Herstellung: Druckhaus Waiblingen ■ Anzeigenbetreuung: Fürther Druckereivertretung Werkbeschreibungen Siebten eine wahre Orgie naturhafter und dennoch aller Erdenschwere enthobenen Rhythmen. Zu Recht weist Charles F. Dumont in seinem Beetho ven-Buch darauf hin, dass hier das apollinische und das dionysische Element zusammengefunden haben und nennt die Sinfonie deshalb „griechisch“. Die im Jahr 1816 erstmals im Druck erscheinende Partitur zeigt eine Widmung an den „Hochwohlgeborenen Herrn Moritz Reichsgraf von Fries, Seiner k.k. apost. Majestät wirklichen Kämmerer“. Mit der 1., 2. und 4. Sinfonie hat Beethovens Siebte die weit ausgesponnene langsame Einleitung ge meinsam. Das zweite Thema dieser Einleitung ver weist bereits auf das Trio des Scherzo. Aus seinen rhythmischen Energien entwickelt Beethoven nach einer genialen Überleitung das übermütig hüpfende Thema des nun folgenden Vivace-Teils. Die ver schiedenen Seitengedanken, die sich im Ablauf der Sonatenform ergeben, sind allesamt dem scharf geprägten Hauptthema abgewonnen. Jeder Stim mungswechsel wird von heftigen dynamischen Kontrasten gespiegelt. Die vielsagenden Schattie rungen, das gleichsam in sich hinein lauschende, retardierende Moment inmitten der beschwingten Rastlosigkeit der Schlusssteigerung - sie stehen für die Weitsicht Beethovens, der sich hier romanti scher Ausdrucksformen bedient. Dem Romantiker Beethoven begegnet man auch in der Allegretto-Elegie, dem zweiten Satz des Werks, ohne den Schubert wohl kaum das Andante seiner siebten Sinfonie geschrieben hätte. Herb, fast wie ein Trauermarsch, hebt in den tiefen Streichern das Thema an und weckt in den Bratschen und Celli bald eine klagende Gegenmelodie, die in einen ergreifen den Zwiegesang mündet. Mit dem dritten Satz (Presto) greift Beethoven wie der die Stimmung des ersten Satzes auf. Hurtig, fast kokett trippelt in den Tönen des Dreiklangs das Hauptthema daher, zuweilen bis in die Derbheit ge steigert. Dagegen stellt sich im Trio ein von den Blä 15 sern intoniertes Thema, das angeblich auf ein altes österreichisches Wallfahrtslied zurück gehen soll, und das mehrfach wiederholt wird. Mit einer Art ekstatischem Jubel scheint Beethoven im Finale (Allegro con brio) der Siebten seine 9. Sin fonie vorausnehmen zu wollen. Wie entfesselt kreist das Kopfthema um sich selbst und findet seinen Halt in eigensinnigen Akzentuierungen. Ein stampfender, vorwärts treibender Rhythmus ist der Motor des musikalischen Geschehens. Später taucht ein kapri ziös-tänzerisches, fast böhmisch anmutendes Motiv auf. Nach immer neuen, kunstreichen Finessen der Durchführung bringt die Reprise mit dem Glanz von Hörnern und Trompeten sogar noch ein neues Thema ins Spiel, ehe das Werk atemlos in der „Apotheose des Tanzes“ sein effektvolles Ende findet. Nachholtermin Der wegen Krankheit verlegte 1. Klavierabend der Reihe „Meisterpianisten 2012/2013“ findet am Montag, 27. Mai 2013 um 20.00 Uhr im Beethoven-Saal statt. Krystian Zimerman Werke von Beethoven, Brahms, Debussy und Szymanowski