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V Hf d ^Firksav^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Bormittags lo Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Jnstrate werden mit 8 Pf. für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag so Pf. Com- pltcirte oder tabellarische Inserate nach Ueberetntommen. Bekanntmachung, die Abführung von Communanlagen und Schulgeldern betreffend. Trotz wiederholt erlassener Aufforderung befinden sich leider noch eine große Anzahl Steuerzahler mit den Communanlagen auf den 4. und beziehentlich auf frühere Termine, sowie ein größerer Theil mit dem Schulgelde auf das laufende Jahr in Rest. Indem wir die Steuerzahler darauf aufmerksam machen, daß nun mehr und zwar nach Ablauf des 22. dieses Monats mit dem Erlaß von Zahlungsauflagen an alle Säumige begonnen und, nachdem die übliche Frist verstrichen, die Zwangsvollstreckung unnachfichtltch verfügt werden wird, fordern wir hierdurch nochmals zur Zah lung auf. ' Frankenberg, den 15. Novbr. 1880. Der Stadtrat h. Kuh«, Brgrmstr. H. Nächsten Sonnabend, den LV. Novbr., Nachmittags 4 Uhr sollen 8« Meter Strastensteine aus dem Hummitzsch'schen Bruche a. d. Freiberg-Frankenberger Chaussee zu fahren in Hummitzsch'schens Gasthof an den Mindestfordernden verdungen werden. Sonstige Bedingungen werden zuvor bekannt gegeben. Mühlbach, am 16. Novbr. 1880. Der Gemeinderatb. Gedenktage au8 großer Zeit. 7. November: Fort Mortier bei Neubreisach capitulirt. — Französische Kriegsschiffe von Neuem in der Nordsee. 8. November: Festung Verdun capitulirt mit ca. 4000 Mann; 23 000 Gewehre und große Vorräthe andern Kriegsmaterials gewinnen die Deutschen dabei. 9. November: General v. d. Tann zieht sich vor der aurückenden überlegenen Loire-Armee aus Orleans zurück. — Die Elbschifsfahrt wird der französischen Flotte wegen wieder eingestellt. 10. November: Festung Neubreisach capitulirt mit 100 Offizieren und 5000 Mann. 100 Geschütze erobert. 12. November: Siegreiches Gefecht des deutschen Ka nonenbootes Meteor gegen den französischen Aviso Bouvct in den Gewässern von Havannah. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 16. November 1880. Dem in der Kallundruckfabrik der Firma C. F. Pörzler mit gestern gerade 40 Jahre in Thäligkeil stehenden Coloristen Hrn. Carl Gottfr. Teichmann wurde an diesem Tage von Hrn. Bürgermstr. Kuhn in Anwesenheit sämmtlichen Fabrikspersonals im Auftrage der Staatsregie rung die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" unter gleichzeitiger Uebermittlung des bez. ministeriellen Decrets und unter herz licher Beglückwünschung Namens der Stadt über reicht. Daß der darüber hocherfreute Arbeitsju ¬ bilar nicht nur durch Länge der Arbeitszeit al lein, sondern auch besonders durch Treue gegen seine Prinzipalität sich ausgezeichnet hat, dafür dürfte bester Beleg sein, daß der zu Anfang dieses Jahres verstorbene langjährige Chef der Firma, Hr. I. Böhme, testamentarisch seinem treuen Arbeiter eine entsprechende Anerkennung gezollt hatte. f Der Vorsicht des Hrn.Fleischermstr. Wink ler hier, welcher die von ihm geschlachteten Schweine auf Trichinen untersuchen läßt, ist es zu danken, daß ein Unglück verhütet werden konnte. In einem heute geschlachteten Schweine hat nämlich der verpflichtete Fleischbeschauer Hr. Vogel hier zahlreiche Trichinen vorgefunden, was auch Seiten des Hrn. kgl. Bezirksarztes bestätigt wurde. Die von der Polizeibehörde mit Be schlag belegten Fleischtheile werden vernichtet. f Unser gestern und heute währender „kalter Jahrmarkt"'war zum Beginn vom denkbar un günstigsten Wetter schwer beeinträchtigt. Bei jeftigem Wind und Regen hatten die Fieranten mit vielfachen Schwierigkeiten schon beim Aus packen zu kämpfen und die 10 Grab Wärme, welche während der größern Hälfte des Tages anhielten, waren nicht angethan, die Kauflust ür Winterwaaren zu erhöhen. In den ersten Nachmiltagsstunden hielt anhaltender Regen die Käufer von den Verkaufsständen fern und nur erst später entwickelte sich, nachdem der Regen fall bei Temperaturerniedrigung bis auf -j- 6 ° k aufgehört, belebterer Verkehr, namentlich dank der trotz