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Tagesgeschichte die best ¬ und mit in einer Die Debatte wurde hierauf abgebrochen 136 gegen 134 Stimmen beschlossen, dieselbe Abendsitzung fortzusetzen. einer Unteroffizierschule in Neubreisach nach längerer Diskussion abgelehnt. Die von der Post und Telegra- phcnverwaltung geforderte Verstärkung des Betriebsfonds I von 7Z Millionen wurde um 1 Million vermindert. Dem Kommissionsantrage zufolge würden sich die Ma trikularumlagen um 3z Millionen Mark vermindern. — Mit dem soeben zur Ausgabe gelangten 20. Heft hat das Generalstabswerk über den deutsch-fran zösischen Krieg seinen Abschluß erhalten. Nach einer ausführlicheren Darstellung des Ersatzwesens und der sonstigen militärischen Verhältnisse in der Heimat schließt der Text mit einer Zusammenstellung der Ergebnisse des Krieges. Der Gesamtverlust des deutschen Heeres belief sich auf: 6247 Offiziere, Aerzte, Beamte; 123453Mann schaften, 14595 Pferde, 1 Fahne und 6 Geschütze. Da gegen waren bis Mitte Februar 1871 11860 franzö sische Offiziere und 371981 Mann während des Krie ges gefangen nach Deutschland geführt worden; ferner hatten 7456 Offiziere und 241686 Mann in Paris die Waffen gestreckt; 2192 Offiziere und 88 381 Mann waren über die schweizer Grenze gedrängt worden. Er beutet wurden 107 Adler und Fahnen, 1915 Feldge schütze und 5526 Festungsgeschütze. Als höchsten Preis ! des Krieges nennt das Werk in seinem Schlußsatz die Wiedererrichtung des deutschen Kaiserreiches. — Zur Affaire Windthorst schreibt die -f-Ztg.: Man ist von beiden Seiten in den letzten Tagen offen bar bemüht gewesen, die Schärfe des Konfliktes abzu schwächen. Namentlich haben die konservativen Kreise hierzu mit klarem Bewußtsein. entschieden beigetragen. Als ein Zeichen des möglicherweise im Werke befindlichen Ausgleiches zwischen Windthorst und dem Reichskanzler kann wohl auch das Vorgehen des Zentrumsführers in der Reichstagskommission für den Zollanschluß Hamburgs betrachtet werden, wonach er dem Reichszuschusse von 40 Millionen zustimmte. — Ein eigenartiges Zusammentreffen ist es, daß während die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten sich erhöht hat, der Führer der Partei, Bebel, kein Mandat erlangte. Derselbe ist auch bei der gestrigen Stichwahl in Mainz unterlegen; erbrachte es bis zu I 8380 Stimmen, der fortschrittliche Gegenkandidat siegte I mit 8616 Stimmen. — Die Allgemeine deutsche Lehrerzeitung schreibt: I Generalversammlung mit dem Bolksverein für Leipzig und Umgegend zu emem Verein vereinigt. Der Volks bildungsverein förderte den theoretischen Zweck, Bildung des Gemütes und Verstandes, dagegen der Bolksverein stir Leipzig und Umgegend verfolgte mehr die praktische Seite der Bildung. Die vereinigten Vereine haben nun den Namen „Verein für Volkswohl" angenommen. — Bezüglich des in Krippen bei Schandau leben den Erfinders der Holzfaserstoffbereitung, F. G. Keller, teilt der Mitbegründer des deutschen Holzstoffvereins, Wilhelm Kunze iu Berthelsdorf bei Freiberg, dem „Freib. Anz." Mit, daß er (Kunze) schon im Jahre 1874 in ge nanntem Vereine eine Sammlung angeregt habe, infolge devew die Summe von 5000 M. Keller überreicht wer- d'ytkvNM Da seit der Zeit viele Holzstoff- und Pa- pletfabrik'ert' entstanden seien, habe neuerlich eine weitere Sammlung, zu der Kunze Anregung gegeben, stattge funden, weshalb bei dxm Vereinstag am 21.Sevtbr. in SchwarMvkrg VE ErfiMr Keller di^ neüMich E wähnte Werne vergoldete Dose, aber gefüllt mit Gold stücken im Betrage von ca. 2500 M., überreicht wurde. — Im Walde bei Adorf ist vor einigen Tagen det LeichnaM eines Erschossenen aufgefunden worden. Verschiedene begleitende Umstände deuten auf ein vorge- kömmenes Verbrechen und hat daher sofort die strengste Untersuchung der Angelegenheit begonnen. — In einem Teiche zu Bretnig bei Pulsnitz er tränkte sich in der Nacht zum Montag eine 28 Jahre alte Maurersehefrau