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1881 Sonnabend, den 2. Juli Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und des Stadtrats M Frankenberg. ' Inserat« «erd« mit , Pf,, für die »«spalten« Sorplt»- ««U« brrechmt. ülüafter Jns«r»t«a- brtra, ro Pf,. Somplijlirt« undta- tellartsch« Inserate nach besonderem L-rts. Inseraten- Ilniachm« für dte sewetlt,« ilbcnd-Nummer bv> »ormttt»,« lo Uhr. skrschetnl Id,Nch. mlt Sutnaim« der Sonn-und 8«s>la««, abend« für den sol- genden Tag. Preis vierteljährlich l M. so Pfg., monatlich bv Pfg., Einzel-Nrn. s Pfg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen de» Tage blattes an. Im Monat IM ist zu bezahlen : 15 Juli, di- Einkommensteuer pr. 2. Termin am is. Ttadtstenereimmhme^Frankettberg, am 1 JuU — gegen neun der Angeklagten auf die Todesstrafe, gegen zwei weniger Gravierte auf zehnjährige Verbannung. Unter den ersteren befinden sich an bekannteren Namen Mahmud Dschellalledie Pascha, Nuri Pascha, nahe Ver wandte des Ermordeten, dann besonders Midhat Pascha, der christliche Renegat. örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 1. Juli 1881. f Durch Hochwasser der Zschopau, welches in der Nacht zum Donnerstag eingetreten, sind die in derselben gelegenen Mittweidaer Zellenbäder weggerissen morden, so daß das eine am gegenüberliegenden Ufer vorgcfun- den, das andere dagegen bis Ringethal fortgeschwemmt wurde. Außerdem ist auch in der dasigen Großmühle durch das Wasser Schaden insofern angerichtet worden, als das Flutbette beschädigt und dadurch die Turbinen zum Stillstand gebracht sind. -f Der leider durch die jetzt nicht zur völligen Dun kelheit übergehende Dämmerung nicht rn seinem vollen Strahlenglanze zur Geltung gelangende Gouldsche Komet, welcher bereits den Ort seiner größten Helligkeit über schritten hat, wird nur noch kurze Zeit dem bloßen Auge sichtbar sein; er entfernt sich rasch von der Erde. Er erscheint Anfang Juli im Sternbilde des Luchses und geht in das Sternbild des Kamelopard und bleibt im mer noch zu Tag- und Nachtzeit über dem Horizont jedes Beobachtungsortes in Europa. -f In der Kirche des benachbarten Oberwiesa wird nächsten Sonntag, den 3. Juli, die Jahresfeier des Chemnitzer Zweigvereins der Gustav-Adolf- Stiftung durch Festgottesdienst abgehalten, bei welchem Hr. I . Seidel in Gablenz predigt, der langjährige treu verdiente Seelsorger der evangelischen Gemeinde zu Rum burg, deren schwere Sorgen er mitgetragen und mit zu erleichtern er sich so sehr bemüht. Dem Gottesdienste, in dem Hr. Diak. Frommhold aus Chemnitz den Bericht über das so hochwichtige Liebeswerk unsrer Kirche erstat tet, folgt eine der Förderung der Zwecke des Gustav- Adolf-Vereins gewidmete trauliche Besprechung im Hel- bigschen Gasthofe zu Oberwiesa. — Wenn auch nach dem neuesten Gutachten des den so schwer erkrankten Prinzen Albert behandelnden Leibarztes Sr. Maj. des Königs Geh. Med.-Rat vr. Die Sultausmörder. .. Nachspiel eines blutigen Dramas ist in Kon stantinopel m Scene gesetzt und jetzt zu Ende gespielt worden, Nach dem rätselhaften Tode des Sultans Ab dul Aziz sind Jahre verflossen, und fast befremdlich er- schemt es, m einem Lande, wo Blut- und Gewaltthaten wahrlich nicht zu den Seltenheiten gehören, dieses fast vergessene Ereigms wieder ans Licht gezogen und öffent lich verhandelt zu sehen. Ist es Gerechtigkeitsgefühl, was den jetzt regierenden Sultan dazu treibt, den an emem feiner Vorgänger verübten Mord zu