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M 246 1880. Dienst««, den iS Oktober. ^Lirksa^^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths ;u Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnscraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags lo Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit s Pf. für die gespaltene Corpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnferatenbetrag M. plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinlommen. Bekanntmachung. Infolge der am 3. d. Mon. vorgenomnienen Ergänzungswahl besteht der Kirckenvorstand zu Sachsenburg gegenwärtig aus folgenden Personen: Johann Carl Gottlieb Grießmann, Gutsbesitzer, Friedens richter, Gemeindevorstand rc. in Schönborn, stellv. Vors. des K.-Vorst.; Carl Gottlob Kreßner, Gutsbesitzer daselbst; Traugott Felgner, Haus besitzer und pensionirter Bergmann daselbst; Carl Heinrich Dippmann, Schmiedemeister und Hausbesitzer in Sachsenburg, Kirchrechnungsführer; Friedrich Adolf Weber, Bäckermeister und Hausauszügler daselbst; Friedrich August MöbiuS, Oberinspector an der Straf- und Correc- tionsanstalt daselbst; Carl Julius Frenzel, Gutsbesitzer und Gemeinde vorstand in Jrbersdorf; August Moritz Lippmann, Gutsbesitzer, Orts und Friedensrichter daselbst, und dem unterzeichneten Vorsitzenden. Carl Julius Böttcher, Pfarrer. Üeber die Wahl der Schöffen und Geschworenen hängt eine Bekanntmachung an dem für ortsübliche Bekanntmachungen bestimmten Orte aus. Sachsenburg, am 18. October 1880. Schlegel, Gem.-Vorst. Baden, die Prinzessin Albrecht von Preußen, die Prinzessin Victoria von Baden, die Erbprin zessin von Sachsen-Meiningen und die Damen des Gefolges Platz genommen, zu den beiden Seiten saßen die anwesenden fürstlichen Herr schaften. Der Kaiser selbst nahm nicht einen Augenblick Platz. In jugendlicher Rüstigkeit, mit strammer Haltung ging er durch die Reihen der Anwesenden, Jeden mit einem huldvollen Worte erfreuend. Am meisten sprach er mit dem Könige von Sachsen, der in der sehr kleid samen Ulanen - Uniform — blau mit rothem Brustvorstoß — erschien. Die Stimmung unter der versammelten Menge war weihevoll im voll sten Sinne des Wortes; auf Aller Mienen prägte sich das tiefe Bewußtsein von der Größe des Augenblickes aus. Die vom Dombaumeister, Geh. Reg.-Rath Borgtet, verlesene Urkunde, welche in den Knauf der Kreuzblume eingefügt werden sollte, wurde von den Fürstlichkeiten und den dazu bestimmten Zeugen in zweifacher Ausferti gung vollzogen. Zuerst unterzeichnete der Kai ser, dann die Kaiserin, dann die übrigen fürst lichen Personen, meist unter Hinzufügung eines Wahlspruches. Jeder, indem er an das Tisch chen, auf dem das Schriftstück sich befand, her- Hedenktage aus großer Zeit. 15. October: Bei Billejuis vor Paris versuchen die Franzosen Verschanzungen aufzuwerfen, werden aber von deutscher Artillerie vertrieben. — Gefecht sächsischer Trup pen bei Bondy und Raincy vor Paris. 16. October: Die Festung SoissonS capitulirt nach dreiwöchentlicher Einschließung. 17. October: Besetzung von Montdidier durch da« sächsische Gardereiterregiment. 18. October: Kampf bei und Erstürmung von Cha- teaudun (nordwestlich von Orleans) durch Theile der Ar- mee des Kronprinzen von Preußen. Das Kölner Dombaufest hat auch in seinen weitern Theilen den befrie digendsten und erhebendsten, durch keinen Miß- ton getrübten Verlauf genommen. Zu dem in vor. Nr. vom Hauptfesttage Mitgetheilten ist noch nachzutragen, daß während das Kaiserpaar mit den Gliedern seines Hauses und den andern evangelischen Fürstlichkeiten dem Gottesdienste in der Trinitatiskirche beiwohnten, im Dome ein Gottesdienst für die Katholiken stattfand, welchem auch der König voy Sachsen beWohjite.,, Als ein hehrer Moment wird der bezeichnet, als der Kaiser, geleitet vom Weihbischof Baudri, die Kaiserin vom König von Sachsen, unter den brausenden Klängen des Te Deum das Mittel schiff des Domes betraten, gefolgt von einem überaus glänzenden Zuge. Die Kaiserin trug ein weißes Atlaskleid und Cachemirshawl, die Kronprinzessin eine violette Robe. Die Braut des Prinzen Wilhelm in weißer Toilette gewann sich an diesem Tage, wo sie zuerst bei feierlicher Gelegenheit inmitten des Herrscherhauses erschien, dem sie dereinst angehören wird, durch ihre Schönheit und Anmuth alle Herzen. Der An blick des Festplatzes vor