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Sonnabend, den 28. Mal Der Schneider von Kanan. Nach historisch-» Grundlagen erzählt von O«Iar Gießler. (Fortsetzung.) Der arme August konnte nicht glauben, daß er der Gegenstand einer Verfolgung sein könne, wollte aber doch möglichen Konflikten aus dem Wege gehen, da er vor Soldaten eine erklärliche Aversion hatte, und war eben im Begriff, sich „seitwärts in die Büsche ,u schlagen" — als ein donnerndes „Halt!" des nahenden Chasseurs ihn eines Besseren belehrte, und zum St-Henbleiben zwang. , Mit gefalteten Händen erwartete der arme Schnei, der sein Schicksal. Sein Her, klopfte hörbar unter dem alten Mantel, und die Knie zitterten ihm vor in« nerer Angst. Der Chasseur war herangekomm-n und blickte halb mit Lachen, halb mit Teilnahme auf die schlotternde Jammerfigur. „Wer sein du?" platzte er heraus. „Ein armer Schneider", war die klägliche Antwort. „Woher, s'il vous platt?" „AuS Hanau." „LUM, gehst du mit mir! LUW. tatUsur!" Dabei machte der Ehasseur Mi«««, dm Schneider vinnPferde herab zu M««-aufdk Knie und schrie au»LeibtSkäften: „Ach, HrrrChas- smr, lasim Et« mich ruhig ,u Hause gehen, ich habe Vom Reichstage. Die gegenwärtige Session ist an bedeutungsvollen Verhandlungen und Vorfällen reicher als ihre letzten Vorgänger. So bot auch die Sitzung vom 25. Mai em aufsehenerregendes Vorkommnis. Mehrere Stunden lang wurde das Haus zunächst durch die Beratung des Antrags des wurttembergischen Abgeordneten v. Varn- Eer auf Revision des Unterstützungswohnsitzgesetzes be schäftigt. Varnbuler verlangt, daß die Berechtigung zur Armenunterstützung vom Heimatsrecht abhängig sein solle, m dessen Ermangelung der nach dem Unterstützungs- wohnsitzgesetz zu ermittelnde Ortsarmenverband einzutre- ten habe; das Heimatsrecht solle nur verloren gehen durch Auswanderung und Erwerbung eines andern Hei matsrechts und jeder Deutsche solle das Heimatsrecht an seinem Wohnsitze erwerben können. Graf Stolberg ver langt, daß der Unterstützungswohnsitz durch 1jährigen Aufenthalt nach zurückgelegteni 21. Lebensjahre erwor ben, durch 2jährige Abwesenheit verloren werde. Ger wig will die Erwerbung des Untcrstützungswohnsitzes von einer 5jährigen Abwesenheit abhängig machen. Streit- Zwickau empfiehlt die Bestimmung, daß niemand nach zurückgelegtem 60. Lebensjahre einen Unterstützungs wohnsitz selbständig erwerben könne. Varnbüler begrün dete seinen Antrag in 2stündiger Rede, die andern An tragsteller rechtfertigten ihre Vorschläge, die schließlich insgesamt auf Antrag v. Schorlemer-Alsts dem Reichs kanzler zur Erwägung überwiesen wurden. Darauf folgte die Beratung der zu der dermalen brennendsten Tagessrage, dem Zollanschlusse Hamburgs, eingegange nen Anträge der Fortschrittler Richter-Hagen und Kar sten, sowie Ausfeld. Erstere beantragen, der Reichstag möge in betreff der im Bundesrate eingebrachten An- „Das weiß ich nicht, Herr Kaiser (denn für nichts aeringeres konnte er den Fragenden halten), ich bin schon vier Tage haußen." „Ich bin nicht der Kaiser, lieber Mann, wühl aber einer seiner Generäle. Sage, ist Hanau stark brftstiat?" »Bei memer Treu, Herr Kai. Herr SeÄrnl das weiß ich nicht Ich nÄ.. , .Hipp General, träge auf Einverleibung der Unterelbe in den Zollverein und Aufhebung des Hauptzollamtes in Hamburg erklä ren, daß es weder dem bundesstaatlichen Verhältnis, noch der Achtung vor dem geltenden Verfassungsrechte entspricht, wenn der