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L»« Eine dritte Klaffe von Eisenbahnen in Belgien bilden endlich die mit größeren industriellen Etablissements in Verbindung stehenden und ebenfalls Pri vaten angehörigen. Es sind deren 41, wovon die wichtigste» die von Haut- und Bas-Flenu mit 55.788 Kilom. Länge, die Kohlenbahn von Saint Ghislain, 15 Kilom. und die der Steinbrüche von Ouenast, 7.5 Kilom. lang. Eisenbnhn-Detriebsmittel. Ueber die Röhrenkessel.") Der Erfolg, welchen man mit der Einführung der Röhrenkessel bei den Lokomotiven erlangt hat, hat zu der Meinung geführt, daß das Röhrensystem mit gleichem Bortheil auch bei anderen Kesseln, sowohl für feststehende, als für lokomobile Maschinen, anwendbar sey. Daher rührt die große Menge von Kesselformen mit horizontalen und vertikalen Röhrensystemen, womit man gegen wärtig so oft die Dampferzeuger überlastet. Da aber die Vortheile, welche man sich von dieser Anordnung bei Schiffsdampfmaschinen versprach, die gehegten Erwartungen durchaus nicht erreichten, so sing man mehr und mehr an, den allgemeinen Werth solcher Röhrenkeffel zu bezweifeln, und gegenwärtig wendet man dieselben in England nur noch in der Ausdehnung an, wie es früher ge schehen war. Die vielröhrigen Kessel, sagte» die Gegner derselben, haben vor gut kon- struirten, gewöhnlichen Kessel» nur in Beziehung auf die Verdampfungskraft unbedeutende Vortheile, dagegen stehen sie gegen dieselben zurück, insofern sie theurer im Ankauf und in der Unterhaltung und häufiger Störungen ausgesetzt sind. Der ganze Werth, den man ihnen bei ihrer Anwendung an Lokomotive» lassen wollte, sollte nicht auf der Gestalt und Größe der Heizfläche beruhen, sondern auf ihrer Verbindung mit dem durch den Schornstein abgehenden Dampf strahl zur Vermehrung des Zugs und der Verdampfnngskraft. Man machte darauf aufmerksam, daß die erste Anwendung des Dampfstrahls genau aus der selben Zeit herrühre, wie die der Röhrenkeffel und daß das Ausbissen des Dampfes bei einem Röhrenkeffel unerläßlich sey; man sey nur durch eine ober flächliche Betrachtung der gewonnenen Resultate darauf geführt worden, das, was aus der Verbindung beider Umstände folge, der Form allein zuzuschreiben, und die Heizfläche eines Röhrenkeffels ohne ausblasenden Dampfstrahl habe kein erheblich größeres VerdampfungSvernrögen, als die eines gewöhnlichen Kessels von gleichen Dimensionen. Dafür liefern auch die so wenig zufriedenstellenden Resultate der Versuche, die man bei der Marine und verschiedenartigem anderem Betriebe angestellt habe, hinlänglichen Beweis. Endlich dürfe man die Röhren oberfläche, welche man gewöhnlich mit dem Namen „Heizfläche" bezeichne, nicht mit der effektiven Berdampfungsfläche verwechseln, da die Röhrenfläche eine sehr große Ausdehnung haben könne, während die direkte Verdampfungsfläche, durch welche dem Dampfe seine gehörige Spannung ertheilt werde, viel kleiner sey. Diese Frage ist keineswegs neu, und schon im Jahre 1842 hat Dewrance, Ingenieur auf der Liverpool-Manchester Bahn, in Verbindung mit Woods, Verfasser eines Werks über die Lokomotivkeffel, Versuche über die Verdampfungs kraft des röhrenförmigen Theils eines Lokomotivkcffels angcstellt. 