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— Die Kronprinzessin des Reichs ist am Frei tag mit ihren Kindern über Paris, woselbst sie die in- I ternationale elektrische Ausstellung besichtigte, wohlbehal ten wieder in Berlin eingetroffen. — Die Nordd. Allg. Ztg. bestätigt, daß die Regie rung dem Landtage eine Vorlage über die Wiedererrich tung der preußischen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhle machen werde. Dieselbe habe mit Konzessionen an oder von dem päpstlichen Stuhle nichts zu schaffen und sei kein Gegenstand einer zweiseitigen Verständigung, wenn sie auch natürlich ohne die Annahme der Wiederherstel lung seitens des päpstlichen Stuhles nicht ins Leben tre ten könne. Die Regierung habe der Kurie durch den in letzterer Zeit mehrfach nach Rom gekommenen deut schen Gesandten in Washington, Baron v. Schlözer, die Absicht des Königs, einen Gesandten bei derselben zu er nennen, mitgeteilt, auch bei dem Papste sei die Geneigt heit vorauszusetzen, durch eine Gesandtschaft in Rom mit der Regierung in dauernder Beziehung zu bleiben. Vor handene oder entstehende Abweichungen sind durch eine solche Gesandtschaft ohne Mißverständnisse leichter, als es bisher möglich war, zum Austrag zu bringen. — Nach der „Hess. Morgenztg." ist wieder ein el sässischer Priester für einen erledigten Bischofssitz auser sehen und zwar der Kaplan Kirchner zu Salmünster als Bischof von Fulda. Die genannte Zeitung schildert Kirchner als umsichtig, klug, mäßig, von großer Bildung und echt patriotischer Gesinnung; er sei ein echter Bau stein zum Friedensbau zwischen Staat und Kirche. — Die Arbeiten des Tabaksmonopols nehmen nach Berliner Meldungen ihren ungestörten Verlauf; trotzdem läßt sich noch immer nicht mit Gewißheit sagen, ob der betreffende Entwurf bereits in der nächsten Session des Reichstages vorgelegt werden kann. Indessen wird der Zusammentritt des Bundesrates wohl schon absehen las sen, wie weit man sich in kurzer Zeit zu verständigen in der Lage ist. — In Bezug auf die Judenhetze geht dem „Greifsw. Tgbl." aus Mecklenburg, das sonst ja als zu erwarten. — In Uebereinstimmung mit der Ansicht des Reichs amtes des Innern hat jetzt das kgl, sächs. Ministerium des Innern in einer Verordnung an die Bezirksärzte und Apothekenbesitzer bestimmt, daß in Zukunft nur solche Personenals Apothekerlehrlinge angenommen und zugelassen werden dürfen, die de« Nachweis wissen schaftlicher Vorbildung zu führen vermögen. Der beregte Nachweis ist zu führen durch das von einer als berechtigt anerkannten Schule, auf welcher das Latein obligatorischer Lehrgegenstand ist, ausgestellte wissenschaft liche Qualifikationszeugnis für den Ijährig-freiwilligen Militärdienst. Außerdem wird zur Prüfung nur zuge lassen, wer auf einer anderen als berechtigt anerkannten Schule dies Zeugnis erhalten hat, wenn er bei einer der erstgedachten Anstalten sich noch einer Prüfung im Latein unterzogen, hat und auf Grund derselben nachweist, daß er auch in diesem Gegenstände die Kenntnis besitzt, welche behufs Erlangung der bezeichneten Qualifikation erfordert werden. ' ! — Das Gesetz vom 3. April 1880 giebt der Staats regierung die Möglichkeit in die Hand, gegen Privat schalen, wenn sich deren Unzuverlässigkeit oder sonst schwer wiegende Unzuträglichkeiten herausstellen, einzuschreiten und dieselben im äußersten Falle zu schließen. Das kgl. Ministerium des Innern hat zum ersten Male von die ser Ermächtigung Gebrauch gemacht, indem es den fer neren Unterricht in der landwirtschaftlichen Privatschule zu Brandis, welche jetzt nur noch von 11 Schülern be- I sucht war, untersagt hat. I — Die gestern in Meißen abgehaltene 12. ordent