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- I» man, der Reichstag werde nicht früher als im Monat Januar zufammentreten. — Den Borstehern der öffentlichen Volksschulen, Bürgerschulen und Stadtschulen und der öffentlichen höheren Mädchenschulen sowohl in Berlin wie auch in den Provinzen, ist die Mitteilung zugegangen, daß auf Kosten Kaiser Wilhelms jeder dieser Schulen (natürlich nur soweit sie den Charakter evangelischer Anstalten tragen) zur Erinnerung an das Lutherfest ein in Far- ,namentlich durch gegenseitige Erteilung von Auskünften ,bei Anknüpfung neuer Geschäftsverbindungen, Einziehung ,von Außenständen, Regulierung etwaiger Differenzen ,und Verwickelungen zu unterstützen und vor abwend- baren Verlusten zu bewahren, sowie in Wahrung und Sicherung der allgemeinen Erwerbsinteressen nach ,jeder Richtung hin einander mit Rat und That beizu- ,stehen," hatten bis vor kurzem in Dresden ihre Ver- verwundet ist, schwer verletzt darniederliegt. Kummer- Wunde ist nicht bedeutend, da seine dichte Joppe die Wirkung des Geschosses bedeutend abgeschwächt hat. Ge genüber der alsbald erschienenen Gerichtskomunssion erklärte Kummer, daß er die Absicht, sich samt den Kindern aus der Welt zu schaffen, schon lange gehegt habe und daß er nur bedauern würde, wenn die Kinder am Leben blei ben und sie es vielleicht einmal schlecht bekommen sollte». Ein eigentliches zwingendes Motiv zu der That ver mochte er jedoch nicht anzugeben. Ein zweites älteres Mädchen ist von dem Vorgefallenen unberührt, da der Vater cs zur Zeit, wo er zur Ausführung seines Vor habens schritt, weggeschickt hatte. Da Kummer vollstän dig transportfähig ist, so erfolgte nach Beendigung der Vernehmung und Protokollaufnahme die Inhaftnahme desselben, dabei suchte er, um den Selbstmord zu vollen den, nach einem Messer, was natürlich verhindert wurde. — Im Gegensätze zu der seiner Zeit viel Aufsehen verursachenden Intoleranz der katholischen Geistlichkeit zu Georgswalde, die beim Begräbnis eines Protestanten das Grabesgeläut verweigerte, ist ein pietätvoller Akt aus Dürrhennersdorf zu berichten, woselbst am 28. v. M. der Ortspolizeidiener aus Reuschönberg beigesctzt wurde. Derselbe war Katholik, es konnte dies aber nicht hindern, bei seinem Begräbnis die Glocken der (evangel.) Dürrhennersdorfer Kirche läuten zu lassen, ja selbst der dortige Geistliche nahm keinen Anstoß, am Grabe des Andersgläubigen eine würdige Gedächtnisrede zu halten. — Die in vielen Städten Deutschlands bestehenden Vereine der „Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe", welche es sich zur Aufgabe machen, „ihre „Mitglieder im Betriebe des Handels und Gewerbes Tagesgeschichte. Deutsches Reich. gut unterrichteten Berliner Kreisen glaubt bandsdirektion. Nach Beschluß des diesjährigen Ver bandstages ist der Sitz der Direktion nach Berlin ver legt worden. Es ist zu hoffen, daß diese Uebersiedelung in die Metropole des deutschen Reichs nun in allen deutschen Landen lebhaftere Anregung gicbl zur Bildung recht vieler neuer solcher Vereine, nachdem es bisher vorzugsweise die Sachsen waren, welche so löb lichem Thun bei sich Heimstätten bereiteten. — Weiter aber steht zu erwarten, daß die Vereine selbst aus ihrer Mitgliedschaft heraus recht rege Benutzung der Verbands institutionen (Mahn- und Inkassoverfahren, Auskunfts erteilung rc.) erfahren möchten, damit die Mühen der Borstandspersonen durch recht reichlichen moralischen Erfolg belohnt werden. — Der Züricher „Sozialdemokrat" bestätigt, daß die Leitung der sozialistischen Partei in Sachsen bei den letz ten Landtagswahlen mit einer außerordentlichen Kandi datennot zu kämpfen gehabt hat und zwar infolge des Umstandes, daß nur derjenige