strafen? mcht, sonst hätte es schon längst geschehen müssen. Aber Blut schreit zum Himmel und ungerecht vergosse nes Blut ruft nach Sühnung und rächender Vergeltung. So mag auch wohl fetzt das dumpfe Gefühl, daß auch dieser Mord ge;uhnt, daß seine Ausüber nicht länger in hohen Stellungen und einträglichen Würden ungestraft und ungestört genießen dürften, die innere und Haupt veranlassung zu dem späten Richtcrspruch sein. Auch dem Moslem schwebt wie dem Christen das Bewußtsein der Notwendigkeit einer Vergeltung für verübten Frevel vor der Seele, und dies Bewußtsein, dies Gewissen des Volkes wird ungestraft nicht verhöhnt. Bricht dies zu sammen, so bricht mit ihm das Staatswesen zusammen, bei Muhamedanern ebenso, wie bei Christen. Ueberall gilt der Ausspruch: Die Gerechtigkeit ist die Grundlage der Staaten. So mag Abdul Hamid langsam zum Bewußtsein der Notwendigkeit einer Bestrafung des damals verübten Verbrechens gelangt sein, zugleich aber hat ihn unzwei felhaft das Gefühl der eigenen Unsicherheit, welches sei nen Vorgänger mit entsetzlicher Gewalt ergriffen und in den Wahnsinn getrieben hat, hauptsächlich veranlaßt, die blutige That mcht länger ungestraft zu lassen. Denn Straflosigkeit, womöglich noch, wie dies damals ge schehen, glänzende Belohnung müssen zur Nacheiferung antreiben und keine Macht, keine noch so peinliche Vor sicht könnte schließlich den Sultan vor ähnlichem mörde rischen Ende schützen, wenn das Gefühl für Gerechtigkeit in seinem Volke erloschen und erstorben ist. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, dürfte die faktische Aus führung des Urteils, welche schließlich völlig von der Entschließung des Sultans abhängt, nicht zu bezweifeln sein und Blut mit Blut gesühnt werden. Es lautet nicht Fiedler regelmäßige BüUettns ^ohli-hen Erschei- mehr ausgegeben wer^n v bleibt der auf das m. Quartal werden noch von uns, alle,, Postanstalten und Zeitungsboten ange nommen. Die Lrpeöitioll cke» kränkenderer Inxeklnttes. Das dem Domherrn vr. Keil gehörige Grund- N LLS- 7S» S-LS'» L W 7^.^ — Am Sonntag und Montag felerte dle Schützen-, gilde zu Marienberg das Jubelfest ihres SSOjährr gen Bestehens in solenner Welse. — In Leipzig findet morgenden Sonnabend und nächsten'Sonntag ein Kongreß deutscher Schuhma chermeister statt. Derselbe hat sich die Aufgabe ge stellt, die Grundsätze für einen naturgemäßen Stiefel und zweckentsprechenden Leisten zu vereinbaren. Der preußische Oberstabsarzt vr. Starke, welcher sich durch seine Anweisungen, wie der Armeesttefel zu formen ist, verdient gemacht hat und dessen Vorschriften bereits viel fach vom Publikum dankbar acceptiert sind, ist von den Altmeistern als Autorität zu diesem Kongresse geladen worden. — Wie das „Meeraner Tgbl." vernimmt, hat em großes Schwindel-Konsortium es versucht, auf briefliche Bestellung bei verschiedenen Firmen in Meerane größere Quantitäten Damenkleiderstoffe an sich zu bringen. Je doch soll keiner der Fabrikanten auf dre verführerischen Angebote, welche mit mehrfachen Referenzen begleitet waren, hineingefallen sein. Jetzt ist in der „Köln. Ztg." zu lesen, daß eine schwarze Bande in Brüssel nach allen Himmelsrichtungen hin Briefe mit Bestellungen auf Ma nufakturwaren, Kaffee, Wein, Spirituosen rc. abgesandt habe; an einem einzigen Tage seien gegen 200 derartige Briefe von dieser Gesellschaft in Brüssel aufgegeben worden. Es dürfte dies dieselbe Bande sein, welche auch bei den Meeraner Häusern ihr Glück