Zeit seine Frau gestorben, und um den beiden Kindern, einem 8jährigen Mädchen und einem 6jährigen Knaben, eine geregelte Erziehung zu bieten, mußte sich Hönig entschließen, dieselben nach der Heimat seiner Eltern, Oederan, reisen zu lassen. Die Kinder schifften sich am 14. Oktbr. mit dem Dampfer „Bismarck" ein und langten nach ruhiger, glücklicher Fahrt am 24. Novbr. in Bremen an, woselbst sie ihr Großvater, Werkmeister Hönig erwartete. Die Kinder können nicht genug von der Liebenswürdigkeit des Schiffskapitäns erzählen, welcher sich ihrer gleich einem Vater auf der weiten Reise annahm; ebenso scheinen alle Milpassagiere ge wetteifert zu haben, den kleinen kouragierten Reisenden die Fahrt zu erleichtern. f Von den bei der königlichen Altersrentenbank in Dresden-Altstadt, Landhausstraße 16, im 3. Quartal lausenden Jahres eingezahlten 181916 M. stammt die größere Hälfte aus Dresden und seiner Umgebung, aus Dresden selbst 68452 M., aus der Amtshauptmannschaft DreSden-Altstadt 14736 M. aus der Amtshauplmann- schäft Dresden-Neustadl 17 410 M., zusammen 100598 M. oder 55 Proz. der Gesamteinzahlung. Von den übrigen 45 Proz. stammen 37 Proz. aus den andern Teilen des Königreichs und 8 Proz. aus dem Auslande. Vom Inland waren nächst Dresden und Umgebung die Stadt und Amtshauptmannschaft Chemnitz mit 20753 M., Amtshauptmannschaft Rochlitz mit 10310 M., Amtshauptmannschaft Grimma mit 5652 M., Amts- hauptmannschafl Zwickau mit 4608 M., Stadt und Amtshauptmannschaft Leipzig mit 4230 M., Amtshaupt mannschaft Meißen mit 3120 M., Amtshauptmannschaft Glauchau mit 3016 M., die übrigen Amtshauptmann schaften mit weniger als je 3000 M. beteiligt. Die aus dem Ausland eingesandten Einlagen verteilen sich mit 12936 M. auf Preußen, 1348 M. auf Oesterreich- Ungarn und 409 M. auf Rußland. Die Altersrenten bank ist bekanntlich eine Staatsanstalt und die bei ihr erworbenen Renten und mit Kapitalvorbehalt gemachten Einlagen werden vom Staate garantiert, ein Vorteil, dessen sich die Versicherten anderer in Sachsen oder Deutschland überhaupt bestehenden Rentenanstalten nicht erfreuen. Die Hauptkasse der Bank befindet sich an obengenannter Stelle in Dresden, Agenturen derselben giebt es, soweit der Bezirk der Amtshauptmannschaft Flöha in Betracht kommt, in Augustusburg (kgl. Forst rentamt), in Frankenberg (Lott.-Koll. Schulze), in Oederan (Lott.-Koll. Uhlmann) und in Zschopau lLott.- Koll. Köhler). Die Spätabendröte, welche sich am Mittwoch und Donnerstag und weniger intensiv auch gestern zeigte, ist, wie es scheint, in ganz Deutschland beobachtet worden, und auch aus Wien berichtet man, daß ein großer Teil des westlichen Firmaments förmlich in Feuerglut ge hüllt war. — Bei der am Mittwoch in Dresden vorge nommenen Stadtverordnetenergänzungswahl sind von den 8 verschiedenen Wahlvorschlägen diejenigen der ausge sprochenen Opposition des Rates, die unter Führung des bekannten früheren Landtagsabgeordneten Baumeister Hartwig steht, durchgedrungen. Von den ausscheidenden 24 Stadtverordneten wurden nur 14 wiedergewählt, eine Anzahl tüchtiger und verdienter bisheriger Vertreter fallen gelassen, darunter der langjährige Vizevorsteher Rechtsanwalt Lehmann, der der mosaischen Konfession angehört. — In Chemnitz haben bei den am Mittwoch stattgehabten gleichen Wahlen ziemlich 55 Prozent der Wahlberechtigten (von 6571 3500) gestimmt. Den positiv größten Erfolg hatte von den 6 Wahlvorschlägen die Liste der Bezirksvereine mit 16 gewählten Kandidaten; der liberale Verein erzielte 13, der Hausbesitzerverein 12, der konservative Verein 11, die