als Landtagsabgeordneter gewählt werden kann, welcher an direkten Staatsstcuern mindestens den Betrag von 30 entrichtet. Es seien, so heißt es in dem genannten Blatt, in dieser Beziehung im letzten Moment unerwartete Schwierigkeiten hervor getreten. ... ' < - ... . . ....... .. > das Studium theologischer Schriften, besonders solcher aus dem Mittelalter. Aber weil in diesen die ursprüng liche Lehre des Evangeliums schon nicht mehr ganz rein erhalten war, kam Luther auch durch diese nicht zum Frieden. Trotzdem daß sie den Sünder auf die Gnade Gotte- in Christo hinwiesen, verlangten sie dennoch, daß der Begnadigte mit ihr sich nicht begnügen dürfe, sondern er müsse sich nun, um selig zu werden, wie derum Christo völlig zum Opfer bringen. Letzteres erstrebte Luther mit aller Kraft seines Herzens, aber weil er fühlte, daß immer wieder vieles daran fehlte, so glaubte er natürlich immer wieder, er sei nicht voll kommen und deshalb sei ihm der Himmel verschlossen. Die schrecklichste Anfechtung war ihn, die, daß er öfters auf den Gedanken kam, Gott wolle ihn vielleicht gar nicht selig werden lassen, sondern wolle ihn zur Hölle verdammen. bendruck ausgeführtes Bild, Luther im Kreise seiner Mitarbeiter die heilige Schrift verdeutschend, als Geschenk zugehen werde. Das Original ist ein Werk des Maler- Leonhard Gey in Hannover. — Das Offizierkorps des Gardcjägerbataillons feiert am 14. Novbr. in Potsdam das Fest seines 75- fährigen Bestehens. Dazu ist auch Fürst Bismarck, der im Jahre 1833 in dem Bataillone gedient hat, einge laden worden. — Einen erwähnenswerten Gegensatz zu der schmach vollen Behandlung, welche der König von Spanien ganz unschuldigerweise in Paris erdulden mußte, bietet folgende Erinnerung dar: Als Napoleon III. kriegsgefangen auf der Reise nach Wilhelmshöhe durch Köln kam, hatte der Zug einen Aufenthalt auf der Brückenrampe, welchen ^Napoleon benutzte, um zum Fenster hinausgelehnt den Dom zu betrachten. Da« nach Tausenden zählende, Eisenbahn und Brücke besetzt hallende Publikum verharrte in ruhiger, anständiger Haltung dem Manne gegenüber^ der so unsägliches Elend über so manche Familie ge bracht. Als einmal ein halberwachsener Lotterbube einen Pfiff auf den Kingern blies, wurde er sofort von meh reren Personen geohrfeigt und blieb dann ruhig, fand auch keinen einzigen Nachahmer. — Der Reichstagsabgcordnete Windthorst besuchte am Sonntag abend auf seiner Heimreise von Rüdesheim den katholischen Verein in Düsseldorf. Nach dem Be richte des „Düsseld. Volksbl." sagte derselbe in einer Ansprache ungefähr folgendes: Er komme vom Nieder waldfest, einem der erhebendsten Feste seines Lebens. Gern habe er an demselben teilgcnommcn; denn es habe dokumentiert, daß die Deutschen aller Parteien und aller Konfessionen feslständen, wenn es gelte, gegen den äußern Feind in die Schranken zu treten, und daß alle Meinungsverschiedenheiten im Innern ausgekämpft wer den und zwar stets auf dem Boden des Gesetzes. — Schon in der Sitzung des norddeutschen Reichs tags vom 30. März 1870 wurde auf den Antrag der Abgg. Lasker, v. Bernuth und v. Hoverbcck der Beschluß, gefaßt, den Reichskanzler aufzufordcrn, gleichzeitig mit ! der neuen Strafprozeßordnung eine Reform der Militär gerichtsbarkeit vorzubereiten auf der Grundlage, daß das Militärstrafverfahren mit den wesentlichen Formen des ordentlichen Strafprozesses umgeben und die Zuständig keit der Militärgerichte im Frieden auf die Dienstvergehen der Militärpersonen beschränkt werde. Nachdem in der Reichstagssitzung vom 21. Dezbr. 