Hoch auf’m Berg, tief im Tal Johannes Brahms’s Symphonie Nr. 1 c-moll op. 68 von Markus Hennerfeind Johannes Brahms zog schon in jungen Jahren die Bewunderung eines berühmten Kollegen auf sich: „... Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in schwierigen Setzungen der Kunst, mir kurz vorher von einem ver ehrten bekannten Meister empfohlen. Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener...." Mit diesen hymnischen Worten machte Robert Schumann in seinem Auf satz „Neue Bahnen“ den knapp 20-jährigen Brahms einer breiteren musikalischen Öffentlichkeit bekannt. Dieser Artikel, den Schumann in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“ veröffentlichte, sollte sich auf die Entwicklung des ohnehin von Selbstzweifeln geplagten Brahms nicht nur förderlich, sondern auch hemmend auswirken. Erst als 43-Jähriger, am 4. November 1876, wagte er sich etwa mit seiner Ersten Symphonie, nach knapp 14 Jahren Beschäftigung damit, an die Öffentlichkeit. Zahlreiche seiner Kompositionen aus jungen Tagen vernichtete er später: Keinerlei unausgereiften Werke sollten in sei nem CEuvre mögliche Spuren des Mangelhaften hinterlassen. Neben einer Menge Kammermusik für unterschiedliche Besetzungen, Klaviermusik, ein wenig Orgelmusik und einer großen Menge Liedern und Chorwerken, enthält Brahms’ Werkkatalog auf symphonischem Gebiet u. a. zwei Serenaden, 21 Ungarische Tänze, zwei Klavierkonzerte, ein Violinkonzert, ein Doppelkonzert für Violine und Violoncello, einige Werke für Chor und Orchester sowie vier Symphonien. Vor allem diese letztere Gattung hat den selbstkritischen Komponisten lange mit sich hadern lassen. 1862 entstand zunächst ein ganzer Symphoniesatz, den er u. a. Clara Schumann vorgelegt hatte. Clara schwärmte in einem Brief vom Juni 1862 an den Geiger und Brahms-