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geklagten das Gepäck nicht hätten zur Beförderung auf geben dürfen, so habe das Gericht gleichwohl die volle Ueberzeugung von der rechtswidrigen Absicht der Ange- geklagten nicht gewinnen und bei dem obwaltenden Zwei fel nicht anders erkennen können. — Bayern. Die Zunahme der Hypothekenschul den wirft ein Helles Licht auf die bedrängte Lage des Grundbesitzes. 1848 betrug bei der Hypotheken- und Wechselbank in München die Zahl der Schuldner 4822, die Schuldsumme belief sich auf 14 Mill. Gulden; 1881 beliefen sich die Pfandbriefdarlehen desselben Instituts auf 324 Mill. M., 1882 auf 383 Mill, in 50825 Dar- lehnsposten. Man sieht, das Unglück reitet schnell. Die drei größten bayerischen Bankinstitute, die bayerische Hy pothen- und Wechselbank und die beiden jüngeren An stalten: bayerische Bereinsbank und süddeutsche Boden kreditbank, hatten 1881 an 80000 Schuldner 502 Mill. M. Hypothekendarlehen gewährt. Die Zunahme der Bankschuldner hat sich seit 1848 nahezu verzwanzigfacht die der Bankschulden mehr als verzwanzigfacht, wöbe kleinere Banken und Pfandbriefanstalten noch gar nicht mitgerechnet sind. Zieht man ferner die große Zahl sol cher Schuldner in Betracht, welche von den Stiftungen und Privaten Gelddarlehen genommen haben, so ergiebt sich eine so hohe Zunahme der Verschuldung seit 1848, besonders aber seit 1866, seit welcher Zeit erst die Bank gründungen und die stärkste Zunahme der Pfandbriefdar lehen datieren, daß eine Einschränkung und Begrenzung im Interesse der Landwirtschaft und des ganzen Staates unbedingt geboten erscheint. Sonst werden in 1 oder 2 Jahrzehnten die Schuldzinsen den gesamten Ertrag der Landwirtschaft verschlingen. Oesterreich - Ungar». — Im Tisza-Eszlarer Prozeß steht nunmehr der Urteilsspruch unmittelbar bevor, nachdem am 31. Juli die Verhandlung geschlossen wurde, in welcher der Pri vatkläger Szalay noch seine angekündigte Replik hielt; er blieb bei seiner Ueberzeugung, daß ein ritueller Mord vorliege, griff die Plaidoyers der Verteidiger heftigst an und zog sich wiederholt Rügen von dem Präsidenten zu. Nachdem noch die Verteidiger sich einzeln auf die Aeu- ßerungen Szalays zurückgeäußert, wurde die Publizie rung des Urteils auf den 2. d. festgesetzt. — Die Stadtvertretung von Olmütz hat einstimmig die begehrte Errichtung einer tschechischen Volksschule in Olmütz abgelehnt. Frankreich. — Von den Herausgebern des Pariser Hetzblattes „L'Antiprussien" war behufs Gründung einer nationalen Liga gegen das Eindringen deutscher Kommis und Ar beiter eine Versammlung veranstaltet worden, die aber bei schwacher Beteiligung vollständig Fiasko gemacht hat. Für Deutschland hat diese Versammlung lediglich des halb ein gewisses Interesse, weil dabei festgestellt wurde, daß die Herausgeber des „Antiprussien" Royalisten sind, welche der republikanischen Patriotenliga Konkurrenz machen wollen. Deshalb ließ auch der „Revanchedich ter" D^roultzde, der sich bei den Demonstrationen gegen den deutschen Turnverein einst „berühmt" machte, durch einen seiner Vertrauten feierlich gegen jede Gemeinschaft mit diesen Leuten protestieren. Die beabsichtigte Bil dung einer Liga kam gar nicht zu stände, weil die große Mehrheit der Anwesenden trotz ihres Deutschenhasses mit den Veranstaltern der Versammlung nichts gemein haben wollte. Niederlande. — Um die deutschen Aussteller in Amsterdam vor Uebervorteilung und Zurücksetzung durch die Vertreter der fremden Nationalitäten zu schützen, haben sich die deutschen Mitglieder der internationalen Jury zu einer „deutschen Kommission