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mithin, Dank dem Opfer des Staates rücksichtlich der schon gemachten Aus lagen, innerhalb mäßiger Grenzen von Zeit- und Kostenaufwand ausgeführt werden können. Im Südosten Oesterreichs hat die Linie Steinbrück-Agram- Sissek die Bestimmung, die Save- und Donauschiffahrt mit der Triester Bahn in Verbindung zu bringen und dem ungeheuren Fruchthandel, welcher auf diesen beiden Wasserstraßen vermittelt wird, dienstbar zu werden. Dies Alles bezieht sich auf die der neuen Gesellschaft übertragenen defini tiven Konzessionen. Der Bestand des Lombardisch-Venezianischen Bahnnetzes bleibt unverändert, mit alleiniger Hinzufügung der Strecke Padua-Rovigo, welche, von den örtlichen Einwohnerschaften lebhaft in Anregung gebracht, dazu bestimmt ist, der Fruchtkammer Ober-Italiens die Ausfuhr ihrer Produkte zu erleichtern, und überdies durch die Konzessioiürung der Strecke Bologna-Ferrara nothwendig geworden ist. Das Netz der Orientbahn bestand vordem aus nachstehenden Linien: Wien- (Himberg-) Kanischa, 28 Meilen mit 21,400,000 fl. öst. W.; Pragerhof- Ofen mit der Zweigbahn nach Uj-Szöny, 53 M. mit 31,600,000 fi. öst. W.; Kanischa-Effeg, 24 M. mit 14,000,000 fl. öst. W.; Stuhlweißenburg-Effeg, 29 M. mit 17,600,000 fl. öst. W.; Esseg-Semlin, 23 M. mit 13,600,000 fl. öst. W. Zusammen 157 M. mit 98,200,060 fi. öst. W., von denen definitiv die Linien: Wien- (Oedcnburg-). Kanischa, 20 M. mit 14,400,000 fl. öst. W.; Marburg (Pragerhvf), Kanischa, Stuhlweißenburg, Ui-Szöny-Ofen, 53 M. mit 31,600,000 fl. öst. W., zusammen 73 M. mit 46,000,000 fl. öst. W., und eventuell die Linie Kanischa-Esseg-Bukovar und die Verbindungsbahn mit der kroatischen Bahn zu kauen sind. (Vgl. Seite 182.) Im Sinne eines mit der Gesellschaft der Orientbahu vereinbarten Vertragsentwurfes überläßt dieselbe ihre Konzession der neuen Gesellschaft gegen dem, daß ihren Akzionäre» an Stelle ihrer 300,000 auf 150 Fr. ausgestellten Akzien 192,000 Obligazionen, welche 15 Fr. Interessen abwerfen und mit 500 Fr. binnen 90 Jahren rückzahlbar sind, überlassen werden. Das Kapital der neuen Gesellschaft wird theils durch Hinausgabe von Akzien, theils von Obligazionen beigeschafft werden. Die Anzahl der hinauszu gebenden Akzien wird auf 437,500 bestimmt zu je 200 österr. Gulden (— 500 Fr. — 20 Pf.St.) pro Stück. Es stellen dieselben somit ein Kapital von 87,500,000 fi. öst. W. dar. Da die Gesammtauslagen nach dem Vorausgeschickten 166,000,000 fl. öst. W. betragen, zu welchen noch die Kosten für die von der Orienlbahn-Ge- sellschaft herrührenden Linien mit 46,000,000 fl. öst. W. hinzuzuschlagen kommen, d. i. im Ganzen 212 Mill. Gulven öst. W-, so bleibe» noch durch Obligazionen zu decken 124,500,000 fl. öst. W. Eisenbahn-Detriebsnntlel. Versuche über Biegung und Torsion der Eisenbahnwagen- Achsen. Das Heft X—XII des Jahrgangs 1858 der „Zeitschrift für Bauwesen", enthält den „Bericht über die Versuche, welche auf der K. Niederschlesich-Mär- kischen Eisenbahn mit Apparaten zum Messen der Biegung und Verdrehung von Eisenbahnwagen-Achse» während der Fahrt angcstellt wurden". Diese unter der Leiiung des Obcrmaschinenmeisters Wöhler ausgeführten interessanten Versuche, nnsers Wissens die ersten dieser Art, welche auf einer Bahn vorgenommen wor den sind, geschahen unter Anwendung einfacher sinnreicher Apparate, welche nach vollendeter Versuchsfahrt den Grad der Biegung