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M 241 Mittwoch, den i3 Oktober. 1880. Lc««^°L^ct/„„ ^Lrksa^^ Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags lv Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vicrteljührl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit'8 Pf. für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raunt berechnet. Geringster Jnseratcnbetrag 20 Pf. Com< plictrte oder tabellarische Inserate nach Uebereinlommen. Bekanntmachung. Vom 1. Januar 1881 ab verzinst die hiesige unter Garantie der Stadtgemeinde stehende Sparkasse alle bei ihr be wirkten Einlagen statt, wie bisher, mit 4^ nur mit 3z H jährlich. Frankenberg, den 11. Octbr. 1880. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. Bekanntmachung. An die Herren Gemeindevorstäude des Amtsgerichtsbezirks > E Frankenberg. Nach der Königl. Sachs. Verordnung, „die Schöffen und Geschworenen betreffend", vom 23. September 1879 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1879, Seite 375 ff.) hat im laufenden Monat October die Auslegung des Verzeichnisses der in der Gemeinde wohnhaften Personen, welche nach 88 31—34, ß 84, 8 8b des Gerichtsverfaffungsgesetzes (abgedruckt im Gesetz- und Verordnungsblatts vom Jahre 1879, Seite 189 fff) in Verbindung mit 8 24 des Königl. Sachs. Gesetzes vom 1. März 1879 (Seite 65 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1879) zu Schöffen und Geschworenen berufen werden können, — der Urliste --- in den Gemeinden zu erfolgen. Indem man hierauf die Herren Gemeinde-Vorstände andurch noch be sonders aufmerksam macht und zur Besorgung des hierzu weiter Erfor derlichen veranlaßt, hat man namentlich auf 88 1, 2, 3, 4 und 5 der angezogenen Verordnung vom 23. September 1879 zu verweisen und sieht der, nach Vorschrift von 8 5 der Verordnung zu bewirkenden, Ein sendung der Urlisten bis längstens 31. October a.«. entgegen. Frankenberg, am 11. October 1880. Das Königliche Amtsgericht. Abtheilung für Strafsachen. Leonhardt, Assessor. 18. öffentliche Sitzung -es Sta-tveror-n ete« Collegiums Freitag, den 15. Oetvr. 1880, Avends 6 Uhr. lagesoräuunAr 1. Neuvermessung des Innern der Stadt betr. Refer. Stadtv. Nau mann. 2. Localstatutentwurf. Ref. Stadtv. Windisch. Der Stadtverordneten-Vorsteher vr. Meding. Bekanntmachung. Die Urliste für hiesigen Ort, die Wahl zu dem Schöffen- und Ge schworenen-Amte, liegt von heute bis zum 25. d. Mts. bei Unterzeich netem zu Jedermanns Einsicht aus. Mühlbach, am 11. October 1880. Ang. Engelmann, G-V Albert, vom Kaiser Franz Josef zum Bahnhofe geleitet, nach Dresden zurück. — Die am letzten Sonntag in Chemnitz ab gehaltene Generalversammlung des conservativen Vereins im Erzgebirge war von ca. 150 Perso nen aus den verschiedensten Orten des Erzgebir ges besucht. Im Jahresberichte constatirte Prof. Straumer, daß der 1879 gebildete Verein jetzt weit über 300 Mitglieder in 81 Orten des Erz gebirges zählt. Der Genannte widmete dem verstorbenen Vorstandsmitglieds Fabrikant Herm. Schmidt soll, zu Frankenberg, dessen Bild im Sitzungssaals aufgestellt war, Worte wärmster Anerkennung und innigsten Dankes. In 1H-. stündigem Vortrage verbreitete sich Hofrath Ackermann aus Dresden, der 2. Vicepräsident des Reichstags, über die Frage, wie sich die con- ssrvative Partei gegenüber den Vorgängen in nerhalb der liberalen Partei zu verhalten habe. Gedenktage aus großer Zeit. 12. October. Deutsche Truppen in ununterbrochenem Vormarsche nördlich von Paris. Einnahme von Breteuil unter Be- theiligung sächsischer Cavallerie und reitender Artillerie. — Garibaldi erhält den Oberbefehl über alle irregulären französischen Truppen. 