Bundesrat Aenderungen der Zoll- einrichtungen vornehmen sollte lediglich zu dem Zwecke, um einzelne Bundesstaaten in dem freien Gebrauche ih res verfassungsmäßigen Rechtes zu beschränken. Ausfeld beantragt, zu erklären, daß die zur Zeit auf der Elbe bestehende Zollgrenze nur durch Gesetz an eine unterhalb dieser Grenze gelegene Stelle verlegt werden kann. Von den Nationalliberalen wurde dagegen beantragt, die Erwartung auszusprechen, daß der Bundesrat von seinen Maßregeln bis zur Durchführung der Vereinba rung über den Zollanschluß Hamburgs Abstand nehmen werde, v. Minnigerooe (deutsch-kons.) beantragte aber, über Richter-Karstens Antrag zur Tagesordnung über zugehen, da es der Stellung des Reichstags nicht ent spreche, durch Beschlußfassung seinerseits zu versuchen, die Entschließungen des Bundesrats zu beeinflussen. Vor Beginn der Beratung dieser Anträge verlas Staats minister v. Bötticher eine Erklärung, worin er namens der verbündeten Regierungen die Unterstellung des Rich- ter-Karstenschen Antrags, daß der Bundesrat Beschlüsse fassen könnte, welche den Zweck verfolgen, die Rechte einzelner Bundesstaaten zu verletzen, zurückweist und ge gen den Versuch, die Entschließungen des Bundesrats durch ein solches Vorgehen zu beeinflussen, Verwahrung einlegt. „Der Bundesrat, seiner Kompetenzen und sei ner Pflicht sich wohl bewußt, hält es mit der Würde der von ihm vertretenen Regierungen nicht vereinbar, sich an den Verhandlungen eines Antrags, wie der Rich- tersche ist, zu beteiligen." Nach Beendigung der Vor lesung, die von der Rechten mit Beifall, von der Linken Frau und Kinder zu Haus. Seien Sie barmherzig, bester, liebster Herr Chasseur!" „LllM äone ave« moi, canuillv!" entgegnete die ser zornig, aber beschwichtigend setzte er hinzu: „Nix dir geschehen soll, Schneider, komm nur mit!" Dabei ergriff er den halbtoten Mann von der Na- del und führte ihn in ziemlich scharfem Tempo zurück, bis wo der Fußweg mit der Landstraße kreuzte, und diese sich weit in einem Walde sortzog. Auf dieser Straße ging der Transport weiter, mitten durch die Scharen oer flüchtigen Truppen und den endlosen Train. Eine kleine Lichtung rechts der Straße war zu einer Art Bivouak umgestaltet. Ein mächtiges Wachtfeuer loderte empor, umlagert von einer Anzahl höherer Of fiziere , welche die Arriäregarde des fliehenden Heeres kommandierten. Hinter ihnen lagen und standen eine Abteilung Voltigeure, und nach Osten gerichtet war eine Batterie aufgesahren, deren Bedienungs-Mann schaften sich kampfbereit hinter den Rohren befanden. Alles deutete auf «inen augenblicklichen Halt, der von der Notwendigkeit, einen Augenblick ruhig Atem schöpfen zu müssen, erzwungen mar. Nach der Seite der Straße zu stand eins Schwadron Chasseurs zur Bedeckung auf. marschtert, msi der Front nach dem Heerweg. Düstet: und erm«M waren die Krieger, denn fit fühlten, daß ihnMst Wnd« in Deutschland gekommen war, und di« foHigt stolz« Si«g«-sreudigkeit hatte einer verbif- ZWmM M BM«»'«»-":?»"», »ml«, bald na« Dienern besetzt, die angewiesen waren, jeden etwa Eintritt suchenden Bundesratsbevollmäch^ Kommissar zu benachrichtigen, daß E BundesratSM während der Verhandlung memand mehr Platznehmen dürft. In großer Aufregung verteidigte Richter-Hagen seinen Antrag. Er vermisse die Herren vom Bundes rate gar nicht; der Reichstag habe seine Wurde auch zu wahren, seine Kompetenz m dieser Frage stehe unbedingt fest. Er beleuchtete die Geschichte