Die Komponisten und ihre Werke • Anton Bruckner und seine 5. Sinfonie Die konzentrierte Arbeit an dieser aka demischsten Sinfonie Bruckners zielte wohl auf seine angestrebte Stelle an der Universität, frei nach dem Motto: Hier zeigt euch arroganten Schnöseln der Bruckner die Kunst des Kontrapunkts. Er widmete das Werk dem Unterrichts minister Karl von Stremayr, der die Uni-Stelle tatsächlich einrichtete und mit Bruckner besetzte, allerdings ohne Vergütung. Genützt hat das Werk also direkt niemandem, weil es nämlich nicht aufgeführt wurde. Das Autograph blieb eine Geheimakte für wenige enge Vertraute, so für die Schüler Josef und Franz Schalk. Der Josef sollte eine Klavierfassung erstel len und dem Widmungsträger so eine Ahnung von der Pracht dieses Werkes vermitteln, aber auch dieses private Ereignis wurde kurzfristig abgesagt. Fünf Jahre später setzte Schalk mit einem Kollegen eigenmächtig einen Termin im Bösendorfer-Saal an, sie unterrichteten Bruckner erst zur Gene ralprobe über diese Unternehmung. Dieser war erbost und schikanierte die Interpreten mit endlosem Probieren, unter Androhung von Polizeieinsatz betrieb er eine Verschiebung dieser Uraufführung - einer Fassung für zwei Klaviere. Als später der „feine Wein“ lief, war der Komponist versöhnt. Die eigentliche Uraufführung seiner „Phantastischen“, auch so betitelte Bruckner sein Werk, besitzt noch eine ganz andere eigenartige Geschichte. Denn es waren wiederum die Brüder Schalk um 1894, die eine Urauffüh rung vorantrieben, wiederum ohne den Schöpfer einzuweihen. Das war auch besser so, denn die beiden hatten ge waltige Änderungen am Satz, an der Form und besonders am Umfang des Werkes vorgenommen - alles zum Guten des Tonsetzers. Diese Urauf führung im Grazer Stadttheater be scherte folglich dem Komponisten einen großen Erfolg. In dieser stark retouchierten Fassung erschien das Werk auch erstmals im Druck, Bruckner bedankte sich vom Sterbebett aus, er sollte nie erfahren, was da ver öffentlicht wurde. Erst 1935 erschien eine Partitur, die das Original Bruckners edierte. Sie war allerdings zeitbedingt dem falschen Regime gewidmet. Seit der 1951 erschienenen Neuen Gesamtausgabe von Leopold Nowak liegt aber eine verbindliche Ausgabe vor, die aus schließlich heute auf den Konzert podien der ganzen Welt eindrucksvoll präsentiert wird. Bereits in der langsamen Einleitung der Sinfonie erklingt ein Thema, das wie eine motivische Klammer das Werk umfasst. Bindung ist gefragt bei einem so gewaltig dimensionierten Musik stück. Die Sekunde, die Quinte und die Oktav konstruieren die thematischen Urformeln dieser Sinfonie, die sich im Finale wie in einem Glaubensbekennt nis verdichten: In Form einer Fuge.