versuchte. — Die Kirche zuLauter bei Schwarzenberg wurde am Dienstag Nachmittag von einem Blitzstrahle in dem Augenblicke getroffen, als eben eine Trauerversammlung das Gotteshaus verlassen hatte und der Glöckner mit Inserat - Aufträge übemehm außer der Verlagsekpedition auch deren Zeitungsbote», auswärts sämtliche Bureaus und MMellen der Annoncen - Expedient» k Haasenstem L Vogler - B. L. Laube L L°. außerdem in AuerSwalde ör. Gastwirt Auwn RickM Hr. Buchbinder Rudolf »°g V m Niederwiesa Hr. MaterialwarenyLndler Tittmann Die Seiden Klara. HumorcSt- von S. Behrend. (Forschung.) Als Franz seine Briese beendet hatte, verließ er sein Zimmer, um mit seiner Frau ein wenig zu plaudern. Damit der geehrte Leser das Folgende leichter ver steht, müssen wir die Oertlichkeit, in der die jungen Leute wohnten, etwas näher betrachten. Es war ein großes Haus mit einem ungeheuren Vorplatze, von welchem nach verschiedenen Seiten lange schmale Kor ridore ausliefen, von welchen man wieder in die ver schiedenen Zimmer gelangte. Die Zimmer gingen nicht, wie bei modernen Bauten, von einem ms andere, son dern man mußte jedesmal über den Korridor, um tn ein anderes Zimmer zu gelangen. Als Fran, sein Bureau verließ, um in das ge- genüberliegende Zimmer seiner Frau zu treten, ge wahrte er vor demselben einen Bnef. Er hob ihn auf und laS: „Meine geliebte Klara! Meine Sehnsucht zu dir ist zu mächtig, ich muß dich heute sprechen, mäg« kommen, was da wolle. Dein Hauer.—" Dem jungen Manne war es plötzlich, als packle eine Faust in sein Inneres nnd zerrte ihm die Einge weide herum. Er blieb wie festgebannt auf der Stelle stehen und es dauerte eine ganze Weile, bevor eS ihm möglich war, tn sein Zimmer zurückzukehren. Den Bries steckte er zu sich. „Ist es denn möglich, meine Frau, meine Klara. Und gestern, gestern Abend er schütterte sie der Othello! Und deshalb fragte sie mich diesen Morgen, ob ich eifersüchtig werden könnte! Ol" Er blieb einen Augenblick stehen, wie von einem plötz lichen Gedanken ergriffen, und sein Gesicht nahm einen heiteren Ausdruck an. Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn und sagte: „da hätte ich mich wahrhaftig bald, lächerlich gemacht". Er ging im Zimmer auf und ab und lächelte sür sich hin. „Nein, Frau Gemahlin, darauf fallen wir nicht rein, das hätten sie schlauer an fangen sollen. Mich eifersüchtig machen durch diesen Brief, wenigstens hätten Sie mich beim Kaffe« nicht fragen sollen, ob ich eifersüchtig sein könnte. — Aber was thue ich nur? soll ich mich eifersüchtig stellen, rasend eifersüchtig, um sie nachdem, wenn sie glaubt, ihren Zweck erreicht ,u haben, auSzulachen? ober — halt, da kömmt mir ein guter Gedanke." Gr steckte dm Brief in seine Tasche, nahm Tinte, Papier und Feder und schrieb folgendes: „Mein geliebter Hauer I Meine Sehnsucht nach dir ist nicht minder groß, als die deinige nach mir. Ich hoffe meinen langweili gen Mann fortschwatzen zu können. Komm, komm recht zeitig zu deiner dich ewig liebenden -- , Klara." „So," sagte er, indem er den Brief betrachtete, „die Frauenhand ist mir jedenfalls so gut gelungen, al» meiner Frau die Männerhand." Er faltete den Bries zusammen, schlich aus seinem Zimmer und legte den Brief behutsam vor das Zimmer seiner Frau. „Man kann einem Scherze am besten dadurch beaeanen. daß man auf ihn eingeht," sagte er heiler sür sich hin. „Jetzt wollen wir abwarten." Dann ging er in sein Zimmer zurück. " " neuen Madame aber, um iraendnielcker