der Differenz Wt HW- bürg und bemerkte, es handle sich um das Vorgehen Preußens gegen einen Kleinstaat, dessen Recht aber das Recht jedes Bundesstaates und das Verfassungsrecht sei. Die Frage sei keine Parteistage, sie gehe über das Par- teiinteresft weit hinaus. Im Vorgehen des Reichskanz lers gegen Hamburg liege eine auch in der Form im mer stärker werdende Rücksichtslosigkeit gegen alles, was anderer Ansicht als der Reichskanzler sei; gehe das so fort, so kämen wir noch schließlich dahin, daß Macht vor Recht geht. Windthorst beantragte, die Erwartung aus zusprechen, daß bis zum Abschluß der zwischen dem Reiche" und Hamburg über den Zollanschluß schwebenden Ver handlungen bezüglich der Zollbehandlung der Schiffahrt auf der Unterelbe, in den zu Hamburg bestehenden Hauptzollämtcrn und in der Behandlung der Zoll vereinsniederlage keine Veränderungen vorgenommen werden. Nachdem der Hamburger Abgeordnete vr. Wotff- son in ruhiger sachlicher Weise die Entstehung der ge genwärtigen Situation, die schweren Folgen der in Aus sicht genommenen Maßregeln und die stilistischen Gründe, die seiner Ansicht nach nur eine Regelung der Frage senen Resignation Platz gemacht. Der goldene Adler mußte seinen Glan, bei Leipzig verbleichen sehen. Der Chasseur ritt zur Gruppe der Stabsoffiziere usid meldele ihnen seinen Fang. Ein General, der Höchstkommandierende, erhob sich und befahl, den Schnei der vorzuführen. Dieser glaubte nicht anders, als daß Standrecht über ihn gehalten werden sollte und stam- melte m Seelenangst ein Stoßgebetlein. Seine jäm merliche Erscheinung rief Heiterkeit hervor. „Fürchte dich nicht, Mann", rief ihm der General rm besten Deutsch zu, „es soll dir nichts widerfahren! Beantworte mir nur einige Fragen." Der Schneider atmete hoch auf. „Na, wenn's weiter nichts ist" — dachte er und verbeugte sich. „Sind noch Franzosen in Hanau?" fragte der Ge neräl. ÄmtsdiM der «SM LmwiMpimamschasi Mha, de« «SM. Amisgerichi» Md des ..- . .... 'N Mederwtesa Hr. MatknalwarenvLndler Tittmann. er , Bekanntmachung. o,Carl Otto Echuriä in Auerswalde hat um Genehmigung zur nachgesucht ? Schlächterei im Hause 8llb Nr. 30 des dasigen Brandcatasters hier ^r Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung etwaige Einwendungen gegen diese Anlage binnen 14 Tagen, "E Tage des Erscheinens diefer Nummer des Tageblattes ab, allhier anzubringen. «.Ä.r 'n für alle Einwendungen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln oeruyen, pracluswlsch. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 25. Mai 1881. . —,von Weissenbach. Z. Bekanntmachung. zum i °»—?uf die diesjährigen GEEeaMvM 2 Treppen) zu be- JmN dieses Jahres an die Stadtsteuereiunahme (Rathaus, - richtigen. , Wir machen die Anlagenpflichtige» darauf A^rch das MU dem Bemerken, daß gegen Tuumige 8 Tage "ach ZwangsvollftreckungSverstchren eingeleitet werden wird. Frankenberg, den 23. Mai 1881. D e r S t a d t r a t. «Uhu, Brgrmstr. 1881. s Inserat- werde« ' mit g Pf,, für die gespaltene Kaqni«- S-lle ierechnet. Kleinster Inserat«« betrag ro Pf,. Komplizierte und ta bellarische Inserate nach besonderem Tarif. Inseraten-Lmahma für die leweilige «teild-Nmnm-r »ich vormittag» la Uhr. Erscheint Mich, mit «uenahm« der M ZFraakendergcr Sage-iE PeftellLNgm ' " ' - - . . nehmen alle Post- anstalten, Postboten « - Mts mb die ilu-gabe- «U*' v »» « "Wie weit ist «- Hs- Wünhura?" dort'Awejm " H "A sag««, -^tch bin noch niemals Mts. f.)