Musiktheater über Marco Polo münden sollten, das Vivier allerdings nicht mehr ausführen konnte. Bouchara wird bestimmt von einer ununterbrochenen Linie der Vokalstimme, die in changierender Harmonik einen instrumentalen „Mantel" erhält, der sich weitgehend homophon verhält, kein wirkliches Eigenleben entwickelt, daher aber um so einheitsstiften der wirkt. Gerade die Anwendung von Obertonspektren, rhythmischen Ostinatozellen und ausklingenden langen Noten, unterstützt von dazu korrespondierendem Schlagwerk, machen die Farbigkeit des Werkes aus, das ritualhaft anmutet. Der Text stammt vom Komponisten und ist, wie andere Werke dieser Zeit auch, in einer asiatisch anmutenden Fantasiesprache geschrieben - „Was ich zu sagen habe, muß ich mit Musik sagen", bemerk te Vivier. Ein autobiografischer Bezug ist auch hier gegeben: Bouchara ist als „Liebeslied für meine schönste Liebe" seinem Partner Dino Oliveri gewidmet und Vivier bezeichnete es als Musik mit „ungemein reinem Ausdruck". Bouchara wurde 1983 in Paris vom Ensemble „2E2M" unter Leitung von Paul Mefano uraufgeführt. Im selben Jahr wurde Vivier, der seinen Wohnsitz nach Paris verlegt hatte, von einem Strichjungen in seiner Wohnung ermordet-ein gewaltsames Ende eines hoffnungsvollen kreativen Lebens. Sechs Stücke für großes Orchester Anton Webern Der österreichische Komponist und Dirigent Anton Webern, geboren 1883 in Wien, gestor ben 1945 in Mittersill, ist neben Arnold Schönberg, bei dem er von 1904-1908 studierte, und Alban Berg einer der maßgeblichen Vertreter der sogenannten Zweiten Wiener Schule und prägende Gestalt für die Entwicklung der Musik des 20. Jahrhunderts. Obwohl Berg, Webern und Schönberg in der Rezeption selbstverständlich mit der Kompositionsmethode der Zwölftontechnik in Verbindung gebracht werden, kann dies schon chronologisch gesehen nicht für den Unterricht bei Schönberg in dieser Zeit gelten: „Schönberg lehrt überhaupt keinen Stil; er predigt weder die Verwendung alter noch die neuer Kunstmittel" schreibt Webern über seinen Lehrer. Abgesehen von einem frühen Orchesterwerk „Im Sommerwind" ist die zum Abschluss der Unterrichtszeit entstandene „Passacaglia" Opus 1 Weberns erstes Orchesterwerk - von diesem spätromantisch verdichteten Stil sollte er sich aber schon bald entfernen. Biografisch ist die Entstehung der 6 Orchesterstücke op. 6 mit Weberns beruflicher Orientierung als Dirigent verbunden. Er versucht mit Anstellungen in Bad Ischl und Teplitz Fuß zu fassen, zur Zeit der Vollendung der sechs Orchesterstücke 1909 dirigiert er u. a. Operetten von Leo Fall, ist von der Kapellmeistertätigkeit aber zutiefst unbefriedigt. Webern wies auf eine Verbindung der entstandenen Werke dieser Zeit mit dem Tod der Mutter im Jahr 1906 hin - in Briefen an Arnold Schönberg legte er seine seelischen Zustände während der Komposition offen: „Alle meine Werke dieser Zeit sind in Erinnerung an meine Mutter entstanden." Im Hinblick auf die Uraufführung von Opus 6 legte er Schönberg Weihnachten 1912 die Lektüre des Dichters Peter Rosegger nahe, der über den „Trost des Mutterherzens"