Fortschrittsliste 9 Er folge, während die Sozialisten keinen Kandidaten durch brachten. — In Leipzig sind die Wahlen gestern be endet worden und haben sich daran etwa 55 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Die Liste des allgemeinen Wahlkomitees hat dabei mit großer Mehrheit den Sieg errungen, womit der Versuch der Gegenparteien (Stadt verein und „allgemeine Bürgerverjammlungen"), ganz neue Grundsätze in der Stadtverwaltung einzuführen, abermals gründlich gescheitert ist. — Die in Freiberg am Montag stattgefundenen gleichen Wahlen haben die Wiederwahl aller 9 ausscheidenden Mitglieder und nur für ein wegen Krankheit ganz zurückgetretenes Mitglied eine Neuwahl zur Folge gehabt. — Ein hervorragender Förderer des vaterländischen Schulwesens, der Rektor des kgl. Gymnasiums zu Dresden-Neustadt, Geh. Schulrat Prof. vr. Jlberg, dessen Erkrankung infolge eines Schlaganfalls wir vor kurzem meldeten, ist gestern früh nach Wiederholung des Schlaganfalls gestorben. — Unter Teilnahme zahlreicher hervorragender Männer erfolgte am Mittwoch in Dresden die Be gründung eines Zweigvereins des seiner Zeit in Kassel ins Leben gerufenen „Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke", dessen Wirksamkeit be reits eine sehr gesegnete gewesen ist. Den Vorsitz in der konstituierenden Versammlung führte der Geh. Reg.- Rar vr. Böhmert, welcher die Wichtigkeit der geplanten Bereinigung darthat; Menschenpflicht und Menschenrecht erheischten gleichbedeutend Abwehr und Abhilfe, welche jedoch nicht allein durch Gesetzesvorschriften, sondern u. a. ganz besonders durch die Hilfe der Moral, durch gutes Vorbild, wohlmeinende Ermahnungen und Vorstellungen und allmähliche Beschränkungen der Gelegenheit zum Trünke erreicht werden kann. Mit dem weiteren Ver folge der Vereinsgeschäfte betraute man dann die 12 Herren des Einberufungskomitees. — Mit dem gestrigen 30. Novbr. hat in Sachsen und Preußen die am 1. Septbr. aufgegangene Jagd auf Rebhühner ihre Endschaft erreicht, und nur in Oester reich, wo dies Federwild überhaupt bloß 6 Monate Schonzeit, und zwar vom 1. Febr. bis 31. Juli, ge nießt, dürfen dieselben noch erlegt werden. — Der bekannte Graf Luckner auf Altfranken bei Dresden wird der erste Schloßherr Sachsens sein, der in seinen Gebäulichkeiten die elektrische Beleuchtung ein führt. In Schloß Altfranken, dem Marstall desselben und den Wirtschaftsgebäuden wird binnen kurzer Zeit das moderne Licht strahlen. Interessant ist es, daß die zur Erzeugung des elektrischen Stromes notwendige Maschine am Tage verschiedene landwirtschaftliche Ma schinen in Bewegung setzt und bei Einbruch der Dunkel heit ihre weitere Thätigkeit aufnimmt. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Es wird aus Berlin gemeldet, daß demnächst wieder mehrere preußische Beamte, und zwar aus dem richterlichen Beruf, der allgemeinen und der finanziellen Verwaltung, in japanische Dienste treten werden. — Die Neubildung von Innungen auf Grund des neuen Jnnungsgesetzes hat in jüngster Zeit auch in Preußen nicht unerhebliche Fortschritte gemacht. Ganz besonders hat sich dies im Regierungsbezirke Düsseldorf gezeigt, wo die Jnnungsbewegung unter den Webern mehr und mehr sich ausdehnt. Bisjetzt sind in den linksrheinischen Kreisen des dortigen Bezirks 36 Seiden weberinnungen staatlich genehmigt worden, welche etwa 3500 Mitglieder zählen. Dazu kommen noch einige Innungen in den anstoßenden Kreisen des Aachener Regierungsbezirks. Diese Innungen haben sich fast sämtlich zu einem Jnnungsverbande unter dem Namen „Niederrheinischer