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bei dem Entwurf fertiggestellt seien und dem Reichstage zugehen würden. — Bei dem Titel Reichsschulkommission plai- dierte vr. Ree-Hamburg für eine weitere Ausdehnung der Berechtigung zum Freiwilligendienst auch auf die höheren Bürgerschulen. Bei der Position Statistisches Amt wünschte vr. Hirsch die baldige Vorlegung des durch die Aufnahme der Berufsstatistik gewonnenen Ma terials, das zur Beurteilung der sozialpolitischen Ent würfe unerläßlich sei, und Geh. Rat Bosse stellte die Mitteilung der vorläufigen Resultate bis zum 1. April in Aussicht, bemerkte aber schon jetzt, daß die Aufnahme der Berufsstatistik so außerordentlich günstige Resultate ergeben habe, wie sie selten an die statistische Zentral stelle gelangt seien. Bei dem Titel Gesundheitsamt kritisierte vr. Möller-Königsberg die amtliche Thätigkeit des Reichsgesundheitsamts, dessen Direktor vr. Struck erwiderte, daß dies Amt nur ein ausführendes Organ des Reichskanzlers sei und nur diesem gegenüber eine Verantwortlichkeit habe. Abg. Goldschmidt sprach sein Bedauern darüber aus, daß die Ausführungsbestimmun gen zu dem Nahrungsmittelgesetz nun schon seit vier Jahren auf sich warten ließen, wozu der Regierungs vertreter bemerkte, daß mehrere Entwürfe in der Vor bereitung begriffen seien; das Gesundheitsamt wende indes der Ernährung der Bevölkerung eine große Auf merksamkeit zu und werde darin auch weiter fortfahren, vr. Möller und vr. Hänel traten der Erklärung Strucks mit großer Entschiedenheit entgegen; die Vertreter der Regierung hätten die Pflicht, dem Hause über die Ver waltung Auskunft zu geben, ebenso wie die Volksver treter das Recht der Kritik der Verwaltung hätten. An der weiteren Debatte, die namentlich die Weinfäl schung zum Gegenstände hatte, beteiligten sich noch v. Minnigerode, Schrader, vr. Braun, Rickert, vr. Reichen sperger, worauf der Etat des Reichsamts des Innern genehmigt wurde. — Nächste Sitzung Montag; Fort setzung der Etatsberatung. D' sttverne Kochzett. So a G'schicht auS'm Steyerland von Robert v. Hagen. „Nand'l, treib's Vieh einil 's Futter kannst nach her z'recht machen, 's giebt a G'willer. Der Sauhirt hat's scho gestern g'sagt, und wenn's der g'sagt Hal, is no alleweil wahr g'west. Nand'l! Naand'l? — hörst denn nil, wie'S dunnert? Also fix nach anander, tretb's Vieh einil" So wetterte die kugelrunde Stadelwirtin und trug Labet einige Tische und Bänke, die vor ihrem Wirtshaus aufgestellt waren, so schnell eS ging, ins Haus hinein. DaS Nand'l aber, die Magd, wackelte der Viehwiese zu. „Faules Ding daS, 's Nand'l," ruft die Stadel wirtin ihrem Mann zu, „das Nixthuan, das Faulenzen, hat's freilich von dir derlernt. Was schaust denn alle weil zum Himmel auffi, wie a Kuh das neuang'strichene Thor anglotzt?" „Na, sixt', Alte," sagt der Stadelwirt, „i schau halt,'ob der Sauhirt recht haben wird von wegen dem großen G'witter. 's wär mir halt gar nit b'sonders lieb, wenn's grab' heut z'viel dunnern und g'wtttern möcht --- —" „Na und warum denn grab' heut nit? Wir im Gebirg san do gnua dran g'wöhnt? Also warum denn grab' heut nit?" . . . „ , „Ja, Roserl, h°st. denn g°n, g-ss^ daß Bom Reichstage. 