ZUM PROGRAMM lassten, außerhalb des alltäglichen zwischen menschlichen Umgangs nach neuen Kom munikationsforen zu suchen, die Sprache des gesprochenen Dialogs durch ein ande res Medium zu ersetzen. Dieses Medium sollte fortan mehr denn je seine Musik, ins besondere die Symphonik werden. Mit der „Eroica“ ist der Definitionswandel klassi scher Absolutheit endgültig vollzogen, wurde Beethovens symphonische Klang welt zugleich zum Diskussionsforum seiner von den Idealen der Aufklärung und der Französischen Revolution bestimmten politisch-gesellschaftlichen Weltanschauung. Ursprünglich als Bonaparte-Symphonie geplant und dem französischen Konsul gewidmet, galt die „Eroica“ dem zeit genössischen Freundeskreis des Komponi sten als tönendes Abbild der Französischen Revolution. Die Nachricht von der Kai serkrönung Napoleon Bonapartes aber führte dann zu einer der großen, von Fer dinand Ries überlieferten Beethoven- Legenden der Musikgeschichte: „Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte, Bonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wut geriet und ausrief: ,Ist der auch nichts anderes wie ein gewöhnli cher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher wie alle anderen stellen, ein Tyrann werden!' Beethoven ging an den Tisch, fasste das Titelblatt obenan, riss es ganz durch und warf es auf die Erde. Die erste Seite wurde neu geschrieben und nun erhielt die Symphonie den Titel: Sinfonia eroica.“ Gewiss - Beethoven veränderte mit dem Titelblatt die Widmung und den Namen der Symphonie, nicht aber die ideelle Aus richtung und geistige Aussage seiner Musik. Waren Bonaparte und sein Wirken während der Revolution zum äußeren politischen Abbild der Ideale des Kompo nisten geworden, so orientierte sich die innere Struktur an den geistigen Idealen der Aufklärung und des antiken Mythos um Prometheus. In seinem Drama vom „gefesselten Pro metheus“ hatte der altgriechische Tragö diendichter Aischylos einst den Streit zwi schen dem Titanen und Zeus, dem göttli chen Weltherrscher, geschildert. Promethe us hatte sich gegen den Willen der Götter für die Erhaltung des Menschengeschlechts eingesetzt und ihm das Feuer, den „göttli chen Funken“ - Sinnbild für Kultur und Geist - gebracht. Die Geistesgeschichte und Philosophie der Neuzeit erkannte in Prometheus den Schöpfer eines urmenschlichen Geistes, der die Unabhängigkeit und Eigenständig keit der „condition humaine“ erst begründete - eine Interpretation, die neben der dem Christentum verwandten