Weberbund" vereinigt. — In dem jetzt dem Landtage zur Beratung vor liegenden preußischen Etat ist eine Summe von 300000 Mark als erste Rate zur Wiederherstellung der Schloß kirche in Wittenberg in Ansatz gebracht, wofür dem Vernehmen nach der deutsche Kronprinz schon seit langer Zeit ein ganz besonderes Interesse bethätigt. Die Kirche, welche als charakteristisches Beispiel der spätgotischen Bauweise in kunstgeschichtlichcr Beziehung von Bedeutung ist, befindet sich zum Teil infolge von Beschießung und Brand zu Kriegszeiten in einem so notdürftig und nüchtern ausgebesserten Zustande, daß eine gründliche, der ursprünglichen Bauweise und der geschichtlichen Be deutung der Kirche, in der Luther so oft gepredigt, ent sprechende Wiederherstellung längst als notwendig aner kannt ist. — Der Entwurf der Jagdordnung, welche dem preußischen Landtage zugegangen ist, enthält u. a. die gegen das jetzt bestehende preußische Jagdgesetz strengere Bestimmung, daß künftig nicht nur der Verkäufer, son dern auch der Käufer von Wild 15 Tage nach Beginn der Schonzeit bestraft werden kann. — Der preußische Kultusminister hat die Absicht, in Verbindung mit der Universität Berlin ein besonderes zahnärztliches Institut zu errichten. Der Plan dazu ist der medizinischen Fakultät zur Begutachtung übergeben. — Der Chefredakteur der „Nat.-Ztg.", welchem mit einigen anderen Journalisten vergönnt war, den Kron prinzen auf seiner Reise nach Spanien zu begleiten, meldet seinem Blatte aus Madrid vom 29. Novbr.: Ich hatte heute eine Unterredung mit Canovas del Castillo, dem früheren Ministerpräsidenten, welcher die Organisation der Monarchie Alfonsos leitete und auch jetzt noch der erste Staatsmann Spaniens ist und bei einer Ministerkrisis voraussichtlich wieder die Leitung der Geschäfte übernehmen wird. Er versicherte, daß die Reise des Kronprinzen für die Beziehungen der bei den Länder ein überaus wichtiges Ereignis sei; der Kronprinz habe durch sein Erscheinen die Sympathien der monarchischen Parteien und die Achtung der Re publikaner gewonnen. Die spanische Monarchie sei zu nächst durch die innere Lage, so stark auch der Drang der spanischen Nation sei, nach außen sich geltend zu machen, an einem Eingreifen in die auswärtige Politik gebindert, sie wolle mit dem Nachbarreiche gute Be ziehungen unterhalten, fühle sich aber natürlich zu der mächtigsten Monarchie Europas, der Vertreterin des Friedens und der Ordnung, hingezogen. — Der Kron prinz tritt seine Reise am Dienstag an, sie geht über Sevilla und Granada. Die Einschiffung erfolgt in Bar celona. — Wie aus den nunmehr dem preußischen Herren hause übermittelten Entschließungen der Staatsregierung auf Anträge und Resolutionen aus der Session 1882^83 hervorgeht, hat die Staatsregierung auf Grund reiflicher Erwägung aus praktischen Gründen Anstand genommen, dem ablehnenden Beschlusse des Herrenhauses über die Kanalvorlage zuzustimmen. Indem sie auf dem in der Kanalpolitik von ihr seither eingenommenen Standpunkte beharrt, erblickt sie nur in der Ausführung bestimmter, jeweils auf ihre Nützlichkeit hin besonders geprüfter Schiffahrtskanäle die Möglichkeit einer rationellen, den Rücksichten auf die Staatsfinanzen entsprechenden Lösung der Kanalfrage. — Welchem dringenden Bedürfnis die Arbeiter kolonien entsprechen, konnte man jetzt wiederum in der Kolonie Friedrichswille bei Reppen (Reg.