01 wurde zuvörderst die Beratung des Antrags des Abg v. Wedell-Malchow wegen der pro- zentualen Borsensteuer zu Ende geführt. In seinem Schlußworte letze v Wedell noch einmal die Gründe auseinander, welche ihn zu der Einbringung seines An trages veranlaßt, und wies insbesondere den Vorwurf einer agrarisch-sozialistischen Tendenzpolitik zurück. Es ser nicht nachgcwiesen, daß die prozentuale Börsensteuer undurchfuhrbar sei, daß „e den Verkehr im allgemeinen beschränke, und daß sie nicht rentiere; das bestärke ihn, auf dem von ihm betretenen Wege fortzufahren. Lehne das Haus seinen Antrag ab, so werde derselbe immer von neuem wiederholt werden (Beifall rechts und im Zentrum). Der Antrag wurde hierauf einer Kom mission von 21 Mitgliedern überwiesen. (Gegen die Ueberweisung stimmten die Fortschrittspartei und die Sezessionistcn.) Das Haus begann darauf die zweite Lesung des Etats. Bei dem Etat des Reichstags sprach dasselbe auf Antrag vr. Brauns dem Bibliothekar des Reichs tags, Potthast, Dank und Anerkennung für das Zu standekommen des Bibliothekskatalogs aus. Eine längere Debatte knüpfte sich an den Etat des Reichsamts des Innern. Abg. Reiniger (Bayern) brachte den deut- schen Mädchenhandel nach dem Auslande zur Sprache und richtete an die Regierung die Anfrage, ob ihr die durch die Presse bekannt gewordenen Vorkommnisse be kannt seien und welche Vorkehrungen sie getroffen habe, diesem schimpflichen Treiben ein Ziel zu setzen. Geh. Rat Weimann erwiderte, daß die niederländische Regie rung bereits eine internationale Regelung dieser Frage angeregt habe; die deutsche Regierung habe zustimmend geantwortet und werde sich eventuell an den Verhand lungen beteiligen. Auf eine Anfrage des vr. Buhl er widerte derselbe Regierungsvertreter, daß die Ausfüh rungsbestimmungen zur Reblauskonvention bereits im mehr, — damals " „Jeses, na, mach' do nit so viel Sperenzein, was is denn mit dem Tag?" „Roserl, weißt denn nit mehr heut vor 25 Jahren — am 11. Juli 1854 — da hab'» wir Hoch zeit g'halten drüben in Adlersdorf — da Hal dich der brave selige Herr Pfarrer g'sragt: „Diarndl, magst den Buab'n da? — so sag' halt ganz laut: „Ja!" — und da hast du g'aniwort': „Na freili mag i den Buab'n, z'wegen was hält' i denn den Kranz da am Kopf und die große Schleifen?"" „Meiner Seel'," ruft die Stadelwirtin und lacht über daS ganze Gesicht, „meiner Seel'! — schau, Nazi,- hätt' gar nit mehr dran denkt. Hast recht, es war am 11. Juli, und wenn i so an meinen Fingern zähl', so san's richlig heut grad' 25 Jahr', daß wir uns g'heirat haben. Komm' her, Nazi, bist zwar immer a große Schlafmützen g'wesen und g'ärgert hab i mich gnua mit dir, aber weil'st mit mir 25 Jahr' auSg'halten hast, — komm her, Nazi — dafür kriegst a Busserl!" In diesem Moment erdröhnte ein gewaltiger Don nerschlag. „JesuS, Maria und Joseph," schrit die Stadelwirtin. „Gelobt sei Jesus Christus!" ächzte der Sladelwtrt, — „so bin i in mein' Leben nur anmol erschrocken, und das war, als uns der Vater beim ersten Busserl derwischt hat." Ein heftiger Hagelschlag, mit Regen untermischt, fiel welche ihre Hunde für das laufende Jahr noch nicht versteuert haben, werden hiermit aufgefordert, längstens bis I ° rum 31 lfd. Mts. kass/m^Ve!2 gegen Erlegung der Steuer bei unserer Trabt- kaffe ru BermEng der sonst zu gewärtigenden Nachtheile zu lösen. Frankenberg, am 22. Januar 1883. ° Der Stadtrat h. - Kuh», Brgrmstr. ' Inserat« werden L Mnkc»bcrger TagcAaM sUtL M nach besonderen 'M r««s. ,'D Am 2. d. Mts. Abends M^us einem ^inter^der wchlAen M Marktplatzes hier gelegenen Garten 1 Paar hellgraue SA°'en^ kirten Streifen und gelben Knöpfen, 1 blaugraues KlnderröckcheNMlt und rothen Zacken, 1 dergl. mit Leibchen und 1 braun- und weißgestrerfteS Barchent-Km derjäckchen gestohlen worden. Frankenberg, am 19. Januar 1883. S t a d t r a t-h. Kuhn, Brgrmstr. örtliches «n» SSchstsches. Frankenberg, 