1876 dieser Beschluß erneuert worden war, hörte man seit Jahren nicht- weiter, als daß eine Einigung innerhalb des Bundesrats namentlich aus dem Grunde nicht erzielt werden könne, weil Preußen die Oeffentlichkeit des Militärgerichtsvcr- fahrcns nicht annehmen, Gayern aber dieselbe nicht preisgeben wolle. Die neuesten Nachrichten des „F. I." stellen nunmehr einen diesbezüglichen Gesetzentwurf in Aussicht, jedoch auf der Grundlage, daß auf die vorbe zeichnete Beschränkung der Kompetenz der Militärgerichte nicht eingegangen und wahrscheinlich auch von einer Oeffentlichkeit des Verfahrens Abstand genommen werde. — In der nächsten Session des preußischen Landtags stehen erregte Debatten bevor, da von den polnischen Abgeordneten über die „Unterdrückung ihrer Landsleute" werden Klagen erhoben werden. Schon jetzt wird eine lebhafte Agitation inszeniert und als eine Hauptaufgabe der polnischen Fraktion hingestellt, aus allen Kräften dahin zu wirken, daß in den von polnischen Kindern besuchten Schulen der Provinz Posen die polnische Un terrichtssprache, und da, wo der polnische Sprachunter richt abgeschafft worden ist, auch dieser wieder eingeführt werde. Daß die polnischen Abgeordneten sich bemühen werden, dieser Aufgabe nachzukommen, darf nicht be zweifelt werden. — Die schon vor einiger Zeit als in der Absicht der Regierung liegend gemeldete Regelung des Aus wanderungwesens wird sich, wie jetzt diese Nachricht offi ziös ergänzt wird, vornehmlich mit einer Regelung des Agentur- und Auswanderungsunternehmerwesens, nicht aber mit einem besonderen Schutz und einer besonderen I Fürsorge beschäftigen, die sich auf die Ausgewanderten I bis ins ferne Land erstrecken könnte. Wer sein Land sich die folgenden TrunksuchtSverhältniffe der Inhaftier ten: 1877 -- 22,5 Proz., 1878 -- 25,1 Proz,, 1879 --- 22,1 Proz., 1880 ----- 40 Proz. und 1881 ----- 43,6 Proz. Hierbei ist bemerkbar, daß die Trunksucht als Hauptursache öfterer Rückfälligkeit namentlich in „Ver brechen gegen die Person" zu betrachten ist. Auch bei den 1857 bis 1881 in Sachsen eingetrclenen 17600 Unglücksfällen war bei 41 Proz. die Trunksucht die Ur sache. Bei dem von Stadtrat Ludwig Wolf-Leipzig als Referent behandelten letzten Punkt der gestrigen Tages ordnung: Berichte über die Frage der Armenbeschäfti gung unter dem Gesichtspunkt, „welche Anstalten bestehen in den einzelnen Kreisen, Gemeinden rc., um arbeitslose, aber noch arbeitsfähige Arme, sei es auf deren eigenen Wunsch, sei es zwangsweise, zu beschäftigen?", gelangte schließlich ein bereits 1881 beim Kongreß in Berlin ge stellter und nun erneuerter Antrag zur Annahme: „Der Kongreß möge beschließen, die Staatsrcgierung zu ersu- / chen, der Gesetzgebung eine Bestimmung einzufügen, wo nach es in ähnlicher Weise, wie es nach dem preußischen Gesetz vom 21. Mai 1855 der Fall war, den Behörden wiederum zustände, arbeitsfähige Personen, welchen zu ihrem eigenen Unterhalt oder zum Unterhalt ihrer Fa milien öffentliche Unterstützung gewährt werden muß, ohne vorhergehende gerichtliche Prozedur eventuell durch eine Verwaltungsprozedur, welche mit Garantien des Schutzes gegen etwaige Willkür ausgerüstet ist, zur Ar beit innerhalb oder außerhalb des Arbeitshauses anzu halt n." — Der kürzlich in Hamburg abgehaltene Kongreß deutscher Pomologen wird seine nächste Versammlung, in 3 Jahren, in Meißen abhalten. — Von dem im vorigen Jahre in Dresden ver- storbenen Großkaufmann Gehe, der zu wohlthätigem Zwecke in seinem Testamente eine ganze Menge Legate ausgesetzt hat, sind auch 60000 M. zur Errichtung und Erhaltung Gehescher Freibetten im Stadtkrankenhause zu Dresden bestimmt worden. — Vom Schöffengerichte Dresden wurde am Dienstag in dem Beleidtgungsprozeß, den der kgl. Kam mersänger Paul Bulß gegen die Gattin des vormaligen Feuillewnredakteurs der „Dr. N.", Hartmann, ange strengt hatte, verhandelt. Die Anklage ging dahin, daß die Beklagte zunächst im April d. I. zu dem Kaufmann und Korrespondenten des „Berl. Börs.