-Bez. Frank furt) erkennen. Dieselbe ist erst gegen Mitte dieses Monats eröffnet worden und schon am 20. d. mit 100 Pfleglingen vollständig besetzt gewesen. Eine große Zahl Arbeitsuchender mußte inzwischen abgewiesen werden. Die Meldung beweist aber auch aufs neue, daß unter den Arbeitslosen, die jetzt auf der Landstraße von Ort zu Ort ziehen und schließlich dem Elend verfallen, sich eine große Anzahl von Personen befindet, die arbeits willig sind. — In Eisenach hat der Gemeinderat für das da selbst zu errichtende Lutherdenkmal auf die nächsten 5 Jahre einen jährlichen Betrag von 1000 M. bewilligt. — Württemberg. Die in Stuttgart-Cannstadt wohnenden sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Blos (Reuß), Dietz (Hamburg II) und Geiser (Chemnitz) protestieren im Stuttgarter „Neuen Tgbl." gegen die Aussage des in Pforzheim verhafteten angeblichen Michael Kumitsch von Cernik in Slawonien, daß das Verbrechen in der Kronprinzenstraße zu sozialdemokratischen Zwecken ausgeführt worden sei; die Sozialdemokratie Deutsch lands werde aus einem solchen Verbrechen erfließende Geldmittel mit dem denkbar größten Abscheu zurück weisen. Oesterreich - Ungarn. — Eine trübe Beobachtung über die politische Lage der Monarchie knüpft eine Wiener Korrespondenz der „Bohemia" an die bevorstehende Eröffnung des neuen Parlamentsgebäudes, das ohne jede Feierlichkeit seiner Bestimmung übergeben werden wird. Es heißt darin: Dieser herrliche Bau, der unter den Kunstwerken der Neuzeit seinesgleichen sucht und der um seines Zweckes und seiner Bedeutung willen allein es verdient hätte, daß sich eine, wenn auch noch so bescheidene Feier an seine Vollendung knüpfe, wird die Abgeordneten gleich das erste Mal in rein geschäftsmäßiger Weise empfangen. Höchstens, daß Präsident Smolka zum Anfänge die Sitzung mit einigen Worten der Widmung dieser Pracht räume gedenken wird. So wirft die politische Lage selbst dort ihre Schlagschatten hin, wo nur Lichtseiten vorhanden sein sollten und wo vor der Freude ob des Gelingens eines großen und schönen, dem Vaterlande zur Zierde gereichenden Werkes alle Disharmonien verstummen müßten. Unter trüberen Aussichten als je beginnen die Abgeordneten diesmal wieder die Arbeit und angesichts der pessimistischen Stimmung, die das öffentliche Leben durchzieht, fehlt der Mut und auch die Freude, den Einzug der Reichsvertretung in das neue Heim mit einer passenden Feier zu begehen. Eine solche Feier mit all' den üblichen schönen Reden würde nur allzubald von der rauhen Wirklichkeit grell abstechen., Spanier». — Die Tage der Anwesenheit des deutschen Kron prinzen in Madrid fallen mit einigen Familiengedenk tagen der königlichen Familie zusammen und geben somit dem Kronprinzen willkommenen Anlaß, die Freundschaft der deutschen Kaiserfamilie in mannigfachster Weise zu bekunden. Während auf den 28. Novbr. der Geburtstag des Königs Alfons fiel, war der 29. der Hochzeits gedenktag der spanischen Majestäten, infolgedessen den selben der Kronprinz einen Gratulationsbesuch abstattete und der Königin 3 prachtvolle Vasen, Erzeugnisse der kgl. Porzellanmanufaktur zu Berlin, überreichte. Abends vereinigte den König mit seinem fürstlichen Gast ein Diner, welches der deutsche Gesandte Graf Solms zu Ehren des Königs und des Kronprinzen gab und dem ferner beiwohnten 3 spanische Generäle, der Präsident des Ministerrates, sowie der Minister des Auswärtigen und der Kriegs- und Marineminister, außerdem die Mitglieder des diplomatischen Korps, die deutschen Ge neräle v. Blumenthal und v. Loö und der Oberstleutnant v. Sommerfeld. Nach dem Diner fand ein Besuch des spanischen Theaters statt. Vormittags hatte der Kron prinz abermals die Bildergalerie im Museum besucht und besonders eingehend die Werke der spanischen Schule