Idee des Mit-Leidens, der Humanität und der vermeintlichen Demonstration menschlicher Hybris schon bei Aischylos ihren Anfang genommen hatte. Prome theus wurde zum Inbegriff einer aufge klärten Antike, zum Triumph des freien Geistes — ein Mythos, den nicht zuletzt die Aufklärung im Zeichen der menschli chen Leistungskraft und Eigenständigkeit als Antithese zum göttlichen Prinzip for mulierte. Im Zuge der Neudefinition der Musik durch die Beethovensche Sympho- nik gehörte der antike Stoff fortan zu den bevorzugten Themen der ideellen Aus drucksmusik des 19. und 20. Jahrhunderts. Ganz im Sinne der Aufklärung erkannten Beethoven und viele andere Künstler in Prometheus den großen Menschenbildner, denjenigen, der die bloße Materie zum wahren Leben erweckt: Erst mit Hilfe des Feuers, das er den Göttern entwendete, haucht Prometheus den aus Lehm geformten Menschen Leben ein, und die Musen, die Kunst, verleihen ihnen Ver nunft und Gefühl. Am Ende ist Beetho vens demokratisch-republikanisches Frei heitsideal, das dem Geist der Aufklärung folgend die freie Selbstbestimmung des Menschen fordert, erreicht. Mit der zerrissenen Widmung der Bona parte-Symphonie machte Beethoven den Weg frei für eine Prometheus-Symphonie, als die die „Eroica“ nicht zuletzt aufgrund ihrer thematischen und inhaltlichen Ver wandtschaft mit der Ballettmusik zu „Pro metheus“ gelten kann. Der erste Satz der „Eroica“ mit den zwingenden Tuttischlägen des Orchesters und dem aus dem Es-Dur-Dreiklang ent stehenden Hauptthema gerät zum Porträt des im gültigen Titel der Symphonie angesprochenen Helden, sei es die politi sche Realität Bonapartes oder die geistig ideelle Ebene des Prometheus-Mythos, die hier angesprochen wird. Mag der Trauermarsch des zweiten Satzes in wei tergehenden Interpretationen auch den Tod des Helden thematisieren, am Ende, im Finale triumphiert sein vollendetes Werk der Menschheitsbefreiung aus poli tischer Unmündigkeit, aus göttlicher Determination.