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In der Suite sind die Hauptfiguren und Höhepunkte des Geschehens in der Art einer Tondichtung aneinan der gereiht. So zeichnet die Einleitung die Liebesszene der alternden Frau und ihres jugendlichen Liebhabers, Marschallin und Oktavian, zu Beginn der Oper nach, gefolgt vom irisierenden Orchesterzauber der Über reichung der silbernen Rose', mit der Oktavian als Brautwerber für den plump-dreisten Baron Ochs bei Sophie, derTochterdes neureichen Herrn von Faninal, auftritt. Das Walzerthema des Ochs ist die schwelge rische Paraphrase eines im Original wundersam me lancholischen Themas aus dem Dynamiden-Walzer (1865) des Wiener Namensvetters Josef Strauss, dem nicht weniger genialen Bruder des ,Walzerkönigs' Jo hann. Um qualitätsvolle Anleihen war Richard Strauss nie verlegen. Wie in jeder Liebeskomödie folgt eine Intrige, aus der Ochs auf Lerchenau als Verlierer und der zwischendurch als Mädchen Mariandl verkleide te Oktavian als Sieger hervorgehen. Im ,Denouement' (dem alten Theaterbegriff für ,Auflösung eines Kno tens') vereinen sich die drei Frauenstimmen zum bal samischen Terzett, bevor die Marschallin resignierend abgeht und das junge Liebespaar in der androgynen Schönheit des Zusammenklangs von Sopran und Mez zosopran sein Glück findet. Darauf folgt aber in der Suite, die nicht dem Verlauf der Oper folgt, noch ein schwungvolles ,Resümee' - alles Walzer! - wie es am Wiener Opernball heißt. Friedrich der den Strauss Entstehung der Alpensinfonie 1900-1915 Uraufführung 28. Oktober 1915, Berlin Ursprünglich war es Nietzsches ,Antichrist' Klangzauberer Richard schon um 1902 an eine ,Alpens infonie' denken ließ. Aus heutiger Position mutet fol gende Sentenz aus dem Tagebuch des Komponisten 1911 bedenklich an: ,Mir ist absolut deutlich, dass die deutsche Nation nur durch die Befreiung vom Chris tentum neue Tatkraft gewinnen kann. Ich will meine Alpensinfonie den Antichrist nennen, als da ist: sittli che Reinigung aus eigener Kraft, Befreiung durch die Arbeit, Anbetung der ewigen herrlichen Natur.' Doch am selben Tag vermerkte Strauss auch den Tod Gustav Mahlers,,dieses hochstrebenden, idealen und energi schen Künstlers' als schweren Verlust', und an Hugo von Hofmannsthal, mit dem er gerade an ,Ariadne auf Naxos' arbeitete, schrieb er in derselben Zeit:,Ich war-