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M. Erscheint iLgltch, mit «»»nahm« d« Sonn- und Festtage, -dend» für den fol genden Tag. Prel» vierteljährlich l M. so Pfg., monatlich SV Pfg., LiNjel-Nrn. »Pfg. Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen de» Tage blattes an. » Znserate werden ' mtt s Pfg. für di« gespaltene tiorpuS- , »eile berechnet. Aleins!« Anseraten- betrag so Pfg. Kompliziert« und ta bellarische Inserat« nach besonder«» Tarif. Inseraten-Annah«« für di« jeweilige Lbmd-Nummer bi» vormittags so Uhr. ezirksao^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschast Flöha, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrats ;n Frankenberg. Jnserat-Anstr^e übernehmen außer der Verlagsexpedition auch deren Zeitungsboten, auswärts sämtliche Bureaus und MiMellen der Annoncen°ExpedrUonen:Jnval,dendank — Rudolf Mosse — Haasenstein L Vogler — G. L. Daube L Lo. rc. —; außerdem in AuerSwalde Hr. Gastwirt Anton Richter tim lAbqericht), in Flöha Hr. Buchbmder Rudolf Vogel, in Niederwiesa Hr. Materialwarenyänvler Tittmann genommen worden ist, hat sich die Verpflichtung seines Gehilfen Krinitz vom 6. Juni 1879 erledigt. Frankenberg, den 3. August 1881. Der Stadtrat. Kuhn, Brgrmstr. Der Aar in Moskau. Aus der Einsamkeit Gatschinas, aus der Blut und Mord atmenden Atmosphäre Petersburgs ist der Kaiser oon Rußland m die alte Stammburg seiner Vorfahren, tn den Kremel zu Moskau, übergesiedelt. Aber nicht nur für sich allein und mit seiner nächsten Umgebung, auch nicht etwa nur für kurze Zeit, mit ihm zieht vielmehr der ganze Apparat der Regierungsmaschine, die höchsten Be hörden m Civll lme Militär, —- mit einem Worte, der Kaiser hat den Schwerpunkt und Sitz der Regierung verlegt und die Hauptstadt Rußlands heißt fortan nicht mehr St. Petersburg, sondern Moskau. - Es ist ein hochbedeutsamer Schritt, den der Kaiser damit gethan hat, folgenschwer nicht nur für das russi sche Reich allein, sondern von wesentlicher Bedeutung auch für die Nachbarländer. Mag es sein, daß die ersten Motive zu diesem Ent schlusse des Kaisers in der Sorge für die eigene Sicher heit lagen, die in Moskau weniger gefährdet erscheint, als in dem nihilistisch durchwühlten Petersburg, mag ferner zugegeben werden, daß die Stadt, in welcher sein Vater, von Bubenhänden zerschmettert, röchelnd auf dem Straßenpflaster lag, ihm verhaßt und aufs äußerste ver leidet geworden, alles dies würde die möglichst seltene Anwesenheit des Kaisers und seiner Familie daselbst leicht begreiflich machen, zwischen diesem thunlichsten Mei den der Residenz und dem, was jetzt geschehen, der Ver legung des Schwerpunktes nach der Mitte des gewalti gen Reiches, ist jedoch ein gewaltiger Unterschied, es ist ein Schritt von eminent politischer Bedeutung. Das Experiment Peters des Großen, allein durch seinen mächtigen Willen seinem reorganisierten Reiche eine Hauptstadt zu geben, die es der Kultur des We stens näher brachte, ist damit gescheitert und aufgcgeben. Die Geschichte- ehrt, wie schwer es dem gewaltigen Herr scher damals wurde, den Widerstand des Kernes seiner Unterthanen Men diesen Plan, das heilige Moskau als Hauptstadt auHugeben, zu brechen, — genug, er setzte es durch und., der glänzende Firnis einer raffinierten Kultur legte sich allmählich über die urwüchsigen Gestal ten seiner Zeitgenossen und ihrer Nachkommen. Die Natur aber läßt sich nicht verleugnen ; „kratzt den Rus- Mark. — Allgemeines Bedauern erweckte m Chemnitz der vor einigen Tagen im Kurorte Berneck im Fichtel gebirge erfolgte Tod des Diakonus Stephan (St. Jo- hanneskirche). Der Verewigte, der seit einigen Monaten schon zur Stärkung seiner Gesundheit sich in Berneck aufhielt, war in Chemnitz als geistvoller Kanzelredner sehr beliebt. — Nicht Prof. vr. Fricke, der geschätzte Kanzelredner, sondern der vor 7 Jahren von Tübingen nach Leipzig ,°chd-m d.