22. Jänuar 1883 -I- Die Arbeiten in dem wieder aufgenommenen Werke Bald-Glück-Fundgrube" bei Krumbach nehmen, wie das "Mittw. Wchbl." berichtet, ihren ruhigen und sicheren Fortgang. Vorläufig sind 8 Leute unter der Leitung des Hrn. Obersteigers Kaden beschäftigt. Bisjetzt ist der alte Stollen vom Mundbach bis an den alten Schacht ausgeräumt, erweitert und leichter fahrbar gemacht wor den, ebenso der letztere selbst bis auf eine Tiefe von 18. Metern, sodaß noch 4—5 Meter bis zur alten Stollen sohle aufzuwältigen sind, was in Bälde geschehen sein wird. Dann tritt der Bau in ein neues Stadium und wird mit größeren Mitteln und mehr Arbeitskräften be trieben werden. In geringer Teufe hat man bereits sehr schöne Erzproben anstehend gefunden, die nach Frei berger Analyse für den Zentner Erz neben andern me tallischen Bestandteilen 1,14 Pfund Silber und 18 Pfund Kupfer aufweisen; gewiß ein vielversprechender Fund! — Das zum Besten der Notleidenden am Rhein am Sonnabend abend auf dem Schloßteiche in Chem nitz veranstaltete Eisfest ist unter Teilnahme vvn etwa" 2000 Personen höchst befriedigend verlaufen. — Ueber Chemnitz hatte sich am Mittwoch ein derartiger dichter Nebel gelagert, daß in vielen Geschäf ten und Etablissements beständig Licht gebrannt werden mußte. Infolge des hierdurch eingetretenen starken Gas verbrauchs sah sich die Direktion der Gasanstalt genö tigt, zu erklären, daß, falls dieselbe trübe Witterung auch am Donnerstag anhalten würde, man von 9 Uhr vor mittags bis 4 Uhr nachmittags das Gas absperren müsse, um für den Abend den ausreichenden Vorrat ansammeln zu können. Glücklicherweise war aber der letztgenannte Tag doch einigermaßen Heller. Die Veröffentlichung die ser Erklärung ist im Publikum sehr verschieden und teil weise mißbilligend beurteilt worden. Derselben war je< doch eine Sitzung des ganzen Beleuchtungsausschusse vorangegangen, in welcher konstatiert wurde, daß der prasselnd hernieder. Von weitem sah man die Magd mit dem lieben Vieh dem Hofe zu um die Wette laufen Auf der Chaussee kam in rasender Eile eine Equi page angesaust. In dem offenen Wagen säße - zwei Herren und zwei Damen, die sich vergeblich durch die aufgespannten Sonnenschirme zu schützen suchten .Las sen Sie an jenem Gehöft dort halten!" befahl einer der Herren dem neben dem Kutscher sitzenden Leibjäger, „wir wollen dort das Wetter vorüberziehen lassen." Dle Equipage hielt vor dem Städelwirtshaus. Der stattliche Leibjäger mit der weißen Feder auf dem Hut sprang ab und eilte voraus ins Haus hinein. Di- erste, die ihn erblickte, war das Nand'l. „Siadelwlr- tin! Stadelwirtin!" schrie sie wie besessen, „Stadelwir- ttnl — ein General in Unifurm iS do —schnell, schnell — kummt's aufsil" „Es sind Herrschaften da," sagte der Leibjäge. zuv Stadelwirtin, die aus der Schenkstube trat, „die niöch- ten-gern hier warten, bis das Gewitter vorüber ist." „Ja, Platz is gnua da," bekam er zur Au-wort, „sollen nur hereinkommen, — da in der Schenkstub'n s iS für zwanzig Leut' auch Platz." Die Herrschaften betraten, sichtlich erheitert durch das kleine Abenteuer, wohlgemut das Wirtshaus und machten sichs in der Bauernschenkstube so bequem und gemütlich, als wären sie an solchen Aufenthalt längst gewöhnt. , I „Habt Ihr nicht für mich auch irgendein Plätzchen, m Erschein tügl'.ch, mit Ausnahme dir Sonn- und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis viertelstihrltch l M. sa Pfg., monatlich so Pfg., Einzel-Nm. s Pfg. Bestellungen nehmen all« Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an.