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Reistag, dm 8. RodM AMkenbe^er .^s<» ^ezirkss^^ Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannfchaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadlrats M Frankenberg. rn ll- zu eh- z» Inseraten-Snna-in« für di« jeweilig« ildend-Nummer bi» vormittag» tvuhr. lt- r- id s- Erscheint täglich, «Nit Ausnahme.der Eonn-und Festtag«, abend» für den fol genden rag, Preis vierteljährlich I M, so Pfg-, «nonatlich so Pfg,, Stnzel-Nrn. sPfg. Bestellungm nehmen alle Post anstalten, Postdoten und die Ausgabe stellen des Tgge- blattes an. Postanstalten angenommen. Abonnements Än Sitzung-es Stadtverordneten-Kollegiums Dienstag, den 8. Rovemver 1881, aven-s 6 Ahr im Sttzungssaale des Rathauses. 1 w ssk Kar . matsveMu^Bcräußerung des Areals vom vormaligen sogenannten Kapellensteige 2. Ratsbeschluß: das Gesuch der Laternenwärter um Lohnzulage betreffend. örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 7. November 1881. -j- Die in voriger Nummer schon erwähnten, für gestrigen Sonntag anberaumten und unter Leitung des Hrn. Kaufmann Jädicke aus Niederwiesa zu Gunsten der Kandidatur des Hrn. Karl Voigtländer- Tetzner in Oberlichtenan und Flöha abgehaltenen öffentlichen Wäh lerversammlungen nahmen den besten Verlauf. Der Herr Reichstagskandidat entwickelte sein Programm und wnnzeichnete seine Stellung zu den wichtigsten den näch sten Reichstag voraussichtlich beschäftigenden Tagesfragen.. in klarer Weise. Beide Versammlungen waren recht befriedigend besucht, auch aus den den Versammlungsor ten benachbarten Ortschaften, und kann wohl erwartet werden, daß sie den besten Einfluß auf das Abstimmuugs- resultat im Gefolge haben werden. M f Für die Bewohner der Reichstagswahlreise, .m welchen sozialdemokratische Kandidaten zur Stichwahl kom men, sind die Verhandlungen der Zweiten Kammer des Landtages vom vorigen Sonnabend hochbeachtenswött, da in dieser Sitzung der Staatsminister des Innern in der Beantwortung der Bebelschen Interpellation über den über Leipzig verhängten kleinen Belagerungszustand au ßerordentlich interessante Aufschlüsse über den Umfang gab, welchen trotz Sozialistengesetz die sozialdemokratische Bewegung genommen hat, und aufs neue zeigte, wie staatszerstörend ihre ganzen Ziele sind. — Das jüngste der über den Krankheitsverlauf Ihrer Marder Königin verbreiteten Bulletins, vom 5. d. datiert, konstatiert den erfreulichen Umstand, daß das Fieber zwar noch nicht verschwunden, aber gering ist. — Vom 1. d. an ist die Verwaltung der Berg- inspektion Chemnitz dem zum Berginspektor ernann ten zeitherigen Betriebsdirektor Böhmer in Oelsnitz bei Lugau übertragen worden. — In einer in voriger Woche veröffentlichten Er klärung des Vorstandes des deutschen Fortschrittsvereins zu Dresden war geäußert worden, derselbe halte „das Uebergewicht und die Herrschaft extremer Parteien, sei es die der konservativen mit ihrem Anhang der Reichs partei, freikonservativen und nationalliberalen und wie sonst, sei es die der sozialdemokratischen, für ein natio nales Unglück" und deshalb für die bevorstehende Stich wahl zwischen vr. Stübel und Bebel empfohlen worden, zu erwägen, „welches Unglück das größere oder kleinere" sei und darnach für den einen oder andern Kandidaten zu stimmen. Gegen diese verkappte Begünstigung Bebels, die übrrgens in Dresden nicht geringe Aufregung ver ursacht zu haben scheint, sticht in wohlthuendster Weise em warmer Appell an die Vaterlandsliebe ihrer Partei genossen ab, welchen „die deutsche FortschrittS- Zweiten Kammer des Sächsi- schen Landtags" durch die Abgg. Mav-Polenz, Oeh- k"lÄuna°Irtön^ soeben in einer Er ¬ klärung ertönen läßt. Nachdem gesagt ist, daß weil Vom Landtage. Sonnabend nahm die I. Kammer den Trascht ihrer Wahlprüfungsdeputation entgegen, welcher