liche Versammlung der „Sächsischen Provinzial presse", Vereinigung von Besitzern von Provinzial blättern und -Buchdruckereien, sah zum ersten Male die Lausitz erfreulich zahlreich vertreten. Dieselbe konnte auf gatten 6 Kl. vom Blitze eria,.. ^ — In KMNneuschönbcrg bei Olbernhau gab es am Freitag Abend gegen 11 Uhr schon wieder Feuerlärm, doch brannte es dieses Mal nicht im Orte selbst, sondern im benachbarten Hallbach und zwar die Bretmühle des Mühlenbesitzers Seifert. Voriges Jahr wurde demselben schon die Scheune eingeäschert, auch dieses Mal blieben, dank rascher Hilfe und des Mangels an Wind, die übri gen Gebäude erhalten. Stillstand des Eises eintritt, zu einer Riesenbrücke ver einigen, so daß man auf kurze Zeit von einem Ufer zum andern zu Fuße gelangen kann. So ist es vor zwanzig Jahren gewesen, als die beiden Flüsse mehrere Stunden gangbar waren. Auf dem East-River hatten sich einige Hundert Menschen gesammelt und amüsierten sich mit Schlittschuhlaufen. Plötzlich teilte sich das Eis und die ganze Gesellschaft trieb auf mehreren großen Feldern dem offenen Meere zu. Durch diebereitstehen den Dampfboote wurden jedoch alle gerettet und ka men mit dem bloßen Schrecken davon. Der große Temperaturwechsel und die Nähe der See machen die Witterung das ganze Jahr hindurch zu einer höchst un beständigen, und der Leser wird begreifen, daß dieses Klima höchst aufregend auf den menschlichen Körper wirken muß. Demgemäß entwickelt sich auch der Kör per der Amerikaner. Sie schießen schnell auf, wie die Pilze, und erlangen eine frühzeitige Reife; im Alter von 24 Jahren stehen sie in voller Mannesblüte, wäh rend sie zwischen 30 und 40 gar ost einem lebensmü den Greis gleichen. Noch mehr tritt dies im weiblichen Leben hervor. Mit 12, höchstens 14 Jahren wird das Kmd zur Jungfrau, mit 17 Jahren hält sich letztere , für das unglücklichste Geschöpf, wenn sie noch keinen Mann hat, nnt 20 ist sie dem Verblühen nahe. (Fortsetzung solgt.) , eute Frau auf dem Boden nem Blitzstrahl getroffen und L)ie an ihrem 48. Geburtstage teilte hinterläßt außer dem Ehe- in Oderwitz wurde eine Magd. ! nur Fürst Bismarck führte mit seinem Nachbar Staatssekretär Giers, eine lebhafte Unterhaltung. — Wenn auch nicht so sympathisch wie in der viier- reichischen Presse, wird in der französischen die Danziger Zusammenkunft überwiegend in friedlichem Sinne bespro chen und als eine neue Garantie des Friedens bettachtet. In England gilt die Zusammenkunft für kaum mehr als ein Familienereignis, das keine weitgehende politische Bedeutung hat. Man wiederholt sich dabei, daß Alexan der III. semen Sinn geändert und auf die deutsche Freundschaft eingegangen ist. Die „Times" schreibt zu der Kaiserzusammenkunft: Großbritannien werde von den großen Militärreichen Europas nicht befragt, welchen Grad von Wärme sie ihren gegenseitigen Beziehungen einflößen sollten, Großbritannien wünsche auch nicht be fragt zu werden. Falls die Militärreiche nicht Abma chungen träfen, welche legitime englische Interessen beein trächtigen, überlasse England es ihnen, sich nach Belie ben untereinander zu verständigen. England könne in der Begegnung der beiden Kaiser keinen Grund zu einem Mißtrauen entdecken. — In Cainsdorf bei Zwickau ergriff der 4jährige I Knabe eines Bergarbeiters die von der Mutter beim I Feuerholzmachen liegen gelassene Hacke, um damit zu I spielen, und hackte damit seinem 2jährigen Schwesterchen 3 Finger der linken Hand ab. Möchte man doch so I gefährliche Instrumente immer sogleich nach dem Ge- I brauche an einem Kindern gänzlich unzugänglichen Orte aufbewahren I — In Friedersdorf bei Kamenz war am Donners tag das 5 Jahre alte Söhnchen eines