ZUM PROGRAMM durch Aufwärtsdrang und Zielstrebigkeit gekennzeichnet. Energie der Finsternis soll sich allmählich in solche des Lichts ver wandeln; die immer wieder erklingenden Fanfarenstöße erscheinen inmitten der all gemeinen Suchbewegung wie ein Appell zum Sammeln und die Aufforderung, nun endlich mit der befreienden Tat zu begin nen.“ Der „befreienden Tat“ in C-Dur! Freiheitsideal im metaphysischen Naturerlebnis - Symphonie Nr. 6 Pastorale Beethovens 6. Symphonie, die „Pastorale“, entstand in den Jahren 1807/1808 zur gleichen Zeit wie die Fünfte, die „Schick salssymphonie“. Beide Werke erlebten am 22. Dezember 1808 ihre gemeinsame Uraufführung in Wien — äußere Momen te, die auf die innere Verwandtschaft der Musik verweisen. Parallel zur dramatisch kulminierten politischen Botschaft der 5. Symphonie entwarf Beethoven in der „Pastorale“ - traditionsgemäß in der stets der Natur zugeordneten Tonart F-Dur - ein episches Bild des Menschen in der Natur. „Dass die Pastorale am selben Abend zur Uraufführung kam wie ihre dramatische Schwester ist keineswegs so erstaunlich wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, denn in beiden Sympho nien herrscht die Grundidee der allmähli chen Befreiung, einmal auf politischer, ernster Ebene, zum anderen auf der Ebene der höheren Heiterkeit naturphilosophi scher Sicht.“ (Dietmar Holland) Allzugern bezeichnet die Literatur die „Pastorale“ als Musterbeispiel und klassi sche Initiale der Programmusik des 19. Jahrhunderts, und ebensogern bestrei ten die Anhänger der absoluten Musik, gestützt auf Beethovens Anmerkung „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“ jeden illustrativen Charakter. „Selbst die berühmte Vogelruf-Stelle am Ende des zweiten Satzes ist — musikalisch autonom formuliert — eine spezielle Art von Solokadenz der Holzbläser, sozusagen das „Sich-selbst-Vernehmen“ der unberührten Natur im Sinne Hegels, ein retardierendes Moment vor der versöhnli chen Schlussgeste der Menschenstimme in