3» diesem Zwecke bedienten sich dieselben des Kessels einer auf der genannten Bahn in Betrieb stehenden Lokomotive und trennten durch geeignete Mittel das Wasser in dem röhrenförmiges Theile von dem in der Feuerbüchse befindlichen. Da sie aber auf diese Weise noch keine hinlänglich genauen Resultate erzielten, so theilten sie einen kleinen Röhrenkeffel durch vertikale Scheidewände in sechs Ab teilungen, um das in jeder dieser Abteilungen enthaltene Waffergewicht genau bestimmen zu können. Die erste dieser Abteilungen hatte von der Feuerbüchse an 15V Millimeter Länge, die übrigen fünf 300 Millimeter; jede Röhre war 1.65 Meter lang. Die gewonnenen Resultate waren folgende: Jedes Quadrat- decimeter Heizfläche der ersten Abteilung verdampfte ungefähr ebenso viel Wasser, als jedes Quadratdecimeter der Feuerbüchse. In der zweiten Abteilung ver dampfte jedes Quadratdecimeter Röhrenfläche nur etwa ein Drittel dieses Be trages. In den übrigen vier Abteilungen war die Verdampfung so gering, daß man überhaupt an irgend einer Wirkung zweifeln kann. Dewrance und Woods sind dadurch zu dem Schluffe geführt worden, daß bei einem Röhren kessel von der zum Versuche benutzte» Konstrukzion die ersten 15 Centimeter des Rührensystems eine größere Verdampfungskraft haben, als die nachfolgenden 1.5 Meter. Immerhin blieb aber die Frage noch unentschieden, weil die Versuchs resultate nicht veröffentlicht worden sind, bis die kürzlich in Newcastle angestellten Versuche die alten Zweifel wieder auffrischten. Hier sollten die mit einen, für die Schiffahrt bestimmten Röhrenkeffel vorgenommenen Versuche als Ausgangs punkt für die Vergleichung mit der Verdampfungskraft der verschiedenen, zur Prüfung eingesendeten Keffelformei, dienen. Man bezweifelte aber voü vorn ') Aus dem „Polytechnischen Centralblatt" nach dem „Toellnoloxists." herein, daß jener Röhrenkeffel die Probe mit den konkurrirenden Formen aus halten werde, und in der That gab ein Kessel von W. Williams, der nur die gewöhnliche Form hatte, aber hinsichtlich der Fenerungsanlage eigenthümlich konstruirt war, günstigere Resultate, als der Normalkeffel. Nm nun einestheils die Zweckmäßigkeit seiner Feuerung nachznweiseu, anderntheils aber auf den zu , hoch angenommenen Standpunkt der Röhrenkeffel aufmerksam zu machen, erinnerte Williams an die Resultate von Dewrance und Woods und unternahm selbst einige Versuche über das Vcrdampfungsvermögen der verschiedene» Längenstücke einer an einem Ende erhitzten Röhre. Um möglichst einfache, von allen Nebenumständen unabhängige Resultate zu erhalten, bediente sich Williams einer einzigen, gewöhnlichen Röhre aus Schmiedeeisen von 75 Millimeier Durchmesser, durch welche er die Verbrennungs produkte eben so leitete, wie dies bei den Röhrenkeffeln der Lokomotiven oder Dampfschiffe der Fall ist. Auf diese Weise konnte man mit vollständiger Ge nauigkeit sowohl die Temperatur der Verbrennungsprodukte in jedem Augenblicke des Versuchs beobachten, als die Verdampfungskraft jeder einzelnen Abtheilung bestimmen. Die Rühre war 1.35 Meter lang, auf ihre ganze Länge mit Wasser umgeben und in fünf Abtheilungen getheilt, von denen die der Feuerung zunächst liegende 150 Millimeter und die übrigen je 300 Millimeter Länge hatten. Hinter der fünften Abtheilung war die Röhre mit einem abgerundeten Knie nach oben nmgebogen und hatte dann noch 0.6 Meter vertikale Höhe. Diese Röhren von 75 Millimeter Weite sind die, welche man bei der englischen Marine gewöhnlich anwendet. Die drei mit dieser Röhre angestellten Versuche wurden unter fol genden verschiedene» Umständen vorgenommen: 1) Beim ersten Versuche gewann man die Verbrennungsprodukte vermittelst eines großen, doppelten Gasbrenners aus einem Laboratorium, wobei man auf Abscheidung aller Unreinigkeiten, die sich in fester Form Härten absetzen können, sorgfältig Bedacht nahm. Die Temperatur der aus der Röhre entweichenden Verbrenuungsprodukte wurde so regulirt, daß sie sich der, welche die Verbren nungsprodukte beim Eintritt in die Rauchkammer eines Schiffsdampfkessels ge wöhnlich haben (260" C.), so viel als möglich näherte. 