Mit ihren 3 und 2 Jahre alten Kindern. Familienzwistigkeiten sollen der Grund zu die- seit traurigen That gewesen sein. — Den Mitgliedern der Altenberger Jagdgenossen- I schäft, deren Terrain bekanntlich von Sr. Mas. demKö- niß erpachtet ist, wurden zut Vergütung von Wildschä- den in diesem Jahre seitens der kgl. Zivilliste über 2000 M? verwilligt. Drate monieren. — Stvotssekryär v. Bötticher hält die Wohl- statistik »e« Skeich-Kmzlers vom 28. NoveMer aufrecht und erklürt, über die Revision de« Wahlgesetze« werde die Regierung gern di«, kurieren. > Vermischtes. * Die in Wien über das Verhalten der Polizei beim I Ringtheaterbrande herrschende hochgradige Erregung kam I am 13. d. im Budgetausschusse des Abgeordnetenhauses- bei Beratung des Etats der Wiener Polizei zum Aus druck. Der Wiener Abgeordnete Prof. Süß wies dar auf hin, daß alle Anordnungen, die rücksichtlich der Feuersicherheit in Wien getroffen werden, noch immer auf längst veralteten Vorschriften von 1817 beruhen,, und führte Belege für die Kopflosigkeit der Polizei am 8. Dezbr. an. Der Polizeipräsident v. Marx schob alle Schuld auf das Stadtbauamt; ein Polizeikommissar habe sich im Ringtheater Grobheiten gefallen lassen müssen,, als er 14 Tage vor dem Brande auf die Beobachtung der Sicherheitsmaßregeln drang. Der Polizeipräsident beklagte die gegenwärtigen Hetzereien gegen die Polizei,, unter welchen auch bald die öffentliche Sicherheit leiden müßte. Ministerpräsident Taaffe versicherte, daß nichts vertuscht werden solle; seine Bemerkung, nach den bis herigen Instruktionen habe die Polizei nicht für die Sicherheit des Publikums in den Theatern zu sorgen gehabt, veranlaßte Süß zu der erregten Fragewem anders sonst diese Sorge obliege, in einem andern Staate würde derjenige in 24 Stunden von der^Mini- sterbank verschwinden, der eine solche Aeußerung thue. Ein anderer Abgeordneter nannte, weil der Minister der Instruktion die Schuld gab, den Brand des Ring theaters das „Zivil-Königsgrätz". — Im W euer Ge meinderate kam es am 14. aus gleichem Anlässe zu ar gen Skandalen. Die Linke beantragte eine Resolution, worin die Hoffnung ausgesprochen ward, daß alle Schul- - digen zur Rechenschaft gezogen würden, und worin zu gleich behauptet ward, daß die Polizei einzig die Schutz» trage. Von anderer Seite wurde dagegen hervorgehoben, daß man nicht einem einzigen Organ alle Schuld zuschie ben solle. Darauf provozierte Gemeiderat Mandl eine stürmische Szene. Er beschuldigte die Gemeinderäte der Rechten der Kriecherei und als hierauf das Wort: „In fam!" fiel, rief er: „Ich lasse mir von einem offiziellen Spitzel kem solches Wort zurüfen I" — Noch immer werden im Brandschutte des Ringtheaters verkohlte Lei chen gefunden ; die Leichen werden desinfiziert und auf den Zentralfriedhof gebracht, wo am 14. wieder eine Massenbeerdigung in ejnem Schachtgrabe stattfand, bei welcher abermals ein katholischer, ein evangelischer und ein jüdischer Geistlicher zur Einsegnung anwesend waren, Die vom Gemeinderate vernommenen Exerzier- unit Löschmeister erklärten, daß der Zuschauerraum schon lichterloh brannte, als sie ankamen, daß zwei Löschmeister auf jeder Treppe vorwärts drangen, daß jedoch der Rauch und die Hitze sie wiederholt zur Umkehr zwangen. l aber oben den deutschen Adler und untm das Wappen, I des Bischofs Konrad von Hochstädten trägt und auf ! welchem folgende Umschriften eingeprägt sind: lieber den I PorträtS: „Eintracht, Ausdauer, 1842—1880", unter halb : „Köln 1248. Begründet durch Konrad von Hoch städten." Der Revers zeigt dm gigantischen Bau in seiner höchsten Vollendung mit folgenden Umschriften: „Der Dom zu Köln rage über diese Stadt. Rage über Deutschland. Ueber -Zeiten. Reich an Menschenfrieden. Reich an Gottesfrieden. Bis an das Ende der Tage. 8oU veo Morin." Von dieser geradezu unvergleichlich- s kunstvoll ausgesührten Medaille hat der genannte Verein -Dem deutschen Fürsten, welcher bei der beschriebenen Feier zugegen gewesen, je ein Exemplar zur Erinnerung. > an dieses denkwürdige Fest gewidmet. Frankreich. — Die Deputiertenkammer bewilligte die Kredite- von 81. Millionen für deü KrjegSmiNtstdr .Und 43 Mil- I uondn fliic den Märinemmister. Ein radialer Äbgeord- s neter warf dem KriMmlnWr die Wähl der GenerM Miribel und Gallifet zu Mitgliedern des obersten KriegS- rates vor. GaMbetta sägte, dieselben wurden gewählt,, weil sie die tauglichsten sind. Der Kriegsminister er klärte, man mußte der Unzulänglichkeit des Dienstes des- Generalstabes abhelfen, das neue Gesetz habe nicht die erwarteten Resultate geliefert, die genannte» Generäle werden der Republik so loyal dienen, wie er. Der ra dikale Abgeordnete bedauert, daß die Regierung nur re aktionäre Generäle als tauglich befinde. — Der Polizeipräfekt von Paris erließ eine Instruk tion an die Theaterdirektoren, um Unglückssällen wie dem Wiener vorzubeugen. Italien. — Der Betrag der in den abgelaufenen 11 Mona ten eingegangenen Steuern übersteigt denjenigen des Vorjahres um 50 Millionen Lire. Spanien. — Entgegen der freieren Richtung, welche sich in kirchlichen Dingen Bahn zu brechen begonnen hat, haben am Sonntag in Santander drei Priester von der Kanzel herab die Exkommunikation gegen die drei Leiter liberaler^ Blätter verlesen, welche die Geistlichkeit angegriffen hat ten. Es herrscht darüber große Erregung und may fürchtet einen Konflikt. „Der ultramontane Landtagsabgeordnete Bernhard Mayer aus Schönbrunn schrieb dieser Tage an oberbayerische Bauern folgendes Begleitschreiben zu einer Petition für Aufhebung des 7. Schuljahres: „Anliegent sende ich ihnen eine Bittstchlung an die Kammer der Reichsräte die Aufhebung des 7ten Schuljahres betrefent und wann sie damit einverstanden sind so Bestätigen sie dieselbe und lassen von recht viellen in ihrer Gemeinde unter schreiben und sendens wieder an mich. Recht herzliche grüße Landtagsabgeorineter Bernhard Mayer in Schön brunn." Kann wohl die Notwendigkeit des 7. Schul jahres schlagender nachgewiesen werden? Wenn ein Teil der Führer und Agitatoren gegen das 7. Schuljahr auf so gespanntem Fuße mit der Schreibweise der gebräuch lichsten Wörter steht, wie mag es da erst bei den „Ge führten" aussehen I" - — Der Zentral-Dombauverein zu Köln hat zur Er innerung an die am 15. Oktbr. 1880 in Gegenwart deS deutschen Kaisers, des Königs von Sachsen und meh rerer anderer deutscher Fürsten begangenen Feier der glücklichen Vollendung des dortigen Domes, des groß artigsten Denkmals deutscher Kunst und deutscher Einig keit, eine große silberne Medaille (in der Größe der Handfläche) prägen lassen, deren Avers links die Bild nisse des Königs Friedrich Wilhelm IV. und rechts des deutschen Kaisers und Königs von Preußen, außerdem Bom Reichstage. Eine Interpellation des Abg. v. Hertling (Zentr.), welche sehr eingreifende Abänderungen der Gewerbeord nung in Beziehung auf Normalarbeitstag u. s. w. an regte, stand in der Sitzung vom 15. Dezbr. zunächst zur Tagesordnung. Der Staatssekretär v. Bötticher erklärte, der Reichskanzler wolle die Interpellation per sönlich beantworten, bitte aber, da er heute durch Unwohlsein verhindert sei, die Verhandlung über dieselbe auf Sonn abend festzusetzen. Der Reichstag war damit einver standen und nahm darauf nahezu einstimmig den Antrag des württembergischen Abgeordneten Payer, betreffend die Ermäßigung der Gerichtsgebühren, an, nachdem die Abgg. Petersen (nat.-lib.), Birkenmayer (Zentr.), vr. Hartmann-Plauen (kons.) und Windthorst lebhaft für denselben eingetreten waren. Es folgte die Beratung des von der Fortschrittspartei und der liberalen Ver- ! einigung eingebrachten Antrags, die Wahlprüfungskom mission zu beauftragen, dem Reichstage über die bei den letzten Wahlen hervorgetretenen Mängel des Wahlver fahrens, insbesondere in Rücksicht auf die Geheimhaltung und Unabhängigkeit der Wahlen und die hiernach als notwendig erscheinenden gesetzlichen Abänderungen Bericht zu erstatten. Dirichlet (Fortschr.) begründete den Antrag; die Wahlbeein- flussiriigen preußischer Landräte seien viel größere gewesen, als die jenigen der von Bismarck so hart getadelten richterlichen Beamten. Der Zweck deS Anträge« sei, eilt gründliche« Heilmittel gegen die I bestehenden U-belstSndc zu schaffen, und keine Partei de« Hause« s sollte sich demselben widersetzen, wenn auch gegenwärtig die Fort schrittspartei al« die nächstbeteiligte erscheine. — v. Hceremann (Zentr., Vorsitzender der WahlprüsungSkommission) kann nach den langjährigen Erfahrungen al« Mitglied der Kommission dem An träge nur zustimmen, will ihn aber bei der Kürze der Session bi« zur nächsten vertagt wisse«. Er mißbilligt nicht bloß die Beein flussung der Beamten, sondern auch besonders diejenige großer Privaten und betont namentlich, daß die Geheimhaltung der Wahlen thätsächlich vielsach gefährdet sei. — Rickert ist für rasche und energische Untersuchung der Wahlunregelmäßigkeiten. Die Wahlbeeinfluffungen seien, stärker gewesen, als zur Konfliktszeit. (Widerspruch.) Die amtliche Statistik des Reichskanzlers sei un- richtig; die Deutschkonservativen hätten nicht 120000 Stimmen mehr als 1878 gehabt, sondern etwa einige 30000 Stimmen. Rickert tadelt, daß die Krone von amtlicher Seite in die Debatte gezogen; die« schwäche die Autorität der Krone, die über den Par- teien stehen solle. In der „Prov.-Aorr." seien empörende An griffe aus die könig-treuen Parteien geschleudert worden; die Krie- gervereine und landwirtschaftlichen Vereine habe man der konser vativen Partei dienstbar gemacht. Bismarck« Name habe einen blendenden Glanz und Nimbus für sich, aber bei den Wahlen habe der Volksgeist sich erhoben und bekundet, daß er des Gängel bandes entwachsen sei. — Der preußische Minister de« Inner» v. Puttkamer hält wie v. Heeremann den Antrag bei Beginn der Legislaturperiode, wo kaum die Anträge der Wahlkommission im Hause diskutiert seien, für verfrüht. Zur Diskussion der Angriffe aus die preußische Regierung sei er im preußischen Landtage be reit. Für die Haltung der „Prov.-Korr." übernehme er die Ver- antwortung. Die Heftigkeit ihrer Angriffe werde übertroffen durch den Ton, womit die Regierung angegriffen worden. Er erinnere daran, daß die Fortschrittler in Hanau und Gelnhausen die So- zialdemokraten al« das kleinere Uebel gegenüber den Lhristlich-So- zialen zur Wahl empfohlen haben. Die Regierung sei keine Partei- - regierung. Wenn sie die Unterstützung ihrer Beamten verlange, so sei das vö» unberechtigter Wahlbeeinflufsung wohl zu unter scheiden. Vramte, welche die Regierung bei den Wahlen innerhalb des Gesetze» unterstützten, könnten de« Danke« derselben versichert »m. --Abg. Schöning (kons.) hält da« Verfahren der Beamten bei der Wahlagitation im großen ganzen für korrekt; die Liberalen möchten doch erst die Wahlunregelmäßigkeiten beim Berliner Ma- Deutfches Reich. ! —Im Reichstage ist nächsten Sonnabend die defi- I nitive Wahl des Präsidiums, das bei der ersten Wahl bekanntüch nur auf 4 Wochen gewählt wird, vorzüney- men'; sind Wiederwahl des jetzigen Präsidiums ist un zweifelhaft,-nachdem, Mie Vie „Nafl-Ztgi" erfährt, die Nationalliberalen und die'liberale Vereinigung beschlossen haben, einem Anträge auf eine Wiederwahl durch Accla- mation nicht zu widersprechen, ein. Gleiches auch dieFort- schWs^artel chun werde. — Dasselbe Blatt schreibt f Der Präsident beabsichtigt, den Etat iu zweiter Lesung noch vor Weihnachten zu erledigen; da dies bis Sonn abend sich nicht ermöglichen lassen dürfte, so gilt es als nicht ausgeschlossen, daß der Reichstag, falls er in be schlußfähiger Anzahl versammelt bleibt, am Montag und Dienstag noch Sitzungen abhält. — Die Budgetkommission des Reichstages hat die an dieselbe vom Plenum zurückverwiesene Forderung zur Begründung eines Militär-Knabenerziehungsinstituts und