Komponist und Werke der größten Künstler zu machen. Folge beyden, und du darfst nicht fürchten, das große - große Ziel zu erreichen, das dem Künstler hieniden möglich ist. Sey glücklich, lieber Junge, und komme bald wieder, daß ich dein liebes, herrliches Spiel wieder höre. Ganz dein Freund L. v. Beethoven [...]. Wien 1794." Auch wenn Beethoven in seinem Schaffen vor allem das Klavier berück sichtigte (mit 32 Sonaten und fünf Konzerten), so widmete er sich doch auch der Violine mit einem deutlichen Schwerpunkt: Neben einem noch aus der Bonner Zeit stammenden Konzert stück, das allerdings nur unvollständig überliefert ist, entstanden um 1802 die später als op. 40 und op. 50 im Druck veröffentlichten Romanzen mit Orches terbegleitung, ferner zehn Violinsona- ten mit Klavierbegleitung. Die Idee zum Violinkonzert op. 61 - in der für dieses Instrument idiomatisch geradezu prä destinierten Tonart D-Dur - dürfte auf ein am 7. April 1805 veranstaltetes Benefizkonzert zurückgehen, bei dem nicht nur Beethovens Sinfonie Nr. 3 Es- Dur op. 55, die Eroica, erstmals vollstän dig in der Öffentlichkeit erklang, sondern Clement auch ein eigenes, respektables Violinkonzert (ebenfalls in D-Dur) vor stellte. - Die enge musikalische Verbin dung von Komponist und Interpret spiegelt sich noch in Beethovens durch aus scherzhafter Widmung im Auto graph seines eigenen Werkes wider: „Concerto par Clemenza pour Clement primo Violino e direttore al theatro a vienne“ in der Druckausgabe jedoch ist das Werk dem befreundeten Librettisten Stephan von Breuning zugeeignet. Auch musikalisch bestehen zwischen der ursprünglichen handschriftlichen Fassung und der späteren Verlagsaus gabe teilweise erhebliche Unterschiede, die vor allem den Solopart betreffen: Binnen weniger Wochen in höchster Eile komponiert und von Clement gewis sermaßen prima vista (vom Blatt) ge spielt, nahm sich Beethoven erst danach die genauere Durcharbeitung der Solo stimme vor (in der einzigen gedruckten Rezension der Uraufführung werden denn auch „die unendlichen Wiederho lungen einiger gemeiner Stellen“ kriti siert). Allerdings war diese einschneiden de Überarbeitung nur möglich, da die Solopassagen in weiten Teilen aus eher figurativen Skalenläufen und virtuo sen Akkordbrechungen bestehen und die eigentliche motivisch-thematische Arbeit nahezu vollständig dem Orches ter zufällt. Erkennbar ist dies bereits im Kopfsatz, der mit einem Umfang von 535 Takten (nicht nur) den zeitgenössi schen Rahmen sprengt. Besonders mar kant ist das einleitende pochende Pau kenmotiv (es erklingt insgesamt mehr als 70 Mal), aber auch das von den Holz bläsern vorgetragene Hauptthema, das mit seinem lyrischen Gestus den Cha rakter des gesamten Satzes bestimmt. Kürzer gefasst ist das als Romanze an gelegte Larghetto, während Beethoven das Finale als ein Rondo im munteren 6/8-Takt gestaltet und dabei schon an satzweise die Ausdruckswelt seiner nur wenig später niedergeschriebenen Sinfonie Nr. 6 F-Dur, der Pastorale, vor wegnimmt. Ludwig van Beethoven • Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 • komponiert 1806 in Wien • uraufgeführt am 23. Dezember 1806 durch Franz Clement im Theater an der Wien