für die Amsterdamer Ausstellung" vereinigt und zu ihrem ersten Vorsitzenden vr. Dahl mann, Sekretär der oberbayerischen Handels- und Ge werbekammer in München, gewählt. Obwohl die deut sche Abteilung auf der Ausstellung als gelungen bezeichnet wird, haben die deutschen Aussteller doch wenig Aussicht auf Preise, da Franzosen, Belgier und Holländer in al len Gruppen eine erdrückende Mehrheit besitzen. England. — Wie aus Kapstadt nach London gemeldet wird, ist an Bord eines englischen Schiffes ein Passagier, in welchem der Angeber in dem Dubliner Prozesse, Carrey, erkannt wurde, durch einen anderen irischen Passagier, namens O'Donnel, erschossen worden. — Dix Gesundheitspolizei in London hat endlich be sohlen, alle angelangten und anlangenden Ladungen ägyp tischer Hadern müßten an einem bestimmten Orte depo niert und vor Weiterschaffung desinfiziert werden. Die öffentliche Meinung verlangt freilich mehr, nämlich Ver nichtung solcher Ladungen. Afrika. — Aegypten. Unter den englischen Truppen in Kairo mehren sich d,e Todesfälle an der Cholera, der Gesundheitszustand derselben wird aber im allgemeinen doch al« ein befriedigender bezeichnet. Während der letz ¬ ten 24 Stunden bis zum 30. Juli früh 8 Uhr starben an der Seuche in genannter Stadt 330 Personen, in Shibin-el-Kum 54, Mehalleh 26, Ghizeh 46, Tantah 34, Alexandrien 4, in einer Anzahl anderer Ortschaften zusammen 232 Personen. — Der Khedive hat sich gegen die sofortige Aufhe bung des in Alexandrien errichteten Sanitätskordons aus gesprochen, weil dieselbe in den Küstenstaaten des mittel ländischen Meeres einen ungünstigen Eindruck machen würde. Amerika. — Vereinigte Staaten. Mit einer journali stischen Leistung, die man, um sie ganz würdigen zu ler nen, mit dem Zollstock studieren muß, hat die New-Aor- ker „Times" vor kurzem ihre Leser überrascht. Sie hat im ganzen Lande in betreff der nächstjährigen Präsident schaftsaussichten nach der Stimmung geforscht und das Ergebnis dieser Erhebungen ihren Lesern in einem Ar tikel von 49 eng bedruckten Spalten oder, die Spalte zu 21 Zoll gerechnet, von 85 Fuß 9 Zoll vorgelegt. Die veranstalteten Nachforschungen erstrecken sich über sämtliche Staaten, in denen sie wieder 400 verschiedene Punkte umfassen. Ist ein solches Unternehmen an und für sich schon zum Erschrecken, so ist das Resultat des selben dies noch in viel höherem Grade. Es wurden nämlich durch die angestellten Erhebungen nicht weniger als 41 republikanische und 40 demokratische Präsident- schaftsaspiranten zu Tage gefördert, ein wahrhaft beäng stigender Beweis dafür, wie weit die amerikanische Na tionalitätskrankheit, das Präsidentenfieber, um sich ge griffen hat. Und dabei hat bis zur Präsidentenwahl noch mehr als ein Jahr zu verfließen, welches gewiß noch von einer erklecklichen Anzahl weiterer Staatsmän ner dazu benutzt werden wird, sich gleichfalls präsident schaftstüchtig zu melden. — Der ungetreue Schatzmeister des Staates Ten nessee, Polk, welcher über 400000 Dollars durchgebracht hat, ist zu 20jährigem Gefängnis und Bezahlung der unterschlagenen Summen verurteilt worden. Vermischtes. * Aufs neue ist das an der Oder belegene Terrain von Breslau von einer Ueberschwemmung betroffen wor den, welche die aus dem oberen Gebiet der Oder wie aus der Neisse kommenden Wassermassen veranlaßt ha ben. Die Verbindung mit einigen Ortschaften ist des halb von Breslau aus nur mittels Kahnes möglich. * In Niederschlesien hat sich infolge des Hochwassers eine entsetzliche Plage eingestellt. Myriaden von Mücken üllen die Luft und zwingen die Menschen zu einem fort währenden