dem Dome, den nach dem Te Deum die glänzende Versammlung be trat, war überwältigend großartig. Im weiten Umkreise, auf den Dächern und an allen Fen stern der Häuser, auf den Vorsprüngen der Mauern — überall wimmelte es von Schaulu stigen, jung und alt, groß und klein. Die Tri bünen waren bis zum letzten Platze gefüllt, ebenso der weite Plan vor dem Kaiserpavillon. Ue- berall bunte Flaggen und Wimpel, grüner Blät ter- und Kränzeschmuck, glänzende Uniformen, wehende Helmbüsche, blitzende Ordenssterne. Ei nen strahlenden Anblick bot der prachtvoll deco- rirte Kaiserpavillon, in dessen Innern die Kai serin, die Kronprinzessin, die Großherzogin von Wegen Lelm Tnuseml GMen. (Fortsetzung.) Der unversiegbare Sllom an Vorwürfen brachte selbst den sanften Linder in Ekstase, daS Blut wallte in ihm auf. Diese Erniedrigung «hat ihm bis in die Seele wehe, seine Hände zitterten, sein Innerstes bebte, als er so der alten Frau gegenüber saß Aber er mußte seine Erregung bemeistern, seinen Unmuth niederkämpfen, denn von dem guten Willen der alten Frau hing sein Leben, die Zukunft feiner Kinder ab. Er versuchte nochmals, der alten Tante den Ur sprung der ganzen Angelegenheit begreiflich zu machen. Mil unterwürfigen reumüthigen Worten bat er die gute Tante um Verzeihung, er gestand, daß er in der Sache unvorsichtig gehandelt, daß seine Gutherzigkeit ihn zu weit geführt habe, so daß er nun für Ändere zahlen müsse, überdies haben ihn gewissenlose Wucherer hineingerissen; aber da liegt das Geschäftsbuch, die Tante möge sich selber überzeugen, daß wegen der 8000 Gulden noch gar nichts gefährdet sei, am allerwenigsten das Geld der Tante. Binnen zwei Jahren werde die ganze Schuld abgestattet sein. Die gute Tante möge ihn daher nicht auch noch drängen und seine Lage er schweren. Woher sollte er jetzt plötzlich auch das noch zahlen, wenn nicht die Apotheke unter den Hammer kommen sollte. Die Tante wiederholte aber, taub gegen alle Gründe und Erklärungen, mit der alten Frauen eigenlhümlichen Hartnäckigkeit im- mer nur, sie wollte ihr Gelv zurückhaben. Sie schob Las ihr vorgelegte Geschäftsbuch zurück; sie wolle gar nichts sehen, sagte sie, denn wenn sie einmal zu Jemandem daS Vertrauen verloren habe, so vermöge das Geschreibsel in dem Buche es nicht wieder herzustellen. Einschreiben kann man Alles, daS Papier ist stumm, kann nicht daS Gegentheil laut Hinausrufen. Sie sei nicht darum von so weit hergtfahren, um jetzt gemüthlich ohne Geld wieder heimzukehren. — „Nun gut," brach endlich der Apotheker her aus — „nun gut, liebe Tante, lassen Sie die Apo theke sammt den Vorrälhen licitiren. Ihr Wunsch, Ihr Wille sei erfüllt. Ich gehe mit meinen zwei kleinen Kindern weiter, werde mein Brod zu ver dienen suchen. Aber das kann ich Ihnen sagen, bet einer Licitalion wird der Erlös schwerlich die 20000 Gulven decken." „Nicht decken!" schrie vie alle Frau heftig auf und bedeckte ihr bleiches Gesicht mit den zittern den Händen. „Also hast Du mich doch betrogen!" Sie stand auf und ging ohne ein Wort zu sprechen gegen dieThüre, aber da angelangt, schrie fie plötz lich — „JesuS, Maria!" und hielt sich krampf haft an dem Drücker, um nicht niederzustürzen. Linder eilte ganz erschreckt hinzu, fing die alte Frau in seinen Armen auf und führte sie zum Sopha. „Ich fühle mich sehr übel," ächzte die Tante leise hervor. Schon mährend der Fahrt fühlte sie sich krank; sie hatte Schwindel und wiederkehrende Uebelkeiten, jetzt aber erfaßte sie ein heftiger Krampf. Der Apotheker stand schaudernd vor ihr. Es war die Cholera, und zwar in einem sehr heftigen Grade. Die krampfhaften Zuckungen, das blau gewordene Gesicht waren schauerlich anzusehen. Die Cholera herrschte damals eben epidemisch, und in der Apo theke war somit reichlich vorgesehen für Cholera- mittel. Linder'S Choleratropfen waren berühmt in der ganzen Gegend, und selbst die Aerzte wandten dieselben überall an. Einige rasch nach einander eingeflößte Tropfen linderten den Schmerz, mäßig, teil den Krampfanfall. Bis der Arzt herbeigerufen werden konnte, ließ Linder der Tante die sorgsamste Pfleg- «»gedeihen. Endlich verfiel die alte Fr«!, in einen wohlthuenden, ruhigen Schlaf. Noch ganz aufgeregt von den Scenen und Schre cken dieses Tages, traf den unglücklichen Linder ein Brief des Wiener BassquierS, bei welchem die Mühldorfer Aktien verpfändet waren. Und noch