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O . «-<- ^FiEs^^ M 2SZ Mittwoch, kn LI Oclober. 1880. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths zu Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseratcn-Aunahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstaltcu. Preis Vierteljahr!. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit 8 Pf. für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratcnbetrag so Pf. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ucbereinkommen. Vom Berliner Frauentage 1880. In den Tagen des 13., 14. und 15. October waren in Berlin zahlreiche Delegirte der deut schen Frauenbildungs- und Erwerbsvereine ver sammelt, um einen Verbandstag abzuhalten, sich auf demselben über den Erfolg ihrer Bestrebun gen und ihrer Thätigkeit zu unterrichten und einschlägige Vorträge hervorragender Förderer derselben entgegenzunehmen. In der Oeffentlich- keit, welche allerdings z. Z.mit wichtigeren Fra ¬ gen vollauf beschäftigt ist, haben die Verhand lungen nicht diejenige Beachtung gefunden, welche sie verdienten. Weit entfernt von der paradoxen Frauenemancipationsagitation früherer Jahr zehnte bewegten sich die Vertreter der heutigen Bestrebungen zu Gunsten der Frau in selbstge zogenen engen Grenzen; indem sie überall mit den bestehenden Verhältnissen zu rechnen sich be mühten, durften sie sich erfreulicher Erfolge in der Praxis rühmen. Eine Versammlung von Frauen bietet imnier ein fremdartiges Schauspiel und selbst Derjenige, Bekanntmachung. Auf die diesjährigen Communanlagen ist der IV. ««- letzte Termin bis zum I. November d. I. an die Stadtsteuereinnahme (RathhauS 2 Treppen) zu berichtigen. Wir machen die Anlagenpflichtigen darauf hierdurch noch besonders aufmerksam mit dem Bemerken, daß gegen Säumige 8 Tage nach Ab lauf des Termins mit den executivischen Zwangsmaßregeln, ver fahren werden wird. Frankenberg, den 22. Octbr. 1880.^ Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. H. Bekanntmachung) Staatseinkommensteuer betreffend. Die in den nächsten Tagen durch die hiesige Schutzmannschaft zur Austragung gelangenden Hauslisten, welche zur Aufstellung des StaatS- einkommensteuerkatasterS für das Jahr 1881 dienen sollen, sind von den Hausbesitzern oder deren Stellvertretern unter genauer Beachtung der vorgedruckten Anleitungen in der ganzen Stadt an Tage und zwar Donnerstag den 28. October d. I., auszufüllen. Hiernach sind diese Listen binnen 10 Tagen, von der Zufertigung derselben an gerechnet, spätestens aber am 8. November d. I. bei der Stadtsteuer-Einnahme — Nathhaus 2 Treppen — durch den Hausbesitzer selbst, oder durch solche Personen, welche über etwaige Fragen in Bezug aus die Angaben in -er Liste ge nügende Auskunft zu ertheilen vermögen, einzureichen. Die Versäumung dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu 50 Mark nach sich. Frankenberg, am 23. October 1880. Der Stadtrat h. Kuh«, Brgrmstr. Gr. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf 8 50 und 51 der re- vidirten Städteordnung wird andurch bekannt gemacht, daß die für die diesjährige Stadtverordneten-Ergä'nzungswahl aufgestellten Wahl listen von Donnerstag, den 28. October d. IS., an 14 Tage lang während der Expeditionszeit im Rathhause — Poli zeiexpedition — ausliegen und daß bis Ende des siebenten Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung der Wahllisten jedem Be theiligten das Recht zusteht, gegen die Richtigkeit der Ausstellung Ein spruch bei unterzeichneter Behörde zu erheben. Frankenberg, den 26. October 1880. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. Bekanntmachung. Wegen der künftigen Freitag und Sonnabend, als den 20 und 30. dieses MonatS, stattfindenden Reinigung der AmtSlocalttä'ten sind dieselben ge schloffen und werden an diesen Tagen nur die dringendsten Sache« expedtrt, was zur öffentlichen Kenntniß andurch gebracht wird. Frankenberg, den 26. October 1880. Königliches Amtsgericht. Wiega«d. welcher die Unerfahrenheit der Frau mit den parlamentarischen Bräuchen und die Eigenart ihres Wesens in gerechte Rücksicht zieht, wird sich gelegentlich eines Lächelns oder Staunens nicht erwehren können, eines Lächelns, wenn unter den Versammelten die weibliche Sehbegierde sich allzu auffallend geltend macht, eines Staunens, wenn eine Dame in freier Rede mit Festigkeit, Ge schick, Logik und Witz zu polemisiren sich erkühnt. Allein alle Aeußerlichkeiten werden zurückge drängt, wenn die verhandelte Sache eine ernste und gute ist. Und in dieser Beziehung durfte Megen Lckn Nnusenll GMen. (Schluß.) VIl. Linder sprang mit einer fieberhaften Hast auf, als er das Läute» auS Tante Charlotte's Zimmer hörte. Er wartete darauf zitternd und zählte die Sekunden, wußte er doch, daß das Mittel, welches er eingab, wirken müsse und der Cholera ähnliche Symptome Hervorrufen werde. Dann giebt er der alten Frau wieder von den lindernden Tropfen, bis sie sich wohler fühlt, dann wieder von der ckixi- tali« purpure«. Die Krämpfe und Brechanfälle werden dann hef. tiger; das Linderungsmittel hilft wieder ein wenig, und dann wiederholt sich der frühere Vorgang Die beiden kleinen Fläschchen gleichen sich voll kommen, Niemand kann bemerken, daß er nicht immer au» demselben eingebe. Der Arzt wird keinen Argwohn schöpfen, die Vergiftung läßt keine äußeren Merkmal« an der Leiche zurück. Schon di« außerordentlich« Anstrengung vermag die alte gebrechliche Frau zu tödten; Niemand wird ahnen, daß hier Menschenhand nachgeholfen habe. Dir alte Frau wird an der Cholera gestorben sein, und Niemand wird sich weiter darum kümmern Al- in der Verzweiflung, im ersten Wuthanfall Linder dieser Plan durchs Hirn fuhr, da erschien er ihm so sicher durchführbar. Vor Verrath oder Entdeckung hatte er sich gar nicht zu fürchten. Der Zufall sorgte für ihn, gab ihm einen Finger zeig durch den Choleraanfall der Tante, auf diesem Wege konnte er sich von drückender Sorge befreien. Als Linder der alten Frau Lie ersten Tropfen «ingab, fühlte er keinerlei Mitleid. Noch waren die Verzweiflung, daS erste Aufflackern der Wuth über die Hartnäckigkeit der Tante zu heftig, er handelte fast im Zustande der Unzurechnungsfähig keit. Aber al» dann in finstrer stummer Nacht eine lange Stunde sekundenweise verfloß, al» der unglückliche Mann ängstlich diese Sekunden zählte und lautlos in .seinem Bett« harrte, da verließ ihn der Muth, und Angst beschlich sein Herz. Er wurde wieder der schwach« unentschlossen« Mensch von früher. AIS die Klingel erscholl, er schrak er heftig, er verbarg sein Haupt unter den Polstern. „Ich bin nicht zum Mörder geboren!" seufzte er. Der Schrecken lähmte ihn, er vermochte sich nicht zu rühren, er getraute sich nicht vor seinem sich in Schmerzen windenden Opfer zu zeigen. „Ich habe nicht den Muth, ihr in die Augen zu blicken." Wenn derTvbeskampf nur nicht solange dauern würde; nun zittert der unglückliche Apotheker schon jetzt, wie wird eS erst dann sein? Der Schauder und Schrecken überwältigten Linder immer mehr, die besseren Gefühle begannen in seiner Seele di« Herrschaft zu gewinnen, in gräßlichstem Seelen- kampfe warf er sich auf'- Bett. „WaS soll ich nun thun, was?" ächzte er angst erfüllt. Der Weg zur Rettung ist schon abge. schnitten, dachte er bet sich; der erste Schritt ist geschehen, jetzt giebt «S keine Umkehr mehr, jetzt muß «s vollführt werden. „ — Nur der erst« Schritt ist schwer, waS zögere ich noch? Jetzt ist schon alle» eins."