ZUM PROGRAMM den Streichern. (...) [Gewitter undVbgel- rufe sind] kein naturalistisches Abbild, son dern es gelang Beethoven, im Medium der musikalischen Sprache eine Analogie zu den Naturlauten zu finden,“ erläutert wiederum der Musikwissenschaftler und Beethoven-Forscher Dietmar Holland. Die Wahrheit liegt tiefer: Beethoven wählt auch für die Dramaturgie der „Pastorale“ den folgerichtigen Weg von innen nach außen, von den „Empfindungen“ zur Tat. Den heiteren Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande folgen die kon templative Naturszenerie am Bach und die unbeschwerte Stimmung der ländlichen Gemeinschaft, bevor das Gewitter des vier ten Satzes das konfliktbeladene Verhältnis zwischen Mensch und Natur, zwischen Ratio und Emotion, thematisiert. Der ver söhnende hymnische Gestus des fünften Satzes, des Finales, schließlich schildert die höhere Einheit eines metaphysischen Naturerlebnisses, das die widerstreitenden Prinzipien untrennbar miteinander zu ver binden vermag. Die politische Idee der Befreiung der 5. Symphonie erscheint hier als die wieder erlangte Harmonie zwi schen Mensch und Natur. Vom Sieg über Napoleon - Symphonie Nr. 7 „Die Jubelausbrüche während der A-Dur- Symphonie und der Schlacht von Vittoria überstiegen alles, was man bis dahin im Konzertsaal erlebt hatte“, berichtet Beetho vens Adlatus und späterer Biograph Anton Schindler über das legendäre Konzert am 8. Dezember 1813 in Wien, bei dem die 7. Symphonie und „Wellingtons Sieg“ gemeinsam uraufgeführt wurden. Beide Werke setzen sich direkt mit Beethovens symphonischem „Lebensthema“ Napoleon Bonaparte auseinander: Betrachtet man den gesamten Kosmos seiner Symphonien als Auseinandersetzung mit den Idealen der Französischen Revolution und der Auf klärung, so feiert die 7. Symphonie den Sieg über Napoleon, die endgültige Über windung seiner Herrschaftsansprüche und die Befreiung Europas. Sechs Wochen vor der Uraufführung der Symphonie hatte Napoleon in derVölkerschlacht bei Leipzig die entscheidende Niederlage erlitten - die Weltgeschichte war der Kunst vorausgeeilt. Auch „Wellingtons Sieg“, ein symphoni sches Schlachtengemälde von plastischer Realität, schildert eine Niederlage Napo leons und den Sieg Wellingtons über das französische Heer am 21. Juni 1813 in Nordspanien. Die konkrete historische Situation wird in der Klangsprache der 7. Symphonie abstrahiert: Der Rhythmus wird zum bestimmenden musikalischen Element - „Apotheose des Rhythmus“ nannte denn auch Richard Wagner diese Symphonie Beethovens —, deren musikali-