- . . . ... Herr Gottlob Leberecht Frenzel hier das von chm früher bekleidete Amr eines für den Bezirk der hiesigen Stadt verpflich- teten Schornsteinfegers wieder übernommen hat und als solcher heute neu in Pflicht gegen Ende des vorigen Jahres beschlossen, m das neue Lokalstatut die Bestimmung aufzunehmen, daß die ^Zahl der unbesoldeten Ratsmitglieder von 6 auf 8 zu erhöhen sei und - nachdem der Rat, obwohl er d,e behauptete Ueberbürdunq seiner dermaligen unbesoldeten Mitglieder nicht anzuerkennen vermochte, dieser Vermehrung zuge- stimmt — für die beiden neuen Ratsstellen tue Herren Schnittwarenhändler K. F. Lohr und Böttchermstr. Fr. Naumann gewählt. Nach mehrfach selten des kgl. Ministe riums des Innern erhobenen Einwendungen gegen ein zelne Bestimmungen des Ortsstatuts ist letzteres in den letzten Wochen erst von gedachte Aufsichtsbehörde be stätigt worden und hatte nun das inzwischen neukonstl- tuierte Stadtverordnetenkollegium in seiner gestrigen Sitzung die Aufgabe, die Wahl eines 7. und 8. unbe soldeten Ratsmitgliedes auf Grund des bestätigten Orts statuts zu vollziehen, welche das frühere Resultat ergab, indem als 7. Ratsmitglied mit 18 gegen 11 Stimmen Hr. Lohr und als 8. mit 21 gegen 8 Stimmen Hr. Naumann gewählt wurde. f Im Monat Juni hat auch bei der hiesigen städti schen Sparkasse die Summe der Rückzahlungen wie derum die der Gnlagen übertroffen. Während in 392 Posten 69454 M. eingelegt wurden, wurden in 318 Posten 84575 M. zurückgezahlt. Bei 176 Sparkassen des Landes betrugen im gedachten Monate die Einlagen 6,313729 M., die Rückzahlungen 7,248886 M. Ge gen das Kassengeschäft, welches bei 175 Sparkassen des ganzen Landes in den ersten 6 Monaten des vorigen Jahres sich abwickelte, ergiebt sich für die gleichen Mo nate des laufenden Jahres eine Mindereinlage von 3,385655 M. und eine Mehrentnahme von 5,639 845 Frankenberg, 3. August 1881. s - — . - ----- f Das Stadtverordnetenkollegium hatte bekanntlich j berufene Staatsrechtslehrer Prof, vr. Fricker, der in sen, und der Tatar kommt zum Vorschein" ist ein altes und wahres Wort. Nur äußerlich machte die Civilisie- rung Fortschritte; die Laster einer überfeinerten Kultur wurden willig angenommen und brachten schließlich ihre schauerlichste Frucht, den Nihilismus. Jetzt nun hat der Kaiser mit den lange heilig ge haltenen Traditionen Peters des Großen gebrochen. Er kann nicht mehr in der fortwährenden Berührung seines Volkes mit der raffinierten Kultur Westeuropas das Heil erblicken, er führt es zurück zur Mutter, ins Herz des Landes, dort sucht er die starken Wurzeln seiner Kraft. Dort hofft er das gelockerte, halb zerrissene Band zwi schen Volk und Herrscherhaus wieder festzuknüpfen, denn dort findet er noch das echte, unverfälschte Rußland. Ist doch die gewaltige That dieser Stadt, der Brand von 1812, unvergessen. Wohl mochten die emporlodern den Flammen damals dem erschreckten Europa als ein Zeichen wilden Barbarentums gelten, das Herz des Zaren haben sie sicher erwärmt, denn er sah daraus, was eine begeisterte Bevölkerung ihm und seiner Dynastie zu opfern bereit gewesen war. Auch jetzt dürften ähn liche Erwägungen, die feste Zuversicht auf die unwandel bare Treue seiner Altrussen, den Kaiser zu seinem Ent schlusse veranlaßt haben. Es dürfte kaum wahrscheinlich sein, daß der Panslavismus, der allerdings in Moskau sein Hauptquartier aufgeschlagen hat, bei dieser Entschei dung in irgend wesentlicher Weise beteiligt gewesen. An Versuchen, den Kaiser auf ihre Wege zu drängen, haben es die Katkow, Jgnatieff u. a. freilich auch in der letzten Zeit nicht fehlen lassen, nichts aber deutet darauf hin, daß der Kaiser gesonnen ist, ihrer Abenteurerpolitik zu folgen. Es warten seiner im Innern des Reiches ganz andere Aufgaben als die Durchführung