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22 Eisenbahn-Detrieb. In der Versammlung des Vereins der Civil-Jngenieure in Paris am 4. Dezember bildete den Gegenstand der Verhandlung eine Mittheiluiig des Herrn'Nozo über zweierlei Systeme von Signalen, mittelst welcher die Kon- Luktenre und Bremser sich augenblicklich mit dem Maschinisten während der Fahrt in Verbindung setzen können. Er bemerkte unter Anderm: von der ersten Zeit ihres Betriebes an wurden auf der Nordbahn in der doppelten Absicht, eine Kontrole über die Billete unterwegs zu handhaben und eine Verbindung mit dem Maschinisten zu ermöglichen, Fußtritte außerhalb der Personenwagen ange bracht, welche den Kondukteuren gestatteten,von einem Wagen zum andern den ganzen Zug entlang ohne Gefahr zu gelangen., Später (in 1853) wurden solche Fußtritte auch an dem Tender der Lokomotive angebracht, so daß nunmehr die Zugmeister bis auf die Platform der Lokomotive kommen konnten. Zn letzter Zeit endlich (1855) hat man, um eine augenblickliche Verbindung zwischen dem Zugpersonal und dem Maschinisten zu erhalten, auf allen Eilzugsmaschinen be sondere Dampfpfeifen angebracht, welche mittelst einer über alle Wagen gehende Schnur in Wirksamkeit gesetzt werden kann. Diese Schnur, welche im Bereich aller Kondukteure des Zugs sich befindet, ist der Art angebracht, daß sie die Trennung und Verbindung der Wagen eines Zugs unterwegs nicht hindert. Im August v. I. wurden die Gesellschaften der französischen Bahn durch ein Schreiben des Ministers der öffentlichen Arbeiten aufgefordert, das jenige Verbindungsmittel zwischen Zugpersonal und Maschinisten in den Bahn zügen in Anwendung zu bringen, welches auf der Orleansbahn eingeführt ist. Letzteres besteht darin, daß auf dem Tender eine Glocke angebracht wird, deren Schwengel mittelst einer Schnur von dem Koudukteursitz auf dem ersten Gepäckwagen hinter der Maschine aus in Bewegung gesetzt wird. Der Kon- dukteursitz ist selbstverständlich so angebracht, daß der Kondukteur der Maschine den Nucken zuwendct und den ganzen Zug überblickt. Die Verwaltung der Nordbahn, welche in der so angewendeten Signalglocke weniger Sicherheit fand, als in der oben erwähnten Dampfpfeife, suchte nun beim Ministerium der öffent lichen Arbeiten um die Ermächtigung nach, bei allen Personcnzügen die Signal pfeife anwenden zu dürfen, indem sie sich bei den Güterzügen den ministerielle» Vorschriften unterwerfen wollte. Nachdem diese Ermächtigung ertheilt war, ließ Herw Petiet, Cbef des Betriebs, verschiedene Arten von Dampfpfeifen und Glocke» für den bezeichneten Zweck untersuchen; die zur Anwendung be stimmte Dampfpfeife ist von der gewöhnlich an den Lokomotiven befindlichen ver schieden, und zwar durch einen viel schärferen und kürzeren Ton. Sie ist neben der alten, also in der Nähe des Maschinisten angebracht und so eingerichtet, daß durch das Anziehen der Schnur ein Ventil sich öffnet und den Dampf in den Zylinder eintreten läßt, von welchem aus er auf die Pfcifenglocke wirkt; Leim Nachlassen des Zugs der Schnur schließt sich das Pfeifenventil und die Wirkung hört auf. Eine solche Dampfpfeife wiegt im Ganzen nur 2'/- Kilogr. und kostet 14^ Fr. Die Glocke, welche bei Güterzügen auf dem Tender ange bracht ist und von dem Kondukteur auf dem ersten Gepäckwagen geläutet werden kann, wird auf der Nordbahn von Gußstahl in Halbkugelform gemacht. Das Läuten geschieht durch Anziehen und Nachlassen der Schnur, wobei eine Feder die Wirkung des Hammers vermittelt. Das Gewicht der Glocke mit allem Zugehör beträgt 7,7 Kilogr. und die Koste» sind 14,6 Fr. ^HerrZNozo setzte hierauf die Vorzüge auseinander, welche bei Personcnzügen die Pfeife vor der Glocke voraus habe,und hob insbesondere hervor, daß nur bei ersterer die Schnur über den ganzen Zug gezogen und so in das Bereich des ganzen Zugpersonals ge bracht werden kann, was bei der Glocke nicht Mit gleicher Zuverlässigkeit geschehen könne, wehhalb diese nur von dem Kondukteursitz des ersten Wagens aus in Bewe gung zu setzen sey. Auch sollten bei einem Unfälle nur solche Zeichen gegeben wer den, welche am wenigsten Geistesgegenwart erheischen, und dieß sind offenbar die Zeichen mit der Pfeife. Bei langen Güterzügen, welche aus Wagen von ver schiedener Form und Höhe zusammengesetzt sind, lasse sich dagegen die Pfeifen leine nicht gut anwende», und hier sey auch ihr Bedürfniß weniger dringend; weßhalb man sich hier auf die Glocke beschränken möge. — Daß ans deutschen Bahnen die Vorkehrung der sogenannten Pfeifenliuie, welche übrigens auf keine besondere, sondern ans die gewöhnliche Dampfpfeife wirkt, seit