Gutsbesitzers auf einen in der Stube befindlichen Schrank gestiegen, von diesem aber so unglücklich herabgefallen, daß es infolge der erlittenen Gehirnerschütterung sofort verstarb. Der Vater, welcher bei diesem Vorfall zugegengewesen, war ! durch den Tod seines Kindes in solch eine heftige Ge mütsbewegung geraten, daß er seinem Leben kurz darauf ! durch Erhängen ein Ende gemacht hat. — Gelegentlich der im neuen Schützenhause bei Leip zig am 2. d. M. stattgefundenen Sedanfeier, an welcher ca. 20 OM Menschen teilnahmen, sind nicht weniger als 1440 Messer und Gabeln, außer Sahnentöpfchen, Li- queurgläsern u. dergl., gestohlen worden. Das Leipz. Tgbl. glaubt diese bisher verschwiegenen Schattenseiten zur Sprache bringen zu müssen, um die Professions- diebe, die sich bei solchem Massenzuflusse mit einschlei chen, nicht zu begünstigen. — Das heimliche Einsteigen seitens eines Reisenden I in einen Eisenbahnwagen ohne Fahrbillet in der Absicht umsonst von dem Zuge befördert zu werden, ist nach ei nem Urteile des Reichsgerichts als Betrug zu bestrafen; die Bestrafung wegen Betruges wird dadurch nicht aus geschlossen, daß der Thäter im Betretungsfalle die Straf nachzahlung leistete. Hort der Feudalen besonders berufen ist, eine gutver bürgte Nachricht zu. Dort hat der Großherzog dem Redactcur der in Schwerin erscheinenden offiziellen „Mecklenb. Nachr." wegen antisemitischer Hetzartikel zwei I Verwarnungen erteilen lassen. Als diese nicht fruchteten, ist der Redacteur seines Amtes enthoben und aus der Residenz verwiesen worden. — Die Reichsbankanstalten sind neuerdings angewie sen worden, die bei ihnen eingehenden halben Kronen (die kleinen goldenen Fünfmarkstücke) anzuhalten und ! nicht von neuem in Umlauf zu setzen. Oesterreich - Ungarn. — Der' erste Hirtenbrief des neuen Wiener Erz- , bischofs ist in äußerst mildem und versöhnlichem Geist gehalten. Kein Wort des Streites gegen den modernen Staat und die Gesetze, gegen den Unglauben der Zeit. An vielen Stellen des Hirtenbriefes geschieht eine ehren volle Erwähnung der heutigen Bildung und Wissenschaft. Politische Anspielungen fehlen durchaus. Frankreich. — Der Kriegsminister hat einen Aufruf an die Pariser Aerzte ergehen lassen, den Dienst in den Pariser Militärspitälern an Stelle der Militärärzte zu über nehmen, da letztere nach Afrika gehen sollen, wo bei dem schlechten Gesundheitsstande der Armee Mangel an Aerzten sei. England. — Das Handelsamt hat beschlossen, einen Ausschuß niederzusetzen, welcher das Projekt der Herstellung eines unterseeischen Tunnels zwischen England und Frankreich prüfen soll. Italien. — Aus Padua meldet die Wiener „N. Fr. Pr." vom 10 d.: „Der König hat während des gestrigen Manövers und der Theater-Vorstellung in besonderer Weise die deutschen und österreichischen Offiziere ausge zeichnet. Von einer hochstehenden, dem kgl. Hause nahe stehenden Persönlichkeit erfährt der Korrespondent, daß es. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Kaiser Wilhelm ist am Sonnabend in früher Morgenstunde von Danzig wieder in Berlin eingetrofsen. Die Nachricht vom Tode seines Schwagers, des Prinzen Friedrich der Niederlande, die er in Danzig erhielt, soll ihn zur alsbaldigen Rückkehr nach Berlin veranlaßt ha ben. Nach einer andern Zeitungsmeinung hat das schlechte Wetter den Kaiser bestimmt, entgegen dem frü- I Heren Plane, den großen Kavalleriemanövern bei Konitz I nicht beizuwohnen, die nun unter den Augen des enthu- I siastisch dort begrüßten Kronprinzen stattgefunden haben. I Am Sonntag hat sich der rastlos seinen Pflichten als I oberster Kriegsherr sich widmende Kaiser mit dem Kron prinzenpaare und dessen Söhnen, den Prinzen