ZUM PROGRAMM Botschaft von der Ganzheit des Lebens Bachs „Weihnachtsoratorium“ D ie sechs Kantaten des „Weihnachts oratoriums“, die zum Jahreswechsel 1734/35 in den Festgottesdiensten der bei den großen Leipziger Kirchen uraufge- führt wurden, gehören heute zu den bekanntesten und meistgespielten Werken von Johann Sebastian Bach. Eng an der Chronologie des biblischen Geschehens orientiert, schildern sie die Ereignisse von der Adventszeit bis zum Dreikönigsfest und spannen dabei mit einer durchdachten musikalischen Dramaturgie einen Bogen, der weit über die Weihnachtsgeschichte hinaus auch Gedanken an das Leiden Christi und die Passionszeit einbezieht. So stellt Bach in der Konzeption dieses Ora toriums eine innere Verbindung zwischen Weihnachten und Passion, zwischen Geburt und Tod - und dem Moment der Auferstehung - her, und ließ ein Werk entstehen, das, von einer ganzheidichen Sicht auf den Lebenskreislauf geprägt, zum großen musikalischen Bekenntnis zentraler christlicher Glaubensaspekte wurde. In den großen Oratorienkompositionen der Jahre 1734 und 1735 bemühte Bach sich vor allem um eine engere Verbindung der einzelnen, im religiösen Gesamtkon text oft zufällig erscheinenden Kantaten dichtungen und -kompositionen mit der eigentlichen biblischen Vorlage. Die Form des Oratoriums vermochte die Gedanken in einen größeren inhaltlichen Zusam menhang zu stellen und versprach in die ser neuen künsderischen Gesamtheit vor allem eine Verdichtung der emotionalen und geistigen Ausdruckskraft. So schildern die ersten drei Kantaten des „Weihnachts oratoriums“, ursprünglich zur Aufführung an den drei Weihnachtstagen bestimmt, die Adventszeit und die Geburt Christi (25. Dezember), die Verkündung der Engel an die Hirten (26. Dezember) und die Anbetung der Hirten (27. Dezember). Die weiteren Kantaten haben das Namensfest und die Beschneidung Christi (1. Januar), die Erscheinung des Sterns und den Ein zug der Weisen in Jerusalem (Sonntag nach Neujahr) sowie die Ereignisse des Dreikönigsfestes (6. Januar / Epiphanias) zum Inhalt. Dabei gibt der Evangelist Aus züge aus dem Neuen Testament nach