-Kur.", Böhm in Dresden, geäußert habe, Frau Bulß sei eine notorische Ladendiebin und Herr Bulß habe sich eines Erpressung- Versuches schuldig gemacht, sowie daß ferner die Ange klagte eine ähnliche Aeußerung bei der im Mai stattge fundenen vielbesprochenen Verhandlung vor dem Dresdener Landgericht wegen Körperletzung in bezug auf Frau Bulß gethan habe. Die verehel. Hartmann wurde zu einer Geldstrafe von 300 M. event. 1 Monat Ge fängnis verurteilt. — Der bekannte sozialdemokratische Führer Liebknecht hat abermals eine Gefängnisstrafe von 4 Wochen von dem für seinen Wohnort Borsdorf zuständigen Schöffen gerichte Grimma zudiktiert erhalten und zwar auf die Klage des Kaufmanns Bruno Sparig, Schriftstellers Leonhardt und Buchhändlers Nebel in Leipzig hin, gegen welche drei sich Liebknecht in einer im Februar vor dem Landgerichte in Nürnberg stattgefundenen Verhandlung durch schwere Beleidigungen vergangen hatte. Bei der letzteren Verhandlung lag eine Beleidigungsklage des Kaufmanns Sparig gegen den Redakteur eines sozial demokratischen Blattes zu Grunde; derselbe hatte in seinem Blatte behauptet, Sparig habe eine Liste von 300 auszuweisenden Sozialisten bei der kgl. sächsischen Staatsregierung «»gereicht. — Pirnas nächste Nähe war am Donnerstag der Schauplatz einer entsetzlichen That. In der Absicht, sich und die Seinigen zu töten, hat in Zehista der 32jährige Steinbrecher Kummer gegen seinen 1jährigen Knaben und sein 4jähriges Mädchen, sowie dann gegen sich selbst Re volverschüsse abgegeben. Der kleine Knabe, der in die Schläfe geschossen ist, starb bald darauf an der erhalte nen Verwundung, während das Mädchen, auf das zwei mal geschossen wurde und das sowohl an der Seite wie am Schulterblatt und an den Fingern der einen Hand Jedes Zorn- oder Haßgesühl gegen den oder jenen Klosterbruder, von dem er etwa einmal gekränkt wurde, erschien ihm als schwere Todsünde, jedes Versehen gegen die klösterlichen Satzungen, gegen die strenge Hausord nung, gegen die äußeren Formen des Gottesdienstes brannte ihm auf dem Gewissen, als wäre es ein Ver brechen gewesen. Er konnte nicht oft genug vor seinem Beichtvater auf die Kniee sinken und jedesmal brachte er mit gebrochenem Herzen eine lange Litanei von Sünden vor, die er seit der letzten Beichte begangen zu haben glaubte, jtdeSmal verrichtete er mit peinlicher Gewissen haftigkeit die äußerlichen Bußübungen, die ihm dafür auferlegt wurden, Nachtwachen, Fasten, lange Gebete, ja er that noch mehr als der Beichtvater ihm auferlegt hatte. Was Wunder, daß er trotz seiner harten Er ziehung durch solche Selbstmarterung körperlich herun- terkam! Die Zeit, die ihm von solchen religiösen Uebun- gen noch übrigMeb, verwandte er mit eisernem Fleiß auf Am Lutherfeier. Interessantes aus Luthers Leben. Luther war ins Kloster gegangen, «eil er hoffte, als Klosterbruder sich den Himmel verdienen zu können. Mit einer Energie der Seele, die ihresgleichen suchte, ging er denn nun ans Werk, dieses Ziel zu erreichen. Die Anbetung der Maria, die im Kloster mit glühen der Begeisterung betrieben wurde, genügte ihm noch nicht. Er wandte sich mit seinen Gebeten auch noch an andere Heilige, die ihm helfen sollten, in den Him mel zu kommen, so besonders an die heilige Anna, den heiligen Georg und den Apostel Thomas. Namentlich von letzterem, der ja selbst so sehr an Kleinmut gelit ten, hoffte er Mitgefühl mit seinen Seelenleiden. — Mil der Beichte seiner Sünden, die er wie jeder Kloster bruder mindestens einmal in der Woche vor seinem Beichtiger abzulegen hatte, nahm er es peinlich genau.