und beziehungsweise Verdre hung der probirten Achse dadurch wahrnehmen ließen, daß durch Zeiger mit Reißerspitze» auf Zinkplatten die betreffenden Ausschläge oder Abweichungen von der Normalstellung angezeigt wurden. Bei den Versuchen ans Biegnng ging man darauf aus, die Kraft zu ermitteln, welche am Umfange des Rades angewendet den wahrgenvmmenen Biegungen entspricht. Zu diesem Zwecke wurden die Achse» mittelst Dpuano- meter gebogen, welche am Umfange der Räder angebracht waren und diese gegen einander zogen. Ta jedoch der Apparat während der Drehung der Achse einen Ausschlag des Zeigers nach entgegengesetzten Richtungen hervorbringt, so ist der selbe doppelt so groß, als ein mit gleicher Kraft mittelst des Dpnanometers her vorgebrachter Ausschlag. Der Apparat zum Messen der Biegung war nun so konstruirt, daß 1 Zoll Zeigerausschlag während der Fahrt einer Bewegung am Radumfang von Zoll oder einer Abweichung von der normalen Lage um '/zr Zoll entspricht. Die Seitcnkraft, welche am Umfang des Nads angebracht werden muß, um eine gleiche Biegung der Achse oder einen einseitigen Zeiger ausschlag von V- Zoll hervorzubringeu, ist für Achsen von 3'/« Zoll in der Nabe mit Rädern von 36'/, Zoll Durchmesser — 32'/, Ztr. und für Achsen von 5 Zoll Durchmesser in der Nabe mit Nädern von 36'/, Zoll Durchmesser — ?0'/, ^tr. Bei den Versuchen auf Drehung war der Apparat so konstruirt, daß bei der Achse von 3'/, Zoll ein Zoll Zeigerausschlag einer Bewegung von 0.321 Zoll am Umfang des Rades von 36'/, Zoll Durchmesser entspricht, und da auch hier, weil sowohl das eine als das andere Rad voreilt, der Zeigerausschlag nach beiden Richtungen erfolgt, also zu halbiren ist, so beträgt für 1 Zoll Zeiger ausschlag die Größe der Bogenabweichung gegen die normale Lage 0.160 Zoll, oder der Torsionswinkel 30 Minuten. Zu einer solchen Verdrehung ist, nach der Messung durch angebrachte Hebel und Gewichte, eine am Umfang des Rades wirkende Kraft von 18'/, Ztr. erforderlich. Bei deu Achsen von 5 Zoll Durchmesser in der Nabe mit 36^/, Zoll großen Rädern war auf 1" Zeigerausschlag die Bewegung am Umfang des Rades — 0,228 Zoll, die Abweichung gegen die normale Lage also — 0.114 Zoll und der Torfionswinkel — 21 Minute». Um eine solche Verdrehung hervorzu bringen ist eine am Umfang des Rades wirkende Kraft von 44 Ztr. erforderlich. Die Apparate waren je ein Paar für Stahlachsen von 3'/, Zoll und für eiserne Achsen von 5 Zoll Durchmesser in der Nabe angefertigt worden. Dis Achsen von gleichem Durchmesser mit den Vorrichtungen zum Messen der Bie gung und der Torsion wurden unter je einen Wagen gebracht und diese dann dem Betrieb übergeben. Die Versuche wurden sowohl mit scchsräderigen, als mit vierräderigen Wagen ausgeführt und die Wagen gingen, zwei Fälle ausge nommen, nur in Güterzügen. Für jede Reise sind neue Zinkplatten am Neißer- apparat angebracht worden. Nach jeder Doppeltonr eines Wagens wurden die Apparate auseinander genommen, sorgfältig gereinigt und etwaige Spielräume beseitigt. Die Resultate der Versuche sind in Tabellen zusammengcstellt, welche ent halten: das Dalum der Fährte», die znrückgelegtcu Bahnstrecken und Meilen zahl, das Gewicht der Ladung und das Bruttogewicht des Wagens incl. Ladnng, die größten Zeigerausschläge an den Apparaten zum Messen der Biegung und der Torsion und die entsprechenden Kräfte am Radumfange. - Es ergibt sich aus den in den Tabellen enthaltenen