Kampfe gegen die Blutsauger, die auch die Häuser in ganzen Wolken füllen. Bei einem Versuche, die lästigen Insekten durch angezündetes Stroh zu ver- agen — alle anderen Mittel erweisen sich als nutzlos —, ist in Liegnitz ein Haus in Brand geraden. * Die über das Elementarereignis auf der Insel Ischia eintreffenden ausführlichen Berichte malen Bilder ürchtbarer Art über die Katastrophe, der nach den neue- ten Schätzungen 4000 Personen zum Opfer gefallen ind, wovon auf Forio 300, Lacco 1000, Casamicciola 2500—3000 kommen ; andere Nachrichten melden sogar von 5000 Opfern. Der Anblick, welchen Casamicciola üetet, ist ein entsetzlicher. Kein Haus blieb von der Katastrophe verschont. Die Straßen, in welchen Hun derte von Toten lagen, glichen einem Schlachtfelde. Biele der Ueberlebenden irren, durch die grauenhaften Ereig nisse in Wahnsinn versetzt, zwischen den Ruinen umher. Als man zur Hilfeleistung herbeieilte, boten die Ueber lebenden, die, vom Schrecke bleich, am ganzen Leibe zit terten, von Blut und Kot bedeckt waren, einen entsetzli chen Anblick. Zahlreiche Familien sind vollständig ver nichtet. Unter den Opfern befinden sich viele Personen aus den höheren Gesellschaftskreisen Roms und Neapels. Die durch Aufgebot von Soldaten aus Neapel und Rom unterstützten Rettungsarbciten, welche bei anhaltendem Regen noch dadurch sehr erschwert wurden, daß die Ruinen förmliche Berge bilden, sind in Casamicciola in der gestrigen Nacht vollendet worden. Dabei wurden 15 lebendig begrabene Personen befreit, darunter eine ganze Familie, welche in einem Keller verschüttet gefun den wurde. Auch bei den Rettungsarbeiten gab es mehrere Tote, unter welchen sich einige Soldaten befin den. Die Beerdigung der Toten bietet große Schwie rigkeiten. Nachdem die Kirchhöfe in Casamicciola, Lacco und Foria bereits überfüllt sind und die Leichenbergung wegen der vorgeschrittenen Verwesung lebensgefährlich ist, beschloß der Arbeitsminister, die Leichen mit Kalk zu überschütten. Am heutigen Tage wird König Humbert mit mehreren Ministern auf der Insel eintreffen. Er hebend ist der in ganz Italien sich tundgebende Eifer, den Unglücklichen, welche nur das nackte Leben gerettet haben und deren Habe unter den Trümmern der Häuser begraben liegt, durch Geldspenden zu Hilfe zu kommen. Der Provinzialrat von Neapel hat 100000 Lire, die Nationalbank die. gleiche Summe angewiesen. DerPapW^ spendete 20000 Äre; der Ministerrat beschloß, SOOOOM Lire zur Verfügung zu stellen, ebenso hat der König eiWW beträchtliche Summe angewiesen. — Bon TodessällertW Deutscher auf der Insel ist bisjetzt noch nichts bekannt^ geworden. Eine Depesche des deutschen Konsuls inM Neapel an den Generalkonsul in Rom meldete, daß zahl-HÄ reiche deutsche Familien, welche sich während dem beben auf Ischia befanden, gesund und wohlbehalten i».A Neapel angekommen sind. Ä * Schweres Unheil hat eine in voriger Woche MW der Pulverfabrik zu Ochta (Gouvernement St. Peters-M bürg) stattgefundene Explosion angerichtet. ES explodier-W ten 20 Pud (über 650 Pfd.) Pulver und das betreffendste Gebäude wurde gänzlich zerstört. Die Zahl der Opfers ist noch nicht bekannt, doch spricht man von 100 Perso- - neu, die teils tot auf der Stelle blieben, teils tödlich Z verletzt wurden. Die Sorglosigkeit der russischen Arbei-? ter in den Pulverfabriken hat schon häufig ähnliche Ka- Ä tastrophen herbeigeführt. * Die Aufstellung des Germaniastandbildes am Nie« W derwaldenkmal ist am 28. Juli bis auf einen Arm glück- H sich vollendet worden. Bereits um 8 Uhr morgens O hatte sich eine größere Menschenmenge eingefunden, welche 