etwa 15 Jahren in Anwendung ist, scheint in Frankreich nicht bekannt zu seyn. Steinkohiengeunmiung in Großbritannien. Aus der Mittheilung im Akzionär über die Bergwerksprodukzion Großbri tanniens im Jahre 1856 führen wir das Nachstehende über die Steinkohlen- produkzion hier an. Die gesammte Anzahl der 1856 in dem Vereinigten König reiche im Betriebe gewesenen Gruben beläuft sich ans 2829. lieber die Pro- dukzion und den Vertrieb der Kohlcnwerke in den verschiedenen Kohlenbecken oder Feldern wird Nachstehendes bemerkt: England. Das nördliche Kohlenfeld von Durham und Northumber- land, welches einen Theil der Küstengegendcn Norddeutschlands auch mit treff lichem Brennmaterial versieht, umfaßt 270 Gruben, welche in 2 Jnspckzions- distrikte. getheilt sind. Die Prodnkzion derselben vertheilt sich also: Kohle», ins Ausland verschifft 3,583,908 Tons Küstenweis verschifft 5,459,527 „ Auf Eisenbahnen versendet 2,257,000 „ Nach London pro Eisenbahn 164,534 „ Auf den Eisenwerken verbraucht 2,298,000 „ Eigener Verbrauch auf den Gruben 130,000 „ In den Fabriken und zu andern Zwecken verbraucht . . 1,600,000 „ Summe 157492,969 Tons In Cumberland standen 28 Gruben im Betriebe, die zn einem der vor hergehenden Jnspekzionsbezirke gehöre» und deren Prodnkzion die folgende war: Verschifft 565,947h? Tons Auf den Bahnen versendet 64,316 „ Bei den Eisenhütten verbraucht 64,628 „ Verbrauch auf den Gruben 3,500 „ dito in de» Fabriken und Städten 215,500 „ Summe 913,891 Hz Tons. In Uorkshire waren 399 Gruben, die einen Jnlpekzionsristrikt bilden, im Betriebe; die Prodnkzion dieses Distrikts des West. Riding bestand 1856 in 9,083,525 Tons. Derbyshire und Nottinghamshire. Die Anzahl der in diesem Ju- spekzionsbezirk betriebenen Gruben beträgt 200, von denen 176 auf die erste und 24 auf die zweite Grafschaft kommen. Die Produkzion wird ans folgende Weise bestimmt: Gesanimtverkanf in Nord-Derbyshire 257,825 Tons Nach Staveley abgcsetzt 250,000 „ Gesanimtverkanf in Süd-Derbyshire und Nottinghamshire . 1,018,500 „ Ans Nord-Staffordshire verschifft . 140,000 „ Die Gruben bei Burton-on-Trent 212,000 „ Absatz nach Gloffop 80,000 „ „ „ Dronfield 150,000 „ „ „ dem Denbigh-Thal 150,000 „ „ „ Grewash, Nipley und Nottingham .... 445,000 „ Verbrauch auf den Eisenwerken 484,000 „ „ der Kalkbrennereien 26,000 „ „ der Gruben selbst 30,000 „ Absatz ans dem Lande 50,000 „ Summe 3,293,325 Tons. Warwickshire enthält 16 im Betriebe stehende Gruben, mit 335,000 T. Prodnkzion. — Leicestershire 14 Gruben mit 632,478 T. Prodnkzion, die kheils in der Grafschaft selbst verbraucht oder nach andern Gegenden abgesetzt werden. Staffordshire und Worcestershire zerfällt in die beiden Jnspekzionsbezirke von Nord- und von Süd-Staffordshire. Der erstere umfaßt 123 und der zweite 425 Gruben, deren Prodnkzion folgende ist: Süd-Staffordshire nnv Worcestershire .... 6,010,500 Tons Nord-Staffordshire 1,295,000 „ Summe 7,305,500 Tons davon werden wenigstens 4 Mill. Tons beim Süd-Staffordshirer Eisenhütten wesen verbraucht — Lau cash, re. Die Gruben dieser Grafschaft gehören zwei Juspekzionsbistrikten an, der nördliche und östliche Distrikt mit 248 und der westliche mit 111 Gruben. Die Prodnkzion dieser wichtigen Kohlenfelder betrug 1856 . . 8,950,000 T. Der Absatz wird durch verschiedene Eisenbahnen und durch Verbrauch i» der Provinz mit großen Fabrikstädteu, wie Manchester, selbst bewirkt. Cheshire enthält 31 Gruben mit einer Prodnkzion von 754,327 T. Shropshire 55 Gruben mit 752,100 T. In Gloneestershire, Somerset- shire und Devonshire standen 1856 in erster Grafschaft 56, in der zweiten 29 und in der dritten 2 Gruben im Betriebe mit Prodnkzion von 1,530,000 T. Wales. In Nordwales standen auf Ang lese« 5, in Flintshire 42 und in Derbigshire 34 Gruben im Betriebe, von denen die der beiden ersten Distrikte 519,500 und der letztere 527,000 T., zusammen 1,046,500 T. Pro- duzirten. Südwales hat in Glamorganshire 165, in Carmartheushire 57, in Pembrockshire 17 und in Monmouthshire 65 Gruben, die in zwei Jnspekzionsdistrikte vertheilt, 304 im Betriebe stehende Zechen bilden. Die Pro dukzion war 1856: in den Anthracit-Distrikten . . - - 964,500 Tons „ „ Backkohlen- „ - - - - 7,954,600 „ Summe 8,919,100 Tons. Diese wurden theils auf Eisenbahnen, theils aus deu Häfcu Cardiff, Swansea, Newport und Llanclly küstenweis und seewärts versendet, während auch ein großer Theil im Lande selbst beim Eisen- und Knpferhütlenwesen rc. verbraucht wird. Schottland. Die Kohlengruben dieses Landes zerfallen in zwei Distrikte, von denen der östliche 199 und der westliche 206 Gruben umfaßt, die im Jahr