phantastischer panslavistischer Pläne und gerade dieser Rückzug nach Moskau, dies Besinnen auf sich selbst erscheint als eine starke Garantie für die Nachbarstaaten, daß eine Aera innerer Reformen in Rußland die Gelüste nach auswär tigen Verwickelungen dämpfen werde. örtliches M Siichfisches. Der unglückselige türkische Marsch. Humoreske von Robert v. Hagen. Einer meiner besten Freunde — nun, ich will sagen, „mein bester Freund'" — bekleidete vor beiläufig vier Jahren die im übrigen eben so interessante als ange nehme Charge eines „sspöes ckv seeretuirs psrtiou- Uor" bei der hiesigen kaiserlich ottomanischen Botschaft, deren Chef, damals Edhem Pascha , später Großvezier der hohen Pforte wurde. Außer den übrigen Funktio nen lag -ihm noch der Unterricht des Paschas und dessen, der Botschaft attachierten, beiden Söhne in der ^Mein Freund wurde den streng nach türkischem Ri- ins zubereiteten Dejeuners, DinerS und Soupers bei- gezogen und erfreute sich der besonderen Gunst seines muselmännischen Chefs. Nach dem Dejeuner wurde Ler prächtige Mokka im Mufiksaal eingenommen und meistens erfolgte die Aufforderung an meinen Freund, dieser möge einige der herrlichen deutschen Melodien uns dem Erardschen Flügel wiedergeben. Der Pascha Mäp eilt gat großer Mustkliebhaber, obwohl er selbst «nr „Diplomatische Noten" karMle. MeS Tages lief äu- Konstantinopel ein kleiner Gegenstand ein, den man bei uns z. „Noler Adler- Orden X. Klasse", dort aber„Medschidie Nr. 3" nannte. Mein Freund war ein gewaltiger Ordensliebhaber. „In Anbetracht seiner Verdienste um das ottomanische Reich" lauerte er schon längst auf eine solche kleine orien talische Auszeichnung — „aber es war wieder nichts!" Der Medschidie war für den Redakteur der preußischen Kreuzzeitung, der wohl noch höhere Verdienste auszuwet- sen vermochte, bestimmt. „Excellenz," — sagte mein Freund beherzt zum Pascha, der soeben gegen den Ko ran gesündigt und furchtbar gut aufgelegt war, — „Ex cellenz, ich dachte bereits, der Medschidie sei für Ihren ergebensten Diener — für mich bestimmt!" „Was nicht ist, kann noch werden," erwiderte der Pascha und citierte in ziemlich gutem Deutsch: „Dem Verdienste — sein Medschidie." Mein Freund hatte von diesem Augenblicke an keine Ruhe noch Rast. Wohl schmückten bereits zwei Orden und eine Medaille seine Brust, aber der Medschidie lag ihm im Kopfe. Einige Tage nach Ueberlteferung des Ordens ay seine Bestimmung setzte sich unser Freund zwischen Mokka und Politik an- Piano, nicht aber ohne vorher folgende Ansprache an den Pascha zu halten: „Excellenz! !Sie hatten kürzlich die Güte, mir zu sagen, mein Kla ¬ vierspiel sei sehr schön und fragten, ob ich auch kompo niere. Nun, Excellenz, ich habe meine schwachen Kräfte versucht und in den letzten Tagen, da Apollo mir ganz besonders freundlich gesinnt schien, einen türkischen Marsch komponiert, den Ihnen, Excellenz, widmen zu dürfen, mein größtes Glück sein würde!" „Sehr gütig, sehr gütig, mein Herr, bitte, lassen Sie hören." Mein Freund, den ich der Kürze halber Trebor nen nen will, erfüllte den ausgesprochenen Wunsch und die in Gedanken bereits durch einen Medschidie beschwerte Brust vermittelst eines tiefen Atemzuges erleichternd, begab er sich ans Werk — sein Werk! Der Marsch, den tollsten Anforderungen an eine türkische Janitscha- renmusik entsprechend, gefiel Sr. Excellenz in dem Maße, daß er lebhaften Beifall klatschte und ihn wiederholen ließ — doch — „Nein, mein Herr, adressieren Sie diese Komposition nicht an mich, sie ist eines Bessern würdig ; versuchen Sie es, senden Sie den Marsch an mänen hohen Herrn und Gebieter nach Stambul. ich werde nnht ermangeln, ein Begleitungsschreiben mitzugeben, ! und — „qui srut — wer weiß?" ! Dies „qm smt — wer weiß?" — «ar für Tre bor maßgebend. Am selbigen Tage noch Kgab er sich