's dem Aufzuge des mächtigen Kopfes beiwohnen wollte, h Langsam hob sich derselbe, stieg majestätisch empor und s war gegen 12 Uhr aufgewunden. In dem 7 Etagen hohen Gerüst zeigte sich keine Schwankung, das mächtige ' Seil an dem Flaschenzuge, welches sich bereits bei dem - ' Aufzuge der 3 Hauptstücke bewährt hatte, lief glatt über " die von 8 Arbeitern bewegten Rollen. Mit dem Fahr« stuhle wurde der Kopf über die aufgerichtete Gestalt gv- H bracht und dann langsam gesenkt. Ein Hurra vom Ge- Z rüste verkündete die Bollendung und gab das Zeichen zu , jubelnden Kundgebungen, u. a. wurde dem Direktor der Münchener Erzgießerei, v. Miller, der die Aufstellung der in der Gießerei hergestellten Germania mit großer Ruhe und Umsicht geleitet hat, ein donnerndes Hoch ge- Z bracht. In diesem Augenblicke kamen die Arbeiter, welche die Verschraubungen im Innern fertigstellen, aus dem I Ellenbogengelenke des Armes, an welches das letzte Arm« stück mit der Reichskrone noch eingesetzt wird, heraus und stimmten in das Hoch auf ihren Meister ein. Wenn § bisher noch vielfach Zweifel darüber geherrscht hatten, I ob die Germania auf der Höhe groß genug erscheinen werde, so sind dieselben jetzt beseitigt. Sie wirkt über- H allhin, auch vom Rheine aus gesehen, kolossal, und die ; Schönheit der Figur wird voll zur Geltung gelangen. > In 8 Tagen beginnt Professor Lenz aus Nürnberg die L Aufstellung der Kolossalfiguren „Krieg" und „Frieden", ; nach deren Vollendung erst die ganze Silhouette richtig zu Tage treten wird. * Der Seehundsfang ist auf den schleswigschen Wat- ten in diesem Jahre ein außerordentlich lohnender. Eine , Seehundsjagd bietet des Interessanten gar viel. Dw i Jäger nähern sich dem Lande möglichst ungesehen, indem Ä sie sich flach auf den Boden des Bootes legen, sich dann A rasch ans Ufer und mit ihren geladenen Schießwerkzeu- gen und Knitteln möglichst schnell unter die bereits in H voller Bewegung befindlichen, dem Wasser zueilenden Seehunde begeben. Der Augenblick muß dann ausgenutzt H werden und eine Jagd der wildesten Art, die, wenn der M einzige Schuß abgegeben ist, mittelst starker Knittel fort- H gesetzt wird. Der Kopf des Seehundes wird immer als A Zielscheibe genommen. In einem Moment ist die Jagd vorüber und die erlegten Exemplare wälzen sich dann ' blutend auf dem Schlick umher, bis ihnen schließlich da- H s Lebenslicht völlig ausgelöscht wird. Hierauf werden die M erlegten Tiere ins Boot geschleppt, die Kadaver schon ( unterwegs ausgeweidet und die Eingeweide dem Meere wiederum zur Beute anderer Raubfische überliefett. Bei der wilden Flucht der Tiere vor dem Jäger setzen die Jungen sich auf den Rücken der sie säugenden Seehün dinnen. * Zu Emmern in der Lüneburger Heide lebt eine alte Jungfer, welche am 29. d. das seltene Alter von 118 Jahren erreicht hat. MU«» mu«- Litterarisches. Nr. 4S des praktischen Wochenblattes für alle Haus frauen „Fürs HauS" (Preis vierteljährlich 1 Mark) enthält: Für Gesunde und Kranke. — Auf dem Lande wächst alle« zuk — Schwimmen. — Johannirbeerweinbereitung. — Leben-reael! — Gepreßte Blumen. — Hausbaltungspensionatc. — Einmachen de» Obste«. — Die Lerche. — Der stngende Topf. — Für den Erwerb. — Unsere Kinder. — Musik. — Hausdoktor. — Ht" garten. — Hau-miltel. — H-u-tiere. — Die Wäsche. — Hi «träte. — Für die Küche. — Rebu«. — Fernsprecher. — Echo. — Briefkasten der Schriststelle. — Anzeigen. — Probcnummer gratis in allen Buchhandlungen. — Notariell beglaubigte Auflage . > - ckrankenöerger Mchennachrichten. Freitag, den S. August. Früh 8 Uhr: Wochenkommuniou; Herr Oberpfarrer iksch.