13. October. Ein Ausfall von 10 Bataillonen der Pariser Besatzung wird vom zweiten bairischen LorpS zurückgewiesen. — Das prächtige Schloß von St. Cloud wird durch die Franzosen (vom Mont Valerien aus) in Brand geschos sen. — Gefecht sächsischer Truppen bei Villemomble vor Paris. OertlichkS und Sächsisches. Frankenberg, 12. October 1880. f Einem am Sonntag Nachmittag mit hefti gem Regenfall, der so manchen vom prächtigen Herbstwetter ins Freie gelockten Spaziergänger „einweichts", hier aufgetroffenen Gewitter ist rasch kühle Temperatur gefolgt, welche dieOfen- märme in den Zimmern angenehm empfinden läßt. Octobergewitter, wie die in den letzten Tagen mehrfach vorgekommenen, werden hier und da als Zeichen langen günstigen Herbstwet ters angesehen, einige alte Bauernregeln sagen aber auch: „Gewitter im October sagen bestän dig, der künftige Winter sei wetterwendig" und: „Wenn's im October donnert und wetterleucht't, der Winter dem April an Launen gleicht"! — Se. Maj. der König ist nach den in Steier mark, zuletzt in Ischl, abgehaltenen Jagden am Sonntag mit Kaiser Franz Josef nach Schön brunn bei Wien zurückgekehrt und dort mit der von Mähren eingetroffenen Königin Carola zu sammengetroffen; am Montag Abend reiste Letz tere von Wien nach Italien zum Besuche der Herzogin von Genua nach Stresa ab und König Wegen selm MMsenä GMen. (Fortsetzung.) Abraham Goldbaum verpfändete sein Wort nicht vergeblich. Er kam bald mit der beruhigenden Nachricht, daß die Zinsen nicht 24, sondern nur 20 Procent sein werden, und daß man den Wech sel so oft verlängern werde, als eS Herr Linder wünsche. Eine Stunde später hatte Linder gegen einen Wechsel von 4000 Gulden 40 Stück Actien der „Mühldorfer BergwerkSgesellschaft" zu 100 Gulden pari gerechnet. Nun kam aber eine neue Schwierigkeit; in dem Städtchen waren die Aktien nicht zu verkaufen. Abraham Goldbaum blieS verächtlich den Rauch seiner feinen Cigarre von sich, schnitt eine Fratze und meinte: „Bettelvolk, welches die Mühldorfer Aktien al» Kapitalanlage nicht zu schätzen weiß." Man muß also in die Hauptstadt fahren, dort Ist der Berkaus in einer Stunde abgewickelt. Der diensteifrig« Sensal bot seine Mitwirkung an. „Ich reise mit," so meinte er, „daS thue ich aber wirk lich nur Ihnen zu liebe, einem Andern stünde ich beim Verkauf nicht zur Seite." Statt einer Stunde verblieb man drei Tage in der Hauptstadt. Wenn der Mensch schon einmal in Wien ist, so soll er auch etwa» davon genießen. Das war das Prinzip deS lebensfrohen Goldbaum, und da daS Vergnügen und die Genüsse auf Rech, nung Linder'S gingen, so trug der höfliche Sensal wohl Sorge dafür, daß ja nichts verabsäumt werde auf diesem Felde. Der schwachmüthige Linder seufzte so in sich hinein, offen aber genirte er sich, seine ökonomischen Be denken auSzusprechen, auS Furcht, das möchte spieß bürgerlich erscheinen. Er ließ sich also führen, wo hin e» Goldbaum beliebte. ES thatihm umS Geld leid, anderseits aber wollte «r um jeden Preis für den Gentleman gehalten werden. Die Schwäche seines Charakters eignete diesen Menschen zum Opfer Her Ausbeutung, da» scharfe Auge Goldbaum'S hatte da» längst herau»gefund«n, und er handelte auch danach. Und warum sollte denn nicht auch ibm «twaS von der Beute abfallen? dachte er bei sich. Er wenigstens verjubelt daS Geld im Ver eine mit Linder, während die Andern daS Geld kaltblütig einstecken und ihr Opfer nicht einmal eines Händedruckes würdigen. Nach drei lustig verlebten Tagen reisten die Bei den auS der Hauptstadt heimwärts; wohl geschah die Abwickelung deS Geschäftes nicht ganz nach Wunsch, aber was soll der Mensch thun? Mit deS Schicksals Mächten läßt sich ein ewiger Bund nicht flechten, und zwei Leute aus der Provinz können die Wiener Börse nicht dominiren. Die ganze Welt besteht au» lauter Strolchen, daS war die Ansicht Goldbaum's (er mußte e» wissen), aber ein nobler Mann wird deswegen doch nicht lamentireu wie ein Krämer, den man unterweg- auSgeraubt. Linder lamentirte wohl auch nicht, aber eS fiel ihm sehr schwer, die geheuchelte Cava- lterSruhe zu bewahren., Mit schwerem Herzen dacht« er an die Zukunsst, an seine beiden kleinen