Versnchsresultaten im Wesentlichen Folgendes. Die Achsen von 3'/, Zoll Durchmesser in der Nabe haben mit den Appa raten unter vier verschiedenen Wagen 11l6,4 Meilen durchlaufen, und zwar 969,6 Meilen unter vierräderigen bedeckten und offenen Güterwagen von 12 Fuß Radstand und 146.8 Meilen unter einem scchsräderigen offenen Kohlenwagen mit 15 Fuß Radstand. Der größte Ausschlag am Biegungsapparat unter einem vierräderigen Wa gen betrug bei einem Bruttogewicht pro Achse von 117,6 Zollztr., 3'/,,, Zoll, und diesem entspricht eine am Radumfange wirkende Seitenkraft von 72 Ztrn. Dabei ist die Spannung der äußersten Fasern der 3'/,zölligen Achse --- 252 Ztr. pro ID" und die Abweichung des Rades von seiner normalen Stellung 0.287 Zoll. Bei den bedeckten vierräderigen Wage» mit voller Ladnng bewegt sich im klebrigen der größte Zeigerausschlag meistens zwischen 2'/, und 2'/, Zoll, denen Seitenkräfte von 54^, resp. 62'/, Ztr. entsprechen. Zu der Faserspan- nnng, welche diese Kräfte Hervorrufen tritt noch diejenige, welche durch die auf Verdrehung wirkenden Kräfte veranlaßt wird. Der größte Zeigerausschlag am Torsionsapparat ist bei einem Bruttoge wicht pro Achse von 115,9 Ztr. vorgekommen und betrug 1'/,, Zoll. Die diesem Ausschlag entsprechende am Radumfang wirkende Torsionskrast ist 29"/,^ Ztr., hiebei ist die Spannung dcv äußersten Fasern der 3'/,zölligen Achse — 52 Ztr. pro sZ". Btt den übrigen Fahrten wurde ein Zeigerausschlag von 1'/,, Zoll, also eine Torsionskraft von 20'/, Ztr. nur selten überschritten. Die Möglichkeit des Falles vorausgesetzt, daß die größten Kräfte ans Bie gung und auf Verdrehung gleichzeitig wirkten, ist dann nach den vorstehend er mittelten Zahlen die größte hieraus resultirende Faseispannung der Achse — ^/252'-j-52' — 257 Ztr. pro Daraus geht hervor, daß durch die Tor sion die schon durch die Biegung veranlaßte Faserspanuung nur unerheblich, im vorliegenden Fall von 252 auf 257 Ztr. vergrößert wird. Uebrigens würde die Achse, wenn sie statt von Gußstahl von Eisen wäre, durch eine solche Kraft stark verbogen seyn, da bei gewöhnlichem Eisen die Elastizitätsgrenze schon bei einer Faserspannung von circa 180 Ztr. pro cintritt. Es hat sich ferner aus den Versuchen ergeben, daß die auf Biegung wir kende Kraft bei scchsräderigen Wagen im Verhältniß etwa wie 6 :5 größer als bei vierräderigen und bei vierräderigen gedeckten Wagen etwa wie 10:9 größer als bei vierräderigen offenen Wagen ist. Bei den Versuchen mit Achsen von 5 Zoll Durchmesser haben dieselben im Ganzen 811,8 Meilen durchlaufen und zwar 665 Meilen unter vierräderigen Wagen mit 12 Fuß und 146^8 Meile» unter einem scchsräderigen Wagen mit 19'/, Fuß Radstaud. Der größte Zeigerausschlag am Bieguugsapparat kam vor bei einem vierräderigen offenen Wagen mit der Bruttolast pro Achse von 158,15 Ztr., nämlich 1"/,, Zoll. Demselben entspricht eine am Radnmfange gemessene Abweichung von der normalen Stellung von Zoll und eine am Radhalbmesser wirkende Seitenkraft von 103'°/g, Ztr. Die Spannung der äußersten Fasern ist bei dieser Seitcnkraft — 156 Ztr. pro jD". Die stärkste Verdrehung der Achse fand statt bei einem vierräderigen be deckten Wagen mit einem Bruttogewicht pro Achse von 164,25 Ztr. Der Zei gerausschlag betrug hiebei 1'/,« Zoll; demselben entspricht eine am Radumfang wirkende Kraft vo» 46'/» Ztr. und dabei ist die Spannung der äußersten Fasern der 5zölligen Achse — 35 Ztr. pro