Witterungsungunst ziemlich zahlreich erschienenen Landbevölkerung. Heute begünstigt das Wetter den Markt wesentlich mehr. -j- Vor zahlreich versammelter Gemeinde und in Anwesenheit vieler Fremden wurde am Sonntag Vormittag die Weihe der im Laufe des vergangenen Sommerhalbjahrs restaurirten Kirche zu Flöha durch Hrn. Sup. Michael aus Chemnitz vollzogen und prangt nun das altehr würdige Gotteshaus, dessen Altarplatz ein alt- gothisches Kreuzgewölbe überspannt und jenen prachtvollen Altarschrein zeigt, von dem wir kürz lich berichteten, im herrlichsten Schmucke. Der Ortspfarrer, Hr. k. Kummer, hielt eine ergrei fende Festpredigt und dankte am Schluffe der selben in herzlichster Weise Allen, die das Werk irgendwie haben fördern helfen. Besondere An erkennung auch fand Hr. Fabrikbes. Lonis Uhl« zu Plaue, welcher stylvoll gehaltene Kron- und Wandleuchter von Bronce gestiftet hatte. Nach dem Vormittagsgottesdienste fanden 5 Trau ungen statt und während der Nachmittagsstun den kam eiu größeres Kirchenconcert zur Auf führung, das ein ausgesucht schönes Programm mit Nummern von S. Bach, Händel, Mozart, Haydn, Mendelssohn rc. enthielt, äußerst zahl- Der SrkntL. Erzählung von I. B. Jacobi. „Hei, Durniu (Wicht), anspannen!" rief, auS der Hausthür auf den Hof hinauStretend, in pol nischer Sprache und mit weithin schallender Stimme Graf SkarSki, und sofort begab sich einer der auf dem Hofe arbeitenden Männer, der wissen mochte, daß ihm der Zuruf gegolten, in die Wagenremise, zog eine Britschka heraus, spannte zwei Pferde, welche eben vom Ackern heimgekehrt waren, vor dieselbe, warf dann eiligst einen alten betreßten Rock über seine Werktagskleider, stülpte die mit einer Pfauenfeder geschmückte viereckige Mütze auf den Kopf und fuhr vor di« Thür. „Nach Miechow!" befahl der Graf im Einstei gen, warf der Frau Gemahlin wie den neben ihr auf der Schwell« st«h«nd«n Tvchtrrn «in« Kußhand zu und fort ging «S, so rasch di« magern Klepper zu laufen vermochten In Miechow, dem nahe ge-i legen«» Städtchen, war Pferdemarkt. Der GrafI uhr hin, um ein oder auch, wenn da» Glück sich' ihm günstig zeigte, zwei Paar Pferde nicht etwa zu kaufen, sondern zu erspielen. Die Pferdemärkte in den kleinen Städten Polens bieten den umwoh nenden Landedelleuten die best« Gelegenheit zum Spiel, dem sie fast ohne Ausnahme sehr ergeben sind. Wohl wird auch dabei durch Vermittelung jüdischer Makler mancher Handel geschlossen, den Edelleuten ist eS jedoch mehr um Unterhaltung als um den An- und Verkauf der Rosse zu thun. Graf SkarSki war ein Lebemann im ausgedehn testen Sinne deS Wortes, dem Trunk und Spiel ergeben und von jeher bemüht gewesen, das von seinen Vorfahren ererbte Vermögen klein zu machen. Die« war ihm zum großen Theil gelungen. Noch wohnte zwar die gräfliche Familie auf dem Erb gut« Skar«wo, daS Hauptgut ober und die früher dazu gkhörigrn Besitzungen waren bereits in andre Händ« übergegangen. Der Herrenhof in Skarewo sah auch keineswegs wehr einem altadligen Besitzthum ähnlich. ES war allerdings «in großer, geräumlger Hof mit ziemlich gut erhaltenen WirthschaflSgebäuden; von einem l herrschaftlichen Wohnhause aber war nichts zu j sehen. Die in der Mitte deS HofeS befindlichen, von der gräflichen Familie bewohnten Räumlich keiten hatten früher deren Dienern zum Obdach ge dient. Hohe Schutthaufen und tief« Löcher, welche aukzufüüen und zu ebnen man nicht für nothwen- dig erachtete, bezeichneten jedoch die Stelle, auf welcher in besseren Zeiten ein stattliches Schloß ge standen hatte. , Nicht von deS FeuerS verzehrender Wuth war eS zerstört worden, Graf SkarSki selbst hatte daS von seinen Ahnen erbaute schöne, alte und doch fest« Schloß vom First bis zum Fundam«nt nie« verreißen lassen. Dazu hatte er, seiner Ansicht nach, Ursache gehabt, und zwar lag dieselbe in dem wenig freundschaftlichen Verhältniß, in welchem er, obgleich er ihr rechter und einziger Sohn gewesen, zu seiner Mutter gestanden hatte. Der alte Graf war gestoben, als das Söhnlein sein sechstes Jahr erreicht hatte; bis dahin aber chatte er Alles gethan, um den ihm spät geborenen Sprößling gründlich zu verderben. Wa» der Knab«