Wilhelm und Heinrich, schon wieder nach Itzehoe zu den Manöver« des schleswig-holsteinischen Armeecorps begeben. Ham burg passierte der Kaiser ohne auszusteigen; mit dem Taschentuch winkend, dankte er überall dem zu Tausen den Spalier bildenden, mit enthusiastischen Zurufen ihn begrüßenden Publikum. Auch Fürst Bismarck ist am Sonnabend von Danzig nach Varzin zurückgereist und zwar in Begleitung des russischen Botschafters in Ber lin, Hrn. v. Saburo ff, worin man eine Feststellung der Ergebnisse der Danziger Verhandlungen erblickt. > Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt jetzt über die Vorgänge: ! „Mit ungeteilter Sympathie blickt die öffentliche Meinung Deutschlands auf das hochbedeutsame Ereignis des gestrigen Tages: die Kaiserzusammenkunft in Neufahr wasser und Danzig, von welcher sie sich mit Recht die wohlthätigsten Folgen für die Erhaltung und Befestigung des europäischen Friedens verspricht. In den Organen aller Parteien herrscht bezüglich dieses Punktes eine er- I freuliche Einmütigkeit des Urteils." Von der Anwesenheit der beiden" Kaiser in Danzig wird noch berichtet: Nach anderthalbstündigem Aufenthalt im Gouvernementsgebäude, woselbst die Monarchen und Fürsten eine Zeit lang allein im eifrigen Gespräch blie ben, begaben sich die Herrschaften nach dem Artushof, wo das Diner wieder mit Anstrengung hergestellt wor den; nachdem die Vorräte bis zum großen Teil nach dem „Hohenzollern" zum Dejeuner mit dem Küchenpersonal abgegangen waren. 70 Einladungen waren ergangen. Unser Kaiser hatte den Kaiser Alexander zur Rechten, den Großherzog von Mecklenburg zur Linken, Fürst Bis marck und Giers saßen den Kaisern gegenüber. Ein ei gentlicher Toast wurde nicht ausgebracht, unser Kaiser trank dem Zaren leise zu. Der herrliche Saal war glänzend erleuchtet. Bei der Tafel war es sehr stille, I (Zschopau) Baron v. First-Nöthnitz st.) gegen >. Bertt. Wiemer (soz.) bekannt, liberaler Kandidat zu erwarten. 21. Kreis (Annaberg) bish. Bertt. Fabrik besitzer Holtzmannn-Breitenhof (nat.-lib.). 22. Kreis (Reichenbach) Fabrikbes. Niethammer-Kriebstein (nat.-lib.) Kompromißkandidat der Ordnungsparteien. 23. Kreis (Plauen): dem bish. Bertt. Supexint. Landmann-Plauen ! (nat.-lib.) stehen entgegen Staatsanwalt vr. Hartmann- Plauen (k.) und Fabrikdir. Grahl-Döhlen (f.), Sozialist Grund des sehr günstigen Kassenberichtes von Erhebung des Mttgliedsbeittages für 1881 abzusehen beschließen, wählte den bisherigen Vorstand per Acclamation wieder auf weitere 3 Jahre, beschäftigte sich mit der Frage der Schmutzkonkurrenz und der Lehrlingsfrage, erörterte wie der und zumeist nach dem Vorgänge der gleichartigen Vereinigung der württembergischen Kollegen, mit der ein Kartellverhältnis besteht, die Stellung gegenüber Annon- cenbüreauanforderungen und tauschte eine Reihe ge schäftlicher Erfahrungen aus. Als nächster Versamm lungsort wurde Freiberg gewählt. Der gemeinsame außerordentlich lohnende Besuch der prachtvoll restau rierten Albrechtsburg, dieser Perle unter den vaterländi schen Baudenkmälern, und des Domes bot den Teilneh mern noch einen besonderen Genuß. — Ebenfalls gestern wurde in Meißen auch der 9. sächsische Stellmachertag abgehalten, der sich mit Verbandsangelegenheiten, der Jnnungs- und Lehr lingsfrage und Vorführung von praktischen Neuheiten be schäftigte. — Die Verbreitung von Photographien zum Zweck der verbotenen sozialdemokratischen Bestrebungen ist nach einem Urteile des Reichsgerichts gleichwie die Verbrei tung von Druckschriften im engeren Sinne aus 8 19 des Sozialistengesetzes zu bestrafen. — Bei einem am Mittwoch in der Mittagsstunde über die Gegend von Großenhain gezogenen Gewitter