2) Beim zweiten Versuche wendete man Speisewaffer von durchschnittlich 87" C., statt vorher von 7", an, um sich so mehr den. Zustande eines im vollen Betriebe befindlichen Kessels zu nähern. Zu diesem Zwecke wurde das Wasser erst in einem besonderen Gefäße bis zum Kochen erhitzt und dann in die Röhre i eingefüllt. 3) Beil» dritten Versuche, wo es sich darum handelte, Verbrennungspro dukte von einer höheren Temperatur zu erzeugen, gewann man die nöthigc Hitze durch eilten mit Cokes geheizten Ofen. Die Verbrcnnungsprodukte zogen drei Stunden lang mit sehr gleichförmig bleibender Temperatur von durchschnittlich 427" C. aus dem 1.5 Meter langen Rohre ab. Das bemerkenswertheste Resultat dieser Versuche bestand darin, daß bei alle» diesen, so wie auch noch bei vielen anderen Versuchen eine bedeutende Ver minderung der Wärmeabgabe in den fünf klnterablheilungen der Röhre und eine derselben entsprechende Verminderung des Verdampfungsvermögens sich auf das Entschiedenste kundgab. In der ersten Abtheilung, welche nur halb so lang, als jede der übrigen war, war die veidampste Waffermenge bedeutend größer, als i in irgend einer der anderen, und sogar noch größer, als in allen vier übrigen zusammen genommen. Besonders auffallend war die fortschreitende Abnahme der Wärmeabgabe in den einzelnen, auf einander folgenden Abtheilungen. Bei den ersten beiden Versuchen nahm die erste Abtheilung von der im Ganzen 1.35 Meter langen Röhre 0.15 Meter Länge ein, während die übrigen Abtheilungen je 0.30 Meter Länge hatten. Beim dritten Versuche verlängerte man die Röhre bis zu 1.5 Meter und theilte sie in fünf gleiche Abtheilungen von je 0.30 Meter Länge. Diese verschiedenen Abtheiluiigen, die durch dicht schließende Scheidewände von einander abgetrennt waren, bildeten, so zu sagen, ebenso viele besondere Kessel. Jeder enthielt eine genau gleiche Menge Wasser mit einem Thermometer, um die Wärmeznnahme in den verschiedene» Perioden der Versuchsreihen zu messen. Auch am äußersten Ende der Röhre wurde ein Thermometer ausgestellt, vermittelst dessen die Temperatur der abziehenden Ver brennungsprodukte bestimmt wurde. Außerdem hat Williams noch eine viel größere Anzahl von Versuchen an engere» Rühren bis zu 25 Millimeter Weite herab, wie man sie in Lokvmotivkcffeln hat, angestellt und immer wieder dieselben Resultate erhalten. Immer zeigten die verschiedenen Nnterabtheilungen von der Feuerbüchse nach der Rauchkammer zu eine verschiedene, und zwar stetig abneh mende Verdampfungskraft. Diese Versuche haben mithin den Beweis geliefert, daß die Röhren, aus einem bisher noch nicht erklärten Grunde, nicht im Stande sind, die im Feuer raum entwickelte Wärme in einem konstanten Verhältnisse zu ihrer Oberfläche auf das Wasser zu übertragen. Nach jedem einzelnen Versuche ließ man das zurückbleibende Wasser ab kühlen, zog cs aus jeder Abtheilung vermittelst eines Hahnens einzeln ab und bestimmte auf diese Weise für jede Abtheilung die verdampfte Waffermenge. Die gewonnenen Resultate sind in den folgenden Tabellen zusammengcstellt.