die Wahl der neuemgetretenen Mitglieder, Landesbestall- *er b. Zezschwrtz und Rittmeister a. D. v. Bodenhausen, a^^Estätigung empfahl. Die Kammer stimmte diesem Anträge bei. Die II- Kammer beschäftigte sich lediglich mit der von den Abgg. Bebel, Liebknecht und Puttrich eingebrach ten Interpellation: welche Gründe die kal. Staatsreaie- rung dazu bestimmt hätten, über das Gebiet der Stadt nnb der Amtshauptmannschaft Leipzig den sogenannten kleinen Belagerungszustand zu verhängen. In Begrün dung dieser Interpellation suchte Abg. Bebel den Nach weis zu führen , daß zur Verhängung des kleinen Be lagerungszustandes über die Stadt Leipzig und Umgegend eme Notwendigkeit nicht Vorgelegen habe, daß insbeson dere die seiner Zeit in der „Leipz. Ztg." und im „Dr. Journ. zur Rechtfertigung der getroffenen Maßregel angegebenen Gründe mit den Thatsachen in Widerspruch ständen bez. der Erheblichkeit entbehrten, daß vielmehr die Bestrebungen der Leipziger Sozialdemokraten allent halben m gesetzmäßiger Weise sich geäußert hätten, die verbotenen Vereine ungefährlich gewesen und nur gesel lige Zwecke verfolgt hätten, daß endlich bei der Ausfüh rung der Bestimmungen des kleinen Belagerungszustandes mit unchristlicher Härte, ja teilweise in Ueberschreitung der den betreffenden Polizei- und Verwaltungsbehörden zustehenden Amtsbefugnisse verfahren worden sei. Bebel schloß mit der Drohung, die Folgen der Ausweisungen würden auf die Regierung zurückfallen. Staatsuiinister v. Nostitz-Wallwitz erklärte in seiner eingehenden Beantwortung zunächst, er habe erwartet, daß Abg. Bebel der sächsischen Regierung gegenüber mehr. Mäßigung an den Tag legen würde. Denn die That- sache, daß Bebel überhaupt im stände sei, heute in dieser Kammer zu sprechen, sei ein sprechender Beweis für Ob jektivität der Regierung, indem sie die Beantwortung der seiner Zeit in der Presse ventilierten Frage, ob er das Recht habe, ein Mandat im Landtage zu vertre ten, der Kammer überlassen habe. Weün er (der Mi nister) heute auf die Interpellation Bebels und Genossen antworte, so geschehe das nicht, um Rechenschaft abzule gen, denn dazu sei die Regierung nur im Reichstage verpflichtet, sondern aus dem Grunde, daß die Kammer und das Land von Zeit zu Zeit zu Rate gehe und er fahre, wie es mit der Entwickelung der sozialistischen Bewegung stehe. Der Minister machte sodann darauf aufmerksam, daß am 30. März d. I. die sozialdemokra tische Partei durch einen ihrer berufensten Führer im Reichstage erklärt habe, daß sie niemals bestritten habe, eine revolutionäre Partei zu sein; sie habe weiter er klärt, daß sie auf politischem Gebiet die Republik, aus dem ökonomischen Gebiete den Sozialismus und auf dem religiösen Gebiete den Atheismus anstrebe. Endlich habe man auch gesagt, nachdem der Reichstag eme Anzahl der von sozialdemokratischen Abgeordneten gestellten Anträge nicht angenommen und nachdem das sogenannte Sozia listengesetz erlassen worden, habe naturgemäß in den weitesten Kreisen der Partei die Ueberzeugung wachge rufen werden müssen, daß nunmehr die Möglichkeit, auf gesetzlichem Wege zum Ziele zu kommen, ausgeschlossen sei. Dieser ausgesprochenen Ziele, welche Bebel teile, habe sich die Regierung bei ihren Maßnahmen gegen die Sozialdemokraten in Leipzig und Umgegend erinnern müssen. Bekanntlich sei Leipzig der Hauptsitz der Agi- tation gewesen. Durch die 1878 ergriffenen Maßr^eln sei das erhoffte Ziel in Leipzig nur in geringem Maße 3. Erledigung verschiedener Eingänge Stadtverordneten-Vorsteher Friedrich Aug. Berthold. Äs«»«» di- bestehe auch für die Abgg. Liebknecht und Bebel. (Leb- ^Ein^von Liebknecht gestellter Antrag auf Debatte über die Interpellation fand nicht genügende Unter stützung und war damit die Angelegenheit nach der Ge schäftsordnung erledigt. erreicht worden. Die verbotenen Preßorgane wurden ersetzt durch eine große Anzahl verbotener Schriften, die mit großem Geschick nach Leipzig eingeführt und dort verbreitet wurden. An Stelle d.r aufgehobenen Vereine traten eine Menge andere, die unter ganz harmlosen Namen als Klubs, „Harmonie", „Frühlingsblüte" rc., auftraten, nach außen auch ganz harmlose Zwecke ver folgten, allein im Zusammenhang blieben und bei diesen Gelegenheiten die Parteiverhältnisse erörterten, bei ihren Zusammenkünften Geldsammlungen ins Werk setzten, sich Instruktionen holten und gegenseitig gaben. Er habe Grund zu glauben, daß die Wahlbezirke Leipzig-Stadt und Leipzig-Land in Distrikte mit Obmännern und Ver trauensmännern eingeteilt worden seien, daß diese Ob männer einen Ausschuß bilden, dem die Leitung der so zialistischen Bewegung oblag. Daß eine solche Organi sation in den Händen von Führern wie Bebel und an deren eine große Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes bedeute, stehe fest. Nach sei nen zuverlässigen Informationen sei der Verkehr der Leipziger Sozialisten mit russischen Nihilisten klar erwiesen. Die Eventualität eines gewaltsamen Aus bruchs sei bei der Leipziger Organisation mit in Rech nung gezogen, ja es seien sogar Personen namhaft gemacht gewesen, die beim Ausbruch der Erhebung zunächst zu beseitigen seien. (Hört! Hört!) Frage man, ob die Führer der Sozialdemokratie die Absicht haben, heute oder morgen ihre Anhänger auf die Bar rikaden zu führen, so würde Bebel wahrscheinlich sagen: so weit sind wir noch nicht, aber er habe niemals gesagt: dahin wird es nie kommen. Redner verlas als Beleg für die drohende Haltung der Leipziger Sozialdemokratie einen an die kgl. Kreishauptmannschaft in Leipzig einge gangenen anonymen Brief, in welchem den Regierungs organen gedroht wird, „daß ein Dolchstoß für jeden solchen erbärmlichen Schuft übrig sei, um seine Thaten zu belohnen". Daß die Parteileitung den Gedanken an einen gewaltsamen Umsturz der bestehenden Rechtsordnung geflissentlich nährt, beweist auch ein von dem Minister verlesener Artikel aus Nr. 40 des „Sozialdemokrat", welches Blatt noch dazu die gemäßigte deutsche So zialdemokratie vertritt. Der Artikel schließt: „Wer der Wahlurne fernbleibt und nicht zu Pulver und Dynamit greift, ist ein elender Phrasenheld! Wählen heißt käm pfen! . . . Wir wählen, um die Massen zu revolutio nieren. Unser Sieg heißt Sieg der Revolution!" Das ist die Moral der gemäßigten Sozialdemokraten : ent weder Revolution oder sofortiger Umsturz des Bestehen den mit Pulver und Dynamit! Die nachteiligen Folgen des kleinen Belagerungszustandes seien der Regierung im voraus bekannt gewesen. Die Verantwortung falle aber nicht auf die Regierung, die in Erfüllung ihrer Pflicht mit gesetzlichen Mitteln das Land gegen die Revolution zu verteidigen suche, sondern auf diejenigen, die das Land mit Gewalt in Aufruhr setzen wollen. Der Minister schloß seine Rede damit, daß die Interpellanten es für zweckmäßig befunden hätten, vor wenigen Wochen eine dankbare Erinnerung -dadurch zu zerstören, daß sie erklär en, sie wollten an der Konstitutionsfeier nicht teilnehmen: ie hätten als Grund angefübrt, daß durch die Verfas- üng ihre Lage in keiner Werse gebessert wordm wäre. Die Interpellanten irrten sich; wenn zu der Zeit vor der Verfassung ein Fremder in das Land kam und hier entweder durch Thaten oder mit Worten erklärte, daß er die Gesetze des Landes nicht anerkennen wolle, so bat man den Störenfried damals, dahin zu gehen, wo er hergekommen. Dies Mittel könne man nach der neuen Gesetzgebung nicht anwenden, allein das sittliche Gesetz, daß, wenn man in einem fremden Hause gastliche Auf- 1881. Inserat« wird«» mit s Pfg. für di« gespalten« Korpu»- jelle berechnet. Kleinster Inseraten